DIDEROT, Denis (Q306): Difference between revisions
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English | DIDEROT, Denis |
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DIDEROT, Denis (français)
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An die Frühaufklärung, die eine bemerkenswerte Romanproduktion in Gang setzt und wichtige ästhetisch-poetologische Neuansätze und subversive politische Entwürfe wie das Testament des Abbe Meslier (1729; Teiledition durch Voltaire 1762) hervorbringt, schließt sich ab den 1740er Jahren die Hochaufklärung an mit ihrer Radikalisierung der >Lumieres< im französischen Materialismus (La Mettrie), der die Phänomene der Welt auf die Gesetzmäßigkeiten der Materie zurückführt, mit der philosophischen Ausprägung eines genuin französischen Sensualismus (Condillac), der Erfahrungen auf individuelle Sinneseindrücke zurückführt, mit der Naturgeschichte Buffons, dem politiktheoretischen Hauptwerk Montesquieus und dem literarischen und philosophischen Frühwerk Diderots.
Bedeutungsvoller ward Diderot für ihn. Den religiösen Skeptizismus neben politischem Indifferentismus, die naturwissenschaftliche Grundrichtung alles Philosophierens, das Verständnis für die Umwandlung der überlebten klassischen Tragödie und Komödie Frankreichs in die Tragisches mit Komischem vermischende „bürgerliche Tragödie“, deren Hauptschöpfer Diderot selbst war, die gerechte Würdigung der englischen Litteratur des XVIII.
Allerdings darf Diderot’s indirekte und direkte Mitwirkung nicht unterschätzt werden. Nicht nur die vielgerühmten Kunstkritiken der Salons und einige andere längere Artikel sind dessen Werk, auch in der Besprechung mancher naturwissenschaftlicher und philosophischer Arbeiten, die dem Dilettantismus Grimm’s ferner lagen, wird man die Beisteuer des stets hilfsbereiten Freundes erkennen.
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B. die Encyclopädie, explizit in Diderots Artikel »encyclope-die«, entschieden auf einen anthropozentrischen Standpunkt und wenige Jahre zuvor, 1749, erscheint Buffons Histoire naturelle de l’homme, In dieser Phase der Hochaufklärung pflegen die Länder Europas einen noch intensiveren Austausch als zuvor; man denke etwa an die Präsenz Shaftesburys, Laurence Sternes und David Humes in Frankreich, an die französische Rezeption der Leibniz-Wolff-schen Schulphilosophie, an ein europäisches Phänomen wie das bürgerliche Trauerspiel, an den Erfolg des französischen Sensualismus in Italien, an die Etablierung einer autonomen Wissenschaft der Ästhetik oder an die europaweite Präsenz des Naturrechts.
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Deren radikale Form, der Pyrrhonismus, bildet eine der Hauptlinien aufklärerischer Philosophie zwischen Bayle und Hume und spielt für das Entstehen moderner Wissenschaft (z.B. als Historischer Pyrrhonismus für die Geschichtswissenschaft bei Nicolas Freret), in der Religionskritik und auch in literarischen Bearbeitungen erkenntnistheoretischer und ethischer Fragen (deutlich z.B. bei Diderot) eine erhebliche Rolle.
Gerade Diderot war es, der „die Ansicht der Unabhängigkeit der Moralität von den metaphysischen Anschauungen der Religion gewonnen hat“ 10) : Je ne pourrais m'empêcher d'aimer la vérité et la vertu, et de haïr le mensonge et le vice, quand je saurais que tu nés pas ou quand je croirais que tu es et que tu t'en offenses (II. 61).
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Deren radikale Form, der Pyrrhonismus, bildet eine der Hauptlinien aufklärerischer Philosophie zwischen Bayle und Hume und spielt für das Entstehen moderner Wissenschaft (z.B. als Historischer Pyrrhonismus für die Geschichtswissenschaft bei Nicolas Freret), in der Religionskritik und auch in literarischen Bearbeitungen erkenntnistheoretischer und ethischer Fragen (deutlich z.B. bei Diderot) eine erhebliche Rolle.
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Zur Debatte steht auch die Alternative zwischen einer einheitlichen, immer und überall geltenden Vernunftmoral und einem ethischen Pluralismus, demzufolge Moral von zeitlich und lokal begrenzter Gültigkeit ist (so die Position La Mettries und Diderots) und der zum radikalen ethischen Relativismus und Immoralismus im Werk des Marquis de Sade führt.
In diesen Kontext gehören vor allem dialogische Erzähltexte des ethischen Plu-ralisten Diderot, insbesondere Le neveu de Rameau , aber auch die in Jacques le fa-taliste eingebetteten, ethisch oft in einen unauflösbaren Widerspruch mündenden Erzählungen, die >contes moraux< und ihr Pendant, die >contes immoraux<, und vor allem das Werk des Marquis de Sade, eine gewaltige und gewalttätige Verkehrung aufklärerischer Moral, die die literarischen Neuerungen der Aufklärung subversiv instrumentalisiert.
Diderots philosophische Ansichten haben sich von der ersten Zeit seines öffentlichen Auftretens bis zur Zeit der Abfassung des Reve d’Alembert mit seinen beiden Fortsetzungen von Grund aus geändert. Unter dem Einfluss von Haus und Schule hat er wohl in seiner Jugend an die Lehren der katholischen Kirche geglaubt; die Erkenntnis ist aber jedenfalls bald in ihm aufgegaitgen, dass sein Temperament unverträglich war mit dem starren Glauben an Dogmen, die er mit der Vernunft nicht erfassen konnte. In Bezug auf die Ethik nimmt er unter den Aufklärern eine besondere Stellung ein; er hat sich schroff in Gegensatz zu La Mettries Hedonismus gestellt.
Gerade Diderot war es, der „die Ansicht der Unabhängigkeit der Moralität von den metaphysischen Anschauungen der Religion gewonnen hat“ 10) : Je ne pourrais m'empêcher d'aimer la vérité et la vertu, et de haïr le mensonge et le vice, quand je saurais que tu nés pas ou quand je croirais que tu es et que tu t'en offenses (II. 61).
Diderot hat also immer an der altruistischen Moral festgehalten, und es ist vollkommen richtig, wenn er einmal sagt, dass das Moialisieren sein Steckenpferd sei (VI. 315).
So schwungvolle Tiraden er auch zur Verteidigung der moralischen Grundsätze geschrieben hat, die Begeisterung, die aus ihnen spricht, ist in Bezug auf ihre Wirkung wohl überlegt, und die Wirkung solcher rhetorischen Ergüsse wird durch die Erwägung abgeschwächt, dass Diderot in den von ihm der breiten Öffentlichkeit nicht übergebenen Schriften in ganz anderen Worten von der Tugend spricht als in den Schriften, die zur geheimen Verbreitung unter Gleichgesinnte bestimmt waren; man vergleiche nur die obigen Citate aus dem Rêve d'Alembert mit denen aus dem Essai über Claudius und Nero.
Es giebt auch andere Beweise dafür, dass Diderot aus opportunistischen Rücksichten zum Festhalten an der altruistischen Moral veranlasst wurde.
Die Moral ist also nach Diderot für das Bestehen der menschlichen Gesellschaft notwendig und das Aufgeben der ethischen Ideen gleichbedeutend mit dem Ruin der Gesellschaft: Poussés jusqu'à leurs dernières conséquences, les principes de La Mettrie renverseraient la législation, dispenseraient les parents de l’éducation de leurs enfants, renfermeraient aux Petite s-Maisons l’homme courageux qui lutte sottement contre ses penchants déréglés, assureraient l’immortalité au méchant qui s'abandonnerait sans remords aux siens . . .
Die moralischen Anschauungen Diderots sind die Folge seiner Ansichten über die Gesellschaft, seine moralischen Postulate sind Forderungen, die seine Ideen ihm eingeben, d. h.
An der Erziehung dieser urteilslosen, ungebildeten Menge zu arbeiten, ist insbesondere die Aufgabe <ler Kunst; darum muss die Kunst nach Diderot vor allem eine moralische Tendenz haben, wenn das Kunstwerk auf Wert Anspruch haben soll.
Die moralische Tendenz schliesst bei Diderot die Darstellung des Hässlichen nicht aus.
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In Frankreich bezieht vor allem Diderot nach Dubos in dieser ästhetischen Grundsatzfrage Stellung.
Künstler, Schriftsteller und sensualistisch geprägte Aufklärer wie Condillac und Diderot erörtern nach Dubos die Auswirkungen der Künste auf die >sensibilite< der Rezipienten und fragen, was aus welchem Grund ästhetisches Wohlgefallen und Lust auslöst, wie Schmerz im ästhetischen Erleben sublimiert wird, welche Rangfolge Empfindungen und Emotionen im ästhetischen Erleben haben, wo Schmerz in Lust übergeht und wie sich starke Empfindungen ästhetisch adäquat umsetzen lassen.
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Künstler, Schriftsteller und sensualistisch geprägte Aufklärer wie Condillac und Diderot erörtern nach Dubos die Auswirkungen der Künste auf die >sensibilite< der Rezipienten und fragen, was aus welchem Grund ästhetisches Wohlgefallen und Lust auslöst, wie Schmerz im ästhetischen Erleben sublimiert wird, welche Rangfolge Empfindungen und Emotionen im ästhetischen Erleben haben, wo Schmerz in Lust übergeht und wie sich starke Empfindungen ästhetisch adäquat umsetzen lassen.
An der Erziehung dieser urteilslosen, ungebildeten Menge zu arbeiten, ist insbesondere die Aufgabe <ler Kunst; darum muss die Kunst nach Diderot vor allem eine moralische Tendenz haben, wenn das Kunstwerk auf Wert Anspruch haben soll.
Selbst wo die Technik einzelner Künste eine Tendenz auszuschliessen scheint, hält Diderot an dem Begriff des Utilitätsprinzips in der Kunst fest.
Die Kunst ist nach Diderot die Nachahmung der Natur, und wie er in der Natur nur eine unendliche Kette von Ursachen und Wirkungen erblickt, wie die gewonnene grossartige Einheit des Naturganzen seinem Begriffe des Schönen entspricht, so werden die Begriffe gut und schön für ihn identisch. 6 I6) Stein, Vorlesungen über Ästhetik. 1897, p. 40. 16) Stein, Entstehung der neueren Ästhetik. 1886, p. 243—257.
Die Lüsternheit in den Bildern dieses Malers hängt aber mit dem Mangel an Wahrheit zusammen, und eine solche Kunst verwirft Diderot immer. Allerdings hält er die Unsittlichkeit in den bildenden Künsten für gefährlicher als in der redenden Kunst, weil sie unmittelbarer wirken; er geht in der Forderung einer moralischen Tendenz in der Kunst so weit, dass er in die Zerstörung sittlich gefährlicher Kunstwerke unbedenklich einwilligen würde.
Den Menschen setzt er nicht in Gegensatz zur Natur, sondern er will die reiche Wirklichkeit der Natur für die Kunst erobern.20) Die getreue Nachahmung der Natur ist die höchste Aufgabe des Künstlers.
Diese Wahngestalten aus der Kunst zu verdrängen, ist Diderots Bestreben.
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Künstler, Schriftsteller und sensualistisch geprägte Aufklärer wie Condillac und Diderot erörtern nach Dubos die Auswirkungen der Künste auf die >sensibilite< der Rezipienten und fragen, was aus welchem Grund ästhetisches Wohlgefallen und Lust auslöst, wie Schmerz im ästhetischen Erleben sublimiert wird, welche Rangfolge Empfindungen und Emotionen im ästhetischen Erleben haben, wo Schmerz in Lust übergeht und wie sich starke Empfindungen ästhetisch adäquat umsetzen lassen.
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In Diderots Genieästhetik werden >enthousiasme< und >energie< zu Schlüsselkonzepten.
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In Diderots Genieästhetik werden >enthousiasme< und >energie< zu Schlüsselkonzepten.
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Fiktion, die Fiktionalität thematisiert, ist ein grundlegendes Merkmal der fortgeschrittenen Poetik des Dix-Huitieme zwischen Dubos, Batteux und Diderot.
Die für Diderot charakteristische Form von Fiktionalität setzt auf perfekte Illusionserzeugung, macht aber die fiktional konstruierte Illusion als solche erkennbar und entzieht ihr durch erzähllogische und theaterspezifische Tricks den Boden.
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Die für Diderot charakteristische Form von Fiktionalität setzt auf perfekte Illusionserzeugung, macht aber die fiktional konstruierte Illusion als solche erkennbar und entzieht ihr durch erzähllogische und theaterspezifische Tricks den Boden.
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In philosophischen Schriften kommt der Dialogform eine außerordentlich große Bedeutung zu; die Grenze zwischen Fiktion und philosophischer Theorie löst sich hier tendenziell auf (Diderot, Le reve de d’Alembert, 1769; Sade, La philosophie dans le boudoir, 1795).
Die Personen der Erzählung führt Diderot möglichst sprechend ein. Wo er erzählt, ist er sehr kurz, fast zu kurz; sobald irgend möglich, geht er zum Dialog über; diesen handhabt er mit seltener Meisterschaft; Rameaus Neffe und Jacques le Fataliste sind glänzende Beweise seiner Virtuosität.
Besonders charakteristisch ist die Abhandlung ,,Sur l'inconséquence du jugement public", in der er als Erzähler einen Dialog mit einer anderen Person fingiert, um durch Zwischenfragen, Einwände u. dergl. die Erzählung lebendiger zu machen. Darum vermeidet er thunlichst Schilderungen.
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Dies gilt umso mehr für die pornographische Literatur der Epoche, die die wirkungsästhetische Poetik des Sensualismus umstandslos umsetzt und sich teilweise auch mit politisch-subversiven Inhalten verbindet, z. B. in Therese phi-losophe (1748, dem Marquis d'Argens zugeschrieben), Le sopha. In der zweiten Jahrhunderthälfte etabliert sich erfolgreich der Schauerroman (>gothic novel<, >roman noir<), der seine Blüte während der Revolution und bei Sade erlebt und in die Schwarze Romantik des 19.
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Dies gilt umso mehr für die pornographische Literatur der Epoche, die die wirkungsästhetische Poetik des Sensualismus umstandslos umsetzt und sich teilweise auch mit politisch-subversiven Inhalten verbindet, z. B. in Therese phi-losophe (1748, dem Marquis d'Argens zugeschrieben), Le sopha. In der zweiten Jahrhunderthälfte etabliert sich erfolgreich der Schauerroman (>gothic novel<, >roman noir<), der seine Blüte während der Revolution und bei Sade erlebt und in die Schwarze Romantik des 19.
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Die Selbstthematisierung des Erzählens ist auch in der kürzeren Erzählliteratur dokumentiert wie etwa in Diderots >conte< mit dem paradoxen Titel Ceci n’estpas un conte (1773).
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Ein Musterbeispiel bietet Diderots Supplement au voyage de Bougainville (1772, erschienen 1796), wo u. a. das europäische Inzesttabu dialogisch relativiert wird.
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Bedeutungsvoller ward Diderot für ihn. Den religiösen Skeptizismus neben politischem Indifferentismus, die naturwissenschaftliche Grundrichtung alles Philosophierens, das Verständnis für die Umwandlung der überlebten klassischen Tragödie und Komödie Frankreichs in die Tragisches mit Komischem vermischende „bürgerliche Tragödie“, deren Hauptschöpfer Diderot selbst war, die gerechte Würdigung der englischen Litteratur des XVIII.
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Bedeutungsvoller ward Diderot für ihn. Den religiösen Skeptizismus neben politischem Indifferentismus, die naturwissenschaftliche Grundrichtung alles Philosophierens, das Verständnis für die Umwandlung der überlebten klassischen Tragödie und Komödie Frankreichs in die Tragisches mit Komischem vermischende „bürgerliche Tragödie“, deren Hauptschöpfer Diderot selbst war, die gerechte Würdigung der englischen Litteratur des XVIII.
Für ihn galt Voltaire, den wir als den eigentlichen Propheten der Aufklärung betrachten, als ein auf halbem Wege stehen gebliebener, weil er in der Philosophie sich dem Materialismus Diderot’s entgegenstellte, Kunst und Dichtung für unvergänglichere Güter hielt, als die exakte Naturwissenschaft, und vor allem, weil er, in seinen für die Öffentlichkeit bestimmten Schriften wenigstens, sich zum Deismus bekannte.
Allerdings darf Diderot’s indirekte und direkte Mitwirkung nicht unterschätzt werden. Nicht nur die vielgerühmten Kunstkritiken der Salons und einige andere längere Artikel sind dessen Werk, auch in der Besprechung mancher naturwissenschaftlicher und philosophischer Arbeiten, die dem Dilettantismus Grimm’s ferner lagen, wird man die Beisteuer des stets hilfsbereiten Freundes erkennen.
So sehr auch Grimm mit Diderot die naturwissenschaftlich-experimentelle Forschung betont und Voltaire (im vollen Gegensatz zu unserem Dubois-Reymond) die Kenntnisse des Naturforschers ganz abspricht, ist es doch ein gewaltiger Unterschied, wie er oder wie Diderot und d’Alembert diese Grundauffassung zu vertreten wissen.
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Bedeutungsvoller ward Diderot für ihn. Den religiösen Skeptizismus neben politischem Indifferentismus, die naturwissenschaftliche Grundrichtung alles Philosophierens, das Verständnis für die Umwandlung der überlebten klassischen Tragödie und Komödie Frankreichs in die Tragisches mit Komischem vermischende „bürgerliche Tragödie“, deren Hauptschöpfer Diderot selbst war, die gerechte Würdigung der englischen Litteratur des XVIII.
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Bedeutungsvoller ward Diderot für ihn. Den religiösen Skeptizismus neben politischem Indifferentismus, die naturwissenschaftliche Grundrichtung alles Philosophierens, das Verständnis für die Umwandlung der überlebten klassischen Tragödie und Komödie Frankreichs in die Tragisches mit Komischem vermischende „bürgerliche Tragödie“, deren Hauptschöpfer Diderot selbst war, die gerechte Würdigung der englischen Litteratur des XVIII.
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Für ihn galt Voltaire, den wir als den eigentlichen Propheten der Aufklärung betrachten, als ein auf halbem Wege stehen gebliebener, weil er in der Philosophie sich dem Materialismus Diderot’s entgegenstellte, Kunst und Dichtung für unvergänglichere Güter hielt, als die exakte Naturwissenschaft, und vor allem, weil er, in seinen für die Öffentlichkeit bestimmten Schriften wenigstens, sich zum Deismus bekannte.
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Allerdings darf Diderot’s indirekte und direkte Mitwirkung nicht unterschätzt werden. Nicht nur die vielgerühmten Kunstkritiken der Salons und einige andere längere Artikel sind dessen Werk, auch in der Besprechung mancher naturwissenschaftlicher und philosophischer Arbeiten, die dem Dilettantismus Grimm’s ferner lagen, wird man die Beisteuer des stets hilfsbereiten Freundes erkennen.
Der empfindungsvolle Nachruf an Diderot und der ebenso kalte Abschied von d’Alembert und Rousseau verrät doch Grimm’s Feder, und wenn Diderot nach wie vor die Kunstkritiken schrieb, was zu bezweifeln kein hinreichender Grund vorliegt, so dürfen wir in Grimm wohl den unausgesetzt thätigen Musikreferenten suchen.
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Obwohl Diderots Religieuse seit 100 Jahren bekannt ist, gehen die Urteile, die über diesen Roman gefällt worden sind, doch heute noch weit auseinander. Hettner sagt z. mais il n'est p^s entièrement méprisable“ .3) Uneingeschränktes Lob spendet dem Werk Fürst4); er erblickt in der Religieuse ein „Seelengemälde, das dank der rein menschlichen Züge, die es allenthalben trägt, und die mit grosser Kunst zu überragender Bedeutung herausgemeisselt werden, jedes menschliche Herz aufs innigste berührt“.
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Obwohl Diderots Religieuse seit 100 Jahren bekannt ist, gehen die Urteile, die über diesen Roman gefällt worden sind, doch heute noch weit auseinander. Hettner sagt z. mais il n'est p^s entièrement méprisable“ .3) Uneingeschränktes Lob spendet dem Werk Fürst4); er erblickt in der Religieuse ein „Seelengemälde, das dank der rein menschlichen Züge, die es allenthalben trägt, und die mit grosser Kunst zu überragender Bedeutung herausgemeisselt werden, jedes menschliche Herz aufs innigste berührt“.
Obwohl er in dem Rêve d'Alembert die Selbstachtung, die Scham, die Gewissensbisse für Nichtigkeiten erklärt, die auf der Un- 10) Windelband l. c. p. 418. Il) Mit Rücksicht auf die von Diderot in der Abhandlung De la Poésie dramatique vertretenen ethischen Ideen setze ich die Abfassung dieser Abhandlung in die Jahre 1757—59; diese Abfassungszeit scheint auch Rosenkranz anzunehmen. — R faut le transformer en celui de bienfaisance et son opposé en celui de malfaisance“.
So schwungvolle Tiraden er auch zur Verteidigung der moralischen Grundsätze geschrieben hat, die Begeisterung, die aus ihnen spricht, ist in Bezug auf ihre Wirkung wohl überlegt, und die Wirkung solcher rhetorischen Ergüsse wird durch die Erwägung abgeschwächt, dass Diderot in den von ihm der breiten Öffentlichkeit nicht übergebenen Schriften in ganz anderen Worten von der Tugend spricht als in den Schriften, die zur geheimen Verbreitung unter Gleichgesinnte bestimmt waren; man vergleiche nur die obigen Citate aus dem Rêve d'Alembert mit denen aus dem Essai über Claudius und Nero.
Die Leidenschaft der Diderotschen Helden entsteht spontan; ils s'aimaient comme on existe (V. 265); man fühlt nie Innigkeit oder Wärme des Gemüts, die Personen paradieren mit ihrer Leidenschaft und noch mehr mit ihrer Tugend bezw.
Die moralische Tendenz schliesst bei Diderot die Darstellung des Hässlichen nicht aus. Im Gegenteil, selbst wo er die Bosheit oder das Laster schildert, hat er einen moralischen Zweck.
Für Diderot wird dieser Satz eine notwendige Folge seiner Auffassung vom Menschen. Aber für ihn wird der Beruf die Hauptsache, der Charakter die Nebensache; die Pflichten, Vorzüge und Laster, die er mit sich bringt, müssen dem Werk als Grundlage dienen.
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Es ist dabei nicht äusser acht zu lassen, dass Diderot sich als „phi-losophe“, d. h. als einer der Männer betrachtet, deren Aufgabe es sei, den Menschen die Wahrheit zu verkünden, sie von den Fesseln der Vorurteile und des Aberglaubens zu befreien, um sie dadurch besser und glücklicher zu machen.
Diderot selbst hat sich seiner Wahrheitsliebe und seiner reinen Sitten12) gerühmt; seine Wahrheitsliebe und dieLauterkeit seines Wandels sind aber nicht der Ausdruck eines Bedürfnisses des Gemütes, sondern sie sind deswegen für ihn notwendig, weil seine Ideen unpopulär sind: Je ne sais, schreibt er XX. 5, si j'ai l'honneur de vous être connu; mais les premiers magistrats de ce pays-ci, des prélats mêmes, aussi distingués dans l'église par leurs vertus, que par leur dignité, vous attesteraient que dans une affaire de la plus grande importance et qui me serait personnelle, rien au monde ne me déterminerait à m'écarter de la vérité.
Seine Menschen sind wahr.17) Wahr zu sein, war Diderots Hauptstreben. Wahrheit ist aber nach seiner Ansicht nur durch die Nachahmung der Natur zu erreichen.
Dies ist einer jener Diderot eigentümlichen Geistesblitze, durch die er einen so weit reichenden Einfluss ausgeübt hat; er hat die Lösung der Schwierigkeit der Darstellung der Nuance nicht gefunden, aber die Lösung vorbereitet, die die grossen Schriftsteller von Flaubert und den Goncourts bis zu Maupassant und Loti gefunden. Um Anschaulichkeit zu erzielen und den Eindruck der Wahrheit zu machen, muss der Dichter allerlei kleine Züge ersinnen, die den Eindruck des Geschauten machen, die Erzählung beleben und den Leser interessieren.
Diese Art der Individualisierung, die den Konversationston nachahmt, erweckt meist den Eindruck des Lebens, d. h. für Diderot der Natur, und damit der Wahrheit.
Diderot, dein „universel précurseur“ (Dueros), gebührt der Ruhm, vorausgesehen zu haben, wie viele Einzelheiten, öffentliche und private Handlungen, unbekannte Wahrheiten, neue Situationen aus der Berücksichtigung der Berufe sich ergeben (VH, 150 f.).
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Es ist dabei nicht äusser acht zu lassen, dass Diderot sich als „phi-losophe“, d. h. als einer der Männer betrachtet, deren Aufgabe es sei, den Menschen die Wahrheit zu verkünden, sie von den Fesseln der Vorurteile und des Aberglaubens zu befreien, um sie dadurch besser und glücklicher zu machen.
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Es ist dabei nicht äusser acht zu lassen, dass Diderot sich als „phi-losophe“, d. h. als einer der Männer betrachtet, deren Aufgabe es sei, den Menschen die Wahrheit zu verkünden, sie von den Fesseln der Vorurteile und des Aberglaubens zu befreien, um sie dadurch besser und glücklicher zu machen.
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Obwohl er in dem Rêve d'Alembert die Selbstachtung, die Scham, die Gewissensbisse für Nichtigkeiten erklärt, die auf der Un- 10) Windelband l. c. p. 418. Il) Mit Rücksicht auf die von Diderot in der Abhandlung De la Poésie dramatique vertretenen ethischen Ideen setze ich die Abfassung dieser Abhandlung in die Jahre 1757—59; diese Abfassungszeit scheint auch Rosenkranz anzunehmen. — R faut le transformer en celui de bienfaisance et son opposé en celui de malfaisance“.
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Die Sittenlehre ist nach Diderot nicht nur, wie das Système de la Nature lehrt, notwendig im wohlverstandenen Interesse des Menschen selbst; sondern in der Natur des Menschen liegt die Notwendigkeit des geselligen Lebens der Menschheit, und die Voraussetzung des Bestandes der menschlichen Gesellschaft ist die Idee der Gerechtigkeit.
Diderot selbst hat sich seiner Wahrheitsliebe und seiner reinen Sitten12) gerühmt; seine Wahrheitsliebe und dieLauterkeit seines Wandels sind aber nicht der Ausdruck eines Bedürfnisses des Gemütes, sondern sie sind deswegen für ihn notwendig, weil seine Ideen unpopulär sind: Je ne sais, schreibt er XX. 5, si j'ai l'honneur de vous être connu; mais les premiers magistrats de ce pays-ci, des prélats mêmes, aussi distingués dans l'église par leurs vertus, que par leur dignité, vous attesteraient que dans une affaire de la plus grande importance et qui me serait personnelle, rien au monde ne me déterminerait à m'écarter de la vérité.
In Rameaus Neffe geisselt er ja die Verkommenheit und Sittenlosigkeit seiner Zeit.
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Die Sittenlehre ist nach Diderot nicht nur, wie das Système de la Nature lehrt, notwendig im wohlverstandenen Interesse des Menschen selbst; sondern in der Natur des Menschen liegt die Notwendigkeit des geselligen Lebens der Menschheit, und die Voraussetzung des Bestandes der menschlichen Gesellschaft ist die Idee der Gerechtigkeit.
Dagegen ist Diderot Meister in dem llervorzaubern einer Situation, in die ein Mensch durch Leidenschaft, Bosheit, Unglück u, dergl.
Seine Menschen sind wahr.17) Wahr zu sein, war Diderots Hauptstreben.
Es ist ein hervorstechender Augenblick eines Menschenlebens, oder cs sind mehrere ergreifende Momente, in denen die ganze Existenz einer Persönlichkeit in Frage gestellt wird und ihre Handlungen den augenblicklichen Seelenzustand erkennen lassen, Momentbilder, die Diderot mit Meisterschaft skizziert.
Den Menschen setzt er nicht in Gegensatz zur Natur, sondern er will die reiche Wirklichkeit der Natur für die Kunst erobern.20) Die getreue Nachahmung der Natur ist die höchste Aufgabe des Künstlers.
Für Diderot wird dieser Satz eine notwendige Folge seiner Auffassung vom Menschen.
Die Berücksichtigung der Berufe musste in Diderots erzählenden Schriften auch darum unfruchtbar bleiben, weil er in seinen Darstellungen sich nur auf den Menschen beschränkt.
3 references
Die Sittenlehre ist nach Diderot nicht nur, wie das Système de la Nature lehrt, notwendig im wohlverstandenen Interesse des Menschen selbst; sondern in der Natur des Menschen liegt die Notwendigkeit des geselligen Lebens der Menschheit, und die Voraussetzung des Bestandes der menschlichen Gesellschaft ist die Idee der Gerechtigkeit.
Die Moral ist also nach Diderot für das Bestehen der menschlichen Gesellschaft notwendig und das Aufgeben der ethischen Ideen gleichbedeutend mit dem Ruin der Gesellschaft: Poussés jusqu'à leurs dernières conséquences, les principes de La Mettrie renverseraient la législation, dispenseraient les parents de l’éducation de leurs enfants, renfermeraient aux Petite s-Maisons l’homme courageux qui lutte sottement contre ses penchants déréglés, assureraient l’immortalité au méchant qui s'abandonnerait sans remords aux siens . . .
Die moralischen Anschauungen Diderots sind die Folge seiner Ansichten über die Gesellschaft, seine moralischen Postulate sind Forderungen, die seine Ideen ihm eingeben, d. h.
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Die Sittenlehre ist nach Diderot nicht nur, wie das Système de la Nature lehrt, notwendig im wohlverstandenen Interesse des Menschen selbst; sondern in der Natur des Menschen liegt die Notwendigkeit des geselligen Lebens der Menschheit, und die Voraussetzung des Bestandes der menschlichen Gesellschaft ist die Idee der Gerechtigkeit.
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Die moralischen Anschauungen Diderots sind die Folge seiner Ansichten über die Gesellschaft, seine moralischen Postulate sind Forderungen, die seine Ideen ihm eingeben, d. h. Forderungen des Intellekts; er verficht so hartnäckig die Grundsätze der Moral ausserdem aus opportunistischen Rücksichten, einmal um den Widerstand la) Es ist allerdings zu beachten, dass es sich um Sittenreinheit vom Standpunkt des Frankreichs des 18. Jahrhunderts aus handelt. Und wen er hier unter „Narren“ versteht, ist ersichtlich aus anderen Stellen; so nennt er z.
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Stein sagt, „dass der wahre Künstler den Gegenstand nicht mit dem flackernden Schein subjektiver Willkür erhellt, sondern ihn objektiv und treu binstellt, so dass der Gehalt als ein ruhig leuchtendes Licht an ihm sichtbar wird“ 15), so ist Diderot gewiss in diesem Sinne kein wahrer Künstler; aber bei allem Festhalten an der Forderung einer moralischen Tendenz war er einsichtig genug, wenigstens im Drama, eine direkte Tendenz zu verurteilen : Qu un auteur intelligent fasse entrer dans son ouvrage des traits que le spectateur s'applique, j’y consens; qu'il y rappelle des ridicules en vogue, des vices dominants, des événements publics; qu'il en instruise et qu il plaise, mais que ce soit sans y penser.
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Selbst wo die Technik einzelner Künste eine Tendenz auszuschliessen scheint, hält Diderot an dem Begriff des Utilitätsprinzips in der Kunst fest.
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Die Kunst ist nach Diderot die Nachahmung der Natur, und wie er in der Natur nur eine unendliche Kette von Ursachen und Wirkungen erblickt, wie die gewonnene grossartige Einheit des Naturganzen seinem Begriffe des Schönen entspricht, so werden die Begriffe gut und schön für ihn identisch. 6 I6) Stein, Vorlesungen über Ästhetik. 1897, p. 40. 16) Stein, Entstehung der neueren Ästhetik. 1886, p. 243—257.
Diderot war sich auch darüber klar, dass in der- Darstellung •les Dichters les instants se succèdent, während der Maler nur einen Augenblick hat (XII. 89 f.). Darum vermeidet er thunlichst Schilderungen. Er hat recht; denn die wenigen Schilderungen, die sich in seinen kritischen Schriften oder Briefen finden, sind meistens matt und eintönig. Dagegen ist Diderot Meister in dem llervorzaubern einer Situation, in die ein Mensch durch Leidenschaft, Bosheit, Unglück u, dergl.
Seine Menschen sind wahr.17) Wahr zu sein, war Diderots Hauptstreben. Wahrheit ist aber nach seiner Ansicht nur durch die Nachahmung der Natur zu erreichen.
Diese Art der Individualisierung, die den Konversationston nachahmt, erweckt meist den Eindruck des Lebens, d. h. für Diderot der Natur, und damit der Wahrheit.
Den Menschen setzt er nicht in Gegensatz zur Natur, sondern er will die reiche Wirklichkeit der Natur für die Kunst erobern.20) Die getreue Nachahmung der Natur ist die höchste Aufgabe des Künstlers.
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Die Kunst ist nach Diderot die Nachahmung der Natur, und wie er in der Natur nur eine unendliche Kette von Ursachen und Wirkungen erblickt, wie die gewonnene grossartige Einheit des Naturganzen seinem Begriffe des Schönen entspricht, so werden die Begriffe gut und schön für ihn identisch. 6 I6) Stein, Vorlesungen über Ästhetik. 1897, p. 40. 16) Stein, Entstehung der neueren Ästhetik. 1886, p. 243—257.
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Dagegen ist Diderot Meister in dem llervorzaubern einer Situation, in die ein Mensch durch Leidenschaft, Bosheit, Unglück u, dergl.
Die Leidenschaft der Diderotschen Helden entsteht spontan; ils s'aimaient comme on existe (V. 265); man fühlt nie Innigkeit oder Wärme des Gemüts, die Personen paradieren mit ihrer Leidenschaft und noch mehr mit ihrer Tugend bezw.
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Dagegen ist Diderot Meister in dem llervorzaubern einer Situation, in die ein Mensch durch Leidenschaft, Bosheit, Unglück u, dergl.
Die moralische Tendenz schliesst bei Diderot die Darstellung des Hässlichen nicht aus. Im Gegenteil, selbst wo er die Bosheit oder das Laster schildert, hat er einen moralischen Zweck.
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Dagegen ist Diderot Meister in dem llervorzaubern einer Situation, in die ein Mensch durch Leidenschaft, Bosheit, Unglück u, dergl.
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Diese Art der Individualisierung, die den Konversationston nachahmt, erweckt meist den Eindruck des Lebens, d. h. für Diderot der Natur, und damit der Wahrheit.
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Es ist ein hervorstechender Augenblick eines Menschenlebens, oder cs sind mehrere ergreifende Momente, in denen die ganze Existenz einer Persönlichkeit in Frage gestellt wird und ihre Handlungen den augenblicklichen Seelenzustand erkennen lassen, Momentbilder, die Diderot mit Meisterschaft skizziert.
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Am meisten bewundert wird unter allen Gestalten, die Diderot geschaffen hat, Rameaus Neffe. Dieser ist aber deshalb so gut gelungen, weil es ihm an innerem Seelenleben, an Gemüt fehlt. Dieser Parasit, typisch für das Ende der Regierungszeit des Lumps auf dem Königsthrone, ist zweifellos eine geniale Leistung Diderots.
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Den Menschen setzt er nicht in Gegensatz zur Natur, sondern er will die reiche Wirklichkeit der Natur für die Kunst erobern.20) Die getreue Nachahmung der Natur ist die höchste Aufgabe des Künstlers.
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Für Diderot wird dieser Satz eine notwendige Folge seiner Auffassung vom Menschen. Aber für ihn wird der Beruf die Hauptsache, der Charakter die Nebensache; die Pflichten, Vorzüge und Laster, die er mit sich bringt, müssen dem Werk als Grundlage dienen.
Diderot, dein „universel précurseur“ (Dueros), gebührt der Ruhm, vorausgesehen zu haben, wie viele Einzelheiten, öffentliche und private Handlungen, unbekannte Wahrheiten, neue Situationen aus der Berücksichtigung der Berufe sich ergeben (VH, 150 f.).
Die Berücksichtigung der Berufe musste in Diderots erzählenden Schriften auch darum unfruchtbar bleiben, weil er in seinen Darstellungen sich nur auf den Menschen beschränkt.
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Für Diderot wird dieser Satz eine notwendige Folge seiner Auffassung vom Menschen. Aber für ihn wird der Beruf die Hauptsache, der Charakter die Nebensache; die Pflichten, Vorzüge und Laster, die er mit sich bringt, müssen dem Werk als Grundlage dienen.
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Diderot war von einer richtigen Erkenntnis der socialen Gliederung weit entfernt; er unterscheidet nicht zwischen condition und profession, Stand und Beruf; er erwähnt den Schriftsteller, den Philosophen, den Richter, den Politiker, den Beamten, den Financier, den Adligen, den Kaufmann und den Verwalter nebeneinander; ferner glaubt er den Bürger, den Gatten, die Schwester, den Bruder, in der gleichen Weise künstlerisch verwerten zu können, wie die vorher genannten Berufe und Stände.