VOLTAIRE, François-Marie Arouet de (Q981): Difference between revisions

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quotation: Die gesellschaftliche Wirklichkeit, wie sie sich in der Erfahrung des Individuums widerspiegelt, bildet für Voltaire den Prüfstein für bestehende Anschauungen und den Ausgangspunkt für die Gewinnung neuer Erkenntnisse.

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VOLTAIRE, François-Marie Arouet de
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    VOLTAIRE, François-Marie Arouet de (français)
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    Europaweit strahlen die Theorien Isaac Newtons aus, die unter den prominenten >philosophes< vor allem Voltaire nachhaltig beschäftigen und die experimentelle Methode als Paradigma aufklärerischer Wissenschaft und Philosophie begründen.
    Seit 1755 arbeitet Voltaire mit an der Encyclopedie, Wenig später entsteht sein Dictionnaire philosophique portatif ou La raison par alphabet (1764/1769) im handlichen, erschwinglichen Taschenbuchformat, das er dem totalen und exklusiven Aufklärungsanspruch der vielbändigen, teuren und aufwendigen Encyclopedie entgegen setzt: »Jamais vingt volumes in folio ne feront de revolution; ce sont les petits livres portatifs a trente sous qui sont a craindre« (Brief an d'Alembert).
    Die meisten Werke Voltaires sind tendenziös und huldigen den Ideen, die er als vernunftgemäß richtig er- ³) Darin liegt auch der tiefste Grund seiner Feindschaft mit J. J. Rousseau; die Vertreter des Rationalen und des Irrationalen stehen sich hier gegenüber und befehden sich. Seine Kunst ist also nicht um ihrer selbst willen lebensberechtigt, sondern weil sie mit ethisch-rationalen Zielen im Dienste der Menschheit steht.
    Voltaire fügt dieser Kritik eine sozialpsychologische und sozialgeschichtliche Begründung der Auswirkung religiöser Vorurteile an. Beide Begründungen sind charakteristisch für die antireligiöse Kampagne der französischen Aufklärung.
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    An die Seite traditioneller Darstellungsästhetik treten geschmacks- und wirkungsästhetische Ansätze unterschiedlicher Herkunft: Italienische Autoren wie Muratori, englische wie Hume, französische wie Madame Dacier, Voltaire, Batteux, Montesquieu und Marmontel beschäftigen sich mit der Analyse des Geschmacksbegriffs.
    Jh. einerseits noch von der Ästhetik der französischen Klassik geprägt ist, andererseits sich aber bereits im Ablösungsprozeß von der doctrine classqiue befindet, belegt exemplarisch Voltaires kritischsatirischer „Temple du goût“ (1733), eine in Vers und Prosa abgefaßte allegorische Reise zum Tempel des guten Geschmacks, die als literaturkritischer Essay zu lesen ist.
    Während Voltaires Zeitgenossen Houdar de La Motte, Marivaux und Jean Baptiste Rousseau der Zutritt zum Altar verweigert wird, dürfen die großen Schriftsteller der französischen Klassik - Fénelon, Bossuet, Corneille, Racine, La Fontaine, Boileau und Molière -den innersten Tempelbereich betreten, sind jedoch angewiesen, ihre Werke im Sinne des guten Geschmacks zu überarbeiten.
    Diese Position vertritt auch Rousseau, der in „Emile ou De l'éducation” (1762) den Geschmack als fundamentale moralische Urteilsinstanz definiert und das Geschmacksurteil als Folge von Erfahrungsaustausch und gesellschaftlicher Prägung betrachtet. 1787 schließlich beschäftigt sich Marmontel in seinem „Essai sur le goüt“ nochmals ausführlich mit dem Gcschmacksbegriff, den er in historischer Perspektivierung von der Antike bis zu Voltaire behandelt, dessen Werk ihm als Inbegriff des guten Geschmacks gilt.
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    Bei Voltaire etabliert sich der Dialog als autonome Kurzform, die nur noch schwach fiktionalisiert ist.
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    Die Gattungsbezeichnung wird zum >understatement< für oftmals durchaus ambitionierte theoretische, (natur-)wissenschaftliche und historiographische Entwürfe (z. B. Einige neuartige (kürzere) Textsorten tragen aufschlussreiche Bezeichnungen wie (dramatisches und lyrisches) >impromptu< (Stegreifgedicht, Stegreifspiel), in dem sich die Hinwendung zum Performativen abzeichnet, oder >aper^u<, das die skizzenhafte Darstellung großer Sachzusammenhänge wie auch die im moralistischen Schrifttum festgehaltene blitzartige individuelle Intuition bezeichnet.
    Die Vermittlung naturwissenschaftlicher Erkenntnisse in eleganter und unterhaltsamer Form wird im 18. Jh. In Fontenelles Entretiens ist eine Frau die aufklärungsbedürftige Protagonistin; im Vorwort heißt es, eine Dame, die die Princesse de Cleves zu lesen verstehe, sei, wenn sie sich nur recht bemühe, auch in der Lage, die neue Kosmologie und Descartes' Wirbeltheorie zu verstehen.
    Die in Oxford erscheinende Werkausgabe, die 2018 abgeschlossen sein soll, ist auf 200 Bände angelegt, wird über 700 Einzeltexte sowie mindestens 21000 Briefe von und an Voltaire umfassen, Tausende von Versen in allen Stillagen, Dutzende von Erzählungen aller Art, fast 30 Tragödien, rund 20 Komödien, ein nationales Heldenepos (La Henriade), ein komisch-heroisches Versepos (La pucelle), ein polemisches Wörterbuch, zahlreiche historiographische Schriften, gelehrte und naturwissenschaftliche Abhandlungen sowie philosophische Texte.
    Da Voltaire schon Bekanntschaft mit der Bastille gemacht und infolge dieser Publikation Repressionen zu befürchten hat, lebt er nun 15 Jahre mit der Marquise Du Chatelet auf deren Landsitz in Cirey zusammen, wo das Paar den bereits erwähnten gemeinsamen philosophischen und naturwissenschaftlichen Interessen nachgeht, denen sich Voltaires Elements de la philosophie de Newton (1738/1741) verdanken.
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    Die Gattungsbezeichnung wird zum >understatement< für oftmals durchaus ambitionierte theoretische, (natur-)wissenschaftliche und historiographische Entwürfe (z. B. Einige neuartige (kürzere) Textsorten tragen aufschlussreiche Bezeichnungen wie (dramatisches und lyrisches) >impromptu< (Stegreifgedicht, Stegreifspiel), in dem sich die Hinwendung zum Performativen abzeichnet, oder >aper^u<, das die skizzenhafte Darstellung großer Sachzusammenhänge wie auch die im moralistischen Schrifttum festgehaltene blitzartige individuelle Intuition bezeichnet.
    Die in Oxford erscheinende Werkausgabe, die 2018 abgeschlossen sein soll, ist auf 200 Bände angelegt, wird über 700 Einzeltexte sowie mindestens 21000 Briefe von und an Voltaire umfassen, Tausende von Versen in allen Stillagen, Dutzende von Erzählungen aller Art, fast 30 Tragödien, rund 20 Komödien, ein nationales Heldenepos (La Henriade), ein komisch-heroisches Versepos (La pucelle), ein polemisches Wörterbuch, zahlreiche historiographische Schriften, gelehrte und naturwissenschaftliche Abhandlungen sowie philosophische Texte.
    Voltaire ist seit 1745 offizieller Historiograph Ludwigs XV. Noch während seines Aufenthalts in Potsdam bringt er 1751 sein Geschichtswerk Le siecle de Louis XIV heraus.
    Damit beansprucht er einen herausragenden Rang in der nationalen Traditionssicherung Frankreichs, wie auch mit seinen Tragödien und seiner Hen-riade (ab 1723), in der Henri IV in zehn Gesängen als Nationalheld gerühmt wird. 1756 erscheint Voltaires Essai sur les m&urs et l’esprit des nations, ein historisch und geographisch weit ausgreifendes Werk, das ihm den Ruf einträgt, einer der Begründer der vergleichenden Kulturgeschichtsschreibung zu sein; in diesem Zusammenhang prägt er auch den zukunftsträchtigen Begriff der >philosophie de l'histoire<.
    Jh.s spielt, parallel zur Blüte der National- und vor allem Universalgeschichtsschreibung, das Traditionsgenre des Epos (in gereimter oder ungereimter Form) mit national- oder menschheitsgeschichtlichen Stoffen eine bedeutende Rolle (Voltaire, Marmontel, Madame du Boccage, Andre Chenier).
    Obschon Voltaire der klassischen Dramaturgie formal verhaftet bleibt, gehen von ihm entscheidende Impulse für eine Auflösung des starren Regelkorsetts aus: Indem er neben antiken Stoffen auch neue Stoffkreise für seine philosophischen Tragödien fruchtbar macht - vor allem die nationale Geschichte („Zaire“, 1732; „Adélaïde du Gues-clin“, 1734) und außereuropäische Stoffe -und damit zugleich als exotisch geltende Handlungsorte für salonfähig erklärt - etwa Peru („Alzire“, 1736), den Nahen Osten („Le fanatisme ou Mahomet le prophète“, 1741) und China („L’orphelin de la Chine“, 1755) - überwindet er die doctrine classique bereits thematisch.
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    In Voltaires Candide wird Leibniz' metaphysischer Optimismus in der Figur des Pangloss karikiert, dessen Gegenspieler Martin Züge Bayles trägt.
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    Bayle begründet die Kritik als aufklärerischen Diskurstypus; diesen führt vor allem Voltaire in der für ihn charakteristischen Form weiter, indem er die schwer entzifferbare Baylesche Ironie zu deutlicher ironischer Kritik ausbaut. 1696/1697 (überarbeitet 1702) veröffentlicht Bayle sein meistgelesenes Werk, seinen Dictionnaire historique et critique. 1692 legt er sein kühnes Programm dar (Projet et fragments d’un dictionnaire critique): In einem lexikographischen Werk sollen alle Irrtümer der überlieferten Enzyklopädien richtiggestellt, d.h. der gesamten Überlieferung und allen Autoritäten soll kritisch entgegengetreten werden.
    Selbst wenn Voltaire Fontenelle als Akademiesekretär in Micromegas (1752) karikiert, ist seine Religionskritik dennoch von dessen witzigen Anekdoten und >reductiones ad absurdum< des Aberglaubens stark beeinflusst.
    Der katholische Denker, mit dem Voltaire sich trotz seiner Kirchenkritik wohl am intensivsten befasst und dem er seinen polemischen Stil teilweise verdankt, ist Blaise Pascal, dessen Philosophie in Frankreich vor und nach 1800 von Montesquieu bis zu Rousseau, Condorcet und Tocqueville viele bedeutende Köpfe geprägt hat.
    Auch Boileau bedeutete, trotz Voltaire’s absprechender Kritik, für ihn fast dasselbe, wie für das siebzehnte Jahrhundert, und Montesquieu, der tiefe Erforscher und beredte Dolmetscher römischer Grösse, galt ihm im ganzen als unumstössliche Autorität, gerade wie seinem Vorgänger in der Redaktion der Korrespondenz, dem Abbe Raynal.
    Die englische Litteratur der Zeit tritt weit mehr in den Vordergrund, aber sein Urteil über Shakespeare, den Ducis und Letour-neur nach Voltaire’s Vorgänge in Paris einzubürgern suchten, leidet an allen Vorurteilen und Einseitigkeiten der Voltaire’sehen Kritik.
    Voltaires Urteile entspringen stets dem gesunden Menschenverstand. Er ist der geborene Kritiker.
    Als »historische Vorurteile« bezeichnet Voltaire fabulöse geschichtliche Traditionen; gegenüber den »religiösen Vorurteilen« erscheinen sie harmlos lächerlich. Letztere sind dagegen als die hartnäckigsten Meinungen aufzufassen, die höchst gefährliche Folgen gezeitigt haben. Die religiösen Vorurteile erscheinen einerseits nicht weniger absurd als phantastische geschichtliche Überlieferungen: [...]
    Voltaire fügt dieser Kritik eine sozialpsychologische und sozialgeschichtliche Begründung der Auswirkung religiöser Vorurteile an.
    Voltaire, dessen Meinung über die »Egalité« wir noch kennenlernen werden, hat die soziale Anklage und die atheistischen Schlußfolgerungen des Mémoire beiseite gelassen, um einzig und allem den Antiklenkalismus weiterzureichen, der natürlich die in erster Linie massiv ideologiekritische oder anti-religiöse - hingegen kaum anti-etatistische oder grundsätzlich anti-ständische - Kampagne der Aufklärung seit der Mitte des Jahrhunderts unterstützen und ermuntern konnte.
    Voltaire stellt Bedeutung und Funktion des kirchlichen Gebotes im wörtlichen Sinn in Frage, indem er die Einwände dagegen in der Frageform formuliert.
    Dank der Unterscheidung zwischen arm und reich vermittelt Voltaire implizit eine sozialkritische Botschaft, die mit dem kirchlichen Gebot semantisch assoziiert, aber ideologisch unvereinbar ist: Die Armen hungern das ganze Jahr über (»ils font carême toute l’année«) - also laßt uns nicht ans Fasten, sondern an die Steigerung des sozialen Wohlstands denken.
    Hat Voltaire hier aus der Bedeutung »Fasten« die weitreichende Bedeutung »Hungersnot« entwickelt, so setzt er eine weiter ausgreifende Bedeutung des Wunderbaren, Erstaunlichen an den Anfangseiner Kritik der »Miracles«, des Wunderglaubens, um dessen Unhaltbarkeit zu offenbaren. Ordnung und Gesetze der Natur und des Weltalls seien ein unaufhörliches Wunder; was man gemeinhin ein »Mirakel« nenne, sei eine »Verletzung dieser göttlichen und ewigen Gesetze«. Die Kritik der Vorurteile führt selbstverständlich zur Demaskierung bisher Autoritäten.
    Vision de Babouc (1748), Candide ou l’Optimisme (1759) Der vornehme Perser aus Montesquieus Briefroman ist aufgebrochen, »um mühevoll die Weisheit zu suchen« ; auch Candide und Babouc, die kritischen Reisenden der beiden philosophischen Erzählungen Voltaires, folgen diesem Ziel; allerdings sind sie nicht in die Vorurteile ihrer eigenen Kultur verstrickt - wie Usbek etwa in die Vorstellungswelt des orientalischen Despotismus.
    Rousseau sieht den fatalen Ausgangspunkt der Entwicklung vom Naturmenschen zum zivilisierten Menschen in der Etablierung des individuellen Eigentums; diese berühmte Formulierung hat Voltaire zu wütender Polemik gereizt. [94] Auch wenn Rousseau das Ergebnis der Vergesellschaftung negativ beurteilt, so erscheint ihm die Tatsache der Vergesellschaftung doch als eine unbedingte historische Notwendigkeit.
    Deutliche Angriffe gegen die Säulen des Staates erfolgen dann u. a. in Montesquieus Lettres persanes (1721) und in Voltaires Lettresphilosophiques (1734).
    Voltaires umfangreiche historische Studien zu seinem Essai sur les moeurs („Essay über die Sitten“) und dabei gewonnene Erkenntnisse finden ihren Niederschlag in Candide (1758) mit seiner vernichtenden Kritik am metaphysisch begründeten Optimismus Leibniz-Wolffscher Prägung, die aber keinesfalls als Absage an den aufklärerischen Optimismus überhaupt und nunmehrige Huldigung eines hoffnungslosen Pessimismus verstanden werden darf.
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    Selbst wenn Voltaire Fontenelle als Akademiesekretär in Micromegas (1752) karikiert, ist seine Religionskritik dennoch von dessen witzigen Anekdoten und >reductiones ad absurdum< des Aberglaubens stark beeinflusst.
    Zwischen 1726 und 1728 hält Voltaire sich in England auf, wo sich ihm die Vorzüge der konstitutionellen Monarchie, der englische Empirismus, die Theorien Newtons wie die Dramen Shakespeares offenbaren. 1734 erscheinen ohne Druckerlaubnis seine Lettres philosophiques, in denen er die französischen Leser mit den mannigfachen Vorzügen der englischen Politik und Kultur, vor allem der Praxis weitgehender religiöser Toleranz vertraut macht (1733 unter dem Titel Lettres anglaises in London erschienen).
    In den berühmten Justizaffären Calas, La Barre und Sirven setzt Voltaire sein polemisches Talent, seine Militanz und sein juristisches Geschick ein, um die Öffentlichkeit gegen den herrschenden religiösen Fanatismus und die Ungerechtigkeiten des französischen Rechtssystems zu mobilisieren (Traite sur la tolerance, a l'occasion de la mort de Jean Calas, 1763).
    In den berühmten Justizaffären Calas, La Barre und Sirven setzt Voltaire sein polemisches Talent, seine Militanz und sein juristisches Geschick ein, um die Öffentlichkeit gegen den herrschenden religiösen Fanatismus und die Ungerechtigkeiten des französischen Rechtssystems zu mobilisieren (Traite sur la tolerance, a l'occasion de la mort de Jean Calas, 1763). Sein Feldzug für religiöse Toleranz bezieht Argumente Bayles und Lockes, aber auch pragmatische Motive ein, die er schon in den Lettres philosophiques angeführt hat und die sich ähnlich u. a. bei Montesquieu finden, wie z.
    Während d’Alembert, so weit bei ihm von einer Sympathie für Konfessionsunterschiede die Rede sein kann, nie von der Einwirkung der katholischen Erziehung sich ganz freimachte und auch Voltaire den Protestantismus noch feindseliger beurteilte, als den Katholizismus, fällt für Grimm das Luthertum mit der Volksaufklärung und selbst mit der Toleranz ziemlich zusammen, die katholische Volksbildung ist ihm ein Mittel der Verdummung.
    Voltaire’s Beurteilung ist oft eine kleinlich - mäkelnde und der tiefergehenden Gesichtspunkte entbehrende, wenngleich sie vieles Richtige trifft und da auch von unverkennbarer Sympathie zeugt, wo Grimm und Voltaire zusammen gegen Kirchenglauben und die überlebte Philosophie eines Descartes Front machen konnten.
    Kaum eine Schrift Voltaires hätte diesen Prüfungen auf Gotteslästerliches, Staatsgefährliches, Unsittliches standhalten können.
    Als »historische Vorurteile« bezeichnet Voltaire fabulöse geschichtliche Traditionen; gegenüber den »religiösen Vorurteilen« erscheinen sie harmlos lächerlich. Letztere sind dagegen als die hartnäckigsten Meinungen aufzufassen, die höchst gefährliche Folgen gezeitigt haben. Die religiösen Vorurteile erscheinen einerseits nicht weniger absurd als phantastische geschichtliche Überlieferungen: [...]
    Voltaire fügt dieser Kritik eine sozialpsychologische und sozialgeschichtliche Begründung der Auswirkung religiöser Vorurteile an.
    (Ebd.) o taires Artikel gipfelt in dem Angriff auf die geistige und weltliche Vormacht-ste ung der Institution Kirche; er hat allerdings mit einer Betrachtung der Vorurteile egonnen, die für das soziale Zusammenleben und für das individuelle moralische Verhalten allgemein anerkannt, notwendig seien.
    Voltaire, dessen Meinung über die »Egalité« wir noch kennenlernen werden, hat die soziale Anklage und die atheistischen Schlußfolgerungen des Mémoire beiseite gelassen, um einzig und allem den Antiklenkalismus weiterzureichen, der natürlich die in erster Linie massiv ideologiekritische oder anti-religiöse - hingegen kaum anti-etatistische oder grundsätzlich anti-ständische - Kampagne der Aufklärung seit der Mitte des Jahrhunderts unterstützen und ermuntern konnte.
    Voltaire hat im Philosophischen Taschenwörterbuch nicht den Weg einer antireligiösen Predigt eingeschlagen - das hat ihm vielleicht zu einem dauerhafteren Ruhm verhülfen. Vielmehr greift er vereinzelt die Vorstellungen und Behauptungen des traditionellen ideologischen Systems auf, analysiert deren Konsistenz, indem er sie an ihrer historischen Verwirklichung oder Auswirkung überprüft. Außerdem unterzieht er einige zentrale Komplexe der christlichen Glaubenslehre (»Crédo«, »Divinité de Jésus«, »Genèse«, »Messie«, »Paul«, »Pierre«) sowie die gesamte Darstellung des »Christianisme« einer historisch genetischen Betrachtung: Wie und wann ist das Christentum entstanden?
    Voltaire stellt Bedeutung und Funktion des kirchlichen Gebotes im wörtlichen Sinn in Frage, indem er die Einwände dagegen in der Frageform formuliert.
    Diese beiden Bewertungsskalen entsprechen in etwa den Vorstellungen eines bürgerlichen oder eines adligen Publikums. [68] Als philosophischer Betrachter oder Erzähler hat Voltaire sich außerhalb eines eindeutigen ständischen Engagements gestellt; die Ironie seiner Beobachtungen kann gegen den Adel gerichtet sein und die Bürgerlichen amüsieren oder umgekehrt; der Spott kann dem Klerus gelten und die übrigen Stände unterhalten; der Spott kann auf die Unvollkommenheit der menschlichen Verhältnisse überhaupt gemünzt sein und findet Gehör bei »Philosophen« sowie Angehörigen aller drei Stände.
    Statt der sozial geächtete Außenseiter zu sein - Voltaire wurde 1730 noch verhaftet, weil er sich in seinem Gedicht La mort de Mlle Lecouvreur darüber empört hatte, dass die Kirche ihr ein christliches Begräbnis verweigert hatte -, übernimmt der Akteur nun eine wesentliche Rolle bei der Erziehung des Volkes.
    Voltaires Contes fügen sich somit organisch in seinen weltanschaulichen Entwicklungsprozeß ein. Damit erhebt sich zugleich die Frage, wie er denn sein weltanschauliches Anliegen mit den an die Contes zu stellenden literarisch-ästhetischen Anforderungen zu verbinden vermochte. Mußte diese vordringlich ideologisch-didaktische Funktion seiner Contes nicht zwangsläufig deren literarischen Wert mindern oder überhaupt in Frage stellen? Faßt man die Handlung der verschiedenen Contes philosophiques ins Auge, die Fülle von unglaublichen Abenteuern und phantastischen Geschehnissen, die zahlreichen Zutaten aus orientalischen Märchen und der europäischen Feenwelt, so scheint der Abbildcharakter dieser Literatur zunächst in Frage gestellt. Bei einer aufmerksameren Betrachtung bietet sich jedoch ein weit anderes Bild. Sieht man von der willkürlichen, dennoch einer bestimmten Absicht entsprechenden Verknüpfung der Geschehnisse ab, bemüht man sich, den Schleier der phantastisch-exotischen Verhüllung zu zerreißen, so präsentieren die Contes dem Leser mit einemmal eine Fülle von zutiefst realistischen Details und Episodenschilderungen, wie sie in ihrer prägnanten Deutlichkeit und Schärfe kaum zu übertreffen sind. So werden an zahlreichen Stellen, angefangen von Le monde comme il va bis zu Candide, das Thema des Krieges aufgegriffen, die divergierenden Interessen der Herrschenden als dessen Entstehungsursachen aufgezeigt und die schrecklichen Konsequenzen des Krieges für die betroffenen Menschen in aufrüttelnden Schilderungen angeprangert, die leider bis heute nichts an Aktualität eingebüßt haben. Hierzu ein Beispiel aus Candide, wo der Held eben eine furchtbare Schlacht überlebt hat: „(Candide) stieg über Berge von Toten und Sterbenden und erreichte zunächst ein benachbartes Dorf, das in Schutt und Asche lag... Hier sahen über und über mit Wunden bedeckte Greise zu, wie ihre Frauen erwürgt wurden und noch im Sterben ihre Kinder an die blutenden Brüste preßten. Dort hauchten Mädchen mit aufgeschlitzten Bäuchen ihre letzten Seufzer aus, nachdem einige Helden ihre natürlichen Bedürfnisse an ihnen befriedigt hatten. „Da ich damals weder Getreide noch Bohnen, noch Geld hatte [um die Kriegssteuer zu bezahlen]“, berichtet der Mann mit den 40 Talern, „ließ mich die gesetzgebende und ausführende Gewalt ins Gefängnis werfen, und der Krieg wurde, so gut es ging, weitergeführt
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    Selbst wenn Voltaire Fontenelle als Akademiesekretär in Micromegas (1752) karikiert, ist seine Religionskritik dennoch von dessen witzigen Anekdoten und >reductiones ad absurdum< des Aberglaubens stark beeinflusst.
    Voltaire hat im Philosophischen Taschenwörterbuch nicht den Weg einer antireligiösen Predigt eingeschlagen - das hat ihm vielleicht zu einem dauerhafteren Ruhm verhülfen. Vielmehr greift er vereinzelt die Vorstellungen und Behauptungen des traditionellen ideologischen Systems auf, analysiert deren Konsistenz, indem er sie an ihrer historischen Verwirklichung oder Auswirkung überprüft. Außerdem unterzieht er einige zentrale Komplexe der christlichen Glaubenslehre (»Crédo«, »Divinité de Jésus«, »Genèse«, »Messie«, »Paul«, »Pierre«) sowie die gesamte Darstellung des »Christianisme« einer historisch genetischen Betrachtung: Wie und wann ist das Christentum entstanden?
    Voltaires Überzeugung von einer natürlichen menschlichen Moral wird man also nicht als sein einziges oder letztes Wort nehmen dürfen. [30] Der Glaube an die Unsterblichkeit der Seele halte das niedere Volk in Schach, dem Vernunft und damit das Streben nach dem höchsten Gut fehle; die gehobenen Stände möchten sich wohl ohne solchen Aberglauben honett aufführen - das meinte schon vor Voltaire ein Skeptiker, der Marquis d’Argens. [31] Auch politische und ökonomische Probleme oder Reformen diskutieren Voltaire und d’Holbach mit spürbarer Distanz gegenüber den Interessen der Mehrheit des dritten Standes.
    Voltaires Einfluss und Rolle bleiben entscheidend im Kampf gegen Despotie, Aberglaube und Intoleranz.
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    Die in Oxford erscheinende Werkausgabe, die 2018 abgeschlossen sein soll, ist auf 200 Bände angelegt, wird über 700 Einzeltexte sowie mindestens 21000 Briefe von und an Voltaire umfassen, Tausende von Versen in allen Stillagen, Dutzende von Erzählungen aller Art, fast 30 Tragödien, rund 20 Komödien, ein nationales Heldenepos (La Henriade), ein komisch-heroisches Versepos (La pucelle), ein polemisches Wörterbuch, zahlreiche historiographische Schriften, gelehrte und naturwissenschaftliche Abhandlungen sowie philosophische Texte.
    Da Voltaire schon Bekanntschaft mit der Bastille gemacht und infolge dieser Publikation Repressionen zu befürchten hat, lebt er nun 15 Jahre mit der Marquise Du Chatelet auf deren Landsitz in Cirey zusammen, wo das Paar den bereits erwähnten gemeinsamen philosophischen und naturwissenschaftlichen Interessen nachgeht, denen sich Voltaires Elements de la philosophie de Newton (1738/1741) verdanken.
    Voltaire’s Beurteilung ist oft eine kleinlich - mäkelnde und der tiefergehenden Gesichtspunkte entbehrende, wenngleich sie vieles Richtige trifft und da auch von unverkennbarer Sympathie zeugt, wo Grimm und Voltaire zusammen gegen Kirchenglauben und die überlebte Philosophie eines Descartes Front machen konnten.
    Stets Herr seines Schicksals, läßt er sich durch nichts aus der Fassung bringen; weder Ungnade noch Gefängnis noch Unbilden aller Art vermögen ihn zu hindern, seine Sendung zu erfüllen, deren er sich wohl bewußt ist: „J’ai fait tout ce que j’ai pu, toute ma vie, pour contribuer à étendre cet esprit de philosophie et de tolérance qui semble aujourd’hui caractériser le siècle.“²⁰) Darüber hinaus stellt er sich auch die ¹⁹) Spitzer stellte ihn gelegentlich in Gegensatz zu Montaigne, der es nie zur Beherrschung des praktischen Lebens brachte, während Voltaire als eine aktive geistige Großmacht mitten im Leben stand und aus Ferney eine neuartige Metropole schuf, wo sich die Geister Europas trafen. ²⁰) A M. Thiériot, 26. März 57. Er ist „immer strebend bemüht“ wie Faust, mit dem Brandes ihn in seinem Buche vergleicht.
    Voltaire hat im Philosophischen Taschenwörterbuch nicht den Weg einer antireligiösen Predigt eingeschlagen - das hat ihm vielleicht zu einem dauerhafteren Ruhm verhülfen. Vielmehr greift er vereinzelt die Vorstellungen und Behauptungen des traditionellen ideologischen Systems auf, analysiert deren Konsistenz, indem er sie an ihrer historischen Verwirklichung oder Auswirkung überprüft. Außerdem unterzieht er einige zentrale Komplexe der christlichen Glaubenslehre (»Crédo«, »Divinité de Jésus«, »Genèse«, »Messie«, »Paul«, »Pierre«) sowie die gesamte Darstellung des »Christianisme« einer historisch genetischen Betrachtung: Wie und wann ist das Christentum entstanden?
    Vision de Babouc (1748), Candide ou l’Optimisme (1759) Der vornehme Perser aus Montesquieus Briefroman ist aufgebrochen, »um mühevoll die Weisheit zu suchen« ; auch Candide und Babouc, die kritischen Reisenden der beiden philosophischen Erzählungen Voltaires, folgen diesem Ziel; allerdings sind sie nicht in die Vorurteile ihrer eigenen Kultur verstrickt - wie Usbek etwa in die Vorstellungswelt des orientalischen Despotismus.
    Hauptvertreter des conte philosophique bleibt Voltaire mit: Micromégas (1752) und Candide (1759). Die ironisch-verfremden-de Erzählweise dient ihm dazu, seine philosophischen Thesen und Standpunkte zu illustrieren (s.
    Obschon Voltaire der klassischen Dramaturgie formal verhaftet bleibt, gehen von ihm entscheidende Impulse für eine Auflösung des starren Regelkorsetts aus: Indem er neben antiken Stoffen auch neue Stoffkreise für seine philosophischen Tragödien fruchtbar macht - vor allem die nationale Geschichte („Zaire“, 1732; „Adélaïde du Gues-clin“, 1734) und außereuropäische Stoffe -und damit zugleich als exotisch geltende Handlungsorte für salonfähig erklärt - etwa Peru („Alzire“, 1736), den Nahen Osten („Le fanatisme ou Mahomet le prophète“, 1741) und China („L’orphelin de la Chine“, 1755) - überwindet er die doctrine classique bereits thematisch.
    Wie schon in Voltaires Candide, werden auch in diesem Roman philosophische Positionen auf die lebensweltliche Probe gestellt.
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    Von bürgerlicher Herkunft, bringt es Voltaire als geschickter Geschäftsmann und Spekulant zu einem großen Vermögen; mit Le mondain (1736) verfasst er ein Lobgedicht auf den in der späteren Aufklärung heftig umstrittenen, von Rousseau verdammten Luxus.
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    Der junge Voltaire versucht sich als Tragödiendichter. 1718 wird (Edipe uraufgeführt, es folgen zahlreiche Tragödien, teils mit antiken, teils mit exotischen Stoffen (Brutus, 1730; Zaire, 1732; La mort de Cesar, 1733; Fanatisme ou Maho-met le prophete, 1741, eine Tragödie, die Voltaire dem Papst widmen will; Merope, 1743; Semiramis, 1748; L’orphelin de la Chine, 1755; Tancrede, 1760; Saül, 1763; Sophonisbe, 1770).
    Voltaire ist seit 1745 offizieller Historiograph Ludwigs XV. Noch während seines Aufenthalts in Potsdam bringt er 1751 sein Geschichtswerk Le siecle de Louis XIV heraus. Seit 1755 arbeitet Voltaire mit an der Encyclopedie, Wenig später entsteht sein Dictionnaire philosophique portatif ou La raison par alphabet (1764/1769) im handlichen, erschwinglichen Taschenbuchformat, das er dem totalen und exklusiven Aufklärungsanspruch der vielbändigen, teuren und aufwendigen Encyclopedie entgegen setzt: »Jamais vingt volumes in folio ne feront de revolution; ce sont les petits livres portatifs a trente sous qui sont a craindre« (Brief an d'Alembert).
    Mon)1 (,196g) Autoren und Werke Voltaire Zu Voltaires Tragödien siehe das Autorenportrait Voltaire.
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    Der junge Voltaire versucht sich als Tragödiendichter. 1718 wird (Edipe uraufgeführt, es folgen zahlreiche Tragödien, teils mit antiken, teils mit exotischen Stoffen (Brutus, 1730; Zaire, 1732; La mort de Cesar, 1733; Fanatisme ou Maho-met le prophete, 1741, eine Tragödie, die Voltaire dem Papst widmen will; Merope, 1743; Semiramis, 1748; L’orphelin de la Chine, 1755; Tancrede, 1760; Saül, 1763; Sophonisbe, 1770).
    Obschon Voltaire der klassischen Dramaturgie formal verhaftet bleibt, gehen von ihm entscheidende Impulse für eine Auflösung des starren Regelkorsetts aus: Indem er neben antiken Stoffen auch neue Stoffkreise für seine philosophischen Tragödien fruchtbar macht - vor allem die nationale Geschichte („Zaire“, 1732; „Adélaïde du Gues-clin“, 1734) und außereuropäische Stoffe -und damit zugleich als exotisch geltende Handlungsorte für salonfähig erklärt - etwa Peru („Alzire“, 1736), den Nahen Osten („Le fanatisme ou Mahomet le prophète“, 1741) und China („L’orphelin de la Chine“, 1755) - überwindet er die doctrine classique bereits thematisch.
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    Der junge Voltaire versucht sich als Tragödiendichter. 1718 wird (Edipe uraufgeführt, es folgen zahlreiche Tragödien, teils mit antiken, teils mit exotischen Stoffen (Brutus, 1730; Zaire, 1732; La mort de Cesar, 1733; Fanatisme ou Maho-met le prophete, 1741, eine Tragödie, die Voltaire dem Papst widmen will; Merope, 1743; Semiramis, 1748; L’orphelin de la Chine, 1755; Tancrede, 1760; Saül, 1763; Sophonisbe, 1770).
    Obschon Voltaire der klassischen Dramaturgie formal verhaftet bleibt, gehen von ihm entscheidende Impulse für eine Auflösung des starren Regelkorsetts aus: Indem er neben antiken Stoffen auch neue Stoffkreise für seine philosophischen Tragödien fruchtbar macht - vor allem die nationale Geschichte („Zaire“, 1732; „Adélaïde du Gues-clin“, 1734) und außereuropäische Stoffe -und damit zugleich als exotisch geltende Handlungsorte für salonfähig erklärt - etwa Peru („Alzire“, 1736), den Nahen Osten („Le fanatisme ou Mahomet le prophète“, 1741) und China („L’orphelin de la Chine“, 1755) - überwindet er die doctrine classique bereits thematisch.
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    Zwischen 1726 und 1728 hält Voltaire sich in England auf, wo sich ihm die Vorzüge der konstitutionellen Monarchie, der englische Empirismus, die Theorien Newtons wie die Dramen Shakespeares offenbaren. 1734 erscheinen ohne Druckerlaubnis seine Lettres philosophiques, in denen er die französischen Leser mit den mannigfachen Vorzügen der englischen Politik und Kultur, vor allem der Praxis weitgehender religiöser Toleranz vertraut macht (1733 unter dem Titel Lettres anglaises in London erschienen).
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    Zwischen 1726 und 1728 hält Voltaire sich in England auf, wo sich ihm die Vorzüge der konstitutionellen Monarchie, der englische Empirismus, die Theorien Newtons wie die Dramen Shakespeares offenbaren. 1734 erscheinen ohne Druckerlaubnis seine Lettres philosophiques, in denen er die französischen Leser mit den mannigfachen Vorzügen der englischen Politik und Kultur, vor allem der Praxis weitgehender religiöser Toleranz vertraut macht (1733 unter dem Titel Lettres anglaises in London erschienen).
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    Voltaire lässt seinen Aufenthalt in Sanssouci später in seinen amüsanten Memoires pour servir a la vie de M. de Voltaire, ecrits par lui-meme (geschrieben 1758/1759) ironisch Revue passieren, in denen er auch die Homosexualität des Monarchen genüsslich verspottet.
    Voltaire wird diese Spekulation in seiner scharfsinnigen Erzählung Micromégas (Y/Sl) aufnehmen und damit dem Vorgänger eine spöttische Huldigung darbringen.
    Diese beiden Bewertungsskalen entsprechen in etwa den Vorstellungen eines bürgerlichen oder eines adligen Publikums. [68] Als philosophischer Betrachter oder Erzähler hat Voltaire sich außerhalb eines eindeutigen ständischen Engagements gestellt; die Ironie seiner Beobachtungen kann gegen den Adel gerichtet sein und die Bürgerlichen amüsieren oder umgekehrt; der Spott kann dem Klerus gelten und die übrigen Stände unterhalten; der Spott kann auf die Unvollkommenheit der menschlichen Verhältnisse überhaupt gemünzt sein und findet Gehör bei »Philosophen« sowie Angehörigen aller drei Stände.
    Die Charaktere selbst werden von Voltaire am Anfang wie am Ende mit physischen oder psychischen Schwächen ausgestattet und deswegen verspottet: Der respektablen, dreieinhalb Zentner gewichtigen Madame la baronne des 1.
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    In den berühmten Justizaffären Calas, La Barre und Sirven setzt Voltaire sein polemisches Talent, seine Militanz und sein juristisches Geschick ein, um die Öffentlichkeit gegen den herrschenden religiösen Fanatismus und die Ungerechtigkeiten des französischen Rechtssystems zu mobilisieren (Traite sur la tolerance, a l'occasion de la mort de Jean Calas, 1763).
    Voltaires Contes fügen sich somit organisch in seinen weltanschaulichen Entwicklungsprozeß ein. Damit erhebt sich zugleich die Frage, wie er denn sein weltanschauliches Anliegen mit den an die Contes zu stellenden literarisch-ästhetischen Anforderungen zu verbinden vermochte. Mußte diese vordringlich ideologisch-didaktische Funktion seiner Contes nicht zwangsläufig deren literarischen Wert mindern oder überhaupt in Frage stellen? Faßt man die Handlung der verschiedenen Contes philosophiques ins Auge, die Fülle von unglaublichen Abenteuern und phantastischen Geschehnissen, die zahlreichen Zutaten aus orientalischen Märchen und der europäischen Feenwelt, so scheint der Abbildcharakter dieser Literatur zunächst in Frage gestellt. Bei einer aufmerksameren Betrachtung bietet sich jedoch ein weit anderes Bild. Sieht man von der willkürlichen, dennoch einer bestimmten Absicht entsprechenden Verknüpfung der Geschehnisse ab, bemüht man sich, den Schleier der phantastisch-exotischen Verhüllung zu zerreißen, so präsentieren die Contes dem Leser mit einemmal eine Fülle von zutiefst realistischen Details und Episodenschilderungen, wie sie in ihrer prägnanten Deutlichkeit und Schärfe kaum zu übertreffen sind. So werden an zahlreichen Stellen, angefangen von Le monde comme il va bis zu Candide, das Thema des Krieges aufgegriffen, die divergierenden Interessen der Herrschenden als dessen Entstehungsursachen aufgezeigt und die schrecklichen Konsequenzen des Krieges für die betroffenen Menschen in aufrüttelnden Schilderungen angeprangert, die leider bis heute nichts an Aktualität eingebüßt haben. Hierzu ein Beispiel aus Candide, wo der Held eben eine furchtbare Schlacht überlebt hat: „(Candide) stieg über Berge von Toten und Sterbenden und erreichte zunächst ein benachbartes Dorf, das in Schutt und Asche lag... Hier sahen über und über mit Wunden bedeckte Greise zu, wie ihre Frauen erwürgt wurden und noch im Sterben ihre Kinder an die blutenden Brüste preßten. Dort hauchten Mädchen mit aufgeschlitzten Bäuchen ihre letzten Seufzer aus, nachdem einige Helden ihre natürlichen Bedürfnisse an ihnen befriedigt hatten. „Da ich damals weder Getreide noch Bohnen, noch Geld hatte [um die Kriegssteuer zu bezahlen]“, berichtet der Mann mit den 40 Talern, „ließ mich die gesetzgebende und ausführende Gewalt ins Gefängnis werfen, und der Krieg wurde, so gut es ging, weitergeführt
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    In den berühmten Justizaffären Calas, La Barre und Sirven setzt Voltaire sein polemisches Talent, seine Militanz und sein juristisches Geschick ein, um die Öffentlichkeit gegen den herrschenden religiösen Fanatismus und die Ungerechtigkeiten des französischen Rechtssystems zu mobilisieren (Traite sur la tolerance, a l'occasion de la mort de Jean Calas, 1763).
    Der allmächtige Reiche und der machtlose Arme Bei Voltaires Auseinandersetzung mit dem Problem der Theodizee ist es dardm gegangen, ob und in welchem Sinn der einzelne eine Schöpfung akzeptiert, in 3er Gutes und Böses, Selbstlosigkeit und himmelschreiende Ungerechtigkeit, Vernürv11' ges und Unvernünftiges auf wenig harmonische Weise miteinander vermischt siPd-Die Lösung der Frage oder das resignierte Schweigen sind Probleme der individuell6'11 moralischen Beurteilung und Lebensführung.
    Voltaires Contes fügen sich somit organisch in seinen weltanschaulichen Entwicklungsprozeß ein. Damit erhebt sich zugleich die Frage, wie er denn sein weltanschauliches Anliegen mit den an die Contes zu stellenden literarisch-ästhetischen Anforderungen zu verbinden vermochte. Mußte diese vordringlich ideologisch-didaktische Funktion seiner Contes nicht zwangsläufig deren literarischen Wert mindern oder überhaupt in Frage stellen? Faßt man die Handlung der verschiedenen Contes philosophiques ins Auge, die Fülle von unglaublichen Abenteuern und phantastischen Geschehnissen, die zahlreichen Zutaten aus orientalischen Märchen und der europäischen Feenwelt, so scheint der Abbildcharakter dieser Literatur zunächst in Frage gestellt. Bei einer aufmerksameren Betrachtung bietet sich jedoch ein weit anderes Bild. Sieht man von der willkürlichen, dennoch einer bestimmten Absicht entsprechenden Verknüpfung der Geschehnisse ab, bemüht man sich, den Schleier der phantastisch-exotischen Verhüllung zu zerreißen, so präsentieren die Contes dem Leser mit einemmal eine Fülle von zutiefst realistischen Details und Episodenschilderungen, wie sie in ihrer prägnanten Deutlichkeit und Schärfe kaum zu übertreffen sind. So werden an zahlreichen Stellen, angefangen von Le monde comme il va bis zu Candide, das Thema des Krieges aufgegriffen, die divergierenden Interessen der Herrschenden als dessen Entstehungsursachen aufgezeigt und die schrecklichen Konsequenzen des Krieges für die betroffenen Menschen in aufrüttelnden Schilderungen angeprangert, die leider bis heute nichts an Aktualität eingebüßt haben. Hierzu ein Beispiel aus Candide, wo der Held eben eine furchtbare Schlacht überlebt hat: „(Candide) stieg über Berge von Toten und Sterbenden und erreichte zunächst ein benachbartes Dorf, das in Schutt und Asche lag... Hier sahen über und über mit Wunden bedeckte Greise zu, wie ihre Frauen erwürgt wurden und noch im Sterben ihre Kinder an die blutenden Brüste preßten. Dort hauchten Mädchen mit aufgeschlitzten Bäuchen ihre letzten Seufzer aus, nachdem einige Helden ihre natürlichen Bedürfnisse an ihnen befriedigt hatten. „Da ich damals weder Getreide noch Bohnen, noch Geld hatte [um die Kriegssteuer zu bezahlen]“, berichtet der Mann mit den 40 Talern, „ließ mich die gesetzgebende und ausführende Gewalt ins Gefängnis werfen, und der Krieg wurde, so gut es ging, weitergeführt
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    Voltaire ist seit 1745 offizieller Historiograph Ludwigs XV. Noch während seines Aufenthalts in Potsdam bringt er 1751 sein Geschichtswerk Le siecle de Louis XIV heraus. Seit 1755 arbeitet Voltaire mit an der Encyclopedie, Wenig später entsteht sein Dictionnaire philosophique portatif ou La raison par alphabet (1764/1769) im handlichen, erschwinglichen Taschenbuchformat, das er dem totalen und exklusiven Aufklärungsanspruch der vielbändigen, teuren und aufwendigen Encyclopedie entgegen setzt: »Jamais vingt volumes in folio ne feront de revolution; ce sont les petits livres portatifs a trente sous qui sont a craindre« (Brief an d'Alembert).
    Und doch paart sich mit dieser Feigheit ein ganz ungewöhnlicher Freimut; Voltaire wagt zu sagen, was sonst niemand sagte, höchstens dachte; er richtet unentwegt seine Angriffe gegen alles durch Tradition und Vorurteile Sanktionierte, gegen alles, was den Menschen knechtet und fesselt.
    Voltaire hat im Philosophischen Taschenwörterbuch nicht den Weg einer antireligiösen Predigt eingeschlagen - das hat ihm vielleicht zu einem dauerhafteren Ruhm verhülfen. Vielmehr greift er vereinzelt die Vorstellungen und Behauptungen des traditionellen ideologischen Systems auf, analysiert deren Konsistenz, indem er sie an ihrer historischen Verwirklichung oder Auswirkung überprüft. Außerdem unterzieht er einige zentrale Komplexe der christlichen Glaubenslehre (»Crédo«, »Divinité de Jésus«, »Genèse«, »Messie«, »Paul«, »Pierre«) sowie die gesamte Darstellung des »Christianisme« einer historisch genetischen Betrachtung: Wie und wann ist das Christentum entstanden?
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    Voltaire verwendet oft märchenhafte, teilweise an Tausendundeine Nacht anknüpfende Elemente und Handlungsmuster, spielt mit romanesken Gattungstraditionen und bedient sich unterschiedlicher Techniken der Relativierung (nach Rabelais und Swift spielt auch Voltaire den Gegensatz von riesenhafter Größe und mikroskopisch Kleinem aus) sowie holzschnittartiger Dialoge.
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    In der Beurteilung der Katastrophe geraten Voltaire und Rousseau aneinander. 1756 veröffentlicht Voltaire sein Poeme sur le desastre de Lisbonne und äußert Zweifel an der von Leibniz behaupteten prästabilierten Harmonie und sieht die Katastrophe als Krise des metaphysischen Optimismus eines Leibniz, Wolff und Pope an, denn die bestehende kann nicht die beste aller möglichen Welten sein.
    Der allmächtige Reiche und der machtlose Arme Bei Voltaires Auseinandersetzung mit dem Problem der Theodizee ist es dardm gegangen, ob und in welchem Sinn der einzelne eine Schöpfung akzeptiert, in 3er Gutes und Böses, Selbstlosigkeit und himmelschreiende Ungerechtigkeit, Vernürv11' ges und Unvernünftiges auf wenig harmonische Weise miteinander vermischt siPd-Die Lösung der Frage oder das resignierte Schweigen sind Probleme der individuell6'11 moralischen Beurteilung und Lebensführung.
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    In der Beurteilung der Katastrophe geraten Voltaire und Rousseau aneinander. 1756 veröffentlicht Voltaire sein Poeme sur le desastre de Lisbonne und äußert Zweifel an der von Leibniz behaupteten prästabilierten Harmonie und sieht die Katastrophe als Krise des metaphysischen Optimismus eines Leibniz, Wolff und Pope an, denn die bestehende kann nicht die beste aller möglichen Welten sein.
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    Die Ernsthaftigkeit des gewitzten Voltaire, seine Militanz und sein aufklärerisches Ethos wurzeln in seinem Pragmatismus und einem Universalis-mus, der das Wirken der Vernunft immer und überall für wünschenswert und realisierbar hält; einem Universalismus, der auch die Moral betrifft: »Il n'y a qu'une morale [...] comme il n'y a qu'une geometrie« (Artikel »morale« im Dic-tionnaire philosophique).
    Ein Erzähler überträgt einer Mehrzahl von Erzählfiguren die Aufgabe, ihre Erzählungen wiederzugeben und umfaßt diese nicht nur mit einer Rahmenerzählung, sondern mit einem Ereignisse, Teilnehmer und Erzähler bestimmenden oder lenkenden allgemeinen Thema: mit der Idee, daß Schein und Sein die Hofgesellschaft bestimmen („Hepta-méron“); mit der Idee, daß vernünftiges Handeln auf Erfahrungen beruht, die alle Menschen miteinander teilen (Voltaire, „Candide“, 1759; Bruno, „Le tour de la France par deux enfants“, 1877); mit der Idee, daß der Mensch sich selbst das Paradies und dem Nächsten die Hölle ist (Sade, „Les 120 journées de Sodome“, 1782/85).
    Die Verwendung fremdartiger oder kakophonischer Namen, die Kombination mythologischer Vorstellungen mit solchen aus dem Bereich der Magistratur (die Göttin der Fruchtbarkeit präsidiert einer Versammlung der Getreidesorten), die Verbindung der Götter mit banalen menschlichen Aktivitäten (... hackt einen Wald ab) oder die Kombination des Machbaren mit dem damals noch unmöglich Erscheinenden (Mahomed reist in den Himmel) vermitteln unmittelbar die Einsicht, daß bestimmte religiöse Vorstellungen, welcher Herkunft sie auch immer sein mögen, vor der Vernunft nicht bestehen können. Voltaire fügt dieser Kritik eine sozialpsychologische und sozialgeschichtliche Begründung der Auswirkung religiöser Vorurteile an.
    Voltaire, der sich an dem englischen Sensualismus und Empirismus orientiert hat [65], zeigt das Bewußtsein seiner Figuren zwar nicht im Zustand eines unbeschriebenen weißen Papiers, der »tabula rasa«; er stattet sie mit Vernunft und Urteilsfähigkeit aus, versetzt sie aber dann in eine unerwartete Abfolge von Geschehnissen, die sie zunächst nicht als eine Kette von Ursache und Wirkung verste en, die Ereignisse stürzen zufällig auf sie ein, und sie sind aufs erste auch nicht in er Lage, einen Zusammenhang zwischen diesen Ereignissen zu erkennen.
    Der allmächtige Reiche und der machtlose Arme Bei Voltaires Auseinandersetzung mit dem Problem der Theodizee ist es dardm gegangen, ob und in welchem Sinn der einzelne eine Schöpfung akzeptiert, in 3er Gutes und Böses, Selbstlosigkeit und himmelschreiende Ungerechtigkeit, Vernürv11' ges und Unvernünftiges auf wenig harmonische Weise miteinander vermischt siPd-Die Lösung der Frage oder das resignierte Schweigen sind Probleme der individuell6'11 moralischen Beurteilung und Lebensführung.
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    Dies gilt auch für unterschiedliche Formen des Historischen (besonders Mittelalter und Renaissance), Fantastischen (Reise auf den Mond, Eldorado, hybride Wesen zwischen Mensch und Tier, Monster), der Utopie (Marivaux, Voltaire, Morelly, Bernardin de Saint-Pierre, Sade) und der Uchronie (Louis-Sebastien Mercier, L'an 2440, reve s'il en fut jamais, 1770/1785/1786).
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    Für ihn galt Voltaire, den wir als den eigentlichen Propheten der Aufklärung betrachten, als ein auf halbem Wege stehen gebliebener, weil er in der Philosophie sich dem Materialismus Diderot’s entgegenstellte, Kunst und Dichtung für unvergänglichere Güter hielt, als die exakte Naturwissenschaft, und vor allem, weil er, in seinen für die Öffentlichkeit bestimmten Schriften wenigstens, sich zum Deismus bekannte.
    Vernunftbeherrscht ist auch Voltaires Verhältnis zur Kunst.
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    Für ihn galt Voltaire, den wir als den eigentlichen Propheten der Aufklärung betrachten, als ein auf halbem Wege stehen gebliebener, weil er in der Philosophie sich dem Materialismus Diderot’s entgegenstellte, Kunst und Dichtung für unvergänglichere Güter hielt, als die exakte Naturwissenschaft, und vor allem, weil er, in seinen für die Öffentlichkeit bestimmten Schriften wenigstens, sich zum Deismus bekannte.
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    Für ihn galt Voltaire, den wir als den eigentlichen Propheten der Aufklärung betrachten, als ein auf halbem Wege stehen gebliebener, weil er in der Philosophie sich dem Materialismus Diderot’s entgegenstellte, Kunst und Dichtung für unvergänglichere Güter hielt, als die exakte Naturwissenschaft, und vor allem, weil er, in seinen für die Öffentlichkeit bestimmten Schriften wenigstens, sich zum Deismus bekannte. Er rede über Gott und das Jenseits wie ein liebenswürdiges Kind, so lautete Grimm’s Urteil.
    Stets Herr seines Schicksals, läßt er sich durch nichts aus der Fassung bringen; weder Ungnade noch Gefängnis noch Unbilden aller Art vermögen ihn zu hindern, seine Sendung zu erfüllen, deren er sich wohl bewußt ist: „J’ai fait tout ce que j’ai pu, toute ma vie, pour contribuer à étendre cet esprit de philosophie et de tolérance qui semble aujourd’hui caractériser le siècle.“²⁰) Darüber hinaus stellt er sich auch die ¹⁹) Spitzer stellte ihn gelegentlich in Gegensatz zu Montaigne, der es nie zur Beherrschung des praktischen Lebens brachte, während Voltaire als eine aktive geistige Großmacht mitten im Leben stand und aus Ferney eine neuartige Metropole schuf, wo sich die Geister Europas trafen. ²⁰) A M. Thiériot, 26. März 57. Er ist „immer strebend bemüht“ wie Faust, mit dem Brandes ihn in seinem Buche vergleicht.
    Im Unterschied zu materialistisch gesonnenen Aufklärern wie Diderot, d’Holbach oder de Sade hält Voltaire zunächst an der Vorstellung eines belohnenden und strafenden Gottes fest; dieses Vorurteil erscheint ihm unerläßlich für die soziale Reglementierung der großen Menge — wir werden später noch einmal darauf zurückkommen.
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    B. das intolerante Christentum — wird mit den Waffen der Ironie und des Spottes bekämpft und findet fortan bei ihm keine Gnade und kein Verständnis mehr³). Vernunftbeherrscht ist auch Voltaires Verhältnis zur Kunst.
    Voltaire hat im Philosophischen Taschenwörterbuch nicht den Weg einer antireligiösen Predigt eingeschlagen - das hat ihm vielleicht zu einem dauerhafteren Ruhm verhülfen. Vielmehr greift er vereinzelt die Vorstellungen und Behauptungen des traditionellen ideologischen Systems auf, analysiert deren Konsistenz, indem er sie an ihrer historischen Verwirklichung oder Auswirkung überprüft. Außerdem unterzieht er einige zentrale Komplexe der christlichen Glaubenslehre (»Crédo«, »Divinité de Jésus«, »Genèse«, »Messie«, »Paul«, »Pierre«) sowie die gesamte Darstellung des »Christianisme« einer historisch genetischen Betrachtung: Wie und wann ist das Christentum entstanden?
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    Weil die Gemütskräfte in Voltaire nur in geringem Maße vorhanden und schlecht entwickelt sind, ist er der echten dichterischen Begeisterung nicht fähig und verliert sich in rhetorisches Pathos. Er ist ein schlechter Darsteller menschlicher Gefühle und Leidenschaften, weil er sie selbst wohl kaum je in ihrer elementaren Gewalt innerlich erlebte, sondern sie vielmehr in eine Form, ein System zu bannen suchte.
    Voltaires leidenschaftlicher Appell für die unschuldig Verfolgten Calas, Sirven und La Barre, die in den sechziger Jahren Opfer eines verbrecherischen religiösen Fanatismus wurden, schwingen noch mit im Ingénu (1767; „Das Naturkind“), dem einzigen Conte Voltaires, wo direkt das Mitgefühl der Leser mit den literarischen Helden angesprochen wird.
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    Weil die Gemütskräfte in Voltaire nur in geringem Maße vorhanden und schlecht entwickelt sind, ist er der echten dichterischen Begeisterung nicht fähig und verliert sich in rhetorisches Pathos. Er ist ein schlechter Darsteller menschlicher Gefühle und Leidenschaften, weil er sie selbst wohl kaum je in ihrer elementaren Gewalt innerlich erlebte, sondern sie vielmehr in eine Form, ein System zu bannen suchte.
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    Die meisten Werke Voltaires sind tendenziös und huldigen den Ideen, die er als vernunftgemäß richtig er- ³) Darin liegt auch der tiefste Grund seiner Feindschaft mit J. J. Rousseau; die Vertreter des Rationalen und des Irrationalen stehen sich hier gegenüber und befehden sich. Seine Kunst ist also nicht um ihrer selbst willen lebensberechtigt, sondern weil sie mit ethisch-rationalen Zielen im Dienste der Menschheit steht.
    Voltaires Einfluss und Rolle bleiben entscheidend im Kampf gegen Despotie, Aberglaube und Intoleranz.
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    Niemand wird bestreiten, daß Voltaire ein eifriger Wahrheits-Forscher und -Künder gewesen ist.
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    Kaum eine Schrift Voltaires hätte diesen Prüfungen auf Gotteslästerliches, Staatsgefährliches, Unsittliches standhalten können.
    Deutliche Angriffe gegen die Säulen des Staates erfolgen dann u. a. in Montesquieus Lettres persanes (1721) und in Voltaires Lettresphilosophiques (1734).
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    Kaum eine Schrift Voltaires hätte diesen Prüfungen auf Gotteslästerliches, Staatsgefährliches, Unsittliches standhalten können.
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    Voltaire will Freiheit von kirchlichen und staatlichen¹⁵) Bindungen, Freiheit der Meinungsäußerung und des Handelns; sein höchstes Ziel, das er in stetem Kampf bis an sein Ende verfolgt, ist die geistige Befreiung der Menschheit.
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    Und doch paart sich mit dieser Feigheit ein ganz ungewöhnlicher Freimut; Voltaire wagt zu sagen, was sonst niemand sagte, höchstens dachte; er richtet unentwegt seine Angriffe gegen alles durch Tradition und Vorurteile Sanktionierte, gegen alles, was den Menschen knechtet und fesselt.
    Grundvorstellungen der Aufklärung: Vorurteil, Philosophie, Mensch In der ersten Ausgabe seines Dictionnaire philosophique portatif (1764) hat Voltaire den »Vorurteilen« einen Artikel gewidmet, in dem er die schlechten- also dure vernünftige Erkenntnisse zu ersetzenden - von den allgemein akzeptierten, de« »notwendigen« Vorurteilen unterscheidet.
    Voltaire fügt dieser Kritik eine sozialpsychologische und sozialgeschichtliche Begründung der Auswirkung religiöser Vorurteile an.
    (Ebd.) o taires Artikel gipfelt in dem Angriff auf die geistige und weltliche Vormacht-ste ung der Institution Kirche; er hat allerdings mit einer Betrachtung der Vorurteile egonnen, die für das soziale Zusammenleben und für das individuelle moralische Verhalten allgemein anerkannt, notwendig seien.
    Paradoxerweise greift Voltaire dazu auf ein als Ammenmärchen verspottetes Vorurteil zurück: auf die Angst vor der Hölle!
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    Und doch paart sich mit dieser Feigheit ein ganz ungewöhnlicher Freimut; Voltaire wagt zu sagen, was sonst niemand sagte, höchstens dachte; er richtet unentwegt seine Angriffe gegen alles durch Tradition und Vorurteile Sanktionierte, gegen alles, was den Menschen knechtet und fesselt.
    Die Menschen liebt Voltaire und verachtet sie zugleich, er kennt ihre Art, lacht spöttisch und überlegen über ihre Miseren, ist aber ebenso bereit, ihnen zu helfen ungeachtet des Undankes, den er oft erntet.
    Doch trotz aller Unausgeglichenheiten ist Voltaire ein Lebenskünstler, Dichter und Mann des praktischen Lebens zugleich¹⁹); mit gleicher Leidenschaft führt er die Feder und den Pflug. Eine ungeheure Aktivität treibt ihn, sich auf allen Gebieten zu beschäftigen; nirgendwo möchte er Dilettant bleiben. Begabt mit einem ausgeprägten Sinn für das Wirkliche und Mögliche durchschaut er alle Hirngespinste und baut fast nur auf die Erfahrung.
    Und wenn der überragende Geist Voltaires uns auch heute noch Lebenswichtiges zu sagen hat, so ist es vielleicht dies: Jeder Einzelne soll der Menschheit zur Förderung ihres Glückes und ihres Fortschrittes nützlich sein durch sinnvolle und rastlose Arbeit, soweit sie im Bereiche seiner Fähigkeiten liegt.
    Ein Erzähler überträgt einer Mehrzahl von Erzählfiguren die Aufgabe, ihre Erzählungen wiederzugeben und umfaßt diese nicht nur mit einer Rahmenerzählung, sondern mit einem Ereignisse, Teilnehmer und Erzähler bestimmenden oder lenkenden allgemeinen Thema: mit der Idee, daß Schein und Sein die Hofgesellschaft bestimmen („Hepta-méron“); mit der Idee, daß vernünftiges Handeln auf Erfahrungen beruht, die alle Menschen miteinander teilen (Voltaire, „Candide“, 1759; Bruno, „Le tour de la France par deux enfants“, 1877); mit der Idee, daß der Mensch sich selbst das Paradies und dem Nächsten die Hölle ist (Sade, „Les 120 journées de Sodome“, 1782/85).
    Voltaire versteht hier Gleichheit im Sinn gleicher gattungsspezifischer Anlagen: »Tous les animaux de chaque espèce sont égaux entre eux«. Da die Bedürfnisse des Menschen aber nur durch die Bewältigung der ungleichen Bedingungen seiner natürlichen Umwelt erfüllt werden können, entwickeln sich Unterordnung und Abhängigkeit als quasi-natürliche gesellschaftliche Beziehungen zwischen den Menschen.
    Diese sozialhistorische Verallgemeinerung, die ja nur solange gilt, als keine gegenteiligen Tatsachen ihr widersprechen, stützt Voltaire mit psychologischen Wesensmerkmalen des Menschen: Machttrieb, Drang nach Reichtum und Vergnügen, Neigung zur Bequemlichkeit.
    Diese beiden Bewertungsskalen entsprechen in etwa den Vorstellungen eines bürgerlichen oder eines adligen Publikums. [68] Als philosophischer Betrachter oder Erzähler hat Voltaire sich außerhalb eines eindeutigen ständischen Engagements gestellt; die Ironie seiner Beobachtungen kann gegen den Adel gerichtet sein und die Bürgerlichen amüsieren oder umgekehrt; der Spott kann dem Klerus gelten und die übrigen Stände unterhalten; der Spott kann auf die Unvollkommenheit der menschlichen Verhältnisse überhaupt gemünzt sein und findet Gehör bei »Philosophen« sowie Angehörigen aller drei Stände.
    An einigen zentralen Beispielen sei letzteres skizziert: Im Ergebnis seiner wissenschaftlichen Studien in Cirey zeigt Voltaire im Micromégas (1739) die Relativität der menschlichen Existenz im Universum, attackiert er das anthropozentrische Weltbild der christlichen Religion.
    seit 1739) abzeichneten, die Frage nach der Bestimmung des Menschen, nach der Einrichtung der Welt, die Voltaire hier noch - leicht modifiziert - beantwortet, wie Leibniz und Pope dies vorgegeben hatten.
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    Doch trotz aller Unausgeglichenheiten ist Voltaire ein Lebenskünstler, Dichter und Mann des praktischen Lebens zugleich¹⁹); mit gleicher Leidenschaft führt er die Feder und den Pflug. Eine ungeheure Aktivität treibt ihn, sich auf allen Gebieten zu beschäftigen; nirgendwo möchte er Dilettant bleiben. Zur Arbeit ist für ihn der Mensch geschaffen. Stets Herr seines Schicksals, läßt er sich durch nichts aus der Fassung bringen; weder Ungnade noch Gefängnis noch Unbilden aller Art vermögen ihn zu hindern, seine Sendung zu erfüllen, deren er sich wohl bewußt ist: „J’ai fait tout ce que j’ai pu, toute ma vie, pour contribuer à étendre cet esprit de philosophie et de tolérance qui semble aujourd’hui caractériser le siècle.“²⁰) Darüber hinaus stellt er sich auch die ¹⁹) Spitzer stellte ihn gelegentlich in Gegensatz zu Montaigne, der es nie zur Beherrschung des praktischen Lebens brachte, während Voltaire als eine aktive geistige Großmacht mitten im Leben stand und aus Ferney eine neuartige Metropole schuf, wo sich die Geister Europas trafen. ²⁰) A M.
    Die gesellschaftliche Wirklichkeit, wie sie sich in der Erfahrung des Individuums widerspiegelt, bildet für Voltaire den Prüfstein für bestehende Anschauungen und den Ausgangspunkt für die Gewinnung neuer Erkenntnisse.
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    Und wenn der überragende Geist Voltaires uns auch heute noch Lebenswichtiges zu sagen hat, so ist es vielleicht dies: Jeder Einzelne soll der Menschheit zur Förderung ihres Glückes und ihres Fortschrittes nützlich sein durch sinnvolle und rastlose Arbeit, soweit sie im Bereiche seiner Fähigkeiten liegt.
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    Und wenn der überragende Geist Voltaires uns auch heute noch Lebenswichtiges zu sagen hat, so ist es vielleicht dies: Jeder Einzelne soll der Menschheit zur Förderung ihres Glückes und ihres Fortschrittes nützlich sein durch sinnvolle und rastlose Arbeit, soweit sie im Bereiche seiner Fähigkeiten liegt.
    (Essay on Man, I, v. 169-172, 289-294 Angesichts der Auswirkungen des Erdbebens von Eissabon hat Voltaire die Philosophen, die rufen: Alles ist gut! aufgefordert, sich das Elend einmal anzuschauen; aber trotz der pessimistischen Beurteilung des Weltlaufes, die der Pascals nahe ist, halt Voltaire an der Hoffnung fest, daß es einen Fortschritt der Menschheit zum Besseren geben könnte. [74j Zum Abschluß der ausführlichen Auseinandersetzungen mit der metaphysischen Lehre des Optimismus, in der Erzählung ( andhtt- -m. ( ’p-: wird diese vage f loffnung als Arbeitsethos formuliert, als Aufgabe, die \\ eit Zu gestalten, das Land zu bestellen, seinen Lebensunterhalt zu gewinnen, ohne die l osimg des Problems der 1 heodiz.ee zu erstreben. k aubM, dn ( andidr, qu'il faut cultiver notre jardin.
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    Und wenn der überragende Geist Voltaires uns auch heute noch Lebenswichtiges zu sagen hat, so ist es vielleicht dies: Jeder Einzelne soll der Menschheit zur Förderung ihres Glückes und ihres Fortschrittes nützlich sein durch sinnvolle und rastlose Arbeit, soweit sie im Bereiche seiner Fähigkeiten liegt.
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    Voltaire verweist hier mit der Absurdität der Kombinationen oder Relationen auf die mangelnde Einsicht in tatsächliche Zusammenhänge der Natur.
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    Voltaire verweist hier mit der Absurdität der Kombinationen oder Relationen auf die mangelnde Einsicht in tatsächliche Zusammenhänge der Natur.
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    Als aufklärerische Vorurteile halten wir aus Voltaires Text fest: die Autorität der Eltern [5]; die natürliche Unterscheidung von Mein und Dein, im weiteren Sinn von Gut und Böse.
    (Le vrai philosophe, S. 14—15) Voltaire schildert 1764 die Respektierung der Autorität und den Autoritätsverhist der Amtsträger aus der Perspektive eines Leser, der die Achtung, die ihm vor eine111 würdevoll einherstolzierenden Menschen anerzogen worden ist, durch ein selbstan dig kritisches Urteil ersetzt hat.
    Diese sozialhistorische Verallgemeinerung, die ja nur solange gilt, als keine gegenteiligen Tatsachen ihr widersprechen, stützt Voltaire mit psychologischen Wesensmerkmalen des Menschen: Machttrieb, Drang nach Reichtum und Vergnügen, Neigung zur Bequemlichkeit.
    Voltaires Contes fügen sich somit organisch in seinen weltanschaulichen Entwicklungsprozeß ein. Damit erhebt sich zugleich die Frage, wie er denn sein weltanschauliches Anliegen mit den an die Contes zu stellenden literarisch-ästhetischen Anforderungen zu verbinden vermochte. Mußte diese vordringlich ideologisch-didaktische Funktion seiner Contes nicht zwangsläufig deren literarischen Wert mindern oder überhaupt in Frage stellen? Faßt man die Handlung der verschiedenen Contes philosophiques ins Auge, die Fülle von unglaublichen Abenteuern und phantastischen Geschehnissen, die zahlreichen Zutaten aus orientalischen Märchen und der europäischen Feenwelt, so scheint der Abbildcharakter dieser Literatur zunächst in Frage gestellt. Bei einer aufmerksameren Betrachtung bietet sich jedoch ein weit anderes Bild. Sieht man von der willkürlichen, dennoch einer bestimmten Absicht entsprechenden Verknüpfung der Geschehnisse ab, bemüht man sich, den Schleier der phantastisch-exotischen Verhüllung zu zerreißen, so präsentieren die Contes dem Leser mit einemmal eine Fülle von zutiefst realistischen Details und Episodenschilderungen, wie sie in ihrer prägnanten Deutlichkeit und Schärfe kaum zu übertreffen sind. So werden an zahlreichen Stellen, angefangen von Le monde comme il va bis zu Candide, das Thema des Krieges aufgegriffen, die divergierenden Interessen der Herrschenden als dessen Entstehungsursachen aufgezeigt und die schrecklichen Konsequenzen des Krieges für die betroffenen Menschen in aufrüttelnden Schilderungen angeprangert, die leider bis heute nichts an Aktualität eingebüßt haben. Hierzu ein Beispiel aus Candide, wo der Held eben eine furchtbare Schlacht überlebt hat: „(Candide) stieg über Berge von Toten und Sterbenden und erreichte zunächst ein benachbartes Dorf, das in Schutt und Asche lag... Hier sahen über und über mit Wunden bedeckte Greise zu, wie ihre Frauen erwürgt wurden und noch im Sterben ihre Kinder an die blutenden Brüste preßten. Dort hauchten Mädchen mit aufgeschlitzten Bäuchen ihre letzten Seufzer aus, nachdem einige Helden ihre natürlichen Bedürfnisse an ihnen befriedigt hatten. „Da ich damals weder Getreide noch Bohnen, noch Geld hatte [um die Kriegssteuer zu bezahlen]“, berichtet der Mann mit den 40 Talern, „ließ mich die gesetzgebende und ausführende Gewalt ins Gefängnis werfen, und der Krieg wurde, so gut es ging, weitergeführt
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    Als aufklärerische Vorurteile halten wir aus Voltaires Text fest: die Autorität der Eltern [5]; die natürliche Unterscheidung von Mein und Dein, im weiteren Sinn von Gut und Böse.
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    Als aufklärerische Vorurteile halten wir aus Voltaires Text fest: die Autorität der Eltern [5]; die natürliche Unterscheidung von Mein und Dein, im weiteren Sinn von Gut und Böse.
    Private Laster können sich also auch nach Voltaire als öffentliche Wohltaten auswirken. [72] Aber getreu seiner empiristi-sehen Einstellung beschränkt sich Babouc darauf, das Nebeneinander des Negativer» und des Positiven, des Guten und des Schlechten festzustellen: Il soupçonna enfin qu il pourrait bien en être des mœurs de Persépolis comme des édifices, ont es uns lui avaient paru dignes de pitié, et les autres l’avaient ravi en admiration.
    Der allmächtige Reiche und der machtlose Arme Bei Voltaires Auseinandersetzung mit dem Problem der Theodizee ist es dardm gegangen, ob und in welchem Sinn der einzelne eine Schöpfung akzeptiert, in 3er Gutes und Böses, Selbstlosigkeit und himmelschreiende Ungerechtigkeit, Vernürv11' ges und Unvernünftiges auf wenig harmonische Weise miteinander vermischt siPd-Die Lösung der Frage oder das resignierte Schweigen sind Probleme der individuell6'11 moralischen Beurteilung und Lebensführung.
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    Als aufklärerische Vorurteile halten wir aus Voltaires Text fest: die Autorität der Eltern [5]; die natürliche Unterscheidung von Mein und Dein, im weiteren Sinn von Gut und Böse.
    Private Laster können sich also auch nach Voltaire als öffentliche Wohltaten auswirken. [72] Aber getreu seiner empiristi-sehen Einstellung beschränkt sich Babouc darauf, das Nebeneinander des Negativer» und des Positiven, des Guten und des Schlechten festzustellen: Il soupçonna enfin qu il pourrait bien en être des mœurs de Persépolis comme des édifices, ont es uns lui avaient paru dignes de pitié, et les autres l’avaient ravi en admiration.
    Der allmächtige Reiche und der machtlose Arme Bei Voltaires Auseinandersetzung mit dem Problem der Theodizee ist es dardm gegangen, ob und in welchem Sinn der einzelne eine Schöpfung akzeptiert, in 3er Gutes und Böses, Selbstlosigkeit und himmelschreiende Ungerechtigkeit, Vernürv11' ges und Unvernünftiges auf wenig harmonische Weise miteinander vermischt siPd-Die Lösung der Frage oder das resignierte Schweigen sind Probleme der individuell6'11 moralischen Beurteilung und Lebensführung.
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    Die Evidenz der selbständigen Erfahrungen und Überprüfung, der nach unserem Text der »echte Philosoph« allein zu folgen habe, erscheint als wichtige narrative Isotopie in den philosophischen Erzählungen Voltaires.
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    D’Holbach, der diese Vorurteilskritik noch mit einem umfangreich ausgesponnenen, zukunftsorientierten Modell der natürlichen, sprich: vernünftigen Gesellschaft und Moral ergänzt, bewegt sich mit der geschichtsphilosophischen Betrachtung an der Grenze des Pessimismus, für den man auch Voltaire zitieren kann.
    Voltaires Contes fügen sich somit organisch in seinen weltanschaulichen Entwicklungsprozeß ein. Damit erhebt sich zugleich die Frage, wie er denn sein weltanschauliches Anliegen mit den an die Contes zu stellenden literarisch-ästhetischen Anforderungen zu verbinden vermochte. Mußte diese vordringlich ideologisch-didaktische Funktion seiner Contes nicht zwangsläufig deren literarischen Wert mindern oder überhaupt in Frage stellen? Faßt man die Handlung der verschiedenen Contes philosophiques ins Auge, die Fülle von unglaublichen Abenteuern und phantastischen Geschehnissen, die zahlreichen Zutaten aus orientalischen Märchen und der europäischen Feenwelt, so scheint der Abbildcharakter dieser Literatur zunächst in Frage gestellt. Bei einer aufmerksameren Betrachtung bietet sich jedoch ein weit anderes Bild. Sieht man von der willkürlichen, dennoch einer bestimmten Absicht entsprechenden Verknüpfung der Geschehnisse ab, bemüht man sich, den Schleier der phantastisch-exotischen Verhüllung zu zerreißen, so präsentieren die Contes dem Leser mit einemmal eine Fülle von zutiefst realistischen Details und Episodenschilderungen, wie sie in ihrer prägnanten Deutlichkeit und Schärfe kaum zu übertreffen sind. So werden an zahlreichen Stellen, angefangen von Le monde comme il va bis zu Candide, das Thema des Krieges aufgegriffen, die divergierenden Interessen der Herrschenden als dessen Entstehungsursachen aufgezeigt und die schrecklichen Konsequenzen des Krieges für die betroffenen Menschen in aufrüttelnden Schilderungen angeprangert, die leider bis heute nichts an Aktualität eingebüßt haben. Hierzu ein Beispiel aus Candide, wo der Held eben eine furchtbare Schlacht überlebt hat: „(Candide) stieg über Berge von Toten und Sterbenden und erreichte zunächst ein benachbartes Dorf, das in Schutt und Asche lag... Hier sahen über und über mit Wunden bedeckte Greise zu, wie ihre Frauen erwürgt wurden und noch im Sterben ihre Kinder an die blutenden Brüste preßten. Dort hauchten Mädchen mit aufgeschlitzten Bäuchen ihre letzten Seufzer aus, nachdem einige Helden ihre natürlichen Bedürfnisse an ihnen befriedigt hatten. „Da ich damals weder Getreide noch Bohnen, noch Geld hatte [um die Kriegssteuer zu bezahlen]“, berichtet der Mann mit den 40 Talern, „ließ mich die gesetzgebende und ausführende Gewalt ins Gefängnis werfen, und der Krieg wurde, so gut es ging, weitergeführt
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    Mit den anschließenden drei Fragenkomplexen geht Voltaire auf die praktische Durchführung der Fastenvorschrift ein: Die Betrachtung einiger banaler Details— der Reiche erlaubt sich ausgesuchte Fischmenus, indessen der Arme wegen eines Bissens Pökelfleisch verdammt wird!
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    Voltaires Überzeugung von einer natürlichen menschlichen Moral wird man also nicht als sein einziges oder letztes Wort nehmen dürfen. [30] Der Glaube an die Unsterblichkeit der Seele halte das niedere Volk in Schach, dem Vernunft und damit das Streben nach dem höchsten Gut fehle; die gehobenen Stände möchten sich wohl ohne solchen Aberglauben honett aufführen - das meinte schon vor Voltaire ein Skeptiker, der Marquis d’Argens. [31] Auch politische und ökonomische Probleme oder Reformen diskutieren Voltaire und d’Holbach mit spürbarer Distanz gegenüber den Interessen der Mehrheit des dritten Standes.
    Voltaire wird im Artikel »Vertu« des Dictionnaire philosophique diese Trennung der privaten Neigungen von den gesell' schaftlich schädlichen oder nützlichen als Grundlage einer säkularisierten Moral' lehre pointiert formulieren.
    Der allmächtige Reiche und der machtlose Arme Bei Voltaires Auseinandersetzung mit dem Problem der Theodizee ist es dardm gegangen, ob und in welchem Sinn der einzelne eine Schöpfung akzeptiert, in 3er Gutes und Böses, Selbstlosigkeit und himmelschreiende Ungerechtigkeit, Vernürv11' ges und Unvernünftiges auf wenig harmonische Weise miteinander vermischt siPd-Die Lösung der Frage oder das resignierte Schweigen sind Probleme der individuell6'11 moralischen Beurteilung und Lebensführung.
    Wir müssen berücksichtigen, daß Voltaire an das allen Menschen gemeinsame »Grundgesetz der Sittlichkeit« glaubt.] 109] Für de Sade scheint der Glaube an die gleichartigen Neigungen, Triebe und sinnlichen Bedürfnisse der Menschen (110] hingegen überholt zu sein.
    Der aufklärerischen und moralisch-didaktischen Intention entsprechen auch die contes philosophiques Voltaires, die contes moraux Marmontels und die Dialogerzählungen Di-derots, die jeweils fundamentale Neuerungen im Literatursystem der Aufklärung darstellen.
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    Voltaires Überzeugung von einer natürlichen menschlichen Moral wird man also nicht als sein einziges oder letztes Wort nehmen dürfen. [30] Der Glaube an die Unsterblichkeit der Seele halte das niedere Volk in Schach, dem Vernunft und damit das Streben nach dem höchsten Gut fehle; die gehobenen Stände möchten sich wohl ohne solchen Aberglauben honett aufführen - das meinte schon vor Voltaire ein Skeptiker, der Marquis d’Argens. [31] Auch politische und ökonomische Probleme oder Reformen diskutieren Voltaire und d’Holbach mit spürbarer Distanz gegenüber den Interessen der Mehrheit des dritten Standes.
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    Voltaires Überzeugung von einer natürlichen menschlichen Moral wird man also nicht als sein einziges oder letztes Wort nehmen dürfen. [30] Der Glaube an die Unsterblichkeit der Seele halte das niedere Volk in Schach, dem Vernunft und damit das Streben nach dem höchsten Gut fehle; die gehobenen Stände möchten sich wohl ohne solchen Aberglauben honett aufführen - das meinte schon vor Voltaire ein Skeptiker, der Marquis d’Argens. [31] Auch politische und ökonomische Probleme oder Reformen diskutieren Voltaire und d’Holbach mit spürbarer Distanz gegenüber den Interessen der Mehrheit des dritten Standes.
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    Voltaires Überzeugung von einer natürlichen menschlichen Moral wird man also nicht als sein einziges oder letztes Wort nehmen dürfen. [30] Der Glaube an die Unsterblichkeit der Seele halte das niedere Volk in Schach, dem Vernunft und damit das Streben nach dem höchsten Gut fehle; die gehobenen Stände möchten sich wohl ohne solchen Aberglauben honett aufführen - das meinte schon vor Voltaire ein Skeptiker, der Marquis d’Argens. [31] Auch politische und ökonomische Probleme oder Reformen diskutieren Voltaire und d’Holbach mit spürbarer Distanz gegenüber den Interessen der Mehrheit des dritten Standes.
    Voltaire legt darin seinen Standpunkt zu aktuellen Problemen seiner Zeit dar; er will die von ihm gewonnenen Erkenntnisse auf plausible Weise seinen Lesern zugänglich machen.
    Voltaires Contes fügen sich somit organisch in seinen weltanschaulichen Entwicklungsprozeß ein. Damit erhebt sich zugleich die Frage, wie er denn sein weltanschauliches Anliegen mit den an die Contes zu stellenden literarisch-ästhetischen Anforderungen zu verbinden vermochte. Mußte diese vordringlich ideologisch-didaktische Funktion seiner Contes nicht zwangsläufig deren literarischen Wert mindern oder überhaupt in Frage stellen? Faßt man die Handlung der verschiedenen Contes philosophiques ins Auge, die Fülle von unglaublichen Abenteuern und phantastischen Geschehnissen, die zahlreichen Zutaten aus orientalischen Märchen und der europäischen Feenwelt, so scheint der Abbildcharakter dieser Literatur zunächst in Frage gestellt. Bei einer aufmerksameren Betrachtung bietet sich jedoch ein weit anderes Bild. Sieht man von der willkürlichen, dennoch einer bestimmten Absicht entsprechenden Verknüpfung der Geschehnisse ab, bemüht man sich, den Schleier der phantastisch-exotischen Verhüllung zu zerreißen, so präsentieren die Contes dem Leser mit einemmal eine Fülle von zutiefst realistischen Details und Episodenschilderungen, wie sie in ihrer prägnanten Deutlichkeit und Schärfe kaum zu übertreffen sind. So werden an zahlreichen Stellen, angefangen von Le monde comme il va bis zu Candide, das Thema des Krieges aufgegriffen, die divergierenden Interessen der Herrschenden als dessen Entstehungsursachen aufgezeigt und die schrecklichen Konsequenzen des Krieges für die betroffenen Menschen in aufrüttelnden Schilderungen angeprangert, die leider bis heute nichts an Aktualität eingebüßt haben. Hierzu ein Beispiel aus Candide, wo der Held eben eine furchtbare Schlacht überlebt hat: „(Candide) stieg über Berge von Toten und Sterbenden und erreichte zunächst ein benachbartes Dorf, das in Schutt und Asche lag... Hier sahen über und über mit Wunden bedeckte Greise zu, wie ihre Frauen erwürgt wurden und noch im Sterben ihre Kinder an die blutenden Brüste preßten. Dort hauchten Mädchen mit aufgeschlitzten Bäuchen ihre letzten Seufzer aus, nachdem einige Helden ihre natürlichen Bedürfnisse an ihnen befriedigt hatten. „Da ich damals weder Getreide noch Bohnen, noch Geld hatte [um die Kriegssteuer zu bezahlen]“, berichtet der Mann mit den 40 Talern, „ließ mich die gesetzgebende und ausführende Gewalt ins Gefängnis werfen, und der Krieg wurde, so gut es ging, weitergeführt
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    Voltaire versteht hier Gleichheit im Sinn gleicher gattungsspezifischer Anlagen: »Tous les animaux de chaque espèce sont égaux entre eux«. Da die Bedürfnisse des Menschen aber nur durch die Bewältigung der ungleichen Bedingungen seiner natürlichen Umwelt erfüllt werden können, entwickeln sich Unterordnung und Abhängigkeit als quasi-natürliche gesellschaftliche Beziehungen zwischen den Menschen.
    Aus den von Voltaire angeführten Voraussetzungen und Beispielen könnte man sicher auch die Notwendigkeit einer sozialstaatlichen Struktur der Gesellschaft, den Schutz der Schwächeren vor den Stärkeren, der Domestiken oder Sklaven vor den Mächtigen ableiten.
    Voltaire hat die eher verschleiernde als erklärende Simplifizie-fung d’Holbachs vermieden, insofern er den Ursprung der Ungleichheit sowohl in der gesellschaftlichen Struktur der Abhängigkeit als auch in einer psychologischen Anlage gesucht hat.
    Voltaire wird im Artikel »Vertu« des Dictionnaire philosophique diese Trennung der privaten Neigungen von den gesell' schaftlich schädlichen oder nützlichen als Grundlage einer säkularisierten Moral' lehre pointiert formulieren.
    Das Prinzip der egoistischen Gesinnung, des »intérêt personnel«, woraus Aufklärer wie d’Holbach und Voltaire das allgemeine Glück glaubten herleiten zu können, zerstört die Gesellschaft. [91] Das Prinzip der Gesellschaft, den Konkurrenzkampf, erläutert Rousseau mit den Schriftstellern, den Philosophen, »ces amis de la sagesse«, die wie Scharlatane auf dem Marktplatz ihre einander widersprechenden Weisheiten an den Mann zu bringen versuchen.
    Die gesellschaftliche Wirklichkeit, wie sie sich in der Erfahrung des Individuums widerspiegelt, bildet für Voltaire den Prüfstein für bestehende Anschauungen und den Ausgangspunkt für die Gewinnung neuer Erkenntnisse.
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    Voltaire versteht hier Gleichheit im Sinn gleicher gattungsspezifischer Anlagen: »Tous les animaux de chaque espèce sont égaux entre eux«. Da die Bedürfnisse des Menschen aber nur durch die Bewältigung der ungleichen Bedingungen seiner natürlichen Umwelt erfüllt werden können, entwickeln sich Unterordnung und Abhängigkeit als quasi-natürliche gesellschaftliche Beziehungen zwischen den Menschen. Diese sozialhistorische Verallgemeinerung, die ja nur solange gilt, als keine gegenteiligen Tatsachen ihr widersprechen, stützt Voltaire mit psychologischen Wesensmerkmalen des Menschen: Machttrieb, Drang nach Reichtum und Vergnügen, Neigung zur Bequemlichkeit.
    Diese beiden Bewertungsskalen entsprechen in etwa den Vorstellungen eines bürgerlichen oder eines adligen Publikums. [68] Als philosophischer Betrachter oder Erzähler hat Voltaire sich außerhalb eines eindeutigen ständischen Engagements gestellt; die Ironie seiner Beobachtungen kann gegen den Adel gerichtet sein und die Bürgerlichen amüsieren oder umgekehrt; der Spott kann dem Klerus gelten und die übrigen Stände unterhalten; der Spott kann auf die Unvollkommenheit der menschlichen Verhältnisse überhaupt gemünzt sein und findet Gehör bei »Philosophen« sowie Angehörigen aller drei Stände.
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    Diese sozialhistorische Verallgemeinerung, die ja nur solange gilt, als keine gegenteiligen Tatsachen ihr widersprechen, stützt Voltaire mit psychologischen Wesensmerkmalen des Menschen: Machttrieb, Drang nach Reichtum und Vergnügen, Neigung zur Bequemlichkeit.
    Voltaire hat die eher verschleiernde als erklärende Simplifizie-fung d’Holbachs vermieden, insofern er den Ursprung der Ungleichheit sowohl in der gesellschaftlichen Struktur der Abhängigkeit als auch in einer psychologischen Anlage gesucht hat.
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    Diese sozialhistorische Verallgemeinerung, die ja nur solange gilt, als keine gegenteiligen Tatsachen ihr widersprechen, stützt Voltaire mit psychologischen Wesensmerkmalen des Menschen: Machttrieb, Drang nach Reichtum und Vergnügen, Neigung zur Bequemlichkeit.
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    Diese sozialhistorische Verallgemeinerung, die ja nur solange gilt, als keine gegenteiligen Tatsachen ihr widersprechen, stützt Voltaire mit psychologischen Wesensmerkmalen des Menschen: Machttrieb, Drang nach Reichtum und Vergnügen, Neigung zur Bequemlichkeit.
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    Voltaire hat die eher verschleiernde als erklärende Simplifizie-fung d’Holbachs vermieden, insofern er den Ursprung der Ungleichheit sowohl in der gesellschaftlichen Struktur der Abhängigkeit als auch in einer psychologischen Anlage gesucht hat.
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    Vision de Babouc (1748), Candide ou l’Optimisme (1759) Der vornehme Perser aus Montesquieus Briefroman ist aufgebrochen, »um mühevoll die Weisheit zu suchen« ; auch Candide und Babouc, die kritischen Reisenden der beiden philosophischen Erzählungen Voltaires, folgen diesem Ziel; allerdings sind sie nicht in die Vorurteile ihrer eigenen Kultur verstrickt - wie Usbek etwa in die Vorstellungswelt des orientalischen Despotismus.
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    Voltaire, der sich an dem englischen Sensualismus und Empirismus orientiert hat [65], zeigt das Bewußtsein seiner Figuren zwar nicht im Zustand eines unbeschriebenen weißen Papiers, der »tabula rasa«; er stattet sie mit Vernunft und Urteilsfähigkeit aus, versetzt sie aber dann in eine unerwartete Abfolge von Geschehnissen, die sie zunächst nicht als eine Kette von Ursache und Wirkung verste en, die Ereignisse stürzen zufällig auf sie ein, und sie sind aufs erste auch nicht in er Lage, einen Zusammenhang zwischen diesen Ereignissen zu erkennen.
    Die Unterordnung des Individuums wird nicht zuletzt durch die erzählerische Verwen-' “ng des willkürlichen Zufalls außer Kraft gesetzt, indem die acht Mitglieder der "kleinen Gesellschaft« Auspeitschung, Hinrichtung, Überfälle, Vergewaltigungen, ypbihs, den Verlust einer Hinterbacke, Schlachtfelder, Sklaverei, Prostitution, eben "nc Kette schrecklichen Unglücks (ebd., 27. Kap. ), überleben und zwei sogar wie von loten auferstehen. Un U Se’Verbunden im Kosmos; Gott habe das Glück aller Geschöpfe im Auge, das tlgUck einiger weniger könne als Begleiterscheinung eines allgemeineren Guten geschehen; ein Übel könne Gutes bewirken; alles in dieser Welt sei dank göttli^ Çr Weisheit miteinander verkettet — diese Vorstellungen hat Leibniz entwickelt. Einen Sinn 1111 Weltenlauf zu suchen, nach Ursache und Wirkung, der Erbsünde, dem Wesen » er Seele, dem Weltenplan zu fragen, ist Gerede, Spekulation, dem die praktische Geÿta' tung der Welt durch und für den Menschen gegenübergestellt wird.
    F Voltaire antwortet darauf mit der Darstellung des willkürlich darniederfahrerF 11 Zufalls, mit der übertriebenen Verwendung romanesker Abenteuer, die, ganz im f»,nn der klassizistischen Dichtungslehre, unwahrscheinlich erscheinen.
    Bestreiten läßt sich auch nicht, daß er Zufälle und äußere Kausalzusammenhänge zum bestimmenden Faktor für den wechselvollen Lebensweg seiner Helden erhob, wobei er dies im Gegensatz zu den Romanautoren seiner Zeit sogar parodistisch hervorkehrte.
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    Voltaire, der sich an dem englischen Sensualismus und Empirismus orientiert hat [65], zeigt das Bewußtsein seiner Figuren zwar nicht im Zustand eines unbeschriebenen weißen Papiers, der »tabula rasa«; er stattet sie mit Vernunft und Urteilsfähigkeit aus, versetzt sie aber dann in eine unerwartete Abfolge von Geschehnissen, die sie zunächst nicht als eine Kette von Ursache und Wirkung verste en, die Ereignisse stürzen zufällig auf sie ein, und sie sind aufs erste auch nicht in er Lage, einen Zusammenhang zwischen diesen Ereignissen zu erkennen. Nach einer gewissen Wiederholung der Erfahrungen oder ergänzenden Beobachtungen versuchen sie es wohl, die eine Erscheinung mit der anderen in einen kausalen Zusammenhang zu bringen. Beide Figuren verkörpern die Einstellung des Empiristen, der sich auch nicht imstande sieht, aus aufeinanderfolgenden Ereignissen durch einen »Denkakt« die »Kenntnis der geheimen Kraft« zu gewinnen, »durch die der eine Gegenstand den anderen hervorbringt«; auch für sie scheint die »Gewohnheit« das letzte Prinzip der »Erfahrungsschlüsse«, »die große Führerin im menschlichen Leben« [66] zu sein.
    Die Unterordnung des Individuums wird nicht zuletzt durch die erzählerische Verwen-' “ng des willkürlichen Zufalls außer Kraft gesetzt, indem die acht Mitglieder der "kleinen Gesellschaft« Auspeitschung, Hinrichtung, Überfälle, Vergewaltigungen, ypbihs, den Verlust einer Hinterbacke, Schlachtfelder, Sklaverei, Prostitution, eben "nc Kette schrecklichen Unglücks (ebd., 27. Kap. ), überleben und zwei sogar wie von loten auferstehen. Un U Se’Verbunden im Kosmos; Gott habe das Glück aller Geschöpfe im Auge, das tlgUck einiger weniger könne als Begleiterscheinung eines allgemeineren Guten geschehen; ein Übel könne Gutes bewirken; alles in dieser Welt sei dank göttli^ Çr Weisheit miteinander verkettet — diese Vorstellungen hat Leibniz entwickelt. Einen Sinn 1111 Weltenlauf zu suchen, nach Ursache und Wirkung, der Erbsünde, dem Wesen » er Seele, dem Weltenplan zu fragen, ist Gerede, Spekulation, dem die praktische Geÿta' tung der Welt durch und für den Menschen gegenübergestellt wird.
    Der allmächtige Reiche und der machtlose Arme Bei Voltaires Auseinandersetzung mit dem Problem der Theodizee ist es dardm gegangen, ob und in welchem Sinn der einzelne eine Schöpfung akzeptiert, in 3er Gutes und Böses, Selbstlosigkeit und himmelschreiende Ungerechtigkeit, Vernürv11' ges und Unvernünftiges auf wenig harmonische Weise miteinander vermischt siPd-Die Lösung der Frage oder das resignierte Schweigen sind Probleme der individuell6'11 moralischen Beurteilung und Lebensführung.
    Die gesellschaftliche Wirklichkeit, wie sie sich in der Erfahrung des Individuums widerspiegelt, bildet für Voltaire den Prüfstein für bestehende Anschauungen und den Ausgangspunkt für die Gewinnung neuer Erkenntnisse.
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    Diese beiden Bewertungsskalen entsprechen in etwa den Vorstellungen eines bürgerlichen oder eines adligen Publikums. [68] Als philosophischer Betrachter oder Erzähler hat Voltaire sich außerhalb eines eindeutigen ständischen Engagements gestellt; die Ironie seiner Beobachtungen kann gegen den Adel gerichtet sein und die Bürgerlichen amüsieren oder umgekehrt; der Spott kann dem Klerus gelten und die übrigen Stände unterhalten; der Spott kann auf die Unvollkommenheit der menschlichen Verhältnisse überhaupt gemünzt sein und findet Gehör bei »Philosophen« sowie Angehörigen aller drei Stände.
    Hauptvertreter des conte philosophique bleibt Voltaire mit: Micromégas (1752) und Candide (1759). Die ironisch-verfremden-de Erzählweise dient ihm dazu, seine philosophischen Thesen und Standpunkte zu illustrieren (s.
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    Diese beiden Bewertungsskalen entsprechen in etwa den Vorstellungen eines bürgerlichen oder eines adligen Publikums. [68] Als philosophischer Betrachter oder Erzähler hat Voltaire sich außerhalb eines eindeutigen ständischen Engagements gestellt; die Ironie seiner Beobachtungen kann gegen den Adel gerichtet sein und die Bürgerlichen amüsieren oder umgekehrt; der Spott kann dem Klerus gelten und die übrigen Stände unterhalten; der Spott kann auf die Unvollkommenheit der menschlichen Verhältnisse überhaupt gemünzt sein und findet Gehör bei »Philosophen« sowie Angehörigen aller drei Stände.
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    Diese beiden Bewertungsskalen entsprechen in etwa den Vorstellungen eines bürgerlichen oder eines adligen Publikums. [68] Als philosophischer Betrachter oder Erzähler hat Voltaire sich außerhalb eines eindeutigen ständischen Engagements gestellt; die Ironie seiner Beobachtungen kann gegen den Adel gerichtet sein und die Bürgerlichen amüsieren oder umgekehrt; der Spott kann dem Klerus gelten und die übrigen Stände unterhalten; der Spott kann auf die Unvollkommenheit der menschlichen Verhältnisse überhaupt gemünzt sein und findet Gehör bei »Philosophen« sowie Angehörigen aller drei Stände.
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    Private Laster können sich also auch nach Voltaire als öffentliche Wohltaten auswirken. [72] Aber getreu seiner empiristi-sehen Einstellung beschränkt sich Babouc darauf, das Nebeneinander des Negativer» und des Positiven, des Guten und des Schlechten festzustellen: Il soupçonna enfin qu il pourrait bien en être des mœurs de Persépolis comme des édifices, ont es uns lui avaient paru dignes de pitié, et les autres l’avaient ravi en admiration.
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    Zum Abschluß wollen wir die Ideen der Theodizee zusammenfassen, die von Voltaire in Frage gestellt werden.
    Der allmächtige Reiche und der machtlose Arme Bei Voltaires Auseinandersetzung mit dem Problem der Theodizee ist es dardm gegangen, ob und in welchem Sinn der einzelne eine Schöpfung akzeptiert, in 3er Gutes und Böses, Selbstlosigkeit und himmelschreiende Ungerechtigkeit, Vernürv11' ges und Unvernünftiges auf wenig harmonische Weise miteinander vermischt siPd-Die Lösung der Frage oder das resignierte Schweigen sind Probleme der individuell6'11 moralischen Beurteilung und Lebensführung.
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    Gott ist der allmächtige und allwissende Schöpfer und Architekt des Universums, dessen Wollen und Planen die Individuen absolut untergeordnet sind. [84] Voltaire hat die Frömmigkeit in die bittere Verzweiflung seiner Figuren verkehrt, die sich entweder, wie die Alte, fragen, ob der Selbstmord nicht eine Lösung wäre oder die, wie der Bruder Giroflée, am liebsten das Kloster in Brand stecken und zum Islam übertreten möchten (Candide, 12., 24.
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    Gott ist der allmächtige und allwissende Schöpfer und Architekt des Universums, dessen Wollen und Planen die Individuen absolut untergeordnet sind. [84] Voltaire hat die Frömmigkeit in die bittere Verzweiflung seiner Figuren verkehrt, die sich entweder, wie die Alte, fragen, ob der Selbstmord nicht eine Lösung wäre oder die, wie der Bruder Giroflée, am liebsten das Kloster in Brand stecken und zum Islam übertreten möchten (Candide, 12., 24. Kap. ); die »schwarze Melancholie«, von der Candide nach der Rückkehr aus Eldorado heimgesucht wird, ist an die Stelle von Glaube, Liebe, Hoffnung, den christlichen Kardinaltugenden, getreten.
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    Die Unterordnung des Individuums wird nicht zuletzt durch die erzählerische Verwen-' “ng des willkürlichen Zufalls außer Kraft gesetzt, indem die acht Mitglieder der "kleinen Gesellschaft« Auspeitschung, Hinrichtung, Überfälle, Vergewaltigungen, ypbihs, den Verlust einer Hinterbacke, Schlachtfelder, Sklaverei, Prostitution, eben "nc Kette schrecklichen Unglücks (ebd., 27. Kap. ), überleben und zwei sogar wie von loten auferstehen. Un U Se’Verbunden im Kosmos; Gott habe das Glück aller Geschöpfe im Auge, das tlgUck einiger weniger könne als Begleiterscheinung eines allgemeineren Guten geschehen; ein Übel könne Gutes bewirken; alles in dieser Welt sei dank göttli^ Çr Weisheit miteinander verkettet — diese Vorstellungen hat Leibniz entwickelt. Einen Sinn 1111 Weltenlauf zu suchen, nach Ursache und Wirkung, der Erbsünde, dem Wesen » er Seele, dem Weltenplan zu fragen, ist Gerede, Spekulation, dem die praktische Geÿta' tung der Welt durch und für den Menschen gegenübergestellt wird.
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    Die Unterordnung des Individuums wird nicht zuletzt durch die erzählerische Verwen-' “ng des willkürlichen Zufalls außer Kraft gesetzt, indem die acht Mitglieder der "kleinen Gesellschaft« Auspeitschung, Hinrichtung, Überfälle, Vergewaltigungen, ypbihs, den Verlust einer Hinterbacke, Schlachtfelder, Sklaverei, Prostitution, eben "nc Kette schrecklichen Unglücks (ebd., 27. Kap. ), überleben und zwei sogar wie von loten auferstehen. Un U Se’Verbunden im Kosmos; Gott habe das Glück aller Geschöpfe im Auge, das tlgUck einiger weniger könne als Begleiterscheinung eines allgemeineren Guten geschehen; ein Übel könne Gutes bewirken; alles in dieser Welt sei dank göttli^ Çr Weisheit miteinander verkettet — diese Vorstellungen hat Leibniz entwickelt. Einen Sinn 1111 Weltenlauf zu suchen, nach Ursache und Wirkung, der Erbsünde, dem Wesen » er Seele, dem Weltenplan zu fragen, ist Gerede, Spekulation, dem die praktische Geÿta' tung der Welt durch und für den Menschen gegenübergestellt wird.
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    Die Unterordnung des Individuums wird nicht zuletzt durch die erzählerische Verwen-' “ng des willkürlichen Zufalls außer Kraft gesetzt, indem die acht Mitglieder der "kleinen Gesellschaft« Auspeitschung, Hinrichtung, Überfälle, Vergewaltigungen, ypbihs, den Verlust einer Hinterbacke, Schlachtfelder, Sklaverei, Prostitution, eben "nc Kette schrecklichen Unglücks (ebd., 27. Kap. ), überleben und zwei sogar wie von loten auferstehen. Un U Se’Verbunden im Kosmos; Gott habe das Glück aller Geschöpfe im Auge, das tlgUck einiger weniger könne als Begleiterscheinung eines allgemeineren Guten geschehen; ein Übel könne Gutes bewirken; alles in dieser Welt sei dank göttli^ Çr Weisheit miteinander verkettet — diese Vorstellungen hat Leibniz entwickelt. Einen Sinn 1111 Weltenlauf zu suchen, nach Ursache und Wirkung, der Erbsünde, dem Wesen » er Seele, dem Weltenplan zu fragen, ist Gerede, Spekulation, dem die praktische Geÿta' tung der Welt durch und für den Menschen gegenübergestellt wird.
    Voltaires Contes fügen sich somit organisch in seinen weltanschaulichen Entwicklungsprozeß ein. Damit erhebt sich zugleich die Frage, wie er denn sein weltanschauliches Anliegen mit den an die Contes zu stellenden literarisch-ästhetischen Anforderungen zu verbinden vermochte. Mußte diese vordringlich ideologisch-didaktische Funktion seiner Contes nicht zwangsläufig deren literarischen Wert mindern oder überhaupt in Frage stellen? Faßt man die Handlung der verschiedenen Contes philosophiques ins Auge, die Fülle von unglaublichen Abenteuern und phantastischen Geschehnissen, die zahlreichen Zutaten aus orientalischen Märchen und der europäischen Feenwelt, so scheint der Abbildcharakter dieser Literatur zunächst in Frage gestellt. Bei einer aufmerksameren Betrachtung bietet sich jedoch ein weit anderes Bild. Sieht man von der willkürlichen, dennoch einer bestimmten Absicht entsprechenden Verknüpfung der Geschehnisse ab, bemüht man sich, den Schleier der phantastisch-exotischen Verhüllung zu zerreißen, so präsentieren die Contes dem Leser mit einemmal eine Fülle von zutiefst realistischen Details und Episodenschilderungen, wie sie in ihrer prägnanten Deutlichkeit und Schärfe kaum zu übertreffen sind. So werden an zahlreichen Stellen, angefangen von Le monde comme il va bis zu Candide, das Thema des Krieges aufgegriffen, die divergierenden Interessen der Herrschenden als dessen Entstehungsursachen aufgezeigt und die schrecklichen Konsequenzen des Krieges für die betroffenen Menschen in aufrüttelnden Schilderungen angeprangert, die leider bis heute nichts an Aktualität eingebüßt haben. Hierzu ein Beispiel aus Candide, wo der Held eben eine furchtbare Schlacht überlebt hat: „(Candide) stieg über Berge von Toten und Sterbenden und erreichte zunächst ein benachbartes Dorf, das in Schutt und Asche lag... Hier sahen über und über mit Wunden bedeckte Greise zu, wie ihre Frauen erwürgt wurden und noch im Sterben ihre Kinder an die blutenden Brüste preßten. Dort hauchten Mädchen mit aufgeschlitzten Bäuchen ihre letzten Seufzer aus, nachdem einige Helden ihre natürlichen Bedürfnisse an ihnen befriedigt hatten. „Da ich damals weder Getreide noch Bohnen, noch Geld hatte [um die Kriegssteuer zu bezahlen]“, berichtet der Mann mit den 40 Talern, „ließ mich die gesetzgebende und ausführende Gewalt ins Gefängnis werfen, und der Krieg wurde, so gut es ging, weitergeführt
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    Die Unterordnung des Individuums wird nicht zuletzt durch die erzählerische Verwen-' “ng des willkürlichen Zufalls außer Kraft gesetzt, indem die acht Mitglieder der "kleinen Gesellschaft« Auspeitschung, Hinrichtung, Überfälle, Vergewaltigungen, ypbihs, den Verlust einer Hinterbacke, Schlachtfelder, Sklaverei, Prostitution, eben "nc Kette schrecklichen Unglücks (ebd., 27. Kap. ), überleben und zwei sogar wie von loten auferstehen. Un U Se’Verbunden im Kosmos; Gott habe das Glück aller Geschöpfe im Auge, das tlgUck einiger weniger könne als Begleiterscheinung eines allgemeineren Guten geschehen; ein Übel könne Gutes bewirken; alles in dieser Welt sei dank göttli^ Çr Weisheit miteinander verkettet — diese Vorstellungen hat Leibniz entwickelt. Einen Sinn 1111 Weltenlauf zu suchen, nach Ursache und Wirkung, der Erbsünde, dem Wesen » er Seele, dem Weltenplan zu fragen, ist Gerede, Spekulation, dem die praktische Geÿta' tung der Welt durch und für den Menschen gegenübergestellt wird.
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    Die Unterordnung des Individuums wird nicht zuletzt durch die erzählerische Verwen-' “ng des willkürlichen Zufalls außer Kraft gesetzt, indem die acht Mitglieder der "kleinen Gesellschaft« Auspeitschung, Hinrichtung, Überfälle, Vergewaltigungen, ypbihs, den Verlust einer Hinterbacke, Schlachtfelder, Sklaverei, Prostitution, eben "nc Kette schrecklichen Unglücks (ebd., 27. Kap. ), überleben und zwei sogar wie von loten auferstehen. Un U Se’Verbunden im Kosmos; Gott habe das Glück aller Geschöpfe im Auge, das tlgUck einiger weniger könne als Begleiterscheinung eines allgemeineren Guten geschehen; ein Übel könne Gutes bewirken; alles in dieser Welt sei dank göttli^ Çr Weisheit miteinander verkettet — diese Vorstellungen hat Leibniz entwickelt. Einen Sinn 1111 Weltenlauf zu suchen, nach Ursache und Wirkung, der Erbsünde, dem Wesen » er Seele, dem Weltenplan zu fragen, ist Gerede, Spekulation, dem die praktische Geÿta' tung der Welt durch und für den Menschen gegenübergestellt wird.
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    Die Unterordnung des Individuums wird nicht zuletzt durch die erzählerische Verwen-' “ng des willkürlichen Zufalls außer Kraft gesetzt, indem die acht Mitglieder der "kleinen Gesellschaft« Auspeitschung, Hinrichtung, Überfälle, Vergewaltigungen, ypbihs, den Verlust einer Hinterbacke, Schlachtfelder, Sklaverei, Prostitution, eben "nc Kette schrecklichen Unglücks (ebd., 27. Kap. ), überleben und zwei sogar wie von loten auferstehen. Un U Se’Verbunden im Kosmos; Gott habe das Glück aller Geschöpfe im Auge, das tlgUck einiger weniger könne als Begleiterscheinung eines allgemeineren Guten geschehen; ein Übel könne Gutes bewirken; alles in dieser Welt sei dank göttli^ Çr Weisheit miteinander verkettet — diese Vorstellungen hat Leibniz entwickelt. Einen Sinn 1111 Weltenlauf zu suchen, nach Ursache und Wirkung, der Erbsünde, dem Wesen » er Seele, dem Weltenplan zu fragen, ist Gerede, Spekulation, dem die praktische Geÿta' tung der Welt durch und für den Menschen gegenübergestellt wird.
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    Die Unterordnung des Individuums wird nicht zuletzt durch die erzählerische Verwen-' “ng des willkürlichen Zufalls außer Kraft gesetzt, indem die acht Mitglieder der "kleinen Gesellschaft« Auspeitschung, Hinrichtung, Überfälle, Vergewaltigungen, ypbihs, den Verlust einer Hinterbacke, Schlachtfelder, Sklaverei, Prostitution, eben "nc Kette schrecklichen Unglücks (ebd., 27. Kap. ), überleben und zwei sogar wie von loten auferstehen. Un U Se’Verbunden im Kosmos; Gott habe das Glück aller Geschöpfe im Auge, das tlgUck einiger weniger könne als Begleiterscheinung eines allgemeineren Guten geschehen; ein Übel könne Gutes bewirken; alles in dieser Welt sei dank göttli^ Çr Weisheit miteinander verkettet — diese Vorstellungen hat Leibniz entwickelt. Einen Sinn 1111 Weltenlauf zu suchen, nach Ursache und Wirkung, der Erbsünde, dem Wesen » er Seele, dem Weltenplan zu fragen, ist Gerede, Spekulation, dem die praktische Geÿta' tung der Welt durch und für den Menschen gegenübergestellt wird.
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    Die Unterordnung des Individuums wird nicht zuletzt durch die erzählerische Verwen-' “ng des willkürlichen Zufalls außer Kraft gesetzt, indem die acht Mitglieder der "kleinen Gesellschaft« Auspeitschung, Hinrichtung, Überfälle, Vergewaltigungen, ypbihs, den Verlust einer Hinterbacke, Schlachtfelder, Sklaverei, Prostitution, eben "nc Kette schrecklichen Unglücks (ebd., 27. Kap. ), überleben und zwei sogar wie von loten auferstehen. Un U Se’Verbunden im Kosmos; Gott habe das Glück aller Geschöpfe im Auge, das tlgUck einiger weniger könne als Begleiterscheinung eines allgemeineren Guten geschehen; ein Übel könne Gutes bewirken; alles in dieser Welt sei dank göttli^ Çr Weisheit miteinander verkettet — diese Vorstellungen hat Leibniz entwickelt. Einen Sinn 1111 Weltenlauf zu suchen, nach Ursache und Wirkung, der Erbsünde, dem Wesen » er Seele, dem Weltenplan zu fragen, ist Gerede, Spekulation, dem die praktische Geÿta' tung der Welt durch und für den Menschen gegenübergestellt wird.
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    (Discours sur les sciences et les arts, S. 3) Die Verherrlichung der seit der Renaissance errungenen wissenschaftlichen, philosophischen und zivilisatorischen Fortschritte gehörte zum kulturellen Selbstverständnis der übrigen Aufklärer — man denke nur an Voltaires Kontrastierung der Altstadt von Paris mit den Bauwerken aus der neueren Zeit (s. o. 2.4.)!
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    (Discours sur les sciences et les arts, S. 3) Die Verherrlichung der seit der Renaissance errungenen wissenschaftlichen, philosophischen und zivilisatorischen Fortschritte gehörte zum kulturellen Selbstverständnis der übrigen Aufklärer — man denke nur an Voltaires Kontrastierung der Altstadt von Paris mit den Bauwerken aus der neueren Zeit (s. o. 2.4.)!
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    Das Prinzip der egoistischen Gesinnung, des »intérêt personnel«, woraus Aufklärer wie d’Holbach und Voltaire das allgemeine Glück glaubten herleiten zu können, zerstört die Gesellschaft. [91] Das Prinzip der Gesellschaft, den Konkurrenzkampf, erläutert Rousseau mit den Schriftstellern, den Philosophen, »ces amis de la sagesse«, die wie Scharlatane auf dem Marktplatz ihre einander widersprechenden Weisheiten an den Mann zu bringen versuchen.
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    So reagiert Voltaire postwendend auf PaLissots Stück mit seiner Komödie Le café ou L'Ecossaise (s.
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    Jh. einerseits noch von der Ästhetik der französischen Klassik geprägt ist, andererseits sich aber bereits im Ablösungsprozeß von der doctrine classqiue befindet, belegt exemplarisch Voltaires kritischsatirischer „Temple du goût“ (1733), eine in Vers und Prosa abgefaßte allegorische Reise zum Tempel des guten Geschmacks, die als literaturkritischer Essay zu lesen ist.
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    Obschon Voltaire der klassischen Dramaturgie formal verhaftet bleibt, gehen von ihm entscheidende Impulse für eine Auflösung des starren Regelkorsetts aus: Indem er neben antiken Stoffen auch neue Stoffkreise für seine philosophischen Tragödien fruchtbar macht - vor allem die nationale Geschichte („Zaire“, 1732; „Adélaïde du Gues-clin“, 1734) und außereuropäische Stoffe -und damit zugleich als exotisch geltende Handlungsorte für salonfähig erklärt - etwa Peru („Alzire“, 1736), den Nahen Osten („Le fanatisme ou Mahomet le prophète“, 1741) und China („L’orphelin de la Chine“, 1755) - überwindet er die doctrine classique bereits thematisch.
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    Obschon Voltaire der klassischen Dramaturgie formal verhaftet bleibt, gehen von ihm entscheidende Impulse für eine Auflösung des starren Regelkorsetts aus: Indem er neben antiken Stoffen auch neue Stoffkreise für seine philosophischen Tragödien fruchtbar macht - vor allem die nationale Geschichte („Zaire“, 1732; „Adélaïde du Gues-clin“, 1734) und außereuropäische Stoffe -und damit zugleich als exotisch geltende Handlungsorte für salonfähig erklärt - etwa Peru („Alzire“, 1736), den Nahen Osten („Le fanatisme ou Mahomet le prophète“, 1741) und China („L’orphelin de la Chine“, 1755) - überwindet er die doctrine classique bereits thematisch.
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    Obschon Voltaire der klassischen Dramaturgie formal verhaftet bleibt, gehen von ihm entscheidende Impulse für eine Auflösung des starren Regelkorsetts aus: Indem er neben antiken Stoffen auch neue Stoffkreise für seine philosophischen Tragödien fruchtbar macht - vor allem die nationale Geschichte („Zaire“, 1732; „Adélaïde du Gues-clin“, 1734) und außereuropäische Stoffe -und damit zugleich als exotisch geltende Handlungsorte für salonfähig erklärt - etwa Peru („Alzire“, 1736), den Nahen Osten („Le fanatisme ou Mahomet le prophète“, 1741) und China („L’orphelin de la Chine“, 1755) - überwindet er die doctrine classique bereits thematisch.
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    seit 1739) abzeichneten, die Frage nach der Bestimmung des Menschen, nach der Einrichtung der Welt, die Voltaire hier noch - leicht modifiziert - beantwortet, wie Leibniz und Pope dies vorgegeben hatten.
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    Voltaires leidenschaftlicher Appell für die unschuldig Verfolgten Calas, Sirven und La Barre, die in den sechziger Jahren Opfer eines verbrecherischen religiösen Fanatismus wurden, schwingen noch mit im Ingénu (1767; „Das Naturkind“), dem einzigen Conte Voltaires, wo direkt das Mitgefühl der Leser mit den literarischen Helden angesprochen wird.
    Voltaires Contes fügen sich somit organisch in seinen weltanschaulichen Entwicklungsprozeß ein. Damit erhebt sich zugleich die Frage, wie er denn sein weltanschauliches Anliegen mit den an die Contes zu stellenden literarisch-ästhetischen Anforderungen zu verbinden vermochte. Mußte diese vordringlich ideologisch-didaktische Funktion seiner Contes nicht zwangsläufig deren literarischen Wert mindern oder überhaupt in Frage stellen? Faßt man die Handlung der verschiedenen Contes philosophiques ins Auge, die Fülle von unglaublichen Abenteuern und phantastischen Geschehnissen, die zahlreichen Zutaten aus orientalischen Märchen und der europäischen Feenwelt, so scheint der Abbildcharakter dieser Literatur zunächst in Frage gestellt. Bei einer aufmerksameren Betrachtung bietet sich jedoch ein weit anderes Bild. Sieht man von der willkürlichen, dennoch einer bestimmten Absicht entsprechenden Verknüpfung der Geschehnisse ab, bemüht man sich, den Schleier der phantastisch-exotischen Verhüllung zu zerreißen, so präsentieren die Contes dem Leser mit einemmal eine Fülle von zutiefst realistischen Details und Episodenschilderungen, wie sie in ihrer prägnanten Deutlichkeit und Schärfe kaum zu übertreffen sind. So werden an zahlreichen Stellen, angefangen von Le monde comme il va bis zu Candide, das Thema des Krieges aufgegriffen, die divergierenden Interessen der Herrschenden als dessen Entstehungsursachen aufgezeigt und die schrecklichen Konsequenzen des Krieges für die betroffenen Menschen in aufrüttelnden Schilderungen angeprangert, die leider bis heute nichts an Aktualität eingebüßt haben. Hierzu ein Beispiel aus Candide, wo der Held eben eine furchtbare Schlacht überlebt hat: „(Candide) stieg über Berge von Toten und Sterbenden und erreichte zunächst ein benachbartes Dorf, das in Schutt und Asche lag... Hier sahen über und über mit Wunden bedeckte Greise zu, wie ihre Frauen erwürgt wurden und noch im Sterben ihre Kinder an die blutenden Brüste preßten. Dort hauchten Mädchen mit aufgeschlitzten Bäuchen ihre letzten Seufzer aus, nachdem einige Helden ihre natürlichen Bedürfnisse an ihnen befriedigt hatten. „Da ich damals weder Getreide noch Bohnen, noch Geld hatte [um die Kriegssteuer zu bezahlen]“, berichtet der Mann mit den 40 Talern, „ließ mich die gesetzgebende und ausführende Gewalt ins Gefängnis werfen, und der Krieg wurde, so gut es ging, weitergeführt
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    Voltaires Contes fügen sich somit organisch in seinen weltanschaulichen Entwicklungsprozeß ein. Damit erhebt sich zugleich die Frage, wie er denn sein weltanschauliches Anliegen mit den an die Contes zu stellenden literarisch-ästhetischen Anforderungen zu verbinden vermochte. Mußte diese vordringlich ideologisch-didaktische Funktion seiner Contes nicht zwangsläufig deren literarischen Wert mindern oder überhaupt in Frage stellen? Faßt man die Handlung der verschiedenen Contes philosophiques ins Auge, die Fülle von unglaublichen Abenteuern und phantastischen Geschehnissen, die zahlreichen Zutaten aus orientalischen Märchen und der europäischen Feenwelt, so scheint der Abbildcharakter dieser Literatur zunächst in Frage gestellt. Bei einer aufmerksameren Betrachtung bietet sich jedoch ein weit anderes Bild. Sieht man von der willkürlichen, dennoch einer bestimmten Absicht entsprechenden Verknüpfung der Geschehnisse ab, bemüht man sich, den Schleier der phantastisch-exotischen Verhüllung zu zerreißen, so präsentieren die Contes dem Leser mit einemmal eine Fülle von zutiefst realistischen Details und Episodenschilderungen, wie sie in ihrer prägnanten Deutlichkeit und Schärfe kaum zu übertreffen sind. So werden an zahlreichen Stellen, angefangen von Le monde comme il va bis zu Candide, das Thema des Krieges aufgegriffen, die divergierenden Interessen der Herrschenden als dessen Entstehungsursachen aufgezeigt und die schrecklichen Konsequenzen des Krieges für die betroffenen Menschen in aufrüttelnden Schilderungen angeprangert, die leider bis heute nichts an Aktualität eingebüßt haben. Hierzu ein Beispiel aus Candide, wo der Held eben eine furchtbare Schlacht überlebt hat: „(Candide) stieg über Berge von Toten und Sterbenden und erreichte zunächst ein benachbartes Dorf, das in Schutt und Asche lag... Hier sahen über und über mit Wunden bedeckte Greise zu, wie ihre Frauen erwürgt wurden und noch im Sterben ihre Kinder an die blutenden Brüste preßten. Dort hauchten Mädchen mit aufgeschlitzten Bäuchen ihre letzten Seufzer aus, nachdem einige Helden ihre natürlichen Bedürfnisse an ihnen befriedigt hatten. „Da ich damals weder Getreide noch Bohnen, noch Geld hatte [um die Kriegssteuer zu bezahlen]“, berichtet der Mann mit den 40 Talern, „ließ mich die gesetzgebende und ausführende Gewalt ins Gefängnis werfen, und der Krieg wurde, so gut es ging, weitergeführt
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    Bestreiten läßt sich auch nicht, daß er Zufälle und äußere Kausalzusammenhänge zum bestimmenden Faktor für den wechselvollen Lebensweg seiner Helden erhob, wobei er dies im Gegensatz zu den Romanautoren seiner Zeit sogar parodistisch hervorkehrte.