ROUSSEAU, Jean-Jacques (Q842): Difference between revisions
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English | ROUSSEAU, Jean-Jacques |
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ROUSSEAU, Jean-Jacques (français)
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Rousseau Die ersten starken Anregungen auf dem Gebiet einer Erneuerung des inneren Menschen aus raum-zeitlichem Naturerleben heraus gehen auf Rousseau, besonders auf seine Werke La Nouvelle.
Rousseaus Haltung der Natur gegenüber ist von vornherein die eines bewußten inneren Kontaktnehmens mit der Landschaft und ihren Menschen: Je gravissais lentement et à pied des sentiers assez rudes, conduit par un homme que j’avais pris pour être mon guide, et dans lequel, durant toute la route, j’ai trouvé plutôt un ami qu’un mercenaire1.
Jahrhundert verloren gegangene Satzharmonie2 w’ird hier im subjektiven Naturerlebnis Rousseaus wiedergefunden : Tantôt d’immenses roches pendaient en ruines au-dessus de ma tête.
Aus solchen räumlich betonten Erfahrungen von der Belebtheit der Natur ergibt sich für Rousseau eine direkte Beziehung zu seinen eigenen seelischen Zuständen.
Das Mensch und Natur in gleicher Weise durchwaltende Grundgesetz des Lebens3 4 5 6 ist hier leib- und geisthaft fühlbar geworden. Rousseau ist reiner Romantiker in dieser wesenhaften Reaktivierung des gesamten Ich aus der Natur heraus.
Rousseaus nicht theoretisch gedachte, sondern im lebendigen Erleben erfahrene Existence stützt sich ausschließlich auf den in sich selbst eingekehrten, voraussetzungslos gewordenen Geist6. Ihm bieten sich das eigene Selbst, Natur und Gott als ursächliche Lebenszusammenhänge 1 J.
Lamartines Naturbetrachtung bringt auch keine direkte Beziehung zwischen dem Ich und den gleichgearteten Teilen der Natur zum Ausdruck , wie sie in Rousseaus Gleichklangserlebnis und der daraus folgenden wesenhaften Regeneration seiner ganzen Persönlichkeit vorlag.
In beiden Fällen läßt sich beobachten, daß oft im umgekehrten Verhältnis wie bei Rousseau der Dichter auf die Landschaft einwirkt, indem er nur die landschaftlichen Züge beibehält, die ihn zur élévation irn Sinne der durée absolue führen. Aus diesem Grunde wird die Natur, sofern der Dichter ihr nicht indifferent gegenübersteht3 4, auch direkt als Abbild des Göttlichen angesehen : Lamartine bezeichnet sie als Ces vastes attributs qui n’achèvent pas ton nom,1 als immer gegenwärtige, stets unveränderlich wirksame Trösterin des Menschen5, als Schöpfung schlechthin, hinter der Gott als schöpfende Ursache entdeckt werden will : Dieu pour le concevoir a fait l’intelligence, Sous la nature enfin découvre son auteur6 Nur durch intelligence, d. h. durch die Fähigkeit des intellegere, der Einsicht ist dem Menschen das Erkennen Gottes in der Natur möglich.
Die von Rousseau konsequent verteidigte Ansicht, dass alles in der Natur und auch der Mensch von Natur gut sei, dass nur die misérables conventions ihn verderben (VIL 312), hat Diderot bald wieder aufgegeben11).
Rousseau sagt sich von der langen Reihe der traditionellen Romanciers los: „Die vornehmen Leute, die Frauen à la mode, die Großen, die Militärs, das sind die Akteure aller eurer Romane.“34 Er greift insbesondere von seinem Standpunkt aus Werke an, in denen „das Landvolk nichts gilt“, jene Autoren, in deren „Erzählungen, Romanen, Theaterstücken alles die Provinzler aufs Korn nimmt, alles die Einfachheit der ländlichen Sitten verspottet, alles die Manieren und Vergnügen der vornehmen Welt predigt“.35 Während diese Romane die kleinbürgerlichen Schichten „von ihrem Stand abstoßen“, will Rousseau sie „an ihren Stand binden, indem er ihn ihnen angenehm macht“.38 Zu diesem Zweck beschreibt er die Schönheit und den Nutzen der Arbeit, des Familienlebens, der Natur, des Dorfes.
„Die Literatur und das Wissen unseres Jahrhunderts“, schreibt er „tendieren viel mehr dazu, zu zerstören als aufzubauen.“51 Dagegen entwirft er das Bild einer idealen Wirklichkeit, eine Natur, in der alles Kunst ist, eine positive Gesellschaft, eine erhabene Umgebung, positive Helden, schöne Seelen, eine zauberhafte Sprache.
Rousseau möchte in dem Menschen, der bereits durch Erziehung, Sitten und den falschen Verlauf der Vergesellschaftung depraviert ist, das Naturgegebene, Ursprüngliche vom Künstlichen unterscheiden, das die Zivilisation hinzugefügt hat.
Obschon seine Überlegungen im Gedankengut der Aufklärung wurzeln, wird Rousseau jedoch durch die Ablehnung des aufklärerischen Fortschrittsoptimismus und vor allem wegen der präro mantischen Naturschwärmerei (siehe préromantisme), der Betonung der sensibilité und der Aufwertung des Gefühls gegenüber dem Rationalismus zum erklärten Gegner seiner früheren Freunde.
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Rousseaus Haltung der Natur gegenüber ist von vornherein die eines bewußten inneren Kontaktnehmens mit der Landschaft und ihren Menschen: Je gravissais lentement et à pied des sentiers assez rudes, conduit par un homme que j’avais pris pour être mon guide, et dans lequel, durant toute la route, j’ai trouvé plutôt un ami qu’un mercenaire1.
Lamartine Wie bei Rousseau und Chateaubriand bildet das landschaftliche Raumerlebnis in der Dichtung Lamartines den Ansatzpunkt zu seinem Zeiterlebnis.
Aus dieser Verankerung des landschaftlichen Raumerlebnisses im Symbol erklärt es sich, daß wir nie den direkten regeneratorischen Einfluß der Landschaft auf den Menschen verspüren wie bei Rousseau und nie die mit Künstlerauge gesehene und beschriebene pittoreske Landschaft vorfinden wie bei Chateaubriand.
In beiden Fällen läßt sich beobachten, daß oft im umgekehrten Verhältnis wie bei Rousseau der Dichter auf die Landschaft einwirkt, indem er nur die landschaftlichen Züge beibehält, die ihn zur élévation irn Sinne der durée absolue führen.
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Rousseaus Haltung der Natur gegenüber ist von vornherein die eines bewußten inneren Kontaktnehmens mit der Landschaft und ihren Menschen: Je gravissais lentement et à pied des sentiers assez rudes, conduit par un homme que j’avais pris pour être mon guide, et dans lequel, durant toute la route, j’ai trouvé plutôt un ami qu’un mercenaire1.
Das Mensch und Natur in gleicher Weise durchwaltende Grundgesetz des Lebens3 4 5 6 ist hier leib- und geisthaft fühlbar geworden. Rousseau ist reiner Romantiker in dieser wesenhaften Reaktivierung des gesamten Ich aus der Natur heraus.
Die von Rousseau konsequent verteidigte Ansicht, dass alles in der Natur und auch der Mensch von Natur gut sei, dass nur die misérables conventions ihn verderben (VIL 312), hat Diderot bald wieder aufgegeben11).
Rousseau hebt hervor, in welch hohem Grade die Gedanken der Menschen ihre Sprache und ihr Verhalten den Interessen der Körperschaften, Zünfte und Stände untergeordnet sind: „Wenn ein Mensch spricht, ist es sozusagen sein Gewand und nicht er, der eine Meinung hat; und er wird sie ohne weiteres ebenso häufig wie den Stand wechseln ...
Die Auseinandersetzung mit der Wr’ Stellung eines weisen und allmächtigen Weltenschöpfers, der trotz seiner Allmacht das Böse und Üble in der Welt geschehen läßt — wie sie von Leibniz, ShaftesbuD ' Pope, Voltaire geführt worden ist -, findet man bei Rousseau nicht. Für ihn liegen Glück und Elend des Menschen, der Sinn seines Daseins in der Gestaltung sozialen Lebens begründet; Sinn und Glück des Daseins sind an der sozialen Gerechtigkeit zu messen. [86] Aufgrund seiner Studien der Regierungsformen und der Gesellschaft kommt Rousseau zu einer pointiert negativen Einschätzung des gegen* wärtigen Daseins der Menschen.
Für ihn liegen Glück und Elend des Menschen, der Sinn seines Daseins in der Gestaltung sozialen Lebens begründet; Sinn und Glück des Daseins sind an der sozialen Gerechtigkeit zu messen. [86] Aufgrund seiner Studien der Regierungsformen und der Gesellschaft kommt Rousseau zu einer pointiert negativen Einschätzung des gegen* wärtigen Daseins der Menschen.
In Rousseaus Text werden die geistige und die gesellschaftliche Entwicklung miteinander verquickt; die Geschichte hat demnach die Selbsterkenntnis des Menschen, die Erkenntnis und Beherrschung der äußeren Natur sowie die Gestaltung des Geschicks der Menschheit herbeigeführt.
Den falschen Weg der Menschheitsgeschichte und die Korruption der gegenwärtigen Gesellschaft liest Rousseau an dem Widerspruch zwischen einer hochentwickelten verfeinerten Kultur (»politesse«, »goût délicat«, »bienséance«) und der Heimtücke, dem Haß, der Furcht und der Gefühlskälte ab, die sich unter dem trügerischen Schein der feinen Bildung verbergen.
Rousseau möchte in dem Menschen, der bereits durch Erziehung, Sitten und den falschen Verlauf der Vergesellschaftung depraviert ist, das Naturgegebene, Ursprüngliche vom Künstlichen unterscheiden, das die Zivilisation hinzugefügt hat.
Teil des Discours sur l'origine et les fondements de I inégalité parmi les hommes (publiziert 1755) stellt Rousseau dem zivilisierten Menschen („l'homme civil") den primitiven Menschen („l'homme naturel") gegenüber und arbeitet dabei die guten Eigenschaften des letzteren heraus (körperliche Stärke, natürliche Moral).
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Aus solchen räumlich betonten Erfahrungen von der Belebtheit der Natur ergibt sich für Rousseau eine direkte Beziehung zu seinen eigenen seelischen Zuständen.
Der Veräußerlichung sucht er mit der Verinnerlichung, der Rückbesinnung auf den inneren Kern, auf die Seele, das Herz, das Gemüt zu begegnen.
Rousseau untermauert seine Anschauung auch philosophisch, indem er auf die Dogmen vom freien Willen und von der immateriellen Seele zurückgreift, die ihm durch seine religiöse Erziehung vertraut sind.
Dieser sanftere, aber viel weniger erhabene Zustand ließ den glühenden Enthusiasmus, der mich so lange Zeit durchdrungen hatte, zerrinnen...“ 47 Mit der politisch-moralischen Wandlung zu einer realistischeren Einstellung ändert Rousseau auch seinen literarischen Stil; greift er zum Genre des Romans: „Bis dahin hatte die Entrüstung der Tugend bei mir Apollo vertreten, diesmal vertraten ihn die Zärtlichkeit und die Sanftmut der Seele.“48 Während er sich im ersten Discours noch mehr an einem wirklichkeitsferneren Gesellschaftsideal, an den antiken Republiken orientiert, seine Citoyenmoral dementsprechend abstrakter gefaßt ist, hält er sich jetzt mehr an die gesellschaftliche Wirklichkeit seiner Zeit, wie er sie aus seiner Schweizer Heimat kennt.
Rousseau versteht es in der Nouvelle Héloïse, für die Gestaltung der Einheit von Ideal und Wirklichkeit, für die vertiefte Erschließung der seelischen Bereiche seiner Romanhelden und die Schilderung der in sozialer Harmonie gipfelnden Gesellschaftsbeziehungen auch neue sprachliche Ausdrucksmöglichkeiten zu finden, die die poetische Sprache des 18.
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Rousseaus nicht theoretisch gedachte, sondern im lebendigen Erleben erfahrene Existence stützt sich ausschließlich auf den in sich selbst eingekehrten, voraussetzungslos gewordenen Geist6. Ihm bieten sich das eigene Selbst, Natur und Gott als ursächliche Lebenszusammenhänge 1 J.
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Rousseaus bahnbrechende Tat ist es gewesen, dem Menschen im Raum-Zeiterlebnis durch leib-geistige Ganzheitserfahrung das zugleich individuellste wie universellste Grundgesetz des Lebens offenbart zu haben.
Die Auseinandersetzung mit der Wr’ Stellung eines weisen und allmächtigen Weltenschöpfers, der trotz seiner Allmacht das Böse und Üble in der Welt geschehen läßt — wie sie von Leibniz, ShaftesbuD ' Pope, Voltaire geführt worden ist -, findet man bei Rousseau nicht. Für ihn liegen Glück und Elend des Menschen, der Sinn seines Daseins in der Gestaltung sozialen Lebens begründet; Sinn und Glück des Daseins sind an der sozialen Gerechtigkeit zu messen. [86] Aufgrund seiner Studien der Regierungsformen und der Gesellschaft kommt Rousseau zu einer pointiert negativen Einschätzung des gegen* wärtigen Daseins der Menschen.
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Das niederländische und das deutsche Naturrecht des 17. Jh.s geben der französischen Aufklärung bis hin zu Rousseau wesentliche Impulse.
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Auch die europaweit einflussreichsten Hauptwerke der französischen politischen Philosophie des 18. Jh.s, Montesquieus De l'esprit des lois (1748) und Rousseaus Du contrat social (1762), sind dieser Zeit zuzurechnen.
Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sich Rousseau mit politisch-philosophischen Problemen beschäftigt.
Die Nouvelle Héloïse wurde in einen Gegensatz zu seinen politisch-philosophischen Arbeiten gestellt.21 Die Fragwürdigkeit einer derartigen Interpretation wird bereits deutlich, wenn man sich vergegenwärtigt, daß Rousseau 1762, ein Jahr nach dem Erscheinen der Nouvelle Héloïse, den Contrat social („Gesellschaftsvertrag“) veröffentlicht und auch in späteren Arbeiten, wie in den Lettres sur la législation de la Corse (1764; „Briefe über die Verfassung Korsikas“) und in den Considérations sur le gouvernement de Pologne (1772; „Betrachtungen über die Regierung Polens“), erneut politische Reformprogramme entwickelt.
Er kann sich die Sittlichkeit nur als Ergebnis des freien Willens, einer bewußten Anstrengung gegen die Natur vorstellen: „... seinem Willen jede Freiheit nehmen bedeutet: seinen Handlungen jeden sittlichen Charakter nehmen“41,......und vor allem im Bewußtsein dieser Freiheit zeigt sich die Geistigkeit seiner Seele.“42 Die moralisch-politische Grundlage des Staats der freien und gleichen Bürger wird von Rousseau im Contrat social (1762; „Gesellschaftsvertrag“) herausgearbeitet.
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Diesbezüglich spielt Rousseaus Zivilisations- und Aufklärungsskepsis eine zentrale Rolle.
Doch so optimistisch die Fortschrittstheorie der Hochaufklärung bis hin zu Condorcet auch sein mag, so unüberhörbar warnen Zivilisationsskeptiker wie Rousseau vor der Kehrseite der Perfektionierung des Menschen und vor den Risiken der Überzivilisiertheit.
Rousseau (Lettre sur la providence, 1756) hält dagegen, das Erdbeben sei eine verhängnisvolle Folge menschlicher Zivilisation und menschlicher Manipulationen an der Natur; er sei nicht bereit, den Trost des Optimismus durch Voltaires Skepsis und Sarkasmus zerstören zu lassen.
Er sieht allerdings nicht primär - wie Rousseau - im wissenschaftlichen und kulturellen Fortschritt die Ursachen für den moralischen Verfall der Gesellschaft und teilt darum auch nicht dessen Schlußfolgerungen für eine Erneuerung der Gesellschaft auf der Grundlage einer Einschränkung der Produktion und der Einführung egalitärer Besitzverhältnisse, Der Enzyklopädist begeistert sich an der Fülle der Früchte der Zivilisation, an den materiellen und geistigen Werten, die durch den von der Bourgeoisie betriebenen Austausch die Gesellschaft immer mehr überfluten.
Der Egalitarismus Mesliers ist ihnen ebenso fremd wie Rousseaus negative Einschätzung des zivilisatorischen Fortschritts und seine scharfe Polemik gegen die Etablierung ungleicher Besitz- und Machtverhältnisse.
Rousseau möchte in dem Menschen, der bereits durch Erziehung, Sitten und den falschen Verlauf der Vergesellschaftung depraviert ist, das Naturgegebene, Ursprüngliche vom Künstlichen unterscheiden, das die Zivilisation hinzugefügt hat.
Morellet hat seine unmitte Erfahrung der Epoche anscheinend Rousseaus pessimistischer Vermutung unt g ordnet, daß Revolutionen in einem fortgeschrittenen Stadium der Zivilisat unmöglich seien und den Untergang des Gemeinwesens bedeuteten: car [le peuple] peut se rendre libre tant qu’il n’est que barbare, mais il ne le peut plus qu ’ ressort civil est usé.
Teil des Discours sur l'origine et les fondements de I inégalité parmi les hommes (publiziert 1755) stellt Rousseau dem zivilisierten Menschen („l'homme civil") den primitiven Menschen („l'homme naturel") gegenüber und arbeitet dabei die guten Eigenschaften des letzteren heraus (körperliche Stärke, natürliche Moral).
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Diesbezüglich spielt Rousseaus Zivilisations- und Aufklärungsskepsis eine zentrale Rolle.
Doch so optimistisch die Fortschrittstheorie der Hochaufklärung bis hin zu Condorcet auch sein mag, so unüberhörbar warnen Zivilisationsskeptiker wie Rousseau vor der Kehrseite der Perfektionierung des Menschen und vor den Risiken der Überzivilisiertheit.
Ein Grundzug von Rousseaus Roman La Nouvelle-Héloïse ist seine komplexe Kritik an der Ständeordnung des Ancien régime und den ständischen Vorurteilen, an denen ja die legitime Verbindung von Julie und Saint-Preux scheitern sollte.
Vielmehr versucht Rousseau auch hier neben der Kritik am Bestehenden im Schwerpunkt bereits das Modell einer neuen auf bürgerlich-plebejischen Grundsätzen basierenden Gesellschaft zu entwickeln.
Der Egalitarismus Mesliers ist ihnen ebenso fremd wie Rousseaus negative Einschätzung des zivilisatorischen Fortschritts und seine scharfe Polemik gegen die Etablierung ungleicher Besitz- und Machtverhältnisse.
Rousseaus bittere Überzeugung von der abgrundtiefen Verdorbenheit der bestehenden gesellschaftlichen Ordnung führt über die Sozialkritik der übrigen Aufklärer hinaus.
Rousseau bricht diese ideologische Perspektive mit einer totalen Kulturkritik auf.
(Ebd., S. 147) Diese deutliche Kritik des gegenwärtigen gesellschaftlichen Zustandes erinnert uns an Rousseau.
Rousseau gehört anfangs zu den Mitarbeitern der Encyclopédie (s. S. 74-76), zu der er Artikel über Musik und Philosophie beisteuert. Obschon seine Überlegungen im Gedankengut der Aufklärung wurzeln, wird Rousseau jedoch durch die Ablehnung des aufklärerischen Fortschrittsoptimismus und vor allem wegen der präro mantischen Naturschwärmerei (siehe préromantisme), der Betonung der sensibilité und der Aufwertung des Gefühls gegenüber dem Rationalismus zum erklärten Gegner seiner früheren Freunde.
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Diesbezüglich spielt Rousseaus Zivilisations- und Aufklärungsskepsis eine zentrale Rolle.
Nach seiner Lektüre, hofft er, werden seine ländlichen Leser - „das Landvolk bildet die Nation“37 - „dieselben Funktionen ausüben, aber sie werden sie mit einer anderen Seele ausüben, und sie werden als wahre Patriarchen tun, was sic vorher als Bauern taten“.38 Rousseau gibt seinem Roman einen offen aufklärerischen Sinn: er will die Standesmenschen zu wahren „Menschen“, das heißt, zunächst einmal zu wenigstens bewußtseinsmäßig freien und gleichen Individuen erziehen, ehe es zur Bildung auch eines entsprechenden Staates kommt.
Das menschliche Geschlecht völlig vergessend, schuf ich mir eine Schar vollkommener Wesen, an Tugend und Schönheit gleich himmlisch, treue, verläßliche, zärtliche Freunde, wie ich sie hienie-den niemals gefunden hatte.“49 In einem Zustand des Enthusiasmus, der Verzückung, des Fiebers schafft er „Wesen nach seinem Herzen“.50 Von dieser Position aus wendet er sich auch dagegen, Aufklärung vor allem unter dem Aspekt der Negation und Destruktion herrschender Anschauungen zu betreiben, ohne zugleich ein positives Leitbild an deren Stelle zu setzen.
Rousseau selbst nennt die pathetischen Briefe seines Romans „Hymnen“.54 Und in der Tat lassen sich in ihnen eine große Zahl reimlose Verse nachweisen. Mit ihrer inhaltlichen Aussage zu allen wichtigen Problemen der Aufklärung, die die Nouvelle Héloïse, wie man gesagt hat, zu einer „Summe“ der Rousseauschen Ideen macht, mit ihrer künstlerischen Form, die als Musterbeispiel für die spätaufklärerische Prosa gelten kann, stellt sie den wohl bedeutendsten Roman der Aufklärung dar.
Der Egalitarismus Mesliers ist ihnen ebenso fremd wie Rousseaus negative Einschätzung des zivilisatorischen Fortschritts und seine scharfe Polemik gegen die Etablierung ungleicher Besitz- und Machtverhältnisse. Wie für die Verbreitung der Aufklärung, so bieten sie auch für das Problem der Gleichheit der Menschen und für die Eigentumsfrage eine dichotomische Lösung zugunsten einiger weniger und zuungunsten der Mehrheit an.
Obschon seine Überlegungen im Gedankengut der Aufklärung wurzeln, wird Rousseau jedoch durch die Ablehnung des aufklärerischen Fortschrittsoptimismus und vor allem wegen der präro mantischen Naturschwärmerei (siehe préromantisme), der Betonung der sensibilité und der Aufwertung des Gefühls gegenüber dem Rationalismus zum erklärten Gegner seiner früheren Freunde.
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Von zentraler Bedeutung für die Aufklärung ist die Anthropologie, die einen starken Akzent auf die vergleichende Ethnologie setzt (der zivilisierte Mensch im Gegensatz zum >barbare< oder zum >bon sauvage<) und mit neuem Interesse das Rätsel der Sprachentstehung zu lösen versucht (wie in den Sprachentstehungstheorien bei Condillac oder Rousseau).
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Voltaires) wie auch zur Kennzeichnung einer originellen Idee verwendet; lange nicht-fiktionale essayistische Passagen werden in den Kontext einer Erzählung eingebettet (Rousseau, Sade).
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Rousseau (Lettre sur la providence, 1756) hält dagegen, das Erdbeben sei eine verhängnisvolle Folge menschlicher Zivilisation und menschlicher Manipulationen an der Natur; er sei nicht bereit, den Trost des Optimismus durch Voltaires Skepsis und Sarkasmus zerstören zu lassen.
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In Frankreich markiert Rousseaus Julie ou La nou-velle Heloise (1761) den Höhepunkt der Gattung des empfindsamen Briefromans.
Obschon seine Überlegungen im Gedankengut der Aufklärung wurzeln, wird Rousseau jedoch durch die Ablehnung des aufklärerischen Fortschrittsoptimismus und vor allem wegen der präro mantischen Naturschwärmerei (siehe préromantisme), der Betonung der sensibilité und der Aufwertung des Gefühls gegenüber dem Rationalismus zum erklärten Gegner seiner früheren Freunde.
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In der autobiographischen Tradition im engeren Sinne stehen Rousseaus die weitere Gattungstradition (Alfieri, Goethe) dominierende Confessions (postum 1782/1788).
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In Rousseaus Julie ou La nouvelle Heloise (1761) zeigt sich deutlich, wie Bukolik und Utopie einander überlagern.
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In Rousseaus Julie ou La nouvelle Heloise (1761) zeigt sich deutlich, wie Bukolik und Utopie einander überlagern.
Rousseaus Nouvelle Héloïse ist in weiten Teilen der utopische Entwurf einer solchen im bürgerlichen Sinne harmonisierten Gesellschaft.
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Ihre ideologischen und künstlerischen Kulminationspunkte werden wir bei Rousseau und Diderot finden. Diese Wende ist vor allem dadurch gekennzeichnet, daß jetzt die Romane und Erzählungen zielgerichtet die Propagierung einer vorgestellten bürgerlichen Moral übernehmen.
Rousseau sagt sich von der langen Reihe der traditionellen Romanciers los: „Die vornehmen Leute, die Frauen à la mode, die Großen, die Militärs, das sind die Akteure aller eurer Romane.“34 Er greift insbesondere von seinem Standpunkt aus Werke an, in denen „das Landvolk nichts gilt“, jene Autoren, in deren „Erzählungen, Romanen, Theaterstücken alles die Provinzler aufs Korn nimmt, alles die Einfachheit der ländlichen Sitten verspottet, alles die Manieren und Vergnügen der vornehmen Welt predigt“.35 Während diese Romane die kleinbürgerlichen Schichten „von ihrem Stand abstoßen“, will Rousseau sie „an ihren Stand binden, indem er ihn ihnen angenehm macht“.38 Zu diesem Zweck beschreibt er die Schönheit und den Nutzen der Arbeit, des Familienlebens, der Natur, des Dorfes.
Wenn er zwei Garantien für die Beständigkeit und Sicherheit, gegen die fortschreitende Entartung der menschlichen Verhältnisse anbietet, nämlich eine innere, die Citoyenmoral, und eine äußere, die kleinbürgerliche Wirklichkeit - eine Gesellschaft ohne Konkurrenz, daher ohne Gefahr für Freiheit und Gleichheit der kleinbürgerlichen Schichten -, so wird offenbar, wie in seinem Gesellschaftsbild Ideal und Wirklichkeit verschmelzen.
Vielmehr versucht Rousseau auch hier neben der Kritik am Bestehenden im Schwerpunkt bereits das Modell einer neuen auf bürgerlich-plebejischen Grundsätzen basierenden Gesellschaft zu entwickeln.
An die Stelle der traurigen Eiben, die die Mauern bedeckten, sind tüchtige Obstspaliere gepflanzt worden...“53 Rousseaus Anliegen, durch ein hohes moralisches Bewußtsein geprägte Menschen in ihren alltäglichen bürgerlichen Verhältnissen zu zeigen und damit ein verbindliches Leitbild für die Errichtung einer bürgerlichen Gesellschaft zu geben, hat auch insofern Konsequenzen für seinen Roman, als er keine „roma-nesken“ äußeren Verwicklungen benötigt.
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Ihre ideologischen und künstlerischen Kulminationspunkte werden wir bei Rousseau und Diderot finden. Diese Wende ist vor allem dadurch gekennzeichnet, daß jetzt die Romane und Erzählungen zielgerichtet die Propagierung einer vorgestellten bürgerlichen Moral übernehmen.
Er kann sich die Sittlichkeit nur als Ergebnis des freien Willens, einer bewußten Anstrengung gegen die Natur vorstellen: „... seinem Willen jede Freiheit nehmen bedeutet: seinen Handlungen jeden sittlichen Charakter nehmen“41,......und vor allem im Bewußtsein dieser Freiheit zeigt sich die Geistigkeit seiner Seele.“42 Die moralisch-politische Grundlage des Staats der freien und gleichen Bürger wird von Rousseau im Contrat social (1762; „Gesellschaftsvertrag“) herausgearbeitet.
An die Stelle der traurigen Eiben, die die Mauern bedeckten, sind tüchtige Obstspaliere gepflanzt worden...“53 Rousseaus Anliegen, durch ein hohes moralisches Bewußtsein geprägte Menschen in ihren alltäglichen bürgerlichen Verhältnissen zu zeigen und damit ein verbindliches Leitbild für die Errichtung einer bürgerlichen Gesellschaft zu geben, hat auch insofern Konsequenzen für seinen Roman, als er keine „roma-nesken“ äußeren Verwicklungen benötigt.
Der Gesellschaftsvertrag zwischen den mächtigen Reichen und den Armen ist em Ausbeutungs- und Unterwerfungsvertrag. [88] Rousseau hat bei seiner Darstellung verschiedene Aspekte der Beziehung zwischen reich und arm, den »beiden Standen«, im Auge: die rechtliche Ungleichheit oder Ungleichbehandlung; das ständische Ansehen, die ungleiche steuerliche Belastung, die Ungleichheit der wirtschaftlichen Chancen (»Geld ist der Samen des Geldes«) und nicht zuletzt die moralische Erniedrigung oder Korruption des Armen - »aber ich halte ihn für einen verlorenen Mann, wenn er zu seinem Unglück eine anständige Seele, eine liebenswürdige hübsche Tochter und einen mächtigen Nachbarn hat«.
Rousseau hat den Widerspruch zwischen Neigung und Pflicht erkannt und mit seltener Eindringlichkeit dargestellt; aber - das unterscheidet seine Psychologie von Kants Sittenlehre - er versucht trotzdem eine Versöhnung zwischen den Leidenschaften und der Sittlichkeit.
Teil des Discours sur l'origine et les fondements de I inégalité parmi les hommes (publiziert 1755) stellt Rousseau dem zivilisierten Menschen („l'homme civil") den primitiven Menschen („l'homme naturel") gegenüber und arbeitet dabei die guten Eigenschaften des letzteren heraus (körperliche Stärke, natürliche Moral).
2 references
Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sich Rousseau mit politisch-philosophischen Problemen beschäftigt.
Rousseau gehört anfangs zu den Mitarbeitern der Encyclopédie (s. S. 74-76), zu der er Artikel über Musik und Philosophie beisteuert.
1 reference
Die Nouvelle Héloïse wurde in einen Gegensatz zu seinen politisch-philosophischen Arbeiten gestellt.21 Die Fragwürdigkeit einer derartigen Interpretation wird bereits deutlich, wenn man sich vergegenwärtigt, daß Rousseau 1762, ein Jahr nach dem Erscheinen der Nouvelle Héloïse, den Contrat social („Gesellschaftsvertrag“) veröffentlicht und auch in späteren Arbeiten, wie in den Lettres sur la législation de la Corse (1764; „Briefe über die Verfassung Korsikas“) und in den Considérations sur le gouvernement de Pologne (1772; „Betrachtungen über die Regierung Polens“), erneut politische Reformprogramme entwickelt.
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Aber gerade nach dieser Seite hin unterläßt man jede Einwirkung; eure elenden Schriftsteller haben nur für diejenigen Strafpredigten, die unterdrückt sind, und die Moral der Bücher wird stets erfolglos sein, weil sie nur in der Kunst besteht, dem Stärkeren den Hof zu machen.“22 Und darüber hinaus betont Rousseau im Roman selbst: „Die Romane eignen sich vielleicht zum letzten Belehrungsmittel, das noch für ein Volk übrigbleibt, welches bereits so gesunken ist, daß cs sich für jedes andere unempfänglich zeigt.“23 Der Inhalt der Nouvelle Héloïse ist grob skizziert folgender: Saint-Preux, aus den niederen Ständen, dem Volk stammend, als Lehrer im Haus einer adligen Familie angestellt, verliebt sich in die Tochter der Familie.
Ein Grundzug von Rousseaus Roman La Nouvelle-Héloïse ist seine komplexe Kritik an der Ständeordnung des Ancien régime und den ständischen Vorurteilen, an denen ja die legitime Verbindung von Julie und Saint-Preux scheitern sollte.
Rousseau hebt hervor, in welch hohem Grade die Gedanken der Menschen ihre Sprache und ihr Verhalten den Interessen der Körperschaften, Zünfte und Stände untergeordnet sind: „Wenn ein Mensch spricht, ist es sozusagen sein Gewand und nicht er, der eine Meinung hat; und er wird sie ohne weiteres ebenso häufig wie den Stand wechseln ...
der Richter nimmt ein adliges Gehabe an, der Finanzmann spielt den Seigneur, der Bischof spricht galant, der Hofmann spricht über Philosophie, der Staatsmann über schöngeistige Dinge, und selbst der einfache Handwerker, der keinen anderen Ton als den seinen annehmen kann, kleidet sich sonntags schwarz, um vornehm auszusehen.“25 Rousseau greift hier äußere Symptome der in Auflösung begriffenen Ständegesellschaft auf, ist sich aber bewußt, daß damit das von der Ständegesellschaft geprägte Denken vieler Menschen noch in keiner Weise erschüttert, sondern nach wie vor in Vorurteilen befangen ist: „. .. ihre Meinungen dringen nicht aus ihrem Herzen, ihre Einsichten wurzeln nicht in ihrem Geist, ihre Worte stehen nicht für ihre Gedanken .. ,“26 Im Zusammenhang mit der Überwindung ständischem Denkens ist auch Rousseaus Kritik am französischen Theater zu sehen, der ein ganzer Brief seiner Nouvelle Héloïse gewidmet ist.
Der Gesellschaftsvertrag zwischen den mächtigen Reichen und den Armen ist em Ausbeutungs- und Unterwerfungsvertrag. [88] Rousseau hat bei seiner Darstellung verschiedene Aspekte der Beziehung zwischen reich und arm, den »beiden Standen«, im Auge: die rechtliche Ungleichheit oder Ungleichbehandlung; das ständische Ansehen, die ungleiche steuerliche Belastung, die Ungleichheit der wirtschaftlichen Chancen (»Geld ist der Samen des Geldes«) und nicht zuletzt die moralische Erniedrigung oder Korruption des Armen - »aber ich halte ihn für einen verlorenen Mann, wenn er zu seinem Unglück eine anständige Seele, eine liebenswürdige hübsche Tochter und einen mächtigen Nachbarn hat«.
Rousseau habe »die ganze objektive Tragik des gewaltigsten Klassenzusammenstoßes in dieser Epoche« gestaltet. [98] Die »erschütternde und eindringliche Gestaltung des Konflikts« entspricht »in den ersten beiden Teilen der Nouvelle Héloïse den objektiven gesellschaftlichen Gegebenheiten. Die Liebe zwischen dem Bürgersohn und dem adligen Mädchen scheitert am feudalen Standesvorurteil«.
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Aber gerade nach dieser Seite hin unterläßt man jede Einwirkung; eure elenden Schriftsteller haben nur für diejenigen Strafpredigten, die unterdrückt sind, und die Moral der Bücher wird stets erfolglos sein, weil sie nur in der Kunst besteht, dem Stärkeren den Hof zu machen.“22 Und darüber hinaus betont Rousseau im Roman selbst: „Die Romane eignen sich vielleicht zum letzten Belehrungsmittel, das noch für ein Volk übrigbleibt, welches bereits so gesunken ist, daß cs sich für jedes andere unempfänglich zeigt.“23 Der Inhalt der Nouvelle Héloïse ist grob skizziert folgender: Saint-Preux, aus den niederen Ständen, dem Volk stammend, als Lehrer im Haus einer adligen Familie angestellt, verliebt sich in die Tochter der Familie.
In der damit einsetzenden Spannung zwischen Pflicht und Neigung, Tugend und Verlangen entwickeln Julie und Saint-Preux ein Übermaß an gesteigerten sittlichen Empfindungen und Gefühlen, die einerseits den Idealforderungen Rousseaus im Hinblick auf eine erneuerte Gesellschaft Ausdruck verleihen, andererseits aber auch die ganze unlösbare Problematik solcher Art erzwungener Verhaltensweisen, die die Unterdrückung des natürlichen Gefühlslebens verlangt, erkennen lassen.
Rousseau habe »die ganze objektive Tragik des gewaltigsten Klassenzusammenstoßes in dieser Epoche« gestaltet. [98] Die »erschütternde und eindringliche Gestaltung des Konflikts« entspricht »in den ersten beiden Teilen der Nouvelle Héloïse den objektiven gesellschaftlichen Gegebenheiten. Die Liebe zwischen dem Bürgersohn und dem adligen Mädchen scheitert am feudalen Standesvorurteil«.
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In der damit einsetzenden Spannung zwischen Pflicht und Neigung, Tugend und Verlangen entwickeln Julie und Saint-Preux ein Übermaß an gesteigerten sittlichen Empfindungen und Gefühlen, die einerseits den Idealforderungen Rousseaus im Hinblick auf eine erneuerte Gesellschaft Ausdruck verleihen, andererseits aber auch die ganze unlösbare Problematik solcher Art erzwungener Verhaltensweisen, die die Unterdrückung des natürlichen Gefühlslebens verlangt, erkennen lassen.
Rousseau hat den Widerspruch zwischen Neigung und Pflicht erkannt und mit seltener Eindringlichkeit dargestellt; aber - das unterscheidet seine Psychologie von Kants Sittenlehre - er versucht trotzdem eine Versöhnung zwischen den Leidenschaften und der Sittlichkeit.
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In der damit einsetzenden Spannung zwischen Pflicht und Neigung, Tugend und Verlangen entwickeln Julie und Saint-Preux ein Übermaß an gesteigerten sittlichen Empfindungen und Gefühlen, die einerseits den Idealforderungen Rousseaus im Hinblick auf eine erneuerte Gesellschaft Ausdruck verleihen, andererseits aber auch die ganze unlösbare Problematik solcher Art erzwungener Verhaltensweisen, die die Unterdrückung des natürlichen Gefühlslebens verlangt, erkennen lassen.
Rousseau hat den Widerspruch zwischen Neigung und Pflicht erkannt und mit seltener Eindringlichkeit dargestellt; aber - das unterscheidet seine Psychologie von Kants Sittenlehre - er versucht trotzdem eine Versöhnung zwischen den Leidenschaften und der Sittlichkeit.
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In der damit einsetzenden Spannung zwischen Pflicht und Neigung, Tugend und Verlangen entwickeln Julie und Saint-Preux ein Übermaß an gesteigerten sittlichen Empfindungen und Gefühlen, die einerseits den Idealforderungen Rousseaus im Hinblick auf eine erneuerte Gesellschaft Ausdruck verleihen, andererseits aber auch die ganze unlösbare Problematik solcher Art erzwungener Verhaltensweisen, die die Unterdrückung des natürlichen Gefühlslebens verlangt, erkennen lassen.
Das menschliche Geschlecht völlig vergessend, schuf ich mir eine Schar vollkommener Wesen, an Tugend und Schönheit gleich himmlisch, treue, verläßliche, zärtliche Freunde, wie ich sie hienie-den niemals gefunden hatte.“49 In einem Zustand des Enthusiasmus, der Verzückung, des Fiebers schafft er „Wesen nach seinem Herzen“.50 Von dieser Position aus wendet er sich auch dagegen, Aufklärung vor allem unter dem Aspekt der Negation und Destruktion herrschender Anschauungen zu betreiben, ohne zugleich ein positives Leitbild an deren Stelle zu setzen.
Die sensualistische Begründung des sozialkonforr*1^ Verhaltens wird allerdings in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts von komplexe^ Darstellungen psychischer Motivationen oder der Interdependenz zwischen Tug«-’ und Verstand unterminiert — man denke an Rousseaus Julie ou la Nouvelle Hélo1 de Laclos’ Les Liaisons dangereuses, an de Sades Juliette.
Rousseau hält dieser Kultur, die vom städtischen und höfischen Leben geprägt worden ist und deren Ansprüche durch die Wirklichkeit nicht eingelöst worden sind, das herausfordernde Bild eines nicht städtischen, ebenso tugendhaften wie kraftvollen Menschen entgegen: »L’homme de bien est un athlète qui se plaît à combattre nu [...]« (ebd., S. 5).
Discours 'n seinem ersten bedeutenden Werk, dem Discours sur les sciences et les arts (1750), entwickelt Rousseau seine These, dass der Fortschritt der Wissenschaften und Künste nicht - wie gemeinhin von den Aufklärern angenommen - die Sitten verbessere, sondern vielmehr die ursprüngliche und naturgegebene Tugend des Menschen korrumpiere.
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In der damit einsetzenden Spannung zwischen Pflicht und Neigung, Tugend und Verlangen entwickeln Julie und Saint-Preux ein Übermaß an gesteigerten sittlichen Empfindungen und Gefühlen, die einerseits den Idealforderungen Rousseaus im Hinblick auf eine erneuerte Gesellschaft Ausdruck verleihen, andererseits aber auch die ganze unlösbare Problematik solcher Art erzwungener Verhaltensweisen, die die Unterdrückung des natürlichen Gefühlslebens verlangt, erkennen lassen.
Rousseaus Nouvelle Héloïse ist in weiten Teilen der utopische Entwurf einer solchen im bürgerlichen Sinne harmonisierten Gesellschaft.
Wenn er zwei Garantien für die Beständigkeit und Sicherheit, gegen die fortschreitende Entartung der menschlichen Verhältnisse anbietet, nämlich eine innere, die Citoyenmoral, und eine äußere, die kleinbürgerliche Wirklichkeit - eine Gesellschaft ohne Konkurrenz, daher ohne Gefahr für Freiheit und Gleichheit der kleinbürgerlichen Schichten -, so wird offenbar, wie in seinem Gesellschaftsbild Ideal und Wirklichkeit verschmelzen.
Dieser sanftere, aber viel weniger erhabene Zustand ließ den glühenden Enthusiasmus, der mich so lange Zeit durchdrungen hatte, zerrinnen...“ 47 Mit der politisch-moralischen Wandlung zu einer realistischeren Einstellung ändert Rousseau auch seinen literarischen Stil; greift er zum Genre des Romans: „Bis dahin hatte die Entrüstung der Tugend bei mir Apollo vertreten, diesmal vertraten ihn die Zärtlichkeit und die Sanftmut der Seele.“48 Während er sich im ersten Discours noch mehr an einem wirklichkeitsferneren Gesellschaftsideal, an den antiken Republiken orientiert, seine Citoyenmoral dementsprechend abstrakter gefaßt ist, hält er sich jetzt mehr an die gesellschaftliche Wirklichkeit seiner Zeit, wie er sie aus seiner Schweizer Heimat kennt.
Vielmehr versucht Rousseau auch hier neben der Kritik am Bestehenden im Schwerpunkt bereits das Modell einer neuen auf bürgerlich-plebejischen Grundsätzen basierenden Gesellschaft zu entwickeln.
„Die Literatur und das Wissen unseres Jahrhunderts“, schreibt er „tendieren viel mehr dazu, zu zerstören als aufzubauen.“51 Dagegen entwirft er das Bild einer idealen Wirklichkeit, eine Natur, in der alles Kunst ist, eine positive Gesellschaft, eine erhabene Umgebung, positive Helden, schöne Seelen, eine zauberhafte Sprache.
Sein Idealmodell einer harmonisierten Gesellschaft, das sein Roman ausschnittartig vorstellt, wird somit geographisch und historisch konkret verankert.
Rousseau versteht es in der Nouvelle Héloïse, für die Gestaltung der Einheit von Ideal und Wirklichkeit, für die vertiefte Erschließung der seelischen Bereiche seiner Romanhelden und die Schilderung der in sozialer Harmonie gipfelnden Gesellschaftsbeziehungen auch neue sprachliche Ausdrucksmöglichkeiten zu finden, die die poetische Sprache des 18.
Er sieht allerdings nicht primär - wie Rousseau - im wissenschaftlichen und kulturellen Fortschritt die Ursachen für den moralischen Verfall der Gesellschaft und teilt darum auch nicht dessen Schlußfolgerungen für eine Erneuerung der Gesellschaft auf der Grundlage einer Einschränkung der Produktion und der Einführung egalitärer Besitzverhältnisse, Der Enzyklopädist begeistert sich an der Fülle der Früchte der Zivilisation, an den materiellen und geistigen Werten, die durch den von der Bourgeoisie betriebenen Austausch die Gesellschaft immer mehr überfluten.
Wenngleich die Romane Diderots - wie bereits bemerkt - erst nach der Revolution veröffentlicht wurden und damit keinen Einfluß mehr auf die aufklärerische Bewußtseinsbildung einer breiten Leserschaft auszuüben vermochten, so sind sie doch nicht weniger als die Werke Marmontels, Rétifs oder Rousseaus Ausdruck und Produkt der sozialen und ideologischen Prozesse in der vorrevolutionären Phase. Ihr Gegenstand sind die gleichen gesellschaftlichen Widersprüche wie in jenen Werken, nur zeichnet sich hier die Methode ihrer Behandlung und die Perspektive ihrer Überwindung durch qualitativ neue Momente aus.
Für ihn liegen Glück und Elend des Menschen, der Sinn seines Daseins in der Gestaltung sozialen Lebens begründet; Sinn und Glück des Daseins sind an der sozialen Gerechtigkeit zu messen. [86] Aufgrund seiner Studien der Regierungsformen und der Gesellschaft kommt Rousseau zu einer pointiert negativen Einschätzung des gegen* wärtigen Daseins der Menschen.
Für ihn liegen Glück und Elend des Menschen, der Sinn seines Daseins in der Gestaltung sozialen Lebens begründet; Sinn und Glück des Daseins sind an der sozialen Gerechtigkeit zu messen. [86] Aufgrund seiner Studien der Regierungsformen und der Gesellschaft kommt Rousseau zu einer pointiert negativen Einschätzung des gegen* wärtigen Daseins der Menschen. In seinem Discours sur l’économie politique (175-5) formuliert er diese Ablehnung der wirtschaftlichen und der darauf beruhenden sozialen Ordnung. [87] Die Vorteile der gegenwärtigen Gesellschaftsordnung liegen für Rousseau auf der Seite der Reichen und Mächtigen.
In Rousseaus Text werden die geistige und die gesellschaftliche Entwicklung miteinander verquickt; die Geschichte hat demnach die Selbsterkenntnis des Menschen, die Erkenntnis und Beherrschung der äußeren Natur sowie die Gestaltung des Geschicks der Menschheit herbeigeführt.
In seinem zweiten Discours sur cette question proposée par l’Académie de Dijon: Quelle est l’origine de l’inégalité parmi les hommes et si elle est autorisée par la loi naturelle;' (1755) unternimmt Rousseau eine genetische Erklärung der Vergesellschaftung.
Indem Rousseau diese besondere menschliche Eigenschaft festhält, vermag er die Unterwerfung des Menschen unter ungleiche Besitzver-a misse, den unwürdigen versklavenden Gesellschaftsvertrag anzuprangern, der am Anfang der fatalen Entartung steht. [93J Weil der Mensch ein mit freiem Willen egabtes Körper-Geist-Wesen ist, kann Rousseau einen Gesellschaftsvertrag konzipieren, der kein Unterwerfungsvertrag, sondern ein Vereinigungsvertrag freier Individuen sein soll.
Rousseau sieht den fatalen Ausgangspunkt der Entwicklung vom Naturmenschen zum zivilisierten Menschen in der Etablierung des individuellen Eigentums; diese berühmte Formulierung hat Voltaire zu wütender Polemik gereizt. [94] Auch wenn Rousseau das Ergebnis der Vergesellschaftung negativ beurteilt, so erscheint ihm die Tatsache der Vergesellschaftung doch als eine unbedingte historische Notwendigkeit.
Mit dem (.ontrat social (1762) wird Rousseau versuchen, den gesellschaftliche11 Zustand zu legitimieren und dabei der qualitativen Veränderung vom Naturzustand zum gesellschaftlichen Zusammenschluß — mit dem Ziel der gemeinsamen Naturbe-herrschung — gerecht zu werden.
Rousseau habe »die ganze objektive Tragik des gewaltigsten Klassenzusammenstoßes in dieser Epoche« gestaltet. [98] Die »erschütternde und eindringliche Gestaltung des Konflikts« entspricht »in den ersten beiden Teilen der Nouvelle Héloïse den objektiven gesellschaftlichen Gegebenheiten.
Diese sittlich geläuterten schönen Seelen schließen sich zu einer Gemeinschaft außerhalb der Gesellschaft zusammen; so halten sie Rousseaus Forderung nach einer »radikalen Umgestaltung und Neugestaltung von Staat und Gesellschaft« im Sinn eines »ethischen Ideals der Vollkommenheit« fest. [106] Selbsterkenntnis und leidenschaftliche Vergötterung machen die beiden Haupt- figuren des Romans zu auserwählten, außerordentlichen Erscheinungen: »je n’ai rien vu de si extraordinaire que vous et votre amant«, bemerkt Milord Edouard (Julie, jj, 3).
Morellet hat seine unmitte Erfahrung der Epoche anscheinend Rousseaus pessimistischer Vermutung unt g ordnet, daß Revolutionen in einem fortgeschrittenen Stadium der Zivilisat unmöglich seien und den Untergang des Gemeinwesens bedeuteten: car [le peuple] peut se rendre libre tant qu’il n’est que barbare, mais il ne le peut plus qu ’ ressort civil est usé.
Teil legt Rousseau seine Überlegungen zur französischen Gesellschaft dar: Diese habe sich seit der Renaissance dergestalt entwickelt, dass alle ursprünglichen Tugenden durch einen Verfall der Sitten verloren gegangen seien.
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In der damit einsetzenden Spannung zwischen Pflicht und Neigung, Tugend und Verlangen entwickeln Julie und Saint-Preux ein Übermaß an gesteigerten sittlichen Empfindungen und Gefühlen, die einerseits den Idealforderungen Rousseaus im Hinblick auf eine erneuerte Gesellschaft Ausdruck verleihen, andererseits aber auch die ganze unlösbare Problematik solcher Art erzwungener Verhaltensweisen, die die Unterdrückung des natürlichen Gefühlslebens verlangt, erkennen lassen.
Wenngleich die Romane Diderots - wie bereits bemerkt - erst nach der Revolution veröffentlicht wurden und damit keinen Einfluß mehr auf die aufklärerische Bewußtseinsbildung einer breiten Leserschaft auszuüben vermochten, so sind sie doch nicht weniger als die Werke Marmontels, Rétifs oder Rousseaus Ausdruck und Produkt der sozialen und ideologischen Prozesse in der vorrevolutionären Phase. Ihr Gegenstand sind die gleichen gesellschaftlichen Widersprüche wie in jenen Werken, nur zeichnet sich hier die Methode ihrer Behandlung und die Perspektive ihrer Überwindung durch qualitativ neue Momente aus.
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Wie man aus den letzten vier Büchern des Romans entnehmen kann, ist Julies ganzes Denken und Wirken nicht auf die Befriedigung individueller Bedürfnisse, sondern auf die praktische Realisierung humaner Ziele gerichtet, die ihrem Inhalt nach mit der im Roman geschilderten idealen Lebensweise der Walliser in Einklang stehen. Wenn Rousseau seinen Roman daher damit abschließt, daß Julie - nachdem sie ihr Kind, das zu ertrinken drohte, gerettet hat - angesichts des Todes einerseits erneut ihre Liebe zu Saint-Prcux beteuert und sogar die Hoffnung ausspricht, mit ihm einmal vereint zu sein, andererseits sich aber auch zu dem von ihr beschrittenen Weg bekennt, so ist dies keineswegs paradox.
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der Richter nimmt ein adliges Gehabe an, der Finanzmann spielt den Seigneur, der Bischof spricht galant, der Hofmann spricht über Philosophie, der Staatsmann über schöngeistige Dinge, und selbst der einfache Handwerker, der keinen anderen Ton als den seinen annehmen kann, kleidet sich sonntags schwarz, um vornehm auszusehen.“25 Rousseau greift hier äußere Symptome der in Auflösung begriffenen Ständegesellschaft auf, ist sich aber bewußt, daß damit das von der Ständegesellschaft geprägte Denken vieler Menschen noch in keiner Weise erschüttert, sondern nach wie vor in Vorurteilen befangen ist: „. .. ihre Meinungen dringen nicht aus ihrem Herzen, ihre Einsichten wurzeln nicht in ihrem Geist, ihre Worte stehen nicht für ihre Gedanken .. ,“26 Im Zusammenhang mit der Überwindung ständischem Denkens ist auch Rousseaus Kritik am französischen Theater zu sehen, der ein ganzer Brief seiner Nouvelle Héloïse gewidmet ist.
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Rousseaus Nouvelle Héloïse ist in weiten Teilen der utopische Entwurf einer solchen im bürgerlichen Sinne harmonisierten Gesellschaft. Allerdings ist hier zunächst nur der Unterschied zwischen Bürger und Adligem aufgehoben, während das Volk, repräsentiert durch die Bediensteten, noch der patriarchalischen Fürsorge bedarf. Es werden Haus, Hof, Landwirtschaft, die Arbeitsorganisation, das Zusammenleben zwischen den Gutsbesitzern, den Dienern und den Arbeitern beschrieben.
Für ihn liegen Glück und Elend des Menschen, der Sinn seines Daseins in der Gestaltung sozialen Lebens begründet; Sinn und Glück des Daseins sind an der sozialen Gerechtigkeit zu messen. [86] Aufgrund seiner Studien der Regierungsformen und der Gesellschaft kommt Rousseau zu einer pointiert negativen Einschätzung des gegen* wärtigen Daseins der Menschen. In seinem Discours sur l’économie politique (175-5) formuliert er diese Ablehnung der wirtschaftlichen und der darauf beruhenden sozialen Ordnung. [87] Die Vorteile der gegenwärtigen Gesellschaftsordnung liegen für Rousseau auf der Seite der Reichen und Mächtigen.
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Es ist eine Briefsammlung.“33 Rousseau möchte damit den Wirklichkeitsbezug unterstreichen.
Wenn er zwei Garantien für die Beständigkeit und Sicherheit, gegen die fortschreitende Entartung der menschlichen Verhältnisse anbietet, nämlich eine innere, die Citoyenmoral, und eine äußere, die kleinbürgerliche Wirklichkeit - eine Gesellschaft ohne Konkurrenz, daher ohne Gefahr für Freiheit und Gleichheit der kleinbürgerlichen Schichten -, so wird offenbar, wie in seinem Gesellschaftsbild Ideal und Wirklichkeit verschmelzen.
Dieser sanftere, aber viel weniger erhabene Zustand ließ den glühenden Enthusiasmus, der mich so lange Zeit durchdrungen hatte, zerrinnen...“ 47 Mit der politisch-moralischen Wandlung zu einer realistischeren Einstellung ändert Rousseau auch seinen literarischen Stil; greift er zum Genre des Romans: „Bis dahin hatte die Entrüstung der Tugend bei mir Apollo vertreten, diesmal vertraten ihn die Zärtlichkeit und die Sanftmut der Seele.“48 Während er sich im ersten Discours noch mehr an einem wirklichkeitsferneren Gesellschaftsideal, an den antiken Republiken orientiert, seine Citoyenmoral dementsprechend abstrakter gefaßt ist, hält er sich jetzt mehr an die gesellschaftliche Wirklichkeit seiner Zeit, wie er sie aus seiner Schweizer Heimat kennt.
Diese Wirklichkeit bildet Hintergrund und Rahmen seines Romans La Nouvelle Héloïse.
Rousseau versteht es in der Nouvelle Héloïse, für die Gestaltung der Einheit von Ideal und Wirklichkeit, für die vertiefte Erschließung der seelischen Bereiche seiner Romanhelden und die Schilderung der in sozialer Harmonie gipfelnden Gesellschaftsbeziehungen auch neue sprachliche Ausdrucksmöglichkeiten zu finden, die die poetische Sprache des 18.
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Rousseau sagt sich von der langen Reihe der traditionellen Romanciers los: „Die vornehmen Leute, die Frauen à la mode, die Großen, die Militärs, das sind die Akteure aller eurer Romane.“34 Er greift insbesondere von seinem Standpunkt aus Werke an, in denen „das Landvolk nichts gilt“, jene Autoren, in deren „Erzählungen, Romanen, Theaterstücken alles die Provinzler aufs Korn nimmt, alles die Einfachheit der ländlichen Sitten verspottet, alles die Manieren und Vergnügen der vornehmen Welt predigt“.35 Während diese Romane die kleinbürgerlichen Schichten „von ihrem Stand abstoßen“, will Rousseau sie „an ihren Stand binden, indem er ihn ihnen angenehm macht“.38 Zu diesem Zweck beschreibt er die Schönheit und den Nutzen der Arbeit, des Familienlebens, der Natur, des Dorfes.
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Rousseau sagt sich von der langen Reihe der traditionellen Romanciers los: „Die vornehmen Leute, die Frauen à la mode, die Großen, die Militärs, das sind die Akteure aller eurer Romane.“34 Er greift insbesondere von seinem Standpunkt aus Werke an, in denen „das Landvolk nichts gilt“, jene Autoren, in deren „Erzählungen, Romanen, Theaterstücken alles die Provinzler aufs Korn nimmt, alles die Einfachheit der ländlichen Sitten verspottet, alles die Manieren und Vergnügen der vornehmen Welt predigt“.35 Während diese Romane die kleinbürgerlichen Schichten „von ihrem Stand abstoßen“, will Rousseau sie „an ihren Stand binden, indem er ihn ihnen angenehm macht“.38 Zu diesem Zweck beschreibt er die Schönheit und den Nutzen der Arbeit, des Familienlebens, der Natur, des Dorfes.
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Rousseau sagt sich von der langen Reihe der traditionellen Romanciers los: „Die vornehmen Leute, die Frauen à la mode, die Großen, die Militärs, das sind die Akteure aller eurer Romane.“34 Er greift insbesondere von seinem Standpunkt aus Werke an, in denen „das Landvolk nichts gilt“, jene Autoren, in deren „Erzählungen, Romanen, Theaterstücken alles die Provinzler aufs Korn nimmt, alles die Einfachheit der ländlichen Sitten verspottet, alles die Manieren und Vergnügen der vornehmen Welt predigt“.35 Während diese Romane die kleinbürgerlichen Schichten „von ihrem Stand abstoßen“, will Rousseau sie „an ihren Stand binden, indem er ihn ihnen angenehm macht“.38 Zu diesem Zweck beschreibt er die Schönheit und den Nutzen der Arbeit, des Familienlebens, der Natur, des Dorfes.
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Aus der besonderen sozialen Position erklärt sich Rousseaus Idealismus, der eine sichtbare Ausprägung in der Nouvelle Héloïse erfährt.
Wenn er zwei Garantien für die Beständigkeit und Sicherheit, gegen die fortschreitende Entartung der menschlichen Verhältnisse anbietet, nämlich eine innere, die Citoyenmoral, und eine äußere, die kleinbürgerliche Wirklichkeit - eine Gesellschaft ohne Konkurrenz, daher ohne Gefahr für Freiheit und Gleichheit der kleinbürgerlichen Schichten -, so wird offenbar, wie in seinem Gesellschaftsbild Ideal und Wirklichkeit verschmelzen.
Dieser sanftere, aber viel weniger erhabene Zustand ließ den glühenden Enthusiasmus, der mich so lange Zeit durchdrungen hatte, zerrinnen...“ 47 Mit der politisch-moralischen Wandlung zu einer realistischeren Einstellung ändert Rousseau auch seinen literarischen Stil; greift er zum Genre des Romans: „Bis dahin hatte die Entrüstung der Tugend bei mir Apollo vertreten, diesmal vertraten ihn die Zärtlichkeit und die Sanftmut der Seele.“48 Während er sich im ersten Discours noch mehr an einem wirklichkeitsferneren Gesellschaftsideal, an den antiken Republiken orientiert, seine Citoyenmoral dementsprechend abstrakter gefaßt ist, hält er sich jetzt mehr an die gesellschaftliche Wirklichkeit seiner Zeit, wie er sie aus seiner Schweizer Heimat kennt.
„Die Literatur und das Wissen unseres Jahrhunderts“, schreibt er „tendieren viel mehr dazu, zu zerstören als aufzubauen.“51 Dagegen entwirft er das Bild einer idealen Wirklichkeit, eine Natur, in der alles Kunst ist, eine positive Gesellschaft, eine erhabene Umgebung, positive Helden, schöne Seelen, eine zauberhafte Sprache.
Sein Idealmodell einer harmonisierten Gesellschaft, das sein Roman ausschnittartig vorstellt, wird somit geographisch und historisch konkret verankert.
Rousseau versteht es in der Nouvelle Héloïse, für die Gestaltung der Einheit von Ideal und Wirklichkeit, für die vertiefte Erschließung der seelischen Bereiche seiner Romanhelden und die Schilderung der in sozialer Harmonie gipfelnden Gesellschaftsbeziehungen auch neue sprachliche Ausdrucksmöglichkeiten zu finden, die die poetische Sprache des 18.
Diese sittlich geläuterten schönen Seelen schließen sich zu einer Gemeinschaft außerhalb der Gesellschaft zusammen; so halten sie Rousseaus Forderung nach einer »radikalen Umgestaltung und Neugestaltung von Staat und Gesellschaft« im Sinn eines »ethischen Ideals der Vollkommenheit« fest. [106] Selbsterkenntnis und leidenschaftliche Vergötterung machen die beiden Haupt- figuren des Romans zu auserwählten, außerordentlichen Erscheinungen: »je n’ai rien vu de si extraordinaire que vous et votre amant«, bemerkt Milord Edouard (Julie, jj, 3).
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Rousseau untermauert seine Anschauung auch philosophisch, indem er auf die Dogmen vom freien Willen und von der immateriellen Seele zurückgreift, die ihm durch seine religiöse Erziehung vertraut sind.
In Rousseaus Text werden die geistige und die gesellschaftliche Entwicklung miteinander verquickt; die Geschichte hat demnach die Selbsterkenntnis des Menschen, die Erkenntnis und Beherrschung der äußeren Natur sowie die Gestaltung des Geschicks der Menschheit herbeigeführt. Allerdings entlarvt der Autor wenige Zeilen später diesen scheinbaren Glanz, indem er darunter die tatsächliche Versklavung des Menschen, den Verlust der ursprünglichen Freiheit entdeckt: L’esprit a ses besoins, ainsi que le corps.
Rousseau faßt hingegen die gesamten Errungenschaften der Kultur, die andere Aufklärer als Instrumente der Befreiung und Erziehung des Menschengeschlechtes angespriesen haben, als betrügerischen Schein auf: Sie dienten dem angenehmen Zeitvertreib, mit dem die Unterdrückten über ihre Unfreiheit hinweggetäuscht und die Sitten korrumpiert werden; das Gemeinwesen werde mit ihrer Hilfe in unmündigem Müßiggang, im Zustand politischer Handlungsunfähigkeit gehalten.
Gerade die Möglichkeit, die Freiheit auf dem Wege der Revc wiederzuerlangen, hat Rousseau bezweifelt oder gar bestritten.
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Er kann sich die Sittlichkeit nur als Ergebnis des freien Willens, einer bewußten Anstrengung gegen die Natur vorstellen: „... seinem Willen jede Freiheit nehmen bedeutet: seinen Handlungen jeden sittlichen Charakter nehmen“41,......und vor allem im Bewußtsein dieser Freiheit zeigt sich die Geistigkeit seiner Seele.“42 Die moralisch-politische Grundlage des Staats der freien und gleichen Bürger wird von Rousseau im Contrat social (1762; „Gesellschaftsvertrag“) herausgearbeitet.
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Das menschliche Geschlecht völlig vergessend, schuf ich mir eine Schar vollkommener Wesen, an Tugend und Schönheit gleich himmlisch, treue, verläßliche, zärtliche Freunde, wie ich sie hienie-den niemals gefunden hatte.“49 In einem Zustand des Enthusiasmus, der Verzückung, des Fiebers schafft er „Wesen nach seinem Herzen“.50 Von dieser Position aus wendet er sich auch dagegen, Aufklärung vor allem unter dem Aspekt der Negation und Destruktion herrschender Anschauungen zu betreiben, ohne zugleich ein positives Leitbild an deren Stelle zu setzen.
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An die Stelle der traurigen Eiben, die die Mauern bedeckten, sind tüchtige Obstspaliere gepflanzt worden...“53 Rousseaus Anliegen, durch ein hohes moralisches Bewußtsein geprägte Menschen in ihren alltäglichen bürgerlichen Verhältnissen zu zeigen und damit ein verbindliches Leitbild für die Errichtung einer bürgerlichen Gesellschaft zu geben, hat auch insofern Konsequenzen für seinen Roman, als er keine „roma-nesken“ äußeren Verwicklungen benötigt.
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Rousseau versteht es in der Nouvelle Héloïse, für die Gestaltung der Einheit von Ideal und Wirklichkeit, für die vertiefte Erschließung der seelischen Bereiche seiner Romanhelden und die Schilderung der in sozialer Harmonie gipfelnden Gesellschaftsbeziehungen auch neue sprachliche Ausdrucksmöglichkeiten zu finden, die die poetische Sprache des 18.
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Der Egalitarismus Mesliers ist ihnen ebenso fremd wie Rousseaus negative Einschätzung des zivilisatorischen Fortschritts und seine scharfe Polemik gegen die Etablierung ungleicher Besitz- und Machtverhältnisse.
In Rousseaus Text werden die geistige und die gesellschaftliche Entwicklung miteinander verquickt; die Geschichte hat demnach die Selbsterkenntnis des Menschen, die Erkenntnis und Beherrschung der äußeren Natur sowie die Gestaltung des Geschicks der Menschheit herbeigeführt.
Rousseau sieht den fatalen Ausgangspunkt der Entwicklung vom Naturmenschen zum zivilisierten Menschen in der Etablierung des individuellen Eigentums; diese berühmte Formulierung hat Voltaire zu wütender Polemik gereizt. [94] Auch wenn Rousseau das Ergebnis der Vergesellschaftung negativ beurteilt, so erscheint ihm die Tatsache der Vergesellschaftung doch als eine unbedingte historische Notwendigkeit.
Obschon seine Überlegungen im Gedankengut der Aufklärung wurzeln, wird Rousseau jedoch durch die Ablehnung des aufklärerischen Fortschrittsoptimismus und vor allem wegen der präro mantischen Naturschwärmerei (siehe préromantisme), der Betonung der sensibilité und der Aufwertung des Gefühls gegenüber dem Rationalismus zum erklärten Gegner seiner früheren Freunde.
Discours 'n seinem ersten bedeutenden Werk, dem Discours sur les sciences et les arts (1750), entwickelt Rousseau seine These, dass der Fortschritt der Wissenschaften und Künste nicht - wie gemeinhin von den Aufklärern angenommen - die Sitten verbessere, sondern vielmehr die ursprüngliche und naturgegebene Tugend des Menschen korrumpiere.
Teil beschreibt Rousseau die schädlichen Seiten und Auswirkungen des Fortschrittsoptimismus.
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Der Egalitarismus Mesliers ist ihnen ebenso fremd wie Rousseaus negative Einschätzung des zivilisatorischen Fortschritts und seine scharfe Polemik gegen die Etablierung ungleicher Besitz- und Machtverhältnisse.
Rousseau sieht den fatalen Ausgangspunkt der Entwicklung vom Naturmenschen zum zivilisierten Menschen in der Etablierung des individuellen Eigentums; diese berühmte Formulierung hat Voltaire zu wütender Polemik gereizt. [94] Auch wenn Rousseau das Ergebnis der Vergesellschaftung negativ beurteilt, so erscheint ihm die Tatsache der Vergesellschaftung doch als eine unbedingte historische Notwendigkeit.
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Der Egalitarismus Mesliers ist ihnen ebenso fremd wie Rousseaus negative Einschätzung des zivilisatorischen Fortschritts und seine scharfe Polemik gegen die Etablierung ungleicher Besitz- und Machtverhältnisse.
In seinem Discours sur l’économie politique (175-5) formuliert er diese Ablehnung der wirtschaftlichen und der darauf beruhenden sozialen Ordnung. [87] Die Vorteile der gegenwärtigen Gesellschaftsordnung liegen für Rousseau auf der Seite der Reichen und Mächtigen. Die lukrativen Positionen sind in ihren Händen und die Ämter sind mit Privilegien ausgestattet; das Gesetz begünstigt sie; ihre Verbrechen werden rasch vergessen, indessen Vergehen atn Reichtum sofort die geballte Macht des Gesetzesapparates in Bewegung setzen.
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Der Egalitarismus Mesliers ist ihnen ebenso fremd wie Rousseaus negative Einschätzung des zivilisatorischen Fortschritts und seine scharfe Polemik gegen die Etablierung ungleicher Besitz- und Machtverhältnisse. Wie für die Verbreitung der Aufklärung, so bieten sie auch für das Problem der Gleichheit der Menschen und für die Eigentumsfrage eine dichotomische Lösung zugunsten einiger weniger und zuungunsten der Mehrheit an.
Der Gesellschaftsvertrag zwischen den mächtigen Reichen und den Armen ist em Ausbeutungs- und Unterwerfungsvertrag. [88] Rousseau hat bei seiner Darstellung verschiedene Aspekte der Beziehung zwischen reich und arm, den »beiden Standen«, im Auge: die rechtliche Ungleichheit oder Ungleichbehandlung; das ständische Ansehen, die ungleiche steuerliche Belastung, die Ungleichheit der wirtschaftlichen Chancen (»Geld ist der Samen des Geldes«) und nicht zuletzt die moralische Erniedrigung oder Korruption des Armen - »aber ich halte ihn für einen verlorenen Mann, wenn er zu seinem Unglück eine anständige Seele, eine liebenswürdige hübsche Tochter und einen mächtigen Nachbarn hat«.
Dieser Zustand hat nach Rousseau eine weitgehende Unabhängigkeit des Einzelnen — vergleichbar dem ersten Naturzustand - und doch gefühlsmäßige Bindungen garantiert: L’habitude de vivre ensemble fit naître les plus doux sentiments qui soient connus des hommes, l’amour conjugal et l’amour paternel. (Ebd., S. 70) Wichtig ist die Selbstgenügsamkeit dieses Zustandes; der unheilvolle Drang zur Vervollkommnung habe sich unter den gegebenen wirtschaftlichen Voraussetzungen nicht melden können. [95] Die nächste, die »große Revolution« wird durch die Metallbearbeitung und den Ackerbau hervorgerufen; mit der notwendig werdenden Arbeitsteilung entwickelt sich aus der natürlichen physischen Ungleichheit die »inégalité d’institution«, das heißt: die ungleichwertige Abhängigkeit der Menschen voneinander.
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Die Auseinandersetzung mit der Wr’ Stellung eines weisen und allmächtigen Weltenschöpfers, der trotz seiner Allmacht das Böse und Üble in der Welt geschehen läßt — wie sie von Leibniz, ShaftesbuD ' Pope, Voltaire geführt worden ist -, findet man bei Rousseau nicht. Für ihn liegen Glück und Elend des Menschen, der Sinn seines Daseins in der Gestaltung sozialen Lebens begründet; Sinn und Glück des Daseins sind an der sozialen Gerechtigkeit zu messen. [86] Aufgrund seiner Studien der Regierungsformen und der Gesellschaft kommt Rousseau zu einer pointiert negativen Einschätzung des gegen* wärtigen Daseins der Menschen.
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Die Auseinandersetzung mit der Wr’ Stellung eines weisen und allmächtigen Weltenschöpfers, der trotz seiner Allmacht das Böse und Üble in der Welt geschehen läßt — wie sie von Leibniz, ShaftesbuD ' Pope, Voltaire geführt worden ist -, findet man bei Rousseau nicht. Für ihn liegen Glück und Elend des Menschen, der Sinn seines Daseins in der Gestaltung sozialen Lebens begründet; Sinn und Glück des Daseins sind an der sozialen Gerechtigkeit zu messen. [86] Aufgrund seiner Studien der Regierungsformen und der Gesellschaft kommt Rousseau zu einer pointiert negativen Einschätzung des gegen* wärtigen Daseins der Menschen.
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Die Auseinandersetzung mit der Wr’ Stellung eines weisen und allmächtigen Weltenschöpfers, der trotz seiner Allmacht das Böse und Üble in der Welt geschehen läßt — wie sie von Leibniz, ShaftesbuD ' Pope, Voltaire geführt worden ist -, findet man bei Rousseau nicht. Für ihn liegen Glück und Elend des Menschen, der Sinn seines Daseins in der Gestaltung sozialen Lebens begründet; Sinn und Glück des Daseins sind an der sozialen Gerechtigkeit zu messen. [86] Aufgrund seiner Studien der Regierungsformen und der Gesellschaft kommt Rousseau zu einer pointiert negativen Einschätzung des gegen* wärtigen Daseins der Menschen.
Damit wendet Rousseau sich dezidiert gegen die Vorstellung, die soziale Ungerechtigkeit sei gott- oder naturgegeben.
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Für ihn liegen Glück und Elend des Menschen, der Sinn seines Daseins in der Gestaltung sozialen Lebens begründet; Sinn und Glück des Daseins sind an der sozialen Gerechtigkeit zu messen. [86] Aufgrund seiner Studien der Regierungsformen und der Gesellschaft kommt Rousseau zu einer pointiert negativen Einschätzung des gegen* wärtigen Daseins der Menschen.
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In seinem Discours sur l’économie politique (175-5) formuliert er diese Ablehnung der wirtschaftlichen und der darauf beruhenden sozialen Ordnung. [87] Die Vorteile der gegenwärtigen Gesellschaftsordnung liegen für Rousseau auf der Seite der Reichen und Mächtigen. Die lukrativen Positionen sind in ihren Händen und die Ämter sind mit Privilegien ausgestattet; das Gesetz begünstigt sie; ihre Verbrechen werden rasch vergessen, indessen Vergehen atn Reichtum sofort die geballte Macht des Gesetzesapparates in Bewegung setzen.
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Der Gesellschaftsvertrag zwischen den mächtigen Reichen und den Armen ist em Ausbeutungs- und Unterwerfungsvertrag. [88] Rousseau hat bei seiner Darstellung verschiedene Aspekte der Beziehung zwischen reich und arm, den »beiden Standen«, im Auge: die rechtliche Ungleichheit oder Ungleichbehandlung; das ständische Ansehen, die ungleiche steuerliche Belastung, die Ungleichheit der wirtschaftlichen Chancen (»Geld ist der Samen des Geldes«) und nicht zuletzt die moralische Erniedrigung oder Korruption des Armen - »aber ich halte ihn für einen verlorenen Mann, wenn er zu seinem Unglück eine anständige Seele, eine liebenswürdige hübsche Tochter und einen mächtigen Nachbarn hat«.
Den falschen Weg der Menschheitsgeschichte und die Korruption der gegenwärtigen Gesellschaft liest Rousseau an dem Widerspruch zwischen einer hochentwickelten verfeinerten Kultur (»politesse«, »goût délicat«, »bienséance«) und der Heimtücke, dem Haß, der Furcht und der Gefühlskälte ab, die sich unter dem trügerischen Schein der feinen Bildung verbergen.
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Der Gesellschaftsvertrag zwischen den mächtigen Reichen und den Armen ist em Ausbeutungs- und Unterwerfungsvertrag. [88] Rousseau hat bei seiner Darstellung verschiedene Aspekte der Beziehung zwischen reich und arm, den »beiden Standen«, im Auge: die rechtliche Ungleichheit oder Ungleichbehandlung; das ständische Ansehen, die ungleiche steuerliche Belastung, die Ungleichheit der wirtschaftlichen Chancen (»Geld ist der Samen des Geldes«) und nicht zuletzt die moralische Erniedrigung oder Korruption des Armen - »aber ich halte ihn für einen verlorenen Mann, wenn er zu seinem Unglück eine anständige Seele, eine liebenswürdige hübsche Tochter und einen mächtigen Nachbarn hat«.
Den falschen Weg der Menschheitsgeschichte und die Korruption der gegenwärtigen Gesellschaft liest Rousseau an dem Widerspruch zwischen einer hochentwickelten verfeinerten Kultur (»politesse«, »goût délicat«, »bienséance«) und der Heimtücke, dem Haß, der Furcht und der Gefühlskälte ab, die sich unter dem trügerischen Schein der feinen Bildung verbergen.
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Der natürliche Mensch und die verdorbene Gesellschaft Berühmt geworden ist Rousseau durch den Discours über die Preisfrage der Akademie von Dijon: Si le rétablissement des sciences et des arts a contribue à épurer ^ moeurs (1750). Zunächst, so führt er aus, stellt sich die moderne Entwicklung der Wissenschaften und Künste, der neuzeitlichen Kultur als ein glanzvolles und großar-llges Schauspiel dar.
Rousseau bezweifelt damit eine der wesentlichen Grundlagen der bisherigen Kritik der Vorurteile, die sogenannten exakten Wissenschaften.
Discours 'n seinem ersten bedeutenden Werk, dem Discours sur les sciences et les arts (1750), entwickelt Rousseau seine These, dass der Fortschritt der Wissenschaften und Künste nicht - wie gemeinhin von den Aufklärern angenommen - die Sitten verbessere, sondern vielmehr die ursprüngliche und naturgegebene Tugend des Menschen korrumpiere.
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Der natürliche Mensch und die verdorbene Gesellschaft Berühmt geworden ist Rousseau durch den Discours über die Preisfrage der Akademie von Dijon: Si le rétablissement des sciences et des arts a contribue à épurer ^ moeurs (1750). Zunächst, so führt er aus, stellt sich die moderne Entwicklung der Wissenschaften und Künste, der neuzeitlichen Kultur als ein glanzvolles und großar-llges Schauspiel dar.
Discours 'n seinem ersten bedeutenden Werk, dem Discours sur les sciences et les arts (1750), entwickelt Rousseau seine These, dass der Fortschritt der Wissenschaften und Künste nicht - wie gemeinhin von den Aufklärern angenommen - die Sitten verbessere, sondern vielmehr die ursprüngliche und naturgegebene Tugend des Menschen korrumpiere.
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In Rousseaus Text werden die geistige und die gesellschaftliche Entwicklung miteinander verquickt; die Geschichte hat demnach die Selbsterkenntnis des Menschen, die Erkenntnis und Beherrschung der äußeren Natur sowie die Gestaltung des Geschicks der Menschheit herbeigeführt.
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Rousseau faßt hingegen die gesamten Errungenschaften der Kultur, die andere Aufklärer als Instrumente der Befreiung und Erziehung des Menschengeschlechtes angespriesen haben, als betrügerischen Schein auf: Sie dienten dem angenehmen Zeitvertreib, mit dem die Unterdrückten über ihre Unfreiheit hinweggetäuscht und die Sitten korrumpiert werden; das Gemeinwesen werde mit ihrer Hilfe in unmündigem Müßiggang, im Zustand politischer Handlungsunfähigkeit gehalten.
Rousseau macht darauf aufmerksam, daß sich erste Keime des Verfalls der menschlichen Natur bereits in diesem vorgesellschaftiichen Zustand der Seßhaftigkeit entdecken lassen: Verweichlichung, Müßiggang, Eitelkeit, Rivalitätsdenken. Trotzdem preist er diesen zweiten Naturzustand, in dem die Menschen ohne Gesetze, nur durch Sitten und Lebensweise miteinander verbunden sind, als einen der Gattung angemessenen glücklichen Zustand, als »die eigentliche Jugend der Welt« (ebd., S. 72).
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Den falschen Weg der Menschheitsgeschichte und die Korruption der gegenwärtigen Gesellschaft liest Rousseau an dem Widerspruch zwischen einer hochentwickelten verfeinerten Kultur (»politesse«, »goût délicat«, »bienséance«) und der Heimtücke, dem Haß, der Furcht und der Gefühlskälte ab, die sich unter dem trügerischen Schein der feinen Bildung verbergen.
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Den falschen Weg der Menschheitsgeschichte und die Korruption der gegenwärtigen Gesellschaft liest Rousseau an dem Widerspruch zwischen einer hochentwickelten verfeinerten Kultur (»politesse«, »goût délicat«, »bienséance«) und der Heimtücke, dem Haß, der Furcht und der Gefühlskälte ab, die sich unter dem trügerischen Schein der feinen Bildung verbergen.
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Den falschen Weg der Menschheitsgeschichte und die Korruption der gegenwärtigen Gesellschaft liest Rousseau an dem Widerspruch zwischen einer hochentwickelten verfeinerten Kultur (»politesse«, »goût délicat«, »bienséance«) und der Heimtücke, dem Haß, der Furcht und der Gefühlskälte ab, die sich unter dem trügerischen Schein der feinen Bildung verbergen.
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In seinem zweiten Discours sur cette question proposée par l’Académie de Dijon: Quelle est l’origine de l’inégalité parmi les hommes et si elle est autorisée par la loi naturelle;' (1755) unternimmt Rousseau eine genetische Erklärung der Vergesellschaftung. Er verfolgt damit nicht die Absicht, den Menschen in den Naturzustand zurückzuführen; er möchte ihn vielmehr auf den Naturzustand zurückblicken lassen, ihm den Naturzustand als Maßstab der Orientierung geben. [92] Der gegenwärtige Zustand der Gesellschaft soll als Ergebnis eines Gesellschaftsvertrages dargestellt werden, der von falschen Voraussetzungen ausging.
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Indem Rousseau diese besondere menschliche Eigenschaft festhält, vermag er die Unterwerfung des Menschen unter ungleiche Besitzver-a misse, den unwürdigen versklavenden Gesellschaftsvertrag anzuprangern, der am Anfang der fatalen Entartung steht. [93J Weil der Mensch ein mit freiem Willen egabtes Körper-Geist-Wesen ist, kann Rousseau einen Gesellschaftsvertrag konzipieren, der kein Unterwerfungsvertrag, sondern ein Vereinigungsvertrag freier Individuen sein soll.
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Rousseau habe »die ganze objektive Tragik des gewaltigsten Klassenzusammenstoßes in dieser Epoche« gestaltet. [98] Die »erschütternde und eindringliche Gestaltung des Konflikts« entspricht »in den ersten beiden Teilen der Nouvelle Héloïse den objektiven gesellschaftlichen Gegebenheiten.
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Rousseau habe »die ganze objektive Tragik des gewaltigsten Klassenzusammenstoßes in dieser Epoche« gestaltet. [98] Die »erschütternde und eindringliche Gestaltung des Konflikts« entspricht »in den ersten beiden Teilen der Nouvelle Héloïse den objektiven gesellschaftlichen Gegebenheiten. Die Liebe zwischen dem Bürgersohn und dem adligen Mädchen scheitert am feudalen Standesvorurteil«.
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Rousseau hat den Widerspruch zwischen Neigung und Pflicht erkannt und mit seltener Eindringlichkeit dargestellt; aber - das unterscheidet seine Psychologie von Kants Sittenlehre - er versucht trotzdem eine Versöhnung zwischen den Leidenschaften und der Sittlichkeit.
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Rousseau hat im Contrat social (III, 4) die Demokrat $ Regierungsform für Götter bezeichnet: »Un gouvernement si parfait ne <.011 ,^r à des hommes.« Erste Voraussetzung dieser Regierungsform sei »ein se r Staat, wo das Volk leicht Zusammentreffen kann«; weitere Voraussetzungen s,n »Einfachheit der Sitten«, die »Gleichheit nach Rang und Vermögen«, »wenig kein Luxus«.
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Gerade die Möglichkeit, die Freiheit auf dem Wege der Revc wiederzuerlangen, hat Rousseau bezweifelt oder gar bestritten.
Morellet hat seine unmitte Erfahrung der Epoche anscheinend Rousseaus pessimistischer Vermutung unt g ordnet, daß Revolutionen in einem fortgeschrittenen Stadium der Zivilisat unmöglich seien und den Untergang des Gemeinwesens bedeuteten: car [le peuple] peut se rendre libre tant qu’il n’est que barbare, mais il ne le peut plus qu ’ ressort civil est usé.
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Ausgehend vom moralischen Verhaltensideal der sensibilité der 30er-Jahre (Prévost, Marivaux, Nivelle de La Chaussée) bricht sich der Gefühlskult mit Rousseau langsam Bahn, bis die Verabsolutierung von Herz und Leidenschaft bei André Chénier ihren Höhepunkt erreicht.
Obschon seine Überlegungen im Gedankengut der Aufklärung wurzeln, wird Rousseau jedoch durch die Ablehnung des aufklärerischen Fortschrittsoptimismus und vor allem wegen der präro mantischen Naturschwärmerei (siehe préromantisme), der Betonung der sensibilité und der Aufwertung des Gefühls gegenüber dem Rationalismus zum erklärten Gegner seiner früheren Freunde.
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Jean-Jacques Rousseau steuert bis zum Zerwürfnis mit den encyclopédistes Artikel über Musik bei (s.
Rousseau gehört anfangs zu den Mitarbeitern der Encyclopédie (s. S. 74-76), zu der er Artikel über Musik und Philosophie beisteuert.
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Obschon seine Überlegungen im Gedankengut der Aufklärung wurzeln, wird Rousseau jedoch durch die Ablehnung des aufklärerischen Fortschrittsoptimismus und vor allem wegen der präro mantischen Naturschwärmerei (siehe préromantisme), der Betonung der sensibilité und der Aufwertung des Gefühls gegenüber dem Rationalismus zum erklärten Gegner seiner früheren Freunde. Seine staatstheoretischen Konzepte fließen in die demokratischen Verfassungen der Revolution ein.
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Neben dem Studium der Schriften von Hobbes, Locke, Montesquieu und Condillac stützt Rousseau sich auch auf Reiseberichte über primitive Gesellschaftsformen in der Südsee.