Lucile (Q1663)
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Language | Label | Description | Also known as |
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English | Lucile |
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Statements
Lucile ou les progrès de la vertu, par un mousquetaire (français)
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3e personne, avec récits intercalés 1re personne (français)
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province, Paris, Amérique (français)
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Lucile, Fisiomon, Dangeot, la Courton (entremetteuse), Durichemont (français)
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intrigues galantes et sentimentales, histoires de famille, incidents romanesques (français)
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Sie läßt oft und freimütig erkennen, daß sie eine empfindsame Seele hat. Und schließlich bezeugt sich die Macht ihres nunmehr erwachten Gewissens mit den zwei letzten und besonders hervorzuhebenden Tugendbeweisen: Sie gesteht vor ihren Eltern und ihrem Geliebten ihre Fehler und bekennt ihre Schuld. Sie überwindet sich selbst und stellt ihr eigenes Glücksverlangen zurück, indem sie, anstatt nun in die Heirat mit dem Geliebten einzuwilligen, ankündigt, daß sie sich in ein Kloster begeben werde. Erst als ihr jeder Grund genommen ist, um ihren Ruf und damit auch um den Ruf ihres Geliebten nach der Heirat zu fürchten, willigt sie in die Heirat ein. Damit hat Rétif den Roman zum befriedigenden Abschluß geführt. Lucile hat die höchste aller Tugendeigenschaften erworben. Mit ihrer eigenen Einsicht in das Verwerfliche ihres Tuns ist der erzieherischen Wirkung dieses negativen Beispiels die nötige Überzeugungskraft gesichert. Die Gestalt der Lucile dagegen, in ihrer ursprünglichen Auffassung als Bürgermädchen fern der Tugend, hat einen sehr viel weiter zurückreichenden Stammbaum von Vorgängerinnen, die mit dem Terminus «verführte Einfalt» am treffendsten gekennzeichnet sind.
Der Roman Lucile, ou les Progrès de la vertu gehört zu dem im 18. Jahrhundert aufgebrochenen und auch wieder versiegten Strom von Werken, die die Tugend zum Hauptvorwurf haben und sie unmißverständlich bereits im Titel herausstellen, von Richardsons Pamela, or Virtue Rewarded über Diderots Fils naturel, ou les Epreuves de la vertu hin zu Sades Justine, ou les Malheurs de la vertu. Die Gestalt der Lucile dagegen, in ihrer ursprünglichen Auffassung als Bürgermädchen fern der Tugend, hat einen sehr viel weiter zurückreichenden Stammbaum von Vorgängerinnen, die mit dem Terminus «verführte Einfalt» am treffendsten gekennzeichnet sind. Für diese gilt allerdings, daß in den Geschichten von ihrer Verführung «die Einfalt der Heldin und die komische Darstellung sich wechselseitig bedingen». Die Geschichte von Luciles Verführung ist dagegen nicht komisch, sondern vielmehr ernst dargestellt. Das hat seinen Grund darin, daß die Geschichte von der fast geglückten Verführung der einfältigen Lucile nur einen Teil, die Exposition, der eigentlichen Geschichte von der Tugenderziehung der nicht länger einfältigen Lucile ausmacht. In beiden muß dieselbe Tonart herrschen, das Pathos, das den Tugendschriften eigen ist.
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Sie läßt oft und freimütig erkennen, daß sie eine empfindsame Seele hat. Und schließlich bezeugt sich die Macht ihres nunmehr erwachten Gewissens mit den zwei letzten und besonders hervorzuhebenden Tugendbeweisen: Sie gesteht vor ihren Eltern und ihrem Geliebten ihre Fehler und bekennt ihre Schuld. Sie überwindet sich selbst und stellt ihr eigenes Glücksverlangen zurück, indem sie, anstatt nun in die Heirat mit dem Geliebten einzuwilligen, ankündigt, daß sie sich in ein Kloster begeben werde. Erst als ihr jeder Grund genommen ist, um ihren Ruf und damit auch um den Ruf ihres Geliebten nach der Heirat zu fürchten, willigt sie in die Heirat ein. Damit hat Rétif den Roman zum befriedigenden Abschluß geführt. Lucile hat die höchste aller Tugendeigenschaften erworben. Mit ihrer eigenen Einsicht in das Verwerfliche ihres Tuns ist der erzieherischen Wirkung dieses negativen Beispiels die nötige Überzeugungskraft gesichert. Die Gestalt der Lucile dagegen, in ihrer ursprünglichen Auffassung als Bürgermädchen fern der Tugend, hat einen sehr viel weiter zurückreichenden Stammbaum von Vorgängerinnen, die mit dem Terminus «verführte Einfalt» am treffendsten gekennzeichnet sind.
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Bereits in unserer Lucile heben sich die Szenen im Hause der Courton durch ihren Realismus deutlich von der übrigen Handlung ab.
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Er hätte sie für sein zweites Werk gebrauchen können, den 1768 erschienenen Roman Lucile, ou les Progrès de la vertu. Dieser Titel war zwar auch als Kontrast gedacht, aber nur im Hinblick auf den Roman Lucette, ou les Progrès du libertinage, den Nougaret, der Mentor Rétifs bei dessen ersten literarischen Versuchen, um das Jahr 1765 veröffentlicht hatte. Rétif sagt im Monsieur Nicolas nichts über die Beweggründe, die ihn veranlaßten, seinen Roman als Gegenstück zu dem seines Beraters abzufassen. Aber mit Recht muß er nachträglich zu der Meinung gekommen sein, daß der Kontrast seines Romans mit der Lucette nur von geringer Bedeutung war. Die Lucile enthielt in sich selbst einen viel interessanteren Widerspruch, für den Rétif nunmehr einen Blick bekam, und zwar, wie es scheint, dank der zwei Jahre vorher geprägten Formel der «courtisane vertueuse».
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Er hätte sie für sein zweites Werk gebrauchen können, den 1768 erschienenen Roman Lucile, ou les Progrès de la vertu. Dieser Titel war zwar auch als Kontrast gedacht, aber nur im Hinblick auf den Roman Lucette, ou les Progrès du libertinage, den Nougaret, der Mentor Rétifs bei dessen ersten literarischen Versuchen, um das Jahr 1765 veröffentlicht hatte. Rétif sagt im Monsieur Nicolas nichts über die Beweggründe, die ihn veranlaßten, seinen Roman als Gegenstück zu dem seines Beraters abzufassen. Aber mit Recht muß er nachträglich zu der Meinung gekommen sein, daß der Kontrast seines Romans mit der Lucette nur von geringer Bedeutung war. Die Lucile enthielt in sich selbst einen viel interessanteren Widerspruch, für den Rétif nunmehr einen Blick bekam, und zwar, wie es scheint, dank der zwei Jahre vorher geprägten Formel der «courtisane vertueuse». Jedenfalls ahmte Rétif dieses Paradoxon nach, als er den Titel seines Romans zu dessen zweiter Auflage im Jahre 1774 umänderte. Er hieß jetzt: La Fille entretenue et vertueuse, ou les Progrès de la vertu. Auf dem Titelblatt vor dem zweiten Teil lautet er sogar: La Fille enlevée, entretenue, prostituée et vertueuse, ou les Progrès de la vertu. In dieser Fassung stellte der Titel den Roman zwar im Blickwinkel der neuen Perspektive vor, aber er blieb unbefriedigend. Im ersten Teil sollten die drei Partizipien offenbar den Handlungsverlauf zusammenfassen. Bei Beachtung der richtigen Reihenfolge hätte «prostituée» an zweiter Stelle stehen müssen, aber einem möglichst starken Kontrast zuliebe kam es an das Ende, unmittelbar vor «vertueuse». Ferner war es ungeschickt, die konkreten Angaben zur Handlung schon im ersten Teil und ein abstraktes und dazu überflüssiges Résumé im zweiten Teil des Titels zu geben. Schließlich dementieren sich beide Teile gegenseitig, indem der eine von trotz allem bewahrter Tugend, der andere dagegen von allmählich erworbener Tugend spricht
Mit ihrer eigenen Einsicht in das Verwerfliche ihres Tuns ist der erzieherischen Wirkung dieses negativen Beispiels die nötige Überzeugungskraft gesichert. Der Roman Lucile, ou les Progrès de la vertu gehört zu dem im 18. Jahrhundert aufgebrochenen und auch wieder versiegten Strom von Werken, die die Tugend zum Hauptvorwurf haben und sie unmißverständlich bereits im Titel herausstellen, von Richardsons Pamela, or Virtue Rewarded über Diderots Fils naturel, ou les Epreuves de la vertu hin zu Sades Justine, ou les Malheurs de la vertu.
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Mit ihrer eigenen Einsicht in das Verwerfliche ihres Tuns ist der erzieherischen Wirkung dieses negativen Beispiels die nötige Überzeugungskraft gesichert. Der Roman Lucile, ou les Progrès de la vertu gehört zu dem im 18. Jahrhundert aufgebrochenen und auch wieder versiegten Strom von Werken, die die Tugend zum Hauptvorwurf haben und sie unmißverständlich bereits im Titel herausstellen, von Richardsons Pamela, or Virtue Rewarded über Diderots Fils naturel, ou les Epreuves de la vertu hin zu Sades Justine, ou les Malheurs de la vertu.