ROUSSEAU, Jean-Jacques (Q842): Difference between revisions
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Revision as of 12:25, 1 September 2023
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Language | Label | Description | Also known as |
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English | ROUSSEAU, Jean-Jacques |
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ROUSSEAU, Jean-Jacques (français)
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Rousseau Die ersten starken Anregungen auf dem Gebiet einer Erneuerung des inneren Menschen aus raum-zeitlichem Naturerleben heraus gehen auf Rousseau, besonders auf seine Werke La Nouvelle.
Rousseaus Haltung der Natur gegenüber ist von vornherein die eines bewußten inneren Kontaktnehmens mit der Landschaft und ihren Menschen: Je gravissais lentement et à pied des sentiers assez rudes, conduit par un homme que j’avais pris pour être mon guide, et dans lequel, durant toute la route, j’ai trouvé plutôt un ami qu’un mercenaire1.
Jahrhundert verloren gegangene Satzharmonie2 w’ird hier im subjektiven Naturerlebnis Rousseaus wiedergefunden : Tantôt d’immenses roches pendaient en ruines au-dessus de ma tête.
Aus solchen räumlich betonten Erfahrungen von der Belebtheit der Natur ergibt sich für Rousseau eine direkte Beziehung zu seinen eigenen seelischen Zuständen.
Das Mensch und Natur in gleicher Weise durchwaltende Grundgesetz des Lebens3 4 5 6 ist hier leib- und geisthaft fühlbar geworden. Rousseau ist reiner Romantiker in dieser wesenhaften Reaktivierung des gesamten Ich aus der Natur heraus.
Rousseaus nicht theoretisch gedachte, sondern im lebendigen Erleben erfahrene Existence stützt sich ausschließlich auf den in sich selbst eingekehrten, voraussetzungslos gewordenen Geist6. Ihm bieten sich das eigene Selbst, Natur und Gott als ursächliche Lebenszusammenhänge 1 J.
Lamartines Naturbetrachtung bringt auch keine direkte Beziehung zwischen dem Ich und den gleichgearteten Teilen der Natur zum Ausdruck , wie sie in Rousseaus Gleichklangserlebnis und der daraus folgenden wesenhaften Regeneration seiner ganzen Persönlichkeit vorlag.
In beiden Fällen läßt sich beobachten, daß oft im umgekehrten Verhältnis wie bei Rousseau der Dichter auf die Landschaft einwirkt, indem er nur die landschaftlichen Züge beibehält, die ihn zur élévation irn Sinne der durée absolue führen. Aus diesem Grunde wird die Natur, sofern der Dichter ihr nicht indifferent gegenübersteht3 4, auch direkt als Abbild des Göttlichen angesehen : Lamartine bezeichnet sie als Ces vastes attributs qui n’achèvent pas ton nom,1 als immer gegenwärtige, stets unveränderlich wirksame Trösterin des Menschen5, als Schöpfung schlechthin, hinter der Gott als schöpfende Ursache entdeckt werden will : Dieu pour le concevoir a fait l’intelligence, Sous la nature enfin découvre son auteur6 Nur durch intelligence, d. h. durch die Fähigkeit des intellegere, der Einsicht ist dem Menschen das Erkennen Gottes in der Natur möglich.
Die von Rousseau konsequent verteidigte Ansicht, dass alles in der Natur und auch der Mensch von Natur gut sei, dass nur die misérables conventions ihn verderben (VIL 312), hat Diderot bald wieder aufgegeben11).
Rousseau sagt sich von der langen Reihe der traditionellen Romanciers los: „Die vornehmen Leute, die Frauen à la mode, die Großen, die Militärs, das sind die Akteure aller eurer Romane.“34 Er greift insbesondere von seinem Standpunkt aus Werke an, in denen „das Landvolk nichts gilt“, jene Autoren, in deren „Erzählungen, Romanen, Theaterstücken alles die Provinzler aufs Korn nimmt, alles die Einfachheit der ländlichen Sitten verspottet, alles die Manieren und Vergnügen der vornehmen Welt predigt“.35 Während diese Romane die kleinbürgerlichen Schichten „von ihrem Stand abstoßen“, will Rousseau sie „an ihren Stand binden, indem er ihn ihnen angenehm macht“.38 Zu diesem Zweck beschreibt er die Schönheit und den Nutzen der Arbeit, des Familienlebens, der Natur, des Dorfes.
„Die Literatur und das Wissen unseres Jahrhunderts“, schreibt er „tendieren viel mehr dazu, zu zerstören als aufzubauen.“51 Dagegen entwirft er das Bild einer idealen Wirklichkeit, eine Natur, in der alles Kunst ist, eine positive Gesellschaft, eine erhabene Umgebung, positive Helden, schöne Seelen, eine zauberhafte Sprache.
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Rousseaus Haltung der Natur gegenüber ist von vornherein die eines bewußten inneren Kontaktnehmens mit der Landschaft und ihren Menschen: Je gravissais lentement et à pied des sentiers assez rudes, conduit par un homme que j’avais pris pour être mon guide, et dans lequel, durant toute la route, j’ai trouvé plutôt un ami qu’un mercenaire1.
Lamartine Wie bei Rousseau und Chateaubriand bildet das landschaftliche Raumerlebnis in der Dichtung Lamartines den Ansatzpunkt zu seinem Zeiterlebnis.
Aus dieser Verankerung des landschaftlichen Raumerlebnisses im Symbol erklärt es sich, daß wir nie den direkten regeneratorischen Einfluß der Landschaft auf den Menschen verspüren wie bei Rousseau und nie die mit Künstlerauge gesehene und beschriebene pittoreske Landschaft vorfinden wie bei Chateaubriand.
In beiden Fällen läßt sich beobachten, daß oft im umgekehrten Verhältnis wie bei Rousseau der Dichter auf die Landschaft einwirkt, indem er nur die landschaftlichen Züge beibehält, die ihn zur élévation irn Sinne der durée absolue führen.
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Rousseaus Haltung der Natur gegenüber ist von vornherein die eines bewußten inneren Kontaktnehmens mit der Landschaft und ihren Menschen: Je gravissais lentement et à pied des sentiers assez rudes, conduit par un homme que j’avais pris pour être mon guide, et dans lequel, durant toute la route, j’ai trouvé plutôt un ami qu’un mercenaire1.
Das Mensch und Natur in gleicher Weise durchwaltende Grundgesetz des Lebens3 4 5 6 ist hier leib- und geisthaft fühlbar geworden. Rousseau ist reiner Romantiker in dieser wesenhaften Reaktivierung des gesamten Ich aus der Natur heraus.
Die von Rousseau konsequent verteidigte Ansicht, dass alles in der Natur und auch der Mensch von Natur gut sei, dass nur die misérables conventions ihn verderben (VIL 312), hat Diderot bald wieder aufgegeben11).
Rousseau hebt hervor, in welch hohem Grade die Gedanken der Menschen ihre Sprache und ihr Verhalten den Interessen der Körperschaften, Zünfte und Stände untergeordnet sind: „Wenn ein Mensch spricht, ist es sozusagen sein Gewand und nicht er, der eine Meinung hat; und er wird sie ohne weiteres ebenso häufig wie den Stand wechseln ...
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Aus solchen räumlich betonten Erfahrungen von der Belebtheit der Natur ergibt sich für Rousseau eine direkte Beziehung zu seinen eigenen seelischen Zuständen.
Der Veräußerlichung sucht er mit der Verinnerlichung, der Rückbesinnung auf den inneren Kern, auf die Seele, das Herz, das Gemüt zu begegnen.
Rousseau untermauert seine Anschauung auch philosophisch, indem er auf die Dogmen vom freien Willen und von der immateriellen Seele zurückgreift, die ihm durch seine religiöse Erziehung vertraut sind.
Dieser sanftere, aber viel weniger erhabene Zustand ließ den glühenden Enthusiasmus, der mich so lange Zeit durchdrungen hatte, zerrinnen...“ 47 Mit der politisch-moralischen Wandlung zu einer realistischeren Einstellung ändert Rousseau auch seinen literarischen Stil; greift er zum Genre des Romans: „Bis dahin hatte die Entrüstung der Tugend bei mir Apollo vertreten, diesmal vertraten ihn die Zärtlichkeit und die Sanftmut der Seele.“48 Während er sich im ersten Discours noch mehr an einem wirklichkeitsferneren Gesellschaftsideal, an den antiken Republiken orientiert, seine Citoyenmoral dementsprechend abstrakter gefaßt ist, hält er sich jetzt mehr an die gesellschaftliche Wirklichkeit seiner Zeit, wie er sie aus seiner Schweizer Heimat kennt.
Rousseau versteht es in der Nouvelle Héloïse, für die Gestaltung der Einheit von Ideal und Wirklichkeit, für die vertiefte Erschließung der seelischen Bereiche seiner Romanhelden und die Schilderung der in sozialer Harmonie gipfelnden Gesellschaftsbeziehungen auch neue sprachliche Ausdrucksmöglichkeiten zu finden, die die poetische Sprache des 18.
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Rousseaus nicht theoretisch gedachte, sondern im lebendigen Erleben erfahrene Existence stützt sich ausschließlich auf den in sich selbst eingekehrten, voraussetzungslos gewordenen Geist6. Ihm bieten sich das eigene Selbst, Natur und Gott als ursächliche Lebenszusammenhänge 1 J.
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Rousseaus bahnbrechende Tat ist es gewesen, dem Menschen im Raum-Zeiterlebnis durch leib-geistige Ganzheitserfahrung das zugleich individuellste wie universellste Grundgesetz des Lebens offenbart zu haben.
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Das niederländische und das deutsche Naturrecht des 17. Jh.s geben der französischen Aufklärung bis hin zu Rousseau wesentliche Impulse.
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Auch die europaweit einflussreichsten Hauptwerke der französischen politischen Philosophie des 18. Jh.s, Montesquieus De l'esprit des lois (1748) und Rousseaus Du contrat social (1762), sind dieser Zeit zuzurechnen.
Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sich Rousseau mit politisch-philosophischen Problemen beschäftigt.
Die Nouvelle Héloïse wurde in einen Gegensatz zu seinen politisch-philosophischen Arbeiten gestellt.21 Die Fragwürdigkeit einer derartigen Interpretation wird bereits deutlich, wenn man sich vergegenwärtigt, daß Rousseau 1762, ein Jahr nach dem Erscheinen der Nouvelle Héloïse, den Contrat social („Gesellschaftsvertrag“) veröffentlicht und auch in späteren Arbeiten, wie in den Lettres sur la législation de la Corse (1764; „Briefe über die Verfassung Korsikas“) und in den Considérations sur le gouvernement de Pologne (1772; „Betrachtungen über die Regierung Polens“), erneut politische Reformprogramme entwickelt.
Er kann sich die Sittlichkeit nur als Ergebnis des freien Willens, einer bewußten Anstrengung gegen die Natur vorstellen: „... seinem Willen jede Freiheit nehmen bedeutet: seinen Handlungen jeden sittlichen Charakter nehmen“41,......und vor allem im Bewußtsein dieser Freiheit zeigt sich die Geistigkeit seiner Seele.“42 Die moralisch-politische Grundlage des Staats der freien und gleichen Bürger wird von Rousseau im Contrat social (1762; „Gesellschaftsvertrag“) herausgearbeitet.
3 references
Diesbezüglich spielt Rousseaus Zivilisations- und Aufklärungsskepsis eine zentrale Rolle.
Doch so optimistisch die Fortschrittstheorie der Hochaufklärung bis hin zu Condorcet auch sein mag, so unüberhörbar warnen Zivilisationsskeptiker wie Rousseau vor der Kehrseite der Perfektionierung des Menschen und vor den Risiken der Überzivilisiertheit.
Rousseau (Lettre sur la providence, 1756) hält dagegen, das Erdbeben sei eine verhängnisvolle Folge menschlicher Zivilisation und menschlicher Manipulationen an der Natur; er sei nicht bereit, den Trost des Optimismus durch Voltaires Skepsis und Sarkasmus zerstören zu lassen.
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Diesbezüglich spielt Rousseaus Zivilisations- und Aufklärungsskepsis eine zentrale Rolle.
Doch so optimistisch die Fortschrittstheorie der Hochaufklärung bis hin zu Condorcet auch sein mag, so unüberhörbar warnen Zivilisationsskeptiker wie Rousseau vor der Kehrseite der Perfektionierung des Menschen und vor den Risiken der Überzivilisiertheit.
Ein Grundzug von Rousseaus Roman La Nouvelle-Héloïse ist seine komplexe Kritik an der Ständeordnung des Ancien régime und den ständischen Vorurteilen, an denen ja die legitime Verbindung von Julie und Saint-Preux scheitern sollte.
Vielmehr versucht Rousseau auch hier neben der Kritik am Bestehenden im Schwerpunkt bereits das Modell einer neuen auf bürgerlich-plebejischen Grundsätzen basierenden Gesellschaft zu entwickeln.
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Diesbezüglich spielt Rousseaus Zivilisations- und Aufklärungsskepsis eine zentrale Rolle.
Nach seiner Lektüre, hofft er, werden seine ländlichen Leser - „das Landvolk bildet die Nation“37 - „dieselben Funktionen ausüben, aber sie werden sie mit einer anderen Seele ausüben, und sie werden als wahre Patriarchen tun, was sic vorher als Bauern taten“.38 Rousseau gibt seinem Roman einen offen aufklärerischen Sinn: er will die Standesmenschen zu wahren „Menschen“, das heißt, zunächst einmal zu wenigstens bewußtseinsmäßig freien und gleichen Individuen erziehen, ehe es zur Bildung auch eines entsprechenden Staates kommt.
Das menschliche Geschlecht völlig vergessend, schuf ich mir eine Schar vollkommener Wesen, an Tugend und Schönheit gleich himmlisch, treue, verläßliche, zärtliche Freunde, wie ich sie hienie-den niemals gefunden hatte.“49 In einem Zustand des Enthusiasmus, der Verzückung, des Fiebers schafft er „Wesen nach seinem Herzen“.50 Von dieser Position aus wendet er sich auch dagegen, Aufklärung vor allem unter dem Aspekt der Negation und Destruktion herrschender Anschauungen zu betreiben, ohne zugleich ein positives Leitbild an deren Stelle zu setzen.
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Von zentraler Bedeutung für die Aufklärung ist die Anthropologie, die einen starken Akzent auf die vergleichende Ethnologie setzt (der zivilisierte Mensch im Gegensatz zum >barbare< oder zum >bon sauvage<) und mit neuem Interesse das Rätsel der Sprachentstehung zu lösen versucht (wie in den Sprachentstehungstheorien bei Condillac oder Rousseau).
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Voltaires) wie auch zur Kennzeichnung einer originellen Idee verwendet; lange nicht-fiktionale essayistische Passagen werden in den Kontext einer Erzählung eingebettet (Rousseau, Sade).
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Rousseau (Lettre sur la providence, 1756) hält dagegen, das Erdbeben sei eine verhängnisvolle Folge menschlicher Zivilisation und menschlicher Manipulationen an der Natur; er sei nicht bereit, den Trost des Optimismus durch Voltaires Skepsis und Sarkasmus zerstören zu lassen.
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In Frankreich markiert Rousseaus Julie ou La nou-velle Heloise (1761) den Höhepunkt der Gattung des empfindsamen Briefromans.
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In der autobiographischen Tradition im engeren Sinne stehen Rousseaus die weitere Gattungstradition (Alfieri, Goethe) dominierende Confessions (postum 1782/1788).
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In Rousseaus Julie ou La nouvelle Heloise (1761) zeigt sich deutlich, wie Bukolik und Utopie einander überlagern.
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In Rousseaus Julie ou La nouvelle Heloise (1761) zeigt sich deutlich, wie Bukolik und Utopie einander überlagern.
Rousseaus Nouvelle Héloïse ist in weiten Teilen der utopische Entwurf einer solchen im bürgerlichen Sinne harmonisierten Gesellschaft.
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Ihre ideologischen und künstlerischen Kulminationspunkte werden wir bei Rousseau und Diderot finden. Diese Wende ist vor allem dadurch gekennzeichnet, daß jetzt die Romane und Erzählungen zielgerichtet die Propagierung einer vorgestellten bürgerlichen Moral übernehmen.
Rousseau sagt sich von der langen Reihe der traditionellen Romanciers los: „Die vornehmen Leute, die Frauen à la mode, die Großen, die Militärs, das sind die Akteure aller eurer Romane.“34 Er greift insbesondere von seinem Standpunkt aus Werke an, in denen „das Landvolk nichts gilt“, jene Autoren, in deren „Erzählungen, Romanen, Theaterstücken alles die Provinzler aufs Korn nimmt, alles die Einfachheit der ländlichen Sitten verspottet, alles die Manieren und Vergnügen der vornehmen Welt predigt“.35 Während diese Romane die kleinbürgerlichen Schichten „von ihrem Stand abstoßen“, will Rousseau sie „an ihren Stand binden, indem er ihn ihnen angenehm macht“.38 Zu diesem Zweck beschreibt er die Schönheit und den Nutzen der Arbeit, des Familienlebens, der Natur, des Dorfes.
Wenn er zwei Garantien für die Beständigkeit und Sicherheit, gegen die fortschreitende Entartung der menschlichen Verhältnisse anbietet, nämlich eine innere, die Citoyenmoral, und eine äußere, die kleinbürgerliche Wirklichkeit - eine Gesellschaft ohne Konkurrenz, daher ohne Gefahr für Freiheit und Gleichheit der kleinbürgerlichen Schichten -, so wird offenbar, wie in seinem Gesellschaftsbild Ideal und Wirklichkeit verschmelzen.
Vielmehr versucht Rousseau auch hier neben der Kritik am Bestehenden im Schwerpunkt bereits das Modell einer neuen auf bürgerlich-plebejischen Grundsätzen basierenden Gesellschaft zu entwickeln.
An die Stelle der traurigen Eiben, die die Mauern bedeckten, sind tüchtige Obstspaliere gepflanzt worden...“53 Rousseaus Anliegen, durch ein hohes moralisches Bewußtsein geprägte Menschen in ihren alltäglichen bürgerlichen Verhältnissen zu zeigen und damit ein verbindliches Leitbild für die Errichtung einer bürgerlichen Gesellschaft zu geben, hat auch insofern Konsequenzen für seinen Roman, als er keine „roma-nesken“ äußeren Verwicklungen benötigt.
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Ihre ideologischen und künstlerischen Kulminationspunkte werden wir bei Rousseau und Diderot finden. Diese Wende ist vor allem dadurch gekennzeichnet, daß jetzt die Romane und Erzählungen zielgerichtet die Propagierung einer vorgestellten bürgerlichen Moral übernehmen.
Er kann sich die Sittlichkeit nur als Ergebnis des freien Willens, einer bewußten Anstrengung gegen die Natur vorstellen: „... seinem Willen jede Freiheit nehmen bedeutet: seinen Handlungen jeden sittlichen Charakter nehmen“41,......und vor allem im Bewußtsein dieser Freiheit zeigt sich die Geistigkeit seiner Seele.“42 Die moralisch-politische Grundlage des Staats der freien und gleichen Bürger wird von Rousseau im Contrat social (1762; „Gesellschaftsvertrag“) herausgearbeitet.
An die Stelle der traurigen Eiben, die die Mauern bedeckten, sind tüchtige Obstspaliere gepflanzt worden...“53 Rousseaus Anliegen, durch ein hohes moralisches Bewußtsein geprägte Menschen in ihren alltäglichen bürgerlichen Verhältnissen zu zeigen und damit ein verbindliches Leitbild für die Errichtung einer bürgerlichen Gesellschaft zu geben, hat auch insofern Konsequenzen für seinen Roman, als er keine „roma-nesken“ äußeren Verwicklungen benötigt.
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Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sich Rousseau mit politisch-philosophischen Problemen beschäftigt.
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Die Nouvelle Héloïse wurde in einen Gegensatz zu seinen politisch-philosophischen Arbeiten gestellt.21 Die Fragwürdigkeit einer derartigen Interpretation wird bereits deutlich, wenn man sich vergegenwärtigt, daß Rousseau 1762, ein Jahr nach dem Erscheinen der Nouvelle Héloïse, den Contrat social („Gesellschaftsvertrag“) veröffentlicht und auch in späteren Arbeiten, wie in den Lettres sur la législation de la Corse (1764; „Briefe über die Verfassung Korsikas“) und in den Considérations sur le gouvernement de Pologne (1772; „Betrachtungen über die Regierung Polens“), erneut politische Reformprogramme entwickelt.
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Aber gerade nach dieser Seite hin unterläßt man jede Einwirkung; eure elenden Schriftsteller haben nur für diejenigen Strafpredigten, die unterdrückt sind, und die Moral der Bücher wird stets erfolglos sein, weil sie nur in der Kunst besteht, dem Stärkeren den Hof zu machen.“22 Und darüber hinaus betont Rousseau im Roman selbst: „Die Romane eignen sich vielleicht zum letzten Belehrungsmittel, das noch für ein Volk übrigbleibt, welches bereits so gesunken ist, daß cs sich für jedes andere unempfänglich zeigt.“23 Der Inhalt der Nouvelle Héloïse ist grob skizziert folgender: Saint-Preux, aus den niederen Ständen, dem Volk stammend, als Lehrer im Haus einer adligen Familie angestellt, verliebt sich in die Tochter der Familie.
Ein Grundzug von Rousseaus Roman La Nouvelle-Héloïse ist seine komplexe Kritik an der Ständeordnung des Ancien régime und den ständischen Vorurteilen, an denen ja die legitime Verbindung von Julie und Saint-Preux scheitern sollte.
Rousseau hebt hervor, in welch hohem Grade die Gedanken der Menschen ihre Sprache und ihr Verhalten den Interessen der Körperschaften, Zünfte und Stände untergeordnet sind: „Wenn ein Mensch spricht, ist es sozusagen sein Gewand und nicht er, der eine Meinung hat; und er wird sie ohne weiteres ebenso häufig wie den Stand wechseln ...
der Richter nimmt ein adliges Gehabe an, der Finanzmann spielt den Seigneur, der Bischof spricht galant, der Hofmann spricht über Philosophie, der Staatsmann über schöngeistige Dinge, und selbst der einfache Handwerker, der keinen anderen Ton als den seinen annehmen kann, kleidet sich sonntags schwarz, um vornehm auszusehen.“25 Rousseau greift hier äußere Symptome der in Auflösung begriffenen Ständegesellschaft auf, ist sich aber bewußt, daß damit das von der Ständegesellschaft geprägte Denken vieler Menschen noch in keiner Weise erschüttert, sondern nach wie vor in Vorurteilen befangen ist: „. .. ihre Meinungen dringen nicht aus ihrem Herzen, ihre Einsichten wurzeln nicht in ihrem Geist, ihre Worte stehen nicht für ihre Gedanken .. ,“26 Im Zusammenhang mit der Überwindung ständischem Denkens ist auch Rousseaus Kritik am französischen Theater zu sehen, der ein ganzer Brief seiner Nouvelle Héloïse gewidmet ist.
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Aber gerade nach dieser Seite hin unterläßt man jede Einwirkung; eure elenden Schriftsteller haben nur für diejenigen Strafpredigten, die unterdrückt sind, und die Moral der Bücher wird stets erfolglos sein, weil sie nur in der Kunst besteht, dem Stärkeren den Hof zu machen.“22 Und darüber hinaus betont Rousseau im Roman selbst: „Die Romane eignen sich vielleicht zum letzten Belehrungsmittel, das noch für ein Volk übrigbleibt, welches bereits so gesunken ist, daß cs sich für jedes andere unempfänglich zeigt.“23 Der Inhalt der Nouvelle Héloïse ist grob skizziert folgender: Saint-Preux, aus den niederen Ständen, dem Volk stammend, als Lehrer im Haus einer adligen Familie angestellt, verliebt sich in die Tochter der Familie.
In der damit einsetzenden Spannung zwischen Pflicht und Neigung, Tugend und Verlangen entwickeln Julie und Saint-Preux ein Übermaß an gesteigerten sittlichen Empfindungen und Gefühlen, die einerseits den Idealforderungen Rousseaus im Hinblick auf eine erneuerte Gesellschaft Ausdruck verleihen, andererseits aber auch die ganze unlösbare Problematik solcher Art erzwungener Verhaltensweisen, die die Unterdrückung des natürlichen Gefühlslebens verlangt, erkennen lassen.
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In der damit einsetzenden Spannung zwischen Pflicht und Neigung, Tugend und Verlangen entwickeln Julie und Saint-Preux ein Übermaß an gesteigerten sittlichen Empfindungen und Gefühlen, die einerseits den Idealforderungen Rousseaus im Hinblick auf eine erneuerte Gesellschaft Ausdruck verleihen, andererseits aber auch die ganze unlösbare Problematik solcher Art erzwungener Verhaltensweisen, die die Unterdrückung des natürlichen Gefühlslebens verlangt, erkennen lassen.
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In der damit einsetzenden Spannung zwischen Pflicht und Neigung, Tugend und Verlangen entwickeln Julie und Saint-Preux ein Übermaß an gesteigerten sittlichen Empfindungen und Gefühlen, die einerseits den Idealforderungen Rousseaus im Hinblick auf eine erneuerte Gesellschaft Ausdruck verleihen, andererseits aber auch die ganze unlösbare Problematik solcher Art erzwungener Verhaltensweisen, die die Unterdrückung des natürlichen Gefühlslebens verlangt, erkennen lassen.
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In der damit einsetzenden Spannung zwischen Pflicht und Neigung, Tugend und Verlangen entwickeln Julie und Saint-Preux ein Übermaß an gesteigerten sittlichen Empfindungen und Gefühlen, die einerseits den Idealforderungen Rousseaus im Hinblick auf eine erneuerte Gesellschaft Ausdruck verleihen, andererseits aber auch die ganze unlösbare Problematik solcher Art erzwungener Verhaltensweisen, die die Unterdrückung des natürlichen Gefühlslebens verlangt, erkennen lassen.
Das menschliche Geschlecht völlig vergessend, schuf ich mir eine Schar vollkommener Wesen, an Tugend und Schönheit gleich himmlisch, treue, verläßliche, zärtliche Freunde, wie ich sie hienie-den niemals gefunden hatte.“49 In einem Zustand des Enthusiasmus, der Verzückung, des Fiebers schafft er „Wesen nach seinem Herzen“.50 Von dieser Position aus wendet er sich auch dagegen, Aufklärung vor allem unter dem Aspekt der Negation und Destruktion herrschender Anschauungen zu betreiben, ohne zugleich ein positives Leitbild an deren Stelle zu setzen.
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In der damit einsetzenden Spannung zwischen Pflicht und Neigung, Tugend und Verlangen entwickeln Julie und Saint-Preux ein Übermaß an gesteigerten sittlichen Empfindungen und Gefühlen, die einerseits den Idealforderungen Rousseaus im Hinblick auf eine erneuerte Gesellschaft Ausdruck verleihen, andererseits aber auch die ganze unlösbare Problematik solcher Art erzwungener Verhaltensweisen, die die Unterdrückung des natürlichen Gefühlslebens verlangt, erkennen lassen.
Rousseaus Nouvelle Héloïse ist in weiten Teilen der utopische Entwurf einer solchen im bürgerlichen Sinne harmonisierten Gesellschaft.
Wenn er zwei Garantien für die Beständigkeit und Sicherheit, gegen die fortschreitende Entartung der menschlichen Verhältnisse anbietet, nämlich eine innere, die Citoyenmoral, und eine äußere, die kleinbürgerliche Wirklichkeit - eine Gesellschaft ohne Konkurrenz, daher ohne Gefahr für Freiheit und Gleichheit der kleinbürgerlichen Schichten -, so wird offenbar, wie in seinem Gesellschaftsbild Ideal und Wirklichkeit verschmelzen.
Dieser sanftere, aber viel weniger erhabene Zustand ließ den glühenden Enthusiasmus, der mich so lange Zeit durchdrungen hatte, zerrinnen...“ 47 Mit der politisch-moralischen Wandlung zu einer realistischeren Einstellung ändert Rousseau auch seinen literarischen Stil; greift er zum Genre des Romans: „Bis dahin hatte die Entrüstung der Tugend bei mir Apollo vertreten, diesmal vertraten ihn die Zärtlichkeit und die Sanftmut der Seele.“48 Während er sich im ersten Discours noch mehr an einem wirklichkeitsferneren Gesellschaftsideal, an den antiken Republiken orientiert, seine Citoyenmoral dementsprechend abstrakter gefaßt ist, hält er sich jetzt mehr an die gesellschaftliche Wirklichkeit seiner Zeit, wie er sie aus seiner Schweizer Heimat kennt.
Vielmehr versucht Rousseau auch hier neben der Kritik am Bestehenden im Schwerpunkt bereits das Modell einer neuen auf bürgerlich-plebejischen Grundsätzen basierenden Gesellschaft zu entwickeln.
„Die Literatur und das Wissen unseres Jahrhunderts“, schreibt er „tendieren viel mehr dazu, zu zerstören als aufzubauen.“51 Dagegen entwirft er das Bild einer idealen Wirklichkeit, eine Natur, in der alles Kunst ist, eine positive Gesellschaft, eine erhabene Umgebung, positive Helden, schöne Seelen, eine zauberhafte Sprache.
Sein Idealmodell einer harmonisierten Gesellschaft, das sein Roman ausschnittartig vorstellt, wird somit geographisch und historisch konkret verankert.
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In der damit einsetzenden Spannung zwischen Pflicht und Neigung, Tugend und Verlangen entwickeln Julie und Saint-Preux ein Übermaß an gesteigerten sittlichen Empfindungen und Gefühlen, die einerseits den Idealforderungen Rousseaus im Hinblick auf eine erneuerte Gesellschaft Ausdruck verleihen, andererseits aber auch die ganze unlösbare Problematik solcher Art erzwungener Verhaltensweisen, die die Unterdrückung des natürlichen Gefühlslebens verlangt, erkennen lassen.
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Wie man aus den letzten vier Büchern des Romans entnehmen kann, ist Julies ganzes Denken und Wirken nicht auf die Befriedigung individueller Bedürfnisse, sondern auf die praktische Realisierung humaner Ziele gerichtet, die ihrem Inhalt nach mit der im Roman geschilderten idealen Lebensweise der Walliser in Einklang stehen. Wenn Rousseau seinen Roman daher damit abschließt, daß Julie - nachdem sie ihr Kind, das zu ertrinken drohte, gerettet hat - angesichts des Todes einerseits erneut ihre Liebe zu Saint-Prcux beteuert und sogar die Hoffnung ausspricht, mit ihm einmal vereint zu sein, andererseits sich aber auch zu dem von ihr beschrittenen Weg bekennt, so ist dies keineswegs paradox.
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der Richter nimmt ein adliges Gehabe an, der Finanzmann spielt den Seigneur, der Bischof spricht galant, der Hofmann spricht über Philosophie, der Staatsmann über schöngeistige Dinge, und selbst der einfache Handwerker, der keinen anderen Ton als den seinen annehmen kann, kleidet sich sonntags schwarz, um vornehm auszusehen.“25 Rousseau greift hier äußere Symptome der in Auflösung begriffenen Ständegesellschaft auf, ist sich aber bewußt, daß damit das von der Ständegesellschaft geprägte Denken vieler Menschen noch in keiner Weise erschüttert, sondern nach wie vor in Vorurteilen befangen ist: „. .. ihre Meinungen dringen nicht aus ihrem Herzen, ihre Einsichten wurzeln nicht in ihrem Geist, ihre Worte stehen nicht für ihre Gedanken .. ,“26 Im Zusammenhang mit der Überwindung ständischem Denkens ist auch Rousseaus Kritik am französischen Theater zu sehen, der ein ganzer Brief seiner Nouvelle Héloïse gewidmet ist.
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Rousseaus Nouvelle Héloïse ist in weiten Teilen der utopische Entwurf einer solchen im bürgerlichen Sinne harmonisierten Gesellschaft. Allerdings ist hier zunächst nur der Unterschied zwischen Bürger und Adligem aufgehoben, während das Volk, repräsentiert durch die Bediensteten, noch der patriarchalischen Fürsorge bedarf. Es werden Haus, Hof, Landwirtschaft, die Arbeitsorganisation, das Zusammenleben zwischen den Gutsbesitzern, den Dienern und den Arbeitern beschrieben.
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Es ist eine Briefsammlung.“33 Rousseau möchte damit den Wirklichkeitsbezug unterstreichen.
Wenn er zwei Garantien für die Beständigkeit und Sicherheit, gegen die fortschreitende Entartung der menschlichen Verhältnisse anbietet, nämlich eine innere, die Citoyenmoral, und eine äußere, die kleinbürgerliche Wirklichkeit - eine Gesellschaft ohne Konkurrenz, daher ohne Gefahr für Freiheit und Gleichheit der kleinbürgerlichen Schichten -, so wird offenbar, wie in seinem Gesellschaftsbild Ideal und Wirklichkeit verschmelzen.
Dieser sanftere, aber viel weniger erhabene Zustand ließ den glühenden Enthusiasmus, der mich so lange Zeit durchdrungen hatte, zerrinnen...“ 47 Mit der politisch-moralischen Wandlung zu einer realistischeren Einstellung ändert Rousseau auch seinen literarischen Stil; greift er zum Genre des Romans: „Bis dahin hatte die Entrüstung der Tugend bei mir Apollo vertreten, diesmal vertraten ihn die Zärtlichkeit und die Sanftmut der Seele.“48 Während er sich im ersten Discours noch mehr an einem wirklichkeitsferneren Gesellschaftsideal, an den antiken Republiken orientiert, seine Citoyenmoral dementsprechend abstrakter gefaßt ist, hält er sich jetzt mehr an die gesellschaftliche Wirklichkeit seiner Zeit, wie er sie aus seiner Schweizer Heimat kennt.
Diese Wirklichkeit bildet Hintergrund und Rahmen seines Romans La Nouvelle Héloïse.
Rousseau versteht es in der Nouvelle Héloïse, für die Gestaltung der Einheit von Ideal und Wirklichkeit, für die vertiefte Erschließung der seelischen Bereiche seiner Romanhelden und die Schilderung der in sozialer Harmonie gipfelnden Gesellschaftsbeziehungen auch neue sprachliche Ausdrucksmöglichkeiten zu finden, die die poetische Sprache des 18.
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Rousseau sagt sich von der langen Reihe der traditionellen Romanciers los: „Die vornehmen Leute, die Frauen à la mode, die Großen, die Militärs, das sind die Akteure aller eurer Romane.“34 Er greift insbesondere von seinem Standpunkt aus Werke an, in denen „das Landvolk nichts gilt“, jene Autoren, in deren „Erzählungen, Romanen, Theaterstücken alles die Provinzler aufs Korn nimmt, alles die Einfachheit der ländlichen Sitten verspottet, alles die Manieren und Vergnügen der vornehmen Welt predigt“.35 Während diese Romane die kleinbürgerlichen Schichten „von ihrem Stand abstoßen“, will Rousseau sie „an ihren Stand binden, indem er ihn ihnen angenehm macht“.38 Zu diesem Zweck beschreibt er die Schönheit und den Nutzen der Arbeit, des Familienlebens, der Natur, des Dorfes.
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Rousseau sagt sich von der langen Reihe der traditionellen Romanciers los: „Die vornehmen Leute, die Frauen à la mode, die Großen, die Militärs, das sind die Akteure aller eurer Romane.“34 Er greift insbesondere von seinem Standpunkt aus Werke an, in denen „das Landvolk nichts gilt“, jene Autoren, in deren „Erzählungen, Romanen, Theaterstücken alles die Provinzler aufs Korn nimmt, alles die Einfachheit der ländlichen Sitten verspottet, alles die Manieren und Vergnügen der vornehmen Welt predigt“.35 Während diese Romane die kleinbürgerlichen Schichten „von ihrem Stand abstoßen“, will Rousseau sie „an ihren Stand binden, indem er ihn ihnen angenehm macht“.38 Zu diesem Zweck beschreibt er die Schönheit und den Nutzen der Arbeit, des Familienlebens, der Natur, des Dorfes.
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Rousseau sagt sich von der langen Reihe der traditionellen Romanciers los: „Die vornehmen Leute, die Frauen à la mode, die Großen, die Militärs, das sind die Akteure aller eurer Romane.“34 Er greift insbesondere von seinem Standpunkt aus Werke an, in denen „das Landvolk nichts gilt“, jene Autoren, in deren „Erzählungen, Romanen, Theaterstücken alles die Provinzler aufs Korn nimmt, alles die Einfachheit der ländlichen Sitten verspottet, alles die Manieren und Vergnügen der vornehmen Welt predigt“.35 Während diese Romane die kleinbürgerlichen Schichten „von ihrem Stand abstoßen“, will Rousseau sie „an ihren Stand binden, indem er ihn ihnen angenehm macht“.38 Zu diesem Zweck beschreibt er die Schönheit und den Nutzen der Arbeit, des Familienlebens, der Natur, des Dorfes.
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Aus der besonderen sozialen Position erklärt sich Rousseaus Idealismus, der eine sichtbare Ausprägung in der Nouvelle Héloïse erfährt.
Wenn er zwei Garantien für die Beständigkeit und Sicherheit, gegen die fortschreitende Entartung der menschlichen Verhältnisse anbietet, nämlich eine innere, die Citoyenmoral, und eine äußere, die kleinbürgerliche Wirklichkeit - eine Gesellschaft ohne Konkurrenz, daher ohne Gefahr für Freiheit und Gleichheit der kleinbürgerlichen Schichten -, so wird offenbar, wie in seinem Gesellschaftsbild Ideal und Wirklichkeit verschmelzen.
Dieser sanftere, aber viel weniger erhabene Zustand ließ den glühenden Enthusiasmus, der mich so lange Zeit durchdrungen hatte, zerrinnen...“ 47 Mit der politisch-moralischen Wandlung zu einer realistischeren Einstellung ändert Rousseau auch seinen literarischen Stil; greift er zum Genre des Romans: „Bis dahin hatte die Entrüstung der Tugend bei mir Apollo vertreten, diesmal vertraten ihn die Zärtlichkeit und die Sanftmut der Seele.“48 Während er sich im ersten Discours noch mehr an einem wirklichkeitsferneren Gesellschaftsideal, an den antiken Republiken orientiert, seine Citoyenmoral dementsprechend abstrakter gefaßt ist, hält er sich jetzt mehr an die gesellschaftliche Wirklichkeit seiner Zeit, wie er sie aus seiner Schweizer Heimat kennt.
„Die Literatur und das Wissen unseres Jahrhunderts“, schreibt er „tendieren viel mehr dazu, zu zerstören als aufzubauen.“51 Dagegen entwirft er das Bild einer idealen Wirklichkeit, eine Natur, in der alles Kunst ist, eine positive Gesellschaft, eine erhabene Umgebung, positive Helden, schöne Seelen, eine zauberhafte Sprache.
Sein Idealmodell einer harmonisierten Gesellschaft, das sein Roman ausschnittartig vorstellt, wird somit geographisch und historisch konkret verankert.
Rousseau versteht es in der Nouvelle Héloïse, für die Gestaltung der Einheit von Ideal und Wirklichkeit, für die vertiefte Erschließung der seelischen Bereiche seiner Romanhelden und die Schilderung der in sozialer Harmonie gipfelnden Gesellschaftsbeziehungen auch neue sprachliche Ausdrucksmöglichkeiten zu finden, die die poetische Sprache des 18.
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Rousseau untermauert seine Anschauung auch philosophisch, indem er auf die Dogmen vom freien Willen und von der immateriellen Seele zurückgreift, die ihm durch seine religiöse Erziehung vertraut sind.
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Er kann sich die Sittlichkeit nur als Ergebnis des freien Willens, einer bewußten Anstrengung gegen die Natur vorstellen: „... seinem Willen jede Freiheit nehmen bedeutet: seinen Handlungen jeden sittlichen Charakter nehmen“41,......und vor allem im Bewußtsein dieser Freiheit zeigt sich die Geistigkeit seiner Seele.“42 Die moralisch-politische Grundlage des Staats der freien und gleichen Bürger wird von Rousseau im Contrat social (1762; „Gesellschaftsvertrag“) herausgearbeitet.
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Das menschliche Geschlecht völlig vergessend, schuf ich mir eine Schar vollkommener Wesen, an Tugend und Schönheit gleich himmlisch, treue, verläßliche, zärtliche Freunde, wie ich sie hienie-den niemals gefunden hatte.“49 In einem Zustand des Enthusiasmus, der Verzückung, des Fiebers schafft er „Wesen nach seinem Herzen“.50 Von dieser Position aus wendet er sich auch dagegen, Aufklärung vor allem unter dem Aspekt der Negation und Destruktion herrschender Anschauungen zu betreiben, ohne zugleich ein positives Leitbild an deren Stelle zu setzen.
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An die Stelle der traurigen Eiben, die die Mauern bedeckten, sind tüchtige Obstspaliere gepflanzt worden...“53 Rousseaus Anliegen, durch ein hohes moralisches Bewußtsein geprägte Menschen in ihren alltäglichen bürgerlichen Verhältnissen zu zeigen und damit ein verbindliches Leitbild für die Errichtung einer bürgerlichen Gesellschaft zu geben, hat auch insofern Konsequenzen für seinen Roman, als er keine „roma-nesken“ äußeren Verwicklungen benötigt.
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Rousseau versteht es in der Nouvelle Héloïse, für die Gestaltung der Einheit von Ideal und Wirklichkeit, für die vertiefte Erschließung der seelischen Bereiche seiner Romanhelden und die Schilderung der in sozialer Harmonie gipfelnden Gesellschaftsbeziehungen auch neue sprachliche Ausdrucksmöglichkeiten zu finden, die die poetische Sprache des 18.