DIDEROT, Denis (Q306)

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DIDEROT, Denis
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    DIDEROT, Denis (français)
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    An die Frühaufklärung, die eine bemerkenswerte Romanproduktion in Gang setzt und wichtige ästhetisch-poetologische Neuansätze und subversive politische Entwürfe wie das Testament des Abbe Meslier (1729; Teiledition durch Voltaire 1762) hervorbringt, schließt sich ab den 1740er Jahren die Hochaufklärung an mit ihrer Radikalisierung der >Lumieres< im französischen Materialismus (La Mettrie), der die Phänomene der Welt auf die Gesetzmäßigkeiten der Materie zurückführt, mit der philosophischen Ausprägung eines genuin französischen Sensualismus (Condillac), der Erfahrungen auf individuelle Sinneseindrücke zurückführt, mit der Naturgeschichte Buffons, dem politiktheoretischen Hauptwerk Montesquieus und dem literarischen und philosophischen Frühwerk Diderots.
    Bedeutungsvoller ward Diderot für ihn. Den religiösen Skeptizismus neben politischem Indifferentismus, die naturwissenschaftliche Grundrichtung alles Philosophierens, das Verständnis für die Umwandlung der überlebten klassischen Tragödie und Komödie Frankreichs in die Tragisches mit Komischem vermischende „bürgerliche Tragödie“, deren Hauptschöpfer Diderot selbst war, die gerechte Würdigung der englischen Litteratur des XVIII.
    Allerdings darf Diderot’s indirekte und direkte Mitwirkung nicht unterschätzt werden. Nicht nur die vielgerühmten Kunstkritiken der Salons und einige andere längere Artikel sind dessen Werk, auch in der Besprechung mancher naturwissenschaftlicher und philosophischer Arbeiten, die dem Dilettantismus Grimm’s ferner lagen, wird man die Beisteuer des stets hilfsbereiten Freundes erkennen.
    S. 74-76) und als Verfasser eines umfangreichen philosophischen, literarischen und kunsttheoretischen Werkes, das sich durch seine Originalität und Modernität auszeichnet und zu den maßgeblichen Schriften der Aufklärung zählt, gehört Diderot neben Montesquieu und Voltaire zu den bedeutendsten Köpfen der Epoche.
    Die folgenden fast 30 Jahre widmet Diderot der Encyclopédie sowie seinem breit gefächerten literarischen, philosophischen und kunsttheoretischen Werk.
    Gesellschaft, Kultur und Literatur der Aufklärung: 1750 bis 1789 ) Die Werke Diderots Philosophische Schriften Werke Nach seinem ersten Werk, den Pensées philosophiques (1746), offenbart Diderot in der Lettre sur les aveugles à l'usage de ceux qui voient (1749) seine materialistische Überzeugung, was ihm einige Monate Haft im Gefängnis von Vincennes einbringt. 1751 folgen die auch an Lockes Sensualismus anknüpfenden sprachphilosophischen Lettres sur les sourds et muets à l'usage de ceux qui entendent et qui parlent (vgl.
    Diderot verfasst Le neveu de Rameau, satire seconde um 1762. Der Roman beinhaltet einen philosophisch-satirischen Dialog zwischen einer dem Neffen des berühmten Komponisten Rameau nachempfundenen Gestalt und einer Figur, die sich als „Moi" ausgibt.
    Diderot selbst verfasst über 1000 Artikel zu den unterschiedlichsten Themengebieten (Philosophie, Literatur, Geschichte, Moral).
    Neben seinen Aktivitäten als Herausgeber der Enzyklopädie und Publizist verfolgt Diderot seine philosophischen Interessen, auch in seinen (teilweise Johann Jakob Bruckers Philosophiegeschichte entlehnten) philosophiehistorischen Beiträgen zur Encyclopedie.
    Zusätzlich zu seiner Herausgebertätigkeit für die „Encyclopédie“, für die er selbst über tausend Artikel schreibt, verfaßt Diderot fundamentale dramentheoretische Abhandlungen zur Reform der Schauspielkunst und zum bürgerlichen Trauerspiel (/'Art. 1 14), das er selbst in seinen Theaterstücken umzusetzen versucht, ferner bedeutende kunsttheoretische und philosophische Schriften sowie ein erzähl-theoretisch innovatives Romanoeuvre, das etwa durch dialogische Erzählstrukturen oder Einmischungen des Erzählers bereits auf den modernen Roman vorausweist, thematisch aber der Gesellschaftskritik der Aufklärung verpflichtet bleibt („Ec neveu de Rameau“, um 1761/62 begonnen; Jacques le fataliste et son maître“, um 1771-73 verfaßt).
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    B. die Encyclopädie, explizit in Diderots Artikel »encyclope-die«, entschieden auf einen anthropozentrischen Standpunkt und wenige Jahre zuvor, 1749, erscheint Buffons Histoire naturelle de l’homme, In dieser Phase der Hochaufklärung pflegen die Länder Europas einen noch intensiveren Austausch als zuvor; man denke etwa an die Präsenz Shaftesburys, Laurence Sternes und David Humes in Frankreich, an die französische Rezeption der Leibniz-Wolff-schen Schulphilosophie, an ein europäisches Phänomen wie das bürgerliche Trauerspiel, an den Erfolg des französischen Sensualismus in Italien, an die Etablierung einer autonomen Wissenschaft der Ästhetik oder an die europaweite Präsenz des Naturrechts.
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    Deren radikale Form, der Pyrrhonismus, bildet eine der Hauptlinien aufklärerischer Philosophie zwischen Bayle und Hume und spielt für das Entstehen moderner Wissenschaft (z.B. als Historischer Pyrrhonismus für die Geschichtswissenschaft bei Nicolas Freret), in der Religionskritik und auch in literarischen Bearbeitungen erkenntnistheoretischer und ethischer Fragen (deutlich z.B. bei Diderot) eine erhebliche Rolle.
    Gerade Diderot war es, der „die Ansicht der Unabhängigkeit der Moralität von den metaphysischen Anschauungen der Religion gewonnen hat“ 10) : Je ne pourrais m'empêcher d'aimer la vérité et la vertu, et de haïr le mensonge et le vice, quand je saurais que tu nés pas ou quand je croirais que tu es et que tu t'en offenses (II. 61).
    Diderot versteht es, die Klosterwelt schrittweise aus der Sicht dieses anfangs stillen, ergebenen und völlig ahnungslosen Mädchens zu erschließen, wie auch die Motive und Umstände für ihren erzwungenen Eintritt ins Kloster klarzustellen. Suzanne ist das Opfer der gesellschaftlichen Verhältnisse und Anschauungen. Nachdem die Mitgift, die der elterliche Advokatenhaushalt aufzubringen vermochte, an ihre bevorzugten Schwestern verausgabt ist, bleibt ihr keine Chance mehr für eine Heirat. Hinzu kommt ein von pervertierter Religiosität zeugendes Motiv seitens ihrer Mutter.
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    Deren radikale Form, der Pyrrhonismus, bildet eine der Hauptlinien aufklärerischer Philosophie zwischen Bayle und Hume und spielt für das Entstehen moderner Wissenschaft (z.B. als Historischer Pyrrhonismus für die Geschichtswissenschaft bei Nicolas Freret), in der Religionskritik und auch in literarischen Bearbeitungen erkenntnistheoretischer und ethischer Fragen (deutlich z.B. bei Diderot) eine erhebliche Rolle.
    Darum heißt es in einem ironischen Einwurf des Erzählers an einer Stelle des Romans, wo Jacques und sein Herr getrennt sind, wenn man sich um den Herrn kümmere, begehe man zwar einen Akt der Höflichkeit, werde sich aber langweilen.89 Indem Diderot in diesem gesellschaftskritischen Werk die Abhängigkeit des Herrn von seinem Knecht einprägsam demonstriert, enthüllt er im weiteren Sinne die Unproduktivität und Funktionslosigkeit der herrschenden Klasse.
    Die Verurteilung der Heuchelei, Unmenschlichkeit und Grausamkeit im Kloster fußt auf Diderots antiklerikaler Haltung.
    Zusätzlich zu seiner Herausgebertätigkeit für die „Encyclopédie“, für die er selbst über tausend Artikel schreibt, verfaßt Diderot fundamentale dramentheoretische Abhandlungen zur Reform der Schauspielkunst und zum bürgerlichen Trauerspiel (/'Art. 1 14), das er selbst in seinen Theaterstücken umzusetzen versucht, ferner bedeutende kunsttheoretische und philosophische Schriften sowie ein erzähl-theoretisch innovatives Romanoeuvre, das etwa durch dialogische Erzählstrukturen oder Einmischungen des Erzählers bereits auf den modernen Roman vorausweist, thematisch aber der Gesellschaftskritik der Aufklärung verpflichtet bleibt („Ec neveu de Rameau“, um 1761/62 begonnen; Jacques le fataliste et son maître“, um 1771-73 verfaßt).
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    Zur Debatte steht auch die Alternative zwischen einer einheitlichen, immer und überall geltenden Vernunftmoral und einem ethischen Pluralismus, demzufolge Moral von zeitlich und lokal begrenzter Gültigkeit ist (so die Position La Mettries und Diderots) und der zum radikalen ethischen Relativismus und Immoralismus im Werk des Marquis de Sade führt.
    In diesen Kontext gehören vor allem dialogische Erzähltexte des ethischen Plu-ralisten Diderot, insbesondere Le neveu de Rameau , aber auch die in Jacques le fa-taliste eingebetteten, ethisch oft in einen unauflösbaren Widerspruch mündenden Erzählungen, die >contes moraux< und ihr Pendant, die >contes immoraux<, und vor allem das Werk des Marquis de Sade, eine gewaltige und gewalttätige Verkehrung aufklärerischer Moral, die die literarischen Neuerungen der Aufklärung subversiv instrumentalisiert.
    Diderots philosophische Ansichten haben sich von der ersten Zeit seines öffentlichen Auftretens bis zur Zeit der Abfassung des Reve d’Alembert mit seinen beiden Fortsetzungen von Grund aus geändert. Unter dem Einfluss von Haus und Schule hat er wohl in seiner Jugend an die Lehren der katholischen Kirche geglaubt; die Erkenntnis ist aber jedenfalls bald in ihm aufgegaitgen, dass sein Temperament unverträglich war mit dem starren Glauben an Dogmen, die er mit der Vernunft nicht erfassen konnte. Im Laufe der Jahre hat er sich vom gläubigen Christen zum Anhänger des englischen Deismus und weiterhin des Materialismus, oder richtiger, wie Windelband bemerkt, des Pantheismus entwickelt. Charakteristisch für ihn aber ist, dass er stets im wesentlichen seine ursprünglichen Anschauungen von der Moral beibehielt, nachdem konsequenterweise seine materialistische oder pantheistische Weltanschauung die Beseitigung dieser Begriffe hätte erwarten lassen.
    Gerade Diderot war es, der „die Ansicht der Unabhängigkeit der Moralität von den metaphysischen Anschauungen der Religion gewonnen hat“ 10) : Je ne pourrais m'empêcher d'aimer la vérité et la vertu, et de haïr le mensonge et le vice, quand je saurais que tu nés pas ou quand je croirais que tu es et que tu t'en offenses (II. 61).
    Diderot hat also immer an der altruistischen Moral festgehalten, und es ist vollkommen richtig, wenn er einmal sagt, dass das Moialisieren sein Steckenpferd sei (VI. 315).
    So schwungvolle Tiraden er auch zur Verteidigung der moralischen Grundsätze geschrieben hat, die Begeisterung, die aus ihnen spricht, ist in Bezug auf ihre Wirkung wohl überlegt, und die Wirkung solcher rhetorischen Ergüsse wird durch die Erwägung abgeschwächt, dass Diderot in den von ihm der breiten Öffentlichkeit nicht übergebenen Schriften in ganz anderen Worten von der Tugend spricht als in den Schriften, die zur geheimen Verbreitung unter Gleichgesinnte bestimmt waren; man vergleiche nur die obigen Citate aus dem Rêve d'Alembert mit denen aus dem Essai über Claudius und Nero.
    Es giebt auch andere Beweise dafür, dass Diderot aus opportunistischen Rücksichten zum Festhalten an der altruistischen Moral veranlasst wurde.
    Die Moral ist also nach Diderot für das Bestehen der menschlichen Gesellschaft notwendig und das Aufgeben der ethischen Ideen gleichbedeutend mit dem Ruin der Gesellschaft: Poussés jusqu'à leurs dernières conséquences, les principes de La Mettrie renverseraient la législation, dispenseraient les parents de l’éducation de leurs enfants, renfermeraient aux Petite s-Maisons l’homme courageux qui lutte sottement contre ses penchants déréglés, assureraient l’immortalité au méchant qui s'abandonnerait sans remords aux siens . . .
    Die moralischen Anschauungen Diderots sind die Folge seiner Ansichten über die Gesellschaft, seine moralischen Postulate sind Forderungen, die seine Ideen ihm eingeben, d. h.
    An der Erziehung dieser urteilslosen, ungebildeten Menge zu arbeiten, ist insbesondere die Aufgabe <ler Kunst; darum muss die Kunst nach Diderot vor allem eine moralische Tendenz haben, wenn das Kunstwerk auf Wert Anspruch haben soll.
    Die moralische Tendenz schliesst bei Diderot die Darstellung des Hässlichen nicht aus.
    Aber Diderot fehlt die Kraft der tragischen Empfindung; die moralische Reflexion tritt zu sehr hervor; die sociale Seite verschwindet in der Religieuse hinter dem Angriff gegen die Klöster.
    Ihre ideologischen und künstlerischen Kulminationspunkte werden wir bei Rousseau und Diderot finden. Diese Wende ist vor allem dadurch gekennzeichnet, daß jetzt die Romane und Erzählungen zielgerichtet die Propagierung einer vorgestellten bürgerlichen Moral übernehmen.
    Diderot ist Feuer und Flamme, er schreibt den Roman fast in einem Zuge, im Zustand der Begeisterung. Der Bericht der Nonne offenbart die traurigen Erlebnisse eines jungen Mädchens, das von ihren Eltern gegen ihren Willen ins Kloster gesperrt wurde und durch die dort herrschenden Verhältnisse grausame Leiden zu erdulden hatte. Kein legaler Weg, sondern nur die Flucht führt aus dieser Not heraus. Es wird gezeigt, zu welch furchtbaren seelischen Verkrüppelungen und moralischer Verderbnis die Vergewaltigung der menschlichen Natur durch den Zwang unmenschlicher Klosterregeln führt, wie junge Mädchen mit einer gesunden Einstellung zum Leben seelisch zugrunde gerichtet werden.
    Wenn Suzanne im Kloster nicht resigniert und völlig zugrunde geht, so ist dies ihrer eisernen Willenskraft und Aktivität, ihrem unbeugsamen Charakter und ausgeprägten Rechtsempfinden zuzuschreiben, dank deren sie sich schließlich bis zur offenen Rebellion zu steigern vermag. Ein besonderer Kunstgriff Diderots besteht darin, die Nonne bestimmte Begebenheiten so schildern zu lassen, daß ihre Bedeutung dem Leser unmißverständlich klar wird, obgleich sie selbst bei ihrer noch geringen Lebenserfahrung deren Sinn gar nicht durchschaut.
    Die im Eloge de Richardson formulierten Erkenntnisse über die an eine wirklichkeitsbezogene Kunst zu stellenden Anforderung finden Anwendung auch in Diderots folgendem Dialogroman Le Neveu de Rameau, wenngleich er hier von dem noch in La Religieuse befolgten traditionellen Romankonzept grundsätzlich abweicht. Dies zeigt sich am augenfälligsten darin, daß der Held des Romans kein moralisches Exempel setzt wie etwa die Hauptgestalten bei Richardson oder auch Diderots Nonne, sondern vielmehr durch ein moralisch zu verurteilendes Subjekt verkörpert wird. Der Gewinn an moralischer Erkenntnis resultiert hier nicht aus der Anteilnahme am Schicksal des Helden, sondern im Gegenteil aus der kritischen Auseinandersetzung mit ihm, die zugleich eine bewußte Distanzierung einschließt.
    Schließlich läßt es Diderot nicht an einer handfesten Moral fehlen : „Felix war ein armer Teufel, der nichts besaß, Olivier ein anderer armer Teufel, der nichts hatte.
    Unter den Bedingungen der bestehenden Klassenherrschaft kann nur die unterdrückte Klasse den Sinn des menschlichen Lebens hochhalten.“80 Der Frage nach den moralischen und produktiven Kräften, die dem Volke, den einfachen Menschen eigen sind und die für eine Erneuerung der Gesellschaft im bürgerlichen Sinne aktiviert werden müssen, geht Diderot weiter in seinem Roman Jacques le Fataliste nach.
    Diderot gelingt der Schritt vom traditionellen Konzept der spätaufklärerischen Romanliteratur mit ihrem ausgeprägten moralisierenden Charakter - wie es noch seinen Erzählwerken La Religieuse und Les deux amis de Bourbonne zugrunde lag - zu einer dialektischen Gestaltungsweise im Neveu de Rameau und im Jacques, wo die aufklärerische Moral nicht mehr exempelhaft vorgetragen, sondern im Für und Wider von Handlungen und Dialogen gleichsam aus der Betrachtung der Wirklichkeit gewonnen wird.
    Die zivilisatorische Leistung, die bewunderswerten produktiven Kräfte, die Menschen entfaltet haben, lassen Diderot, den Verfasser des Artikels, nicht die moralische Fragwürdigkeit des Menschen vergessen: »la bassesse ou l’atrocité des actions par lesquelles s’avilit souvent ce roi de la nature«.
    In diesen später unter dem Titel Salons bekannten neun Berichten (1759-1781) spricht sich Diderot für eine emotionale Wirkung der Kunst aus: Wie die Literatur soll die Malerei Tugend und Moral verbreiten und den Betrachter rühren.
    In der Konfrontation dieser beiden Figuren werden etwa das Bohé- me-Leben sowie das Verhältnis von Kunst und Moral kontrovers diskutiert. Letztlich überlässt Diderot es dem Leser, sich ein Urteij darüber zu bilden, welche der beiden Lebensarten die bessere sei Jacques le Der um 1771-1773 geschriebene Roman Jacques le fataliste et soq fataliste maître präsentiert sich als Gespräch zwischen dem Diener Jacques und seinem Herrn, die durch Frankreich reiten und sich dabej über Willensfreiheit und Fatalismus unterhalten.
    Diderot selbst verfasst über 1000 Artikel zu den unterschiedlichsten Themengebieten (Philosophie, Literatur, Geschichte, Moral).
    Der aufklärerischen und moralisch-didaktischen Intention entsprechen auch die contes philosophiques Voltaires, die contes moraux Marmontels und die Dialogerzählungen Di-derots, die jeweils fundamentale Neuerungen im Literatursystem der Aufklärung darstellen.
    Schon Diderots Übersetzung von Shaftesburys Inquiry concerning virtue and merit, die 1745 erscheint, dokumentiert sein lebhaftes Interesse an Fragen der Moralphilosophie, das ihn bis in sein Spätwerk, die Auseinandersetzung mit Hel-vetius und mit Seneca (1778/1782), begleitet.
    Es mündet in einen expliziten moralischen Pluralismus ein, demzufolge Moral historisch, regional und soziologisch zu unterscheiden und >experimentell< zu erforschen ist, eine Linie, die von David Hume (An enquiry concerning the principle of morals, 1751, besonders der Anhang »A Dialogue« unter Anspielung auf Montesquieus Lettres persanes ) über La Mettrie und Diderot bis zu Sade führt.
    Es mündet in einen expliziten moralischen Pluralismus ein, demzufolge Moral historisch, regional und soziologisch zu unterscheiden und >experimentell< zu erforschen ist, eine Linie, die von David Hume (An enquiry concerning the principle of morals, 1751, besonders der Anhang »A Dialogue« unter Anspielung auf Montesquieus Lettres persanes ) über La Mettrie und Diderot bis zu Sade führt. Im Kontext seines moralischen Pluralismus, der ihn in seinem Supplement au voyage de Bougainville (postum 1796) sogar das Inzestverbot relativieren lässt, fordert er die Differenzierung unterschiedlicher Norm- und Moralsysteme und explizit auch eine »morale propre aux artistes«, eine (Ausnahme-)Moral für den Künstler. 1746 erscheinen seine Pensees philosophiques , die öffentlich verbrannt werden, 1748 sein libertiner Roman Les bijoux indiscrets und 1749 seine Lettre sur les aveugles , die seine Inhaftierung in Vincennes zur Folge hat.
    Das >monstre< hat einen festen Platz im Werk Diderots, in seiner Ästhetik ebenso wie in seiner Moralphilosophie (>monstre moral<).
    Dass der Ich-Erzähler und Dorval zwei Seiten des Autors Diderot darstellen, liegt ebenso auf der Hand wie in Le neveu de Rameau die Doppelgestalt seiner unter dem Einfluss Humes stehenden Überlegungen zu Ethik und Moral in den Antagonisten >Moi< und Jean-Fran^ois Rameau, dem bürgerlichen Aufklärer und seinem genialischen, amoralischen und sozial heimatlosen Gegenspieler.
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    In Frankreich bezieht vor allem Diderot nach Dubos in dieser ästhetischen Grundsatzfrage Stellung.
    Künstler, Schriftsteller und sensualistisch geprägte Aufklärer wie Condillac und Diderot erörtern nach Dubos die Auswirkungen der Künste auf die >sensibilite< der Rezipienten und fragen, was aus welchem Grund ästhetisches Wohlgefallen und Lust auslöst, wie Schmerz im ästhetischen Erleben sublimiert wird, welche Rangfolge Empfindungen und Emotionen im ästhetischen Erleben haben, wo Schmerz in Lust übergeht und wie sich starke Empfindungen ästhetisch adäquat umsetzen lassen.
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    Künstler, Schriftsteller und sensualistisch geprägte Aufklärer wie Condillac und Diderot erörtern nach Dubos die Auswirkungen der Künste auf die >sensibilite< der Rezipienten und fragen, was aus welchem Grund ästhetisches Wohlgefallen und Lust auslöst, wie Schmerz im ästhetischen Erleben sublimiert wird, welche Rangfolge Empfindungen und Emotionen im ästhetischen Erleben haben, wo Schmerz in Lust übergeht und wie sich starke Empfindungen ästhetisch adäquat umsetzen lassen.
    An der Erziehung dieser urteilslosen, ungebildeten Menge zu arbeiten, ist insbesondere die Aufgabe <ler Kunst; darum muss die Kunst nach Diderot vor allem eine moralische Tendenz haben, wenn das Kunstwerk auf Wert Anspruch haben soll.
    Selbst wo die Technik einzelner Künste eine Tendenz auszuschliessen scheint, hält Diderot an dem Begriff des Utilitätsprinzips in der Kunst fest.
    Die Kunst ist nach Diderot die Nachahmung der Natur, und wie er in der Natur nur eine unendliche Kette von Ursachen und Wirkungen erblickt, wie die gewonnene grossartige Einheit des Naturganzen seinem Begriffe des Schönen entspricht, so werden die Begriffe gut und schön für ihn identisch. 6 I6) Stein, Vorlesungen über Ästhetik. 1897, p. 40. 16) Stein, Entstehung der neueren Ästhetik. 1886, p. 243—257.
    Die Lüsternheit in den Bildern dieses Malers hängt aber mit dem Mangel an Wahrheit zusammen, und eine solche Kunst verwirft Diderot immer. Allerdings hält er die Unsittlichkeit in den bildenden Künsten für gefährlicher als in der redenden Kunst, weil sie unmittelbarer wirken; er geht in der Forderung einer moralischen Tendenz in der Kunst so weit, dass er in die Zerstörung sittlich gefährlicher Kunstwerke unbedenklich einwilligen würde.
    Den Menschen setzt er nicht in Gegensatz zur Natur, sondern er will die reiche Wirklichkeit der Natur für die Kunst erobern.20) Die getreue Nachahmung der Natur ist die höchste Aufgabe des Künstlers.
    Diese Wahngestalten aus der Kunst zu verdrängen, ist Diderots Bestreben.
    Hier zeigt sich die volle Abhängigkeit, in der äusser Stendhal auch Balzac von der Aufklärung und besonders von Diderot stand, aber auch der gewaltige Fortschritt, den unter Diderots Einfluss die Kunst durch Balzac und weiterhin durch Augier machte.
    Die im Eloge de Richardson formulierten Erkenntnisse über die an eine wirklichkeitsbezogene Kunst zu stellenden Anforderung finden Anwendung auch in Diderots folgendem Dialogroman Le Neveu de Rameau, wenngleich er hier von dem noch in La Religieuse befolgten traditionellen Romankonzept grundsätzlich abweicht.
    S. 74-76) und als Verfasser eines umfangreichen philosophischen, literarischen und kunsttheoretischen Werkes, das sich durch seine Originalität und Modernität auszeichnet und zu den maßgeblichen Schriften der Aufklärung zählt, gehört Diderot neben Montesquieu und Voltaire zu den bedeutendsten Köpfen der Epoche.
    Die folgenden fast 30 Jahre widmet Diderot der Encyclopédie sowie seinem breit gefächerten literarischen, philosophischen und kunsttheoretischen Werk.
    In dem um 1777 entstandenen Paradoxe sur le comédien postuliert Diderot das Ideal eines Schauspielers, der emotionslos und mit kühler Distanz seine Rolle verkörpert.
    Kunsttheoretische Schriften Bedeutung 1759 wird Diderot von Melchior Grimm, dem Herausgeber der Correspondance littéraire (s. S. 118), beauftragt, für eben dieses Werk Berichte über Kunstausstellungen im Louvre zu verfassen.
    In diesen später unter dem Titel Salons bekannten neun Berichten (1759-1781) spricht sich Diderot für eine emotionale Wirkung der Kunst aus: Wie die Literatur soll die Malerei Tugend und Moral verbreiten und den Betrachter rühren.
    Ferner versteht Diderot es, Kunstbetrachtungen literarisch ansprechend zu präsentieren und damit das Interesse des Publikums für die Kunst selbst zu wecken.
    In der Konfrontation dieser beiden Figuren werden etwa das Bohé- me-Leben sowie das Verhältnis von Kunst und Moral kontrovers diskutiert. Letztlich überlässt Diderot es dem Leser, sich ein Urteij darüber zu bilden, welche der beiden Lebensarten die bessere sei Jacques le Der um 1771-1773 geschriebene Roman Jacques le fataliste et soq fataliste maître präsentiert sich als Gespräch zwischen dem Diener Jacques und seinem Herrn, die durch Frankreich reiten und sich dabej über Willensfreiheit und Fatalismus unterhalten.
    Diderots Interesse an Fragen der Ästhetik als allgemeiner Theorie der Künste und ihrer Beziehungen untereinander (in Diskussion u.a. mit dem Bildhauer Etienne Falconet) sowie ihrer anthropologischen Voraussetzungen ist deutlicher konturiert als bei den anderen >philosophes<.
    Zusätzlich zu seiner Herausgebertätigkeit für die „Encyclopédie“, für die er selbst über tausend Artikel schreibt, verfaßt Diderot fundamentale dramentheoretische Abhandlungen zur Reform der Schauspielkunst und zum bürgerlichen Trauerspiel (/'Art. 1 14), das er selbst in seinen Theaterstücken umzusetzen versucht, ferner bedeutende kunsttheoretische und philosophische Schriften sowie ein erzähl-theoretisch innovatives Romanoeuvre, das etwa durch dialogische Erzählstrukturen oder Einmischungen des Erzählers bereits auf den modernen Roman vorausweist, thematisch aber der Gesellschaftskritik der Aufklärung verpflichtet bleibt („Ec neveu de Rameau“, um 1761/62 begonnen; Jacques le fataliste et son maître“, um 1771-73 verfaßt).
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    Künstler, Schriftsteller und sensualistisch geprägte Aufklärer wie Condillac und Diderot erörtern nach Dubos die Auswirkungen der Künste auf die >sensibilite< der Rezipienten und fragen, was aus welchem Grund ästhetisches Wohlgefallen und Lust auslöst, wie Schmerz im ästhetischen Erleben sublimiert wird, welche Rangfolge Empfindungen und Emotionen im ästhetischen Erleben haben, wo Schmerz in Lust übergeht und wie sich starke Empfindungen ästhetisch adäquat umsetzen lassen.
    Nicht zuletzt durch diese hervorragende künstlerische Leistung erlangt die von Empfindsamkeit geprägte integre Moralität Suzannes jene Überzeugungskraft, die dem Roman seine Attraktivität und der Heldin Sympathie und Mitgefühl der Leserschaft bis in unsere Gegenwart gesichert hat. Das Bestreben zu einer realistischen Erfassung der Wirklichkeit, wie es im Roman Die Nonne überzeugend zum Ausdruck kommt, steht deutlich im Zeichen von Erkenntnissen, die Diderot bei dem englischen Romancier Richardson gewonnen hat.
    Tieck und auch in wesentlich knapperer Form hatte Denis Diderot die Relativität von Empfindsamkeit und Libertinage in einer Erzählung verdeutlicht: es handelt sich um die berühmte Geschichte der Marquise de la Pommeraye, die als einzige halbwegs zusammenhängende eingeschobene Erzählung in Jacques Je fataliste (entstanden ab 1771, teilweise veröffentlicht ab 1778) publiziert ^rde.
    Zu einem Zeitpunkt, als die berühmtesten Werke, deren Thema gerade der unversöhnliche Konflikt zwischen Libertinage und Empfindsamkeit ist, zum Teil noch nicht erschienen waren, sieht Diderot die Begrenztheit sich absolut setzender Systeme.
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    In Diderots Genieästhetik werden >enthousiasme< und >energie< zu Schlüsselkonzepten.
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    In Diderots Genieästhetik werden >enthousiasme< und >energie< zu Schlüsselkonzepten.
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    Fiktion, die Fiktionalität thematisiert, ist ein grundlegendes Merkmal der fortgeschrittenen Poetik des Dix-Huitieme zwischen Dubos, Batteux und Diderot.
    Die für Diderot charakteristische Form von Fiktionalität setzt auf perfekte Illusionserzeugung, macht aber die fiktional konstruierte Illusion als solche erkennbar und entzieht ihr durch erzähllogische und theaterspezifische Tricks den Boden.
    In De la poesie dramatique erläutert Diderot 1758, die ganze Poetik des Fils naturel nebst Paratexten bestehe darin, Wahrheit und Fiktion zu parallelisieren, wozu es >einer Art Roman< bedurft habe, eben jener »histoire veritable«.
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    Die für Diderot charakteristische Form von Fiktionalität setzt auf perfekte Illusionserzeugung, macht aber die fiktional konstruierte Illusion als solche erkennbar und entzieht ihr durch erzähllogische und theaterspezifische Tricks den Boden.
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    In philosophischen Schriften kommt der Dialogform eine außerordentlich große Bedeutung zu; die Grenze zwischen Fiktion und philosophischer Theorie löst sich hier tendenziell auf (Diderot, Le reve de d’Alembert, 1769; Sade, La philosophie dans le boudoir, 1795).
    Die Personen der Erzählung führt Diderot möglichst sprechend ein. Wo er erzählt, ist er sehr kurz, fast zu kurz; sobald irgend möglich, geht er zum Dialog über; diesen handhabt er mit seltener Meisterschaft; Rameaus Neffe und Jacques le Fataliste sind glänzende Beweise seiner Virtuosität.
    Besonders charakteristisch ist die Abhandlung ,,Sur l'inconséquence du jugement public", in der er als Erzähler einen Dialog mit einer anderen Person fingiert, um durch Zwischenfragen, Einwände u. dergl. die Erzählung lebendiger zu machen. Darum vermeidet er thunlichst Schilderungen.
    Diderot verfasst Le neveu de Rameau, satire seconde um 1762. Der Roman beinhaltet einen philosophisch-satirischen Dialog zwischen einer dem Neffen des berühmten Komponisten Rameau nachempfundenen Gestalt und einer Figur, die sich als „Moi" ausgibt.
    Erzählungen Bedeutung f Hauptwerke Auch auf dem Gebiet der Erzählung setzt Diderot mit der Dialogerzählung einen wichtigen innovativen Akzent.
    Die Gesprächspartner der Diderotschen Dialogerzählungen diskutieren kontrovers zentrale Gedanken der Aufklärung.
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    Dies gilt umso mehr für die pornographische Literatur der Epoche, die die wirkungsästhetische Poetik des Sensualismus umstandslos umsetzt und sich teilweise auch mit politisch-subversiven Inhalten verbindet, z. B. in Therese phi-losophe (1748, dem Marquis d'Argens zugeschrieben), Le sopha. In der zweiten Jahrhunderthälfte etabliert sich erfolgreich der Schauerroman (>gothic novel<, >roman noir<), der seine Blüte während der Revolution und bei Sade erlebt und in die Schwarze Romantik des 19.
    Indem Diderot dem Beispiel des Tristr am Shandy von Laurence Sterne folgt, unterbricht er häufig die Erzählung, um sich unmittelbar an den Leser zu wenden und die Handlungen zu glossieren und zu kommentieren. In der ungekünstelten Erzählung Jacques’ über seine Liebesabenteuer finden sich viele Anklänge an den offenherzigen Humor eines Rabelais.
    Der Zusammenhang zwischen den erotischen Schriften und den Ideen der Aufklärung ist nicht allein mit dem Titel des zitierten Werkchens oder mit der Tatsache zu belegen, das Diderot einen erotischen Roman, Les Bijoux indiscrets (1748), verfaßt hat.
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    Dies gilt umso mehr für die pornographische Literatur der Epoche, die die wirkungsästhetische Poetik des Sensualismus umstandslos umsetzt und sich teilweise auch mit politisch-subversiven Inhalten verbindet, z. B. in Therese phi-losophe (1748, dem Marquis d'Argens zugeschrieben), Le sopha. In der zweiten Jahrhunderthälfte etabliert sich erfolgreich der Schauerroman (>gothic novel<, >roman noir<), der seine Blüte während der Revolution und bei Sade erlebt und in die Schwarze Romantik des 19.
    Konsequenterweise führt der Verfasser im zweiten Teil des Artikels eine Reihe politischer oder ökonomischer Maßnahmen an, um das Glück des Individuums mit dem Wohlergehen der Nation zu verbinden: Steigerung der Bevölkerungszahl; Fleiß und Arbeitskraft würden durch die politische und kommerzielle Freiheit gefördert; Förderung der Volksgesundheit; staatliche Arbeitsbeschaffung; Steigerung der landwirtschaftlichen Produktivität durch steuerliche Entlastung und entsprechende Belastung des Dienstleistungsgewerbes; ein möglichst gleichmäßig zu verteilendes Sozialprodukt.
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    Die Selbstthematisierung des Erzählens ist auch in der kürzeren Erzählliteratur dokumentiert wie etwa in Diderots >conte< mit dem paradoxen Titel Ceci n’estpas un conte (1773).
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    Ein Musterbeispiel bietet Diderots Supplement au voyage de Bougainville (1772, erschienen 1796), wo u. a. das europäische Inzesttabu dialogisch relativiert wird.
    Es mündet in einen expliziten moralischen Pluralismus ein, demzufolge Moral historisch, regional und soziologisch zu unterscheiden und >experimentell< zu erforschen ist, eine Linie, die von David Hume (An enquiry concerning the principle of morals, 1751, besonders der Anhang »A Dialogue« unter Anspielung auf Montesquieus Lettres persanes ) über La Mettrie und Diderot bis zu Sade führt. Im Kontext seines moralischen Pluralismus, der ihn in seinem Supplement au voyage de Bougainville (postum 1796) sogar das Inzestverbot relativieren lässt, fordert er die Differenzierung unterschiedlicher Norm- und Moralsysteme und explizit auch eine »morale propre aux artistes«, eine (Ausnahme-)Moral für den Künstler. 1746 erscheinen seine Pensees philosophiques , die öffentlich verbrannt werden, 1748 sein libertiner Roman Les bijoux indiscrets und 1749 seine Lettre sur les aveugles , die seine Inhaftierung in Vincennes zur Folge hat.
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    Bedeutungsvoller ward Diderot für ihn. Den religiösen Skeptizismus neben politischem Indifferentismus, die naturwissenschaftliche Grundrichtung alles Philosophierens, das Verständnis für die Umwandlung der überlebten klassischen Tragödie und Komödie Frankreichs in die Tragisches mit Komischem vermischende „bürgerliche Tragödie“, deren Hauptschöpfer Diderot selbst war, die gerechte Würdigung der englischen Litteratur des XVIII.
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    Bedeutungsvoller ward Diderot für ihn. Den religiösen Skeptizismus neben politischem Indifferentismus, die naturwissenschaftliche Grundrichtung alles Philosophierens, das Verständnis für die Umwandlung der überlebten klassischen Tragödie und Komödie Frankreichs in die Tragisches mit Komischem vermischende „bürgerliche Tragödie“, deren Hauptschöpfer Diderot selbst war, die gerechte Würdigung der englischen Litteratur des XVIII.
    Für ihn galt Voltaire, den wir als den eigentlichen Propheten der Aufklärung betrachten, als ein auf halbem Wege stehen gebliebener, weil er in der Philosophie sich dem Materialismus Diderot’s entgegenstellte, Kunst und Dichtung für unvergänglichere Güter hielt, als die exakte Naturwissenschaft, und vor allem, weil er, in seinen für die Öffentlichkeit bestimmten Schriften wenigstens, sich zum Deismus bekannte.
    Allerdings darf Diderot’s indirekte und direkte Mitwirkung nicht unterschätzt werden. Nicht nur die vielgerühmten Kunstkritiken der Salons und einige andere längere Artikel sind dessen Werk, auch in der Besprechung mancher naturwissenschaftlicher und philosophischer Arbeiten, die dem Dilettantismus Grimm’s ferner lagen, wird man die Beisteuer des stets hilfsbereiten Freundes erkennen.
    So sehr auch Grimm mit Diderot die naturwissenschaftlich-experimentelle Forschung betont und Voltaire (im vollen Gegensatz zu unserem Dubois-Reymond) die Kenntnisse des Naturforschers ganz abspricht, ist es doch ein gewaltiger Unterschied, wie er oder wie Diderot und d’Alembert diese Grundauffassung zu vertreten wissen.
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    Bedeutungsvoller ward Diderot für ihn. Den religiösen Skeptizismus neben politischem Indifferentismus, die naturwissenschaftliche Grundrichtung alles Philosophierens, das Verständnis für die Umwandlung der überlebten klassischen Tragödie und Komödie Frankreichs in die Tragisches mit Komischem vermischende „bürgerliche Tragödie“, deren Hauptschöpfer Diderot selbst war, die gerechte Würdigung der englischen Litteratur des XVIII.
    Dramatisches Werk Bedeutung Diderot ist nicht nur Dramatiker; vor allem ist er als Dramentheoretiker maßgeblich an der Grundlegung des drame bourgeois, d.h. des bürgerlichen Trauerspiels, beteiligt.
    Auf Grund der theoretischen Auseinandersetzung mit der als überholt empfundenen klassischen Tragödie und der herkömmlichen Komödie gelten Diderot, Beaumarchais und Mercier als Begründer des drame bourgeois. Als „genre sérieux" siedeln sie es zwischen Tragödie und Komödie an.
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    Bedeutungsvoller ward Diderot für ihn. Den religiösen Skeptizismus neben politischem Indifferentismus, die naturwissenschaftliche Grundrichtung alles Philosophierens, das Verständnis für die Umwandlung der überlebten klassischen Tragödie und Komödie Frankreichs in die Tragisches mit Komischem vermischende „bürgerliche Tragödie“, deren Hauptschöpfer Diderot selbst war, die gerechte Würdigung der englischen Litteratur des XVIII.
    Bedeutungsvoller ward Diderot für ihn. Den religiösen Skeptizismus neben politischem Indifferentismus, die naturwissenschaftliche Grundrichtung alles Philosophierens, das Verständnis für die Umwandlung der überlebten klassischen Tragödie und Komödie Frankreichs in die Tragisches mit Komischem vermischende „bürgerliche Tragödie“, deren Hauptschöpfer Diderot selbst war, die gerechte Würdigung der englischen Litteratur des XVIII. Jahrhunderts, die schon Gottsched, der Nachahmer Addison’s, angebahnt hatte, diese und manche andere Eigenheiten, welche für die Korrespondenz massgebend wurden, verdankt Grimm den Einwirkungen seines intimen Freundes.
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    Für ihn galt Voltaire, den wir als den eigentlichen Propheten der Aufklärung betrachten, als ein auf halbem Wege stehen gebliebener, weil er in der Philosophie sich dem Materialismus Diderot’s entgegenstellte, Kunst und Dichtung für unvergänglichere Güter hielt, als die exakte Naturwissenschaft, und vor allem, weil er, in seinen für die Öffentlichkeit bestimmten Schriften wenigstens, sich zum Deismus bekannte.
    Gesellschaft, Kultur und Literatur der Aufklärung: 1750 bis 1789 ) Die Werke Diderots Philosophische Schriften Werke Nach seinem ersten Werk, den Pensées philosophiques (1746), offenbart Diderot in der Lettre sur les aveugles à l'usage de ceux qui voient (1749) seine materialistische Überzeugung, was ihm einige Monate Haft im Gefängnis von Vincennes einbringt. 1751 folgen die auch an Lockes Sensualismus anknüpfenden sprachphilosophischen Lettres sur les sourds et muets à l'usage de ceux qui entendent et qui parlent (vgl.
    Höhepunkt seines materialistischen Denkens ist 1769 die Trilogie Entretien entre d'Alembert et Diderot, Le rêve de d'Alembert und La suite de l'entretien.
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    Allerdings darf Diderot’s indirekte und direkte Mitwirkung nicht unterschätzt werden. Nicht nur die vielgerühmten Kunstkritiken der Salons und einige andere längere Artikel sind dessen Werk, auch in der Besprechung mancher naturwissenschaftlicher und philosophischer Arbeiten, die dem Dilettantismus Grimm’s ferner lagen, wird man die Beisteuer des stets hilfsbereiten Freundes erkennen.
    Der empfindungsvolle Nachruf an Diderot und der ebenso kalte Abschied von d’Alembert und Rousseau verrät doch Grimm’s Feder, und wenn Diderot nach wie vor die Kunstkritiken schrieb, was zu bezweifeln kein hinreichender Grund vorliegt, so dürfen wir in Grimm wohl den unausgesetzt thätigen Musikreferenten suchen.
    Ferner versteht Diderot es, Kunstbetrachtungen literarisch ansprechend zu präsentieren und damit das Interesse des Publikums für die Kunst selbst zu wecken. Durch seine Arbeit als Kunstkritiker macht er die Bekanntschaft der Maler Chardin, Vernet und Greuze sowie des Bildhauers Falconet.
    Neben der satirischen Betrachtung der zeitgenössischen Gesellschaft übt Diderot auch Kritik am traditionellen Roman und am Theater, dessen gekünstelte und unnatürliche Bühnenpraxis ihm missfällt.
    Diderot befaßt sich mit der Kategorie des Geschmacks im Artikel „Beau“ der „Encyclopédie“ und in seinen neun „Salons“, jenen zwischen 1759 und 1781 für Grimms „Correspondance littéraire“ verfaßten kunstkritischen Berichten über die Kunstausstellungen im Louvre.
    In den 1740er Jahren macht Diderot Bekanntschaft mit den Materialisten La Mettrie und d'Holbach, dann auch mit Helvetius, dessen erfolgreiche Werke, De l'esprit (1758) und De l'homme (1773), er kritisch kommentieren wird, mit Rousseau, mit dem auch er sich entzweit, mit Jean le Rond d'Alembert und dem Baron Friedrich Melchior Grimm; nicht zu vergessen seine zahlreichen weiblichen Bekanntschaften, mit der intellektuellen Julie de l'Espinasse, Freundin d'Alemberts , und Sophie Volland, mit der ihn eine langjährige Liebschaft verbindet.
    Seit 1759 besucht Diderot regelmäßig die Kunstausstellungen im Louvre, den in zweijährigem Rhythmus stattfindenden >Salon<. Bis 1781 verfasst er zahlreiche Kunstkritiken zur zeitgenössischen Malerei für die Correspondance litteraire (Salons), die an europäischen Fürstenhöfen als Orientierungshilfe beim Erwerb von Kunstwerken dienen.
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    Obwohl Diderots Religieuse seit 100 Jahren bekannt ist, gehen die Urteile, die über diesen Roman gefällt worden sind, doch heute noch weit auseinander.Hettner sagt z. B.: „Der Roman würde vortrefflich sein, wenn nicht die Sucht nach täuschendster Natürlichkeit zur ausführlichsten Ausmalung von Sünden und Lastern geführt hätte, welche sittlich und künstlerisch gleich abstossend sind“.
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    Obwohl Diderots Religieuse seit 100 Jahren bekannt ist, gehen die Urteile, die über diesen Roman gefällt worden sind, doch heute noch weit auseinander. Hettner sagt z. B.: „Der Roman würde vortrefflich sein, wenn nicht die Sucht nach täuschendster Natürlichkeit zur ausführlichsten Ausmalung von Sünden und Lastern geführt hätte, welche sittlich und künstlerisch gleich abstossend sind“.
    Obwohl er in dem Rêve d'Alembert die Selbstachtung, die Scham, die Gewissensbisse für Nichtigkeiten erklärt, die auf der Unwissenheit beruhen, und auf der Eitelkeit eines Wesens, das sich selbst Verdienst oder Schuld an einem notwendigen Augenblick zuschreibt (II. 176), so hat er auch da die Idee der Tugend und des Lasters nicht ganz aufgegeben:
    So schwungvolle Tiraden er auch zur Verteidigung der moralischen Grundsätze geschrieben hat, die Begeisterung, die aus ihnen spricht, ist in Bezug auf ihre Wirkung wohl überlegt, und die Wirkung solcher rhetorischen Ergüsse wird durch die Erwägung abgeschwächt, dass Diderot in den von ihm der breiten Öffentlichkeit nicht übergebenen Schriften in ganz anderen Worten von der Tugend spricht als in den Schriften, die zur geheimen Verbreitung unter Gleichgesinnte bestimmt waren; man vergleiche nur die obigen Citate aus dem Rêve d'Alembert mit denen aus dem Essai über Claudius und Nero.
    Die Leidenschaft der Diderotschen Helden entsteht spontan; ils s'aimaient comme on existe (V. 265); man fühlt nie Innigkeit oder Wärme des Gemüts, die Personen paradieren mit ihrer Leidenschaft und noch mehr mit ihrer Tugend bezw.
    Die moralische Tendenz schliesst bei Diderot die Darstellung des Hässlichen nicht aus. Im Gegenteil, selbst wo er die Bosheit oder das Laster schildert, hat er einen moralischen Zweck.
    Für Diderot wird dieser Satz eine notwendige Folge seiner Auffassung vom Menschen. Aber für ihn wird der Beruf die Hauptsache, der Charakter die Nebensache; die Pflichten, Vorzüge und Laster, die er mit sich bringt, müssen dem Werk als Grundlage dienen.
    Zwischen traditioneller Tragödie und Komödie, die weder in der Handlung noch im Figurenpersonal dem bürgerlichen Publikum Rechnung tragen, siedelt Diderot das genre sérieux an, das die soziale und familiäre Situation und den Beruf („condition") von bürgerlichen Figuren sowie deren Pflichten, Tugenden und familiäre Konflikte behandeln soll.
    In diesen später unter dem Titel Salons bekannten neun Berichten (1759-1781) spricht sich Diderot für eine emotionale Wirkung der Kunst aus: Wie die Literatur soll die Malerei Tugend und Moral verbreiten und den Betrachter rühren.
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    Es ist dabei nicht äusser acht zu lassen, dass Diderot sich als „phi-losophe“, d. h. als einer der Männer betrachtet, deren Aufgabe es sei, den Menschen die Wahrheit zu verkünden, sie von den Fesseln der Vorurteile und des Aberglaubens zu befreien, um sie dadurch besser und glücklicher zu machen.
    Diderot selbst hat sich seiner Wahrheitsliebe und seiner reinen Sitten12) gerühmt; seine Wahrheitsliebe und dieLauterkeit seines Wandels sind aber nicht der Ausdruck eines Bedürfnisses des Gemütes, sondern sie sind deswegen für ihn notwendig, weil seine Ideen unpopulär sind: Je ne sais, schreibt er XX. 5, si j'ai l'honneur de vous être connu; mais les premiers magistrats de ce pays-ci, des prélats mêmes, aussi distingués dans l'église par leurs vertus, que par leur dignité, vous attesteraient que dans une affaire de la plus grande importance et qui me serait personnelle, rien au monde ne me déterminerait à m'écarter de la vérité.
    Seine Menschen sind wahr.17) Wahr zu sein, war Diderots Hauptstreben. Wahrheit ist aber nach seiner Ansicht nur durch die Nachahmung der Natur zu erreichen.
    Dies ist einer jener Diderot eigentümlichen Geistesblitze, durch die er einen so weit reichenden Einfluss ausgeübt hat; er hat die Lösung der Schwierigkeit der Darstellung der Nuance nicht gefunden, aber die Lösung vorbereitet, die die grossen Schriftsteller von Flaubert und den Goncourts bis zu Maupassant und Loti gefunden. Um Anschaulichkeit zu erzielen und den Eindruck der Wahrheit zu machen, muss der Dichter allerlei kleine Züge ersinnen, die den Eindruck des Geschauten machen, die Erzählung beleben und den Leser interessieren.
    Diese Art der Individualisierung, die den Konversationston nachahmt, erweckt meist den Eindruck des Lebens, d. h. für Diderot der Natur, und damit der Wahrheit.
    Diderot, dein „universel précurseur“ (Dueros), gebührt der Ruhm, vorausgesehen zu haben, wie viele Einzelheiten, öffentliche und private Handlungen, unbekannte Wahrheiten, neue Situationen aus der Berücksichtigung der Berufe sich ergeben (VH, 150 f.).
    Diderot hat dadurch den Eindruck der Wahrheit machen wollen, er hat geglaubt, dass Suzannes Memoiren darum wahrscheinlicher erscheinen würden, weil sie zu dem Zwecke geschrieben sind, die Aufhebung ihres Eides herbeizuführen; aber der Eindruck der Willkürlichkeit des Dichters bleibt um so mehr vorwiegend, als man aus der Verteidigungsschrift der Nonne nur allzu oft das Plaidoyer des Philosophen Diderot gegen die Klöster heraushört.
    Die Wahrheit muß auf einer dritten Ebene liegen. Diese zu finden aber überläßt Diderot dem Leser, nachdem er die Problematik mit Argumenten und Gegenargumenten genügend erhellt und zugleich auch die Richtung für die Lösung gewiesen hat. Denn daß die alle menschlichen Werte negierende Haltung des Neffen zu verurteilen und dem Philosophen bei allen Unzulänglichkeiten seiner Anschauungen in seiner moralischen Zielstellung zu folgen ist, daran läßt Diderot keinen Zweifel. Zugleich aber wird aus dem Gespräch ersichtlich, daß moralische Entrüstung allein nicht ausreicht. Vielmehr trifft auch den moralisierenden Philosophen insofern eine Mitschuld an der so umfassenden Korruption der Welt, als er konkret nichts tut, diesen Zuständen entgegenzutreten. Er macht sich mitschuldig, wenn er darin einen Ausnahmezustand sieht und sich seiner Verantwortung dafür zu entziehen sucht. Denn wie der Neffe ist auch sein bürgerlich ehrenhafter Gesprächspartner Teil dieser Welt. Der Parasit erkennt richtig, daß auch dieses verantwortungslose Moralisieren einen Keim der Fäulnis enthält. Daraus ergibt sich: „Die umfassendere Gesellschaftserkenntnis besitzt offensichtlich der Parasit, Rameaus Neffe, denn er kennt seine eigene Korruption und die indirekte Korruption seines Gegenspielers.“75 In dem Sinne hat auch Hegel in der Phänomenologie des Geistes den Neveu interpretiert. Hiermit wird in der Tat der Schlüssel zu einem neuen und vertieften Wirklichkeitsverständnis geliefert.
    In De la poesie dramatique erläutert Diderot 1758, die ganze Poetik des Fils naturel nebst Paratexten bestehe darin, Wahrheit und Fiktion zu parallelisieren, wozu es >einer Art Roman< bedurft habe, eben jener »histoire veritable«.
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    Es ist dabei nicht äusser acht zu lassen, dass Diderot sich als „phi-losophe“, d. h. als einer der Männer betrachtet, deren Aufgabe es sei, den Menschen die Wahrheit zu verkünden, sie von den Fesseln der Vorurteile und des Aberglaubens zu befreien, um sie dadurch besser und glücklicher zu machen.
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    Es ist dabei nicht äusser acht zu lassen, dass Diderot sich als „phi-losophe“, d. h. als einer der Männer betrachtet, deren Aufgabe es sei, den Menschen die Wahrheit zu verkünden, sie von den Fesseln der Vorurteile und des Aberglaubens zu befreien, um sie dadurch besser und glücklicher zu machen.
    Auf diesem Boden gedeihen Heuchelei, Betrug, Aberglaube, Neid, Bosheit und Tyrannei und machen das Zusammenleben unerträglich. Ihren besonderen Charakter erhält diese flammende Anklageschrift gegen das widernatürliche Klosterleben durch die Individualisierung in der Gestalt der Nonne. Suzanne ist das Opfer der gesellschaftlichen Verhältnisse und Anschauungen.
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    Obwohl er in dem Rêve d'Alembert die Selbstachtung, die Scham, die Gewissensbisse für Nichtigkeiten erklärt, die auf der Unwissenheit beruhen, und auf der Eitelkeit eines Wesens, das sich selbst Verdienst oder Schuld an einem notwendigen Augenblick zuschreibt (II. 176), so hat er auch da die Idee der Tugend und des Lasters nicht ganz aufgegeben:
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    Die Sittenlehre ist nach Diderot nicht nur, wie das Système de la Nature lehrt, notwendig im wohlverstandenen Interesse des Menschen selbst; sondern in der Natur des Menschen liegt die Notwendigkeit des geselligen Lebens der Menschheit, und die Voraussetzung des Bestandes der menschlichen Gesellschaft ist die Idee der Gerechtigkeit.
    Diderot selbst hat sich seiner Wahrheitsliebe und seiner reinen Sitten12) gerühmt; seine Wahrheitsliebe und dieLauterkeit seines Wandels sind aber nicht der Ausdruck eines Bedürfnisses des Gemütes, sondern sie sind deswegen für ihn notwendig, weil seine Ideen unpopulär sind: Je ne sais, schreibt er XX. 5, si j'ai l'honneur de vous être connu; mais les premiers magistrats de ce pays-ci, des prélats mêmes, aussi distingués dans l'église par leurs vertus, que par leur dignité, vous attesteraient que dans une affaire de la plus grande importance et qui me serait personnelle, rien au monde ne me déterminerait à m'écarter de la vérité.
    In Rameaus Neffe geisselt er ja die Verkommenheit und Sittenlosigkeit seiner Zeit.
    Dieses Verhalten ist psychologisch unerklärlich und nur deshalb von Diderot so dargestellt, weil es sich für ihn darum handelt, die Schattenseiten des klösterlichen Lebens in möglichst düsterem Lichte zu schildern. Von dem Augenblick, da die Verfolgungen beginnen, spielt Suzanne eine mehr passive Rolle, die Darstellung der klösterlichen Zustände, das Sittengemälde, wird zur Hauptsache und wird der Mode der damaligen entsprechend mit — allerdings kurzen — Digressionen philosophischen Inhalts gewürzt; nur da tritt Suzanne mehr hervor, wo es sich um die Zurücknahme ihrer Gelübde handelt. Vollends unerklärlich und unwahrscheinlich wird Suzannes Verhalten in der Lasterhöhle von Saint-Eutrope.
    Diderots letztes Theaterstück ist die Sitten- und Charakterkomödie Est-il bon?
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    Die Sittenlehre ist nach Diderot nicht nur, wie das Système de la Nature lehrt, notwendig im wohlverstandenen Interesse des Menschen selbst; sondern in der Natur des Menschen liegt die Notwendigkeit des geselligen Lebens der Menschheit, und die Voraussetzung des Bestandes der menschlichen Gesellschaft ist die Idee der Gerechtigkeit.
    Dagegen ist Diderot Meister in dem llervorzaubern einer Situation, in die ein Mensch durch Leidenschaft, Bosheit, Unglück u, dergl.
    Seine Menschen sind wahr.17) Wahr zu sein, war Diderots Hauptstreben.
    Es ist ein hervorstechender Augenblick eines Menschenlebens, oder cs sind mehrere ergreifende Momente, in denen die ganze Existenz einer Persönlichkeit in Frage gestellt wird und ihre Handlungen den augenblicklichen Seelenzustand erkennen lassen, Momentbilder, die Diderot mit Meisterschaft skizziert.
    Den Menschen setzt er nicht in Gegensatz zur Natur, sondern er will die reiche Wirklichkeit der Natur für die Kunst erobern.20) Die getreue Nachahmung der Natur ist die höchste Aufgabe des Künstlers.
    Für Diderot wird dieser Satz eine notwendige Folge seiner Auffassung vom Menschen.
    Die Berücksichtigung der Berufe musste in Diderots erzählenden Schriften auch darum unfruchtbar bleiben, weil er in seinen Darstellungen sich nur auf den Menschen beschränkt.
    Wie Diderots Begriff des Schönen und Guten nur auf dem Verstände beruht, so achtet er im Menschen nur die Thätigkeit des Verstandes, und der Fortschritt in der Entwicklung des Menschen beruht auf der Beherrschung, auf dem Zurückdrängen des Gefühls, des tierischen Elements in der Menschenseele.
    Spekulativ, aus seinem Naturbegriff, aus seinem philosophischen Naturalismus heraus ist Diderot zu der Aufstellung einer Abhängigkeit der psychischen Entwicklung (nicht nur der psychischen Anlage) von den somatischen Funktionen des Menschen gelangt.
    Diderot betrachtet den Menschen in seinem Artikel für die Encyclopédie als soziales und historisches Wesen: einmal unter dem Aspekt seiner überindividuellen und Generationen übergreifenden zivilisatorischen Tätigkeit; zum anderen unter dem Aspekt seiner gruppenspezifischen Funktionen im Rahmen des Gesellschaftssystems des 18.
    Diderot betrachtet den Menschen in seinem Artikel für die Encyclopédie als soziales und historisches Wesen: einmal unter dem Aspekt seiner überindividuellen und Generationen übergreifenden zivilisatorischen Tätigkeit; zum anderen unter dem Aspekt seiner gruppenspezifischen Funktionen im Rahmen des Gesellschaftssystems des 18. Jhs. in Frankreich. Der Mensch ist als Mitglied der Gemeinschaft Produzent und als Individuum Produkt der Geschichte.
    In diesem anthropologisch-physiologischen Zusammenhang (Diderot, Elements de Physiologie, 1774) wird der Sinnesapparat des Menschen in seiner welterschließenden Funktion (vgl. das traditionsreiche Statuengleichnis bei Diderot und in Condillacs Traite des sensa-tions, 1754) ebenso thematisiert wie das Potenzial der Sinneswahrnehmung und deren mögliche Defizite (Spekulation über mögliche weitere als die fünf Sinne des Menschen, Untersuchungen an Blinden und Taubstummen), die Hierarchie der Sinne wie auch Traum und Wahnsinn als alternative Formen der Welterschließung.
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    Die Sittenlehre ist nach Diderot nicht nur, wie das Système de la Nature lehrt, notwendig im wohlverstandenen Interesse des Menschen selbst; sondern in der Natur des Menschen liegt die Notwendigkeit des geselligen Lebens der Menschheit, und die Voraussetzung des Bestandes der menschlichen Gesellschaft ist die Idee der Gerechtigkeit.
    Die Moral ist also nach Diderot für das Bestehen der menschlichen Gesellschaft notwendig und das Aufgeben der ethischen Ideen gleichbedeutend mit dem Ruin der Gesellschaft: Poussés jusqu'à leurs dernières conséquences, les principes de La Mettrie renverseraient la législation, dispenseraient les parents de l’éducation de leurs enfants, renfermeraient aux Petite s-Maisons l’homme courageux qui lutte sottement contre ses penchants déréglés, assureraient l’immortalité au méchant qui s'abandonnerait sans remords aux siens . . .
    Die moralischen Anschauungen Diderots sind die Folge seiner Ansichten über die Gesellschaft, seine moralischen Postulate sind Forderungen, die seine Ideen ihm eingeben, d. h.
    Er sieht allerdings nicht primär - wie Rousseau - im wissenschaftlichen und kulturellen Fortschritt die Ursachen für den moralischen Verfall der Gesellschaft und teilt darum auch nicht dessen Schlußfolgerungen für eine Erneuerung der Gesellschaft auf der Grundlage einer Einschränkung der Produktion und der Einführung egalitärer Besitzverhältnisse, Der Enzyklopädist begeistert sich an der Fülle der Früchte der Zivilisation, an den materiellen und geistigen Werten, die durch den von der Bourgeoisie betriebenen Austausch die Gesellschaft immer mehr überfluten.
    Mit dieser kommunistischen Utopie will er jedoch letztlich nicht die Rückkehr zu einer primitiven Gesellschaftsstufe und den Verzicht auf zivilisatorischen Fortschritt als Forderung stellen, wohl aber deutlich ins Bewußtsein heben, wo die Gebrechen der eigenen Gesellschaft liegen, um gegen sie angehen zu können.
    In seinen erzählerischen Werken schafft er sich geeignete literarische Mittel, um sich seine Probleme - die die Probleme der französischen Gesellschaft seiner Zeit sind - voll bewußt zu machen, sie zu verdichten, zu gestalten.
    In dieser Satire (wie Diderot selbst sein Werk nennt) auf Erscheinungsformen der in Auflösung begriffenen Feudalgesellschaft ist es dem Autor gelungen, die gesellschaftlichen Widersprüche und Probleme in einer Tiefe auszuloten, die für seine Zeit ungewöhnliche Einsichten in die Dialektik des gesellschaftlichen Entwicklungsprozesses und seiner ideologischen Erscheinungsformen vermittelt.
    Diderots philosophischer Roman Jacques le Fataliste ist in doppelter Hinsicht bedeutsam: als literarische Glanzleistung, die der Wirklichkeitsgestaltung in der Erzählprosa neue Wege gewiesen hat, und als Gipfelleistung aufklärerischen Denkens und dialektischer Erfassung gesellschaftlicher Zusammenhänge gegen Ende des Ancien régime.
    Wenige Jahre später hat die Französische Revolution erwiesen, wie sehr die gesellschaftlichen Widersprüche, die Diderot gerade in seinem letzten Roman so scharf ins Licht rückte, zur Lösung drängten.
    Wenngleich die Romane Diderots - wie bereits bemerkt - erst nach der Revolution veröffentlicht wurden und damit keinen Einfluß mehr auf die aufklärerische Bewußtseinsbildung einer breiten Leserschaft auszuüben vermochten, so sind sie doch nicht weniger als die Werke Marmontels, Rétifs oder Rousseaus Ausdruck und Produkt der sozialen und ideologischen Prozesse in der vorrevolutionären Phase. Ihr Gegenstand sind die gleichen gesellschaftlichen Widersprüche wie in jenen Werken, nur zeichnet sich hier die Methode ihrer Behandlung und die Perspektive ihrer Überwindung durch qualitativ neue Momente aus.
    Diderot betrachtet den Menschen in seinem Artikel für die Encyclopédie als soziales und historisches Wesen: einmal unter dem Aspekt seiner überindividuellen und Generationen übergreifenden zivilisatorischen Tätigkeit; zum anderen unter dem Aspekt seiner gruppenspezifischen Funktionen im Rahmen des Gesellschaftssystems des 18.
    Damit radikalisiert Diderot die Moralistik des 17. Jhs., die das Verhalten des Einzelnen in einer spezifischen Gruppensituation [8] untersucht hat, ohne die Berufstätigkeit, die gesellschaftlich vermittelte Reproduktion des Lebens zu berücksichtigen; er erweitert die Perspektive auf die Geschichte der Zivilisation und auf die sozialpsychologischen Probleme eines von unterschiedlichen Gruppeninteressen getragenen Gemeinwesens.
    Zwischen traditioneller Tragödie und Komödie, die weder in der Handlung noch im Figurenpersonal dem bürgerlichen Publikum Rechnung tragen, siedelt Diderot das genre sérieux an, das die soziale und familiäre Situation und den Beruf („condition") von bürgerlichen Figuren sowie deren Pflichten, Tugenden und familiäre Konflikte behandeln soll.
    Neben der satirischen Betrachtung der zeitgenössischen Gesellschaft übt Diderot auch Kritik am traditionellen Roman und am Theater, dessen gekünstelte und unnatürliche Bühnenpraxis ihm missfällt.
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    Die Sittenlehre ist nach Diderot nicht nur, wie das Système de la Nature lehrt, notwendig im wohlverstandenen Interesse des Menschen selbst; sondern in der Natur des Menschen liegt die Notwendigkeit des geselligen Lebens der Menschheit, und die Voraussetzung des Bestandes der menschlichen Gesellschaft ist die Idee der Gerechtigkeit.
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    Die moralischen Anschauungen Diderots sind die Folge seiner Ansichten über die Gesellschaft, seine moralischen Postulate sind Forderungen, die seine Ideen ihm eingeben, d. h. Forderungen des Intellekts; er verficht so hartnäckig die Grundsätze der Moral ausserdem aus opportunistischen Rücksichten, einmal um den Widerstand gegen die Ausbreitung der Lehren der Aufklärungsphilosophie zu überwinden;
    In der spannungsgeladenen Atmosphäre der Auseinandersetzungen um die Aufklärungsbewegung und innerhalb ihrer eigenen Reihen begann Diderot mit der Arbeit an seinen beiden Romanen La religieuse (1760; „Die Nonne“) und Le neveu de Rameau (wahrscheinlich 1761 begonnen; „Rameaus Neffe“).
    Diderots philosophischer Roman Jacques le Fataliste ist in doppelter Hinsicht bedeutsam: als literarische Glanzleistung, die der Wirklichkeitsgestaltung in der Erzählprosa neue Wege gewiesen hat, und als Gipfelleistung aufklärerischen Denkens und dialektischer Erfassung gesellschaftlicher Zusammenhänge gegen Ende des Ancien régime.
    S. 74-76) und als Verfasser eines umfangreichen philosophischen, literarischen und kunsttheoretischen Werkes, das sich durch seine Originalität und Modernität auszeichnet und zu den maßgeblichen Schriften der Aufklärung zählt, gehört Diderot neben Montesquieu und Voltaire zu den bedeutendsten Köpfen der Epoche.
    Die Gesprächspartner der Diderotschen Dialogerzählungen diskutieren kontrovers zentrale Gedanken der Aufklärung.
    Zugleich fiktiona-lisiert Diderot damit den philosophischen Dialog der Aufklärung.
    Zusätzlich zu seiner Herausgebertätigkeit für die „Encyclopédie“, für die er selbst über tausend Artikel schreibt, verfaßt Diderot fundamentale dramentheoretische Abhandlungen zur Reform der Schauspielkunst und zum bürgerlichen Trauerspiel (/'Art. 1 14), das er selbst in seinen Theaterstücken umzusetzen versucht, ferner bedeutende kunsttheoretische und philosophische Schriften sowie ein erzähl-theoretisch innovatives Romanoeuvre, das etwa durch dialogische Erzählstrukturen oder Einmischungen des Erzählers bereits auf den modernen Roman vorausweist, thematisch aber der Gesellschaftskritik der Aufklärung verpflichtet bleibt („Ec neveu de Rameau“, um 1761/62 begonnen; Jacques le fataliste et son maître“, um 1771-73 verfaßt).
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    Wenn Heinrich v. Stein sagt, „dass der wahre Künstler den Gegenstand nicht mit dem flackernden Schein subjektiver Willkür erhellt, sondern ihn objektiv und treu binstellt, so dass der Gehalt als ein ruhig leuchtendes Licht an ihm sichtbar wird“, so ist Diderot gewiss in diesem Sinne kein wahrer Künstler; aber bei allem Festhalten an der Forderung einer moralischen Tendenz war er einsichtig genug, wenigstens im Drama, eine direkte Tendenz zu verurteilen:
    Dramatisches Werk Bedeutung Diderot ist nicht nur Dramatiker; vor allem ist er als Dramentheoretiker maßgeblich an der Grundlegung des drame bourgeois, d.h. des bürgerlichen Trauerspiels, beteiligt.
    Der dem Stück beigegebene Discours sur la poésie dramatique (1758) enthält eine Dramentheorie, in der Diderot die Forderung nach einer an „la nature et la vérité" inspirierten Dramen- und Theaterästhetik weiter ausführt.
    Auf Grund der theoretischen Auseinandersetzung mit der als überholt empfundenen klassischen Tragödie und der herkömmlichen Komödie gelten Diderot, Beaumarchais und Mercier als Begründer des drame bourgeois.
    Theorie Die Verbindung von Dramenpoetologie und Theaterpraxis findet sich erst in den wegweisenden Schriften von Diderot (s.
    Drame Das drame bourgeois erlebt in den ersten Jahren der Revolution eine Hochkonjunktur. Die Theater greifen auf die in den 60er- und 70er-Jahren entstandenen Stücke zurück: Le père de famille von Diderot, Le philosophe sans le savoir von Sedaine und Eugénie von Beaumarchais stehen auf den Spielplänen und finden großen Anklang.
    Die bürgerliche Ästhetik und der tournant des Lumières in der zweiten Jahrhunderthälfte Mit den Bemühungen Diderots, Merciers und Beaumarchais’ um ein bürgerliches Drama erlebt die klassische Dramaturgie in der zweiten Jahrhunderthälfte ihre endgültige Infragestellung.
    Das drame bourgeois Diderots und Merciers ist weiterhin beliebt; aber auch die neo-klassizistische Tragödie, die Marie-Joseph Chénier (1764-1811) fortsetzt („Charles IX ou La Saint-Barthélemy", 1789; „Timoléon", 1794), Fabre d’Eglantines Verskomödie „Le Philinte de Molière“ (1790) oder die der Revolutionsrhetorik verpflichtete Prosakomödie „Le jugement dernier des rois“ (1793) von Maréchal stellen keine bedeutenden dramaturgischen Innovationen tlar.
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    Selbst wo die Technik einzelner Künste eine Tendenz auszuschliessen scheint, hält Diderot an dem Begriff des Utilitätsprinzips in der Kunst fest.
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    Die Kunst ist nach Diderot die Nachahmung der Natur, und wie er in der Natur nur eine unendliche Kette von Ursachen und Wirkungen erblickt, wie die gewonnene grossartige Einheit des Naturganzen seinem Begriffe des Schönen entspricht, so werden die Begriffe gut und schön für ihn identisch. 6 I6) Stein, Vorlesungen über Ästhetik. 1897, p. 40. 16) Stein, Entstehung der neueren Ästhetik. 1886, p. 243—257.
    Diderot war sich auch darüber klar, dass in der Darstellung des Dichters les instants se succèdent, während der Maler nur einen Augenblick hat (XII. 89 f.). Darum vermeidet er thunlichst Schilderungen. Er hat recht; denn die wenigen Schilderungen, die sich in seinen kritischen Schriften oder Briefen finden, sind meistens matt und eintönig. Es fehlt an farbenvoller Anschaulichkeit in der Schilderung der Natur, während andererseits da und dort Lichteffekte recht wirkungsvoll geschildert sind;
    Seine Menschen sind wahr.17) Wahr zu sein, war Diderots Hauptstreben. Wahrheit ist aber nach seiner Ansicht nur durch die Nachahmung der Natur zu erreichen.
    Diese Art der Individualisierung, die den Konversationston nachahmt, erweckt meist den Eindruck des Lebens, d. h. für Diderot der Natur, und damit der Wahrheit.
    Den Menschen setzt er nicht in Gegensatz zur Natur, sondern er will die reiche Wirklichkeit der Natur für die Kunst erobern.20) Die getreue Nachahmung der Natur ist die höchste Aufgabe des Künstlers.
    Spekulativ, aus seinem Naturbegriff, aus seinem philosophischen Naturalismus heraus ist Diderot zu der Aufstellung einer Abhängigkeit der psychischen Entwicklung (nicht nur der psychischen Anlage) von den somatischen Funktionen des Menschen gelangt.
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    Die Kunst ist nach Diderot die Nachahmung der Natur, und wie er in der Natur nur eine unendliche Kette von Ursachen und Wirkungen erblickt, wie die gewonnene grossartige Einheit des Naturganzen seinem Begriffe des Schönen entspricht, so werden die Begriffe gut und schön für ihn identisch. 6 I6) Stein, Vorlesungen über Ästhetik. 1897, p. 40. 16) Stein, Entstehung der neueren Ästhetik. 1886, p. 243—257.
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    Dagegen ist Diderot Meister in dem llervorzaubern einer Situation, in die ein Mensch durch Leidenschaft, Bosheit, Unglück u, dergl.
    Die Leidenschaft der Diderotschen Helden entsteht spontan; ils s'aimaient comme on existe (V. 265); man fühlt nie Innigkeit oder Wärme des Gemüts, die Personen paradieren mit ihrer Leidenschaft und noch mehr mit ihrer Tugend bezw.
    Vor allem sind zu erwähnen die Szenen, in denen die Gesamtstimmung der Mehrzahl der Schwestern der einzelnen Klöster unter dem Einfluss der Oberinnen zum Ausdruck kommt; die heisse Inbrunst unter der Mme de Moni, die erbitterte Verfolgung der Sœur Sainte-Suzanne unter der Oberin Sr. Sainte-Christine, die Ausbreitung der sexuellen Verirrungen unter der Oberin von Saint-Eutrope zeigen, dass Diderot als einer der ersten eine Ahnung von dem hatte, was man heutzutage die „Psychologie der Massen“ nennt, die schon in der Romantik, aber zuerst bei den Naturalisten, insbesondere Zola, zum vollen Ausdruck gelangt ist.
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    Dagegen ist Diderot Meister in dem llervorzaubern einer Situation, in die ein Mensch durch Leidenschaft, Bosheit, Unglück u, dergl.
    Die moralische Tendenz schliesst bei Diderot die Darstellung des Hässlichen nicht aus. Im Gegenteil, selbst wo er die Bosheit oder das Laster schildert, hat er einen moralischen Zweck.
    Auf diesem Boden gedeihen Heuchelei, Betrug, Aberglaube, Neid, Bosheit und Tyrannei und machen das Zusammenleben unerträglich. Ihren besonderen Charakter erhält diese flammende Anklageschrift gegen das widernatürliche Klosterleben durch die Individualisierung in der Gestalt der Nonne. Suzanne ist das Opfer der gesellschaftlichen Verhältnisse und Anschauungen.
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    Dagegen ist Diderot Meister in dem llervorzaubern einer Situation, in die ein Mensch durch Leidenschaft, Bosheit, Unglück u, dergl.
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    Diese Art der Individualisierung, die den Konversationston nachahmt, erweckt meist den Eindruck des Lebens, d. h. für Diderot der Natur, und damit der Wahrheit.
    Ihren besonderen Charakter erhält diese flammende Anklageschrift gegen das widernatürliche Klosterleben durch die Individualisierung in der Gestalt der Nonne. Diderot versteht es, die Klosterwelt schrittweise aus der Sicht dieses anfangs stillen, ergebenen und völlig ahnungslosen Mädchens zu erschließen, wie auch die Motive und Umstände für ihren erzwungenen Eintritt ins Kloster klarzustellen.
    Die zivilisatorische Leistung, die bewunderswerten produktiven Kräfte, die Menschen entfaltet haben, lassen Diderot, den Verfasser des Artikels, nicht die moralische Fragwürdigkeit des Menschen vergessen: »la bassesse ou l’atrocité des actions par lesquelles s’avilit souvent ce roi de la nature«. Die Untersuchung menschlicher Handlungsmotivationen ist allerdings auch auf die Vermittlung zwischen natürlichen, instinktiven Anlagen des Menschen und seinen gesellschaftlichen Aufgaben gerichtet. Die praktische Anwendung des moralistischen, wir sagen heute: psychologischen Wissens darf man sich als erzieherische Manipulation oder als Sozialisation vorstellen. Die christliche Anthropologie, das Normensystem, das die Religion dem Menschen vorgibt, haben etwas mit dem Glückszustand außerhalb von Zeit und Geschichte zu tun. Der Aufklärer hat dagegen eine Vermittlung zwischen den individuellen Handlungsmotivationen und dem diesseitigen gesellschaftlichen Zustand im Sinn: La philosophie doit étudier les motifs naturels des actions de l'homme pour trouver des moyens, du même genre, de le rendre meilleur et plus heureux pendant cette vie passagère. Wir bemerken in dieser Skizze die Verbindung der psychologisch moralistischen Analyse mit der Untersuchung des politischen und ökonomischen Verhaltens der Menschen, die in diesem Zusammenhang als Vielzahl, als Menge erscheinen, die nach sozialen Kriterien aufgegliedert werden kann.
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    Es ist ein hervorstechender Augenblick eines Menschenlebens, oder cs sind mehrere ergreifende Momente, in denen die ganze Existenz einer Persönlichkeit in Frage gestellt wird und ihre Handlungen den augenblicklichen Seelenzustand erkennen lassen, Momentbilder, die Diderot mit Meisterschaft skizziert.
    Diderot ist Feuer und Flamme, er schreibt den Roman fast in einem Zuge, im Zustand der Begeisterung. Der Bericht der Nonne offenbart die traurigen Erlebnisse eines jungen Mädchens, das von ihren Eltern gegen ihren Willen ins Kloster gesperrt wurde und durch die dort herrschenden Verhältnisse grausame Leiden zu erdulden hatte. Kein legaler Weg, sondern nur die Flucht führt aus dieser Not heraus. Es wird gezeigt, zu welch furchtbaren seelischen Verkrüppelungen und moralischer Verderbnis die Vergewaltigung der menschlichen Natur durch den Zwang unmenschlicher Klosterregeln führt, wie junge Mädchen mit einer gesunden Einstellung zum Leben seelisch zugrunde gerichtet werden.
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    Am meisten bewundert wird unter allen Gestalten, die Diderot geschaffen hat, Rameaus Neffe. Dieser ist aber deshalb so gut gelungen, weil es ihm an innerem Seelenleben, an Gemüt fehlt. Rameau ist ein intelligenter Lump, der in fast naiver Gemeinheit ein tierisches Dasein führt, der nur sinnlichen Genüssen nachgeht, für den es nichts Hohes und Edles giebt, er ist das Ideal egoistischer Gemeinheit.
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    Den Menschen setzt er nicht in Gegensatz zur Natur, sondern er will die reiche Wirklichkeit der Natur für die Kunst erobern.20) Die getreue Nachahmung der Natur ist die höchste Aufgabe des Künstlers.
    Das Bestreben zu einer realistischen Erfassung der Wirklichkeit, wie es im Roman Die Nonne überzeugend zum Ausdruck kommt, steht deutlich im Zeichen von Erkenntnissen, die Diderot bei dem englischen Romancier Richardson gewonnen hat.
    Die im Eloge de Richardson formulierten Erkenntnisse über die an eine wirklichkeitsbezogene Kunst zu stellenden Anforderung finden Anwendung auch in Diderots folgendem Dialogroman Le Neveu de Rameau, wenngleich er hier von dem noch in La Religieuse befolgten traditionellen Romankonzept grundsätzlich abweicht.
    Diderots philosophischer Roman Jacques le Fataliste ist in doppelter Hinsicht bedeutsam: als literarische Glanzleistung, die der Wirklichkeitsgestaltung in der Erzählprosa neue Wege gewiesen hat, und als Gipfelleistung aufklärerischen Denkens und dialektischer Erfassung gesellschaftlicher Zusammenhänge gegen Ende des Ancien régime.
    Diderot gelingt der Schritt vom traditionellen Konzept der spätaufklärerischen Romanliteratur mit ihrem ausgeprägten moralisierenden Charakter - wie es noch seinen Erzählwerken La Religieuse und Les deux amis de Bourbonne zugrunde lag - zu einer dialektischen Gestaltungsweise im Neveu de Rameau und im Jacques, wo die aufklärerische Moral nicht mehr exempelhaft vorgetragen, sondern im Für und Wider von Handlungen und Dialogen gleichsam aus der Betrachtung der Wirklichkeit gewonnen wird.
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    Für Diderot wird dieser Satz eine notwendige Folge seiner Auffassung vom Menschen. Aber für ihn wird der Beruf die Hauptsache, der Charakter die Nebensache; die Pflichten, Vorzüge und Laster, die er mit sich bringt, müssen dem Werk als Grundlage dienen.
    Diderot, dein „universel précurseur“ (Dueros), gebührt der Ruhm, vorausgesehen zu haben, wie viele Einzelheiten, öffentliche und private Handlungen, unbekannte Wahrheiten, neue Situationen aus der Berücksichtigung der Berufe sich ergeben (VH, 150 f.).
    Die Berücksichtigung der Berufe musste in Diderots erzählenden Schriften auch darum unfruchtbar bleiben, weil er in seinen Darstellungen sich nur auf den Menschen beschränkt.
    Konsequenterweise führt der Verfasser im zweiten Teil des Artikels eine Reihe politischer oder ökonomischer Maßnahmen an, um das Glück des Individuums mit dem Wohlergehen der Nation zu verbinden: Steigerung der Bevölkerungszahl; Fleiß und Arbeitskraft würden durch die politische und kommerzielle Freiheit gefördert; Förderung der Volksgesundheit; staatliche Arbeitsbeschaffung; Steigerung der landwirtschaftlichen Produktivität durch steuerliche Entlastung und entsprechende Belastung des Dienstleistungsgewerbes; ein möglichst gleichmäßig zu verteilendes Sozialprodukt.
    Zwischen traditioneller Tragödie und Komödie, die weder in der Handlung noch im Figurenpersonal dem bürgerlichen Publikum Rechnung tragen, siedelt Diderot das genre sérieux an, das die soziale und familiäre Situation und den Beruf („condition") von bürgerlichen Figuren sowie deren Pflichten, Tugenden und familiäre Konflikte behandeln soll.
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    Für Diderot wird dieser Satz eine notwendige Folge seiner Auffassung vom Menschen. Aber für ihn wird der Beruf die Hauptsache, der Charakter die Nebensache; die Pflichten, Vorzüge und Laster, die er mit sich bringt, müssen dem Werk als Grundlage dienen.
    Diderot ist Feuer und Flamme, er schreibt den Roman fast in einem Zuge, im Zustand der Begeisterung. Der Bericht der Nonne offenbart die traurigen Erlebnisse eines jungen Mädchens, das von ihren Eltern gegen ihren Willen ins Kloster gesperrt wurde und durch die dort herrschenden Verhältnisse grausame Leiden zu erdulden hatte. Kein legaler Weg, sondern nur die Flucht führt aus dieser Not heraus. Es wird gezeigt, zu welch furchtbaren seelischen Verkrüppelungen und moralischer Verderbnis die Vergewaltigung der menschlichen Natur durch den Zwang unmenschlicher Klosterregeln führt, wie junge Mädchen mit einer gesunden Einstellung zum Leben seelisch zugrunde gerichtet werden.
    Diderot versteht es, die Klosterwelt schrittweise aus der Sicht dieses anfangs stillen, ergebenen und völlig ahnungslosen Mädchens zu erschließen, wie auch die Motive und Umstände für ihren erzwungenen Eintritt ins Kloster klarzustellen.
    Zwischen traditioneller Tragödie und Komödie, die weder in der Handlung noch im Figurenpersonal dem bürgerlichen Publikum Rechnung tragen, siedelt Diderot das genre sérieux an, das die soziale und familiäre Situation und den Beruf („condition") von bürgerlichen Figuren sowie deren Pflichten, Tugenden und familiäre Konflikte behandeln soll.
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    Diderot war von einer richtigen Erkenntnis der socialen Gliederung weit entfernt; er unterscheidet nicht zwischen condition und profession, Stand und Beruf; er erwähnt den Schriftsteller, den Philosophen, den Richter, den Politiker, den Beamten, den Financier, den Adligen, den Kaufmann und den Verwalter nebeneinander; ferner glaubt er den Bürger, den Gatten, die Schwester, den Bruder, in der gleichen Weise künstlerisch verwerten zu können, wie die vorher genannten Berufe und Stände.
    Schließlich entfaltet Diderot auf dem Ritt durch Frankreich ein breites Spektrum sozialer Unterschiede.
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    Diderot führt Suzanne selbst sprechend ein; sie erzählt ihre Schicksale, und von diesen ist dem Autor nur wichtig, was im Kloster geschehen und auf die Klöster Bezug hat; es liegt also schon in der äusseren Anlage eine Willkürlichkeit des Dichters vor.
    Der Marquis tut dies zwar nicht, aber er erliegt der „Mystifikation“, und es kommt zu einem längeren Briefwechsel zwischen ihm und der „Nonne“, in dessen Verlauf in Diderot immer mehr die Konzeption zu seinem Roman, einem Lebensbericht der Nonne, heranreift.
    Die im Eloge de Richardson formulierten Erkenntnisse über die an eine wirklichkeitsbezogene Kunst zu stellenden Anforderung finden Anwendung auch in Diderots folgendem Dialogroman Le Neveu de Rameau, wenngleich er hier von dem noch in La Religieuse befolgten traditionellen Romankonzept grundsätzlich abweicht. Dies zeigt sich am augenfälligsten darin, daß der Held des Romans kein moralisches Exempel setzt wie etwa die Hauptgestalten bei Richardson oder auch Diderots Nonne, sondern vielmehr durch ein moralisch zu verurteilendes Subjekt verkörpert wird. Der Gewinn an moralischer Erkenntnis resultiert hier nicht aus der Anteilnahme am Schicksal des Helden, sondern im Gegenteil aus der kritischen Auseinandersetzung mit ihm, die zugleich eine bewußte Distanzierung einschließt.
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    Diderot führt Suzanne selbst sprechend ein; sie erzählt ihre Schicksale, und von diesen ist dem Autor nur wichtig, was im Kloster geschehen und auf die Klöster Bezug hat; es liegt also schon in der äusseren Anlage eine Willkürlichkeit des Dichters vor.
    Das Werk macht durchaus den Eindruck einer Kampfschrift gegen die Klöster, und nach den oben vorgetragenen Ansichten Diderots über Kunst, insbesondere über den Roman, darf man sich darüber nicht wundern.
    Dass die Religieuse eine Tendenzschrift ist, ist meines Wissens nie geleugnet worden; die Willkürlichkeit der Anlage des eigentlichen Werkes, d. b. der Schilderung der Geschicke Suzannes im Kloster, und die Tendenz des Werkes hängen eng miteinander zusammen und sind die Folge der Ansichten Diderots über die Frau und deren Stellung und Pflichten in der Gesellschaft.
    Spekulativ, aus seinem Naturbegriff, aus seinem philosophischen Naturalismus heraus ist Diderot zu der Aufstellung einer Abhängigkeit der psychischen Entwicklung (nicht nur der psychischen Anlage) von den somatischen Funktionen des Menschen gelangt. Das Cölibat, die durch Gelübde erzwungene Ehelosigkeit, und das Klosterleben verurteilt und bekämpft er in entschiedener Weise.
    Diderot hat nun Suzanne zum Mittelpunkte seines Tendenzromans gemacht; um sie gruppieren sich alle Erscheinungen des klösterlichen Lebens, denen Diderot Wichtigkeit beilegt, und da kommen natürlich vor allem die Schattenseiten in Betracht. Er hat also seine Heldin alle Unannehmlichkeiten des Klosterlebens durchkosten lassen.
    Aber Diderot fehlt die Kraft der tragischen Empfindung; die moralische Reflexion tritt zu sehr hervor; die sociale Seite verschwindet in der Religieuse hinter dem Angriff gegen die Klöster.
    Vor Diderot gab es noch keine so ergreifende und trotz aller Tendenz nicht unwahre Darstellung des klösterlichen Lebens.
    Dagegen zeugen einige Bilder oder Szenen aus dem Klosterleben von dem grossen Geschick Diderojs in der Darstellung des Geschauten.
    Diderot ist Feuer und Flamme, er schreibt den Roman fast in einem Zuge, im Zustand der Begeisterung. Der Bericht der Nonne offenbart die traurigen Erlebnisse eines jungen Mädchens, das von ihren Eltern gegen ihren Willen ins Kloster gesperrt wurde und durch die dort herrschenden Verhältnisse grausame Leiden zu erdulden hatte.
    Diderot versteht es, die Klosterwelt schrittweise aus der Sicht dieses anfangs stillen, ergebenen und völlig ahnungslosen Mädchens zu erschließen, wie auch die Motive und Umstände für ihren erzwungenen Eintritt ins Kloster klarzustellen.
    Der um 1760 entstandene und 1796 postum veröffentlichte Roman La religieuse geht auf eine Plaisanterie von Mme d'Epinay, Diderot und Grimm zurück, die den abwesenden Freund Crois-mare veranlassen wollten, sich zu ihnen zu gesellen: Diderot schrieb dazu einen von einem tatsächlichen Fall inspirierten Brief, in dem die fiktive Nonne Suzanne Simonin dem Marquis de Croismare ihre Lebensgeschichte erzählt und um seine Hilfe bittet. Als uneheliche Tochter einer angesehenen Dame wurde sie von ihren Eltern nacheinander in drei Klöster gesperrt.
    Die Verurteilung der Heuchelei, Unmenschlichkeit und Grausamkeit im Kloster fußt auf Diderots antiklerikaler Haltung.
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    Das ist Diderot durchaus nicht unbekannt. Die treffliche Charakteristik, die er in der kleinen Abhandlung Sur les Femmes von der Frau giebt, wird auch heutzutage noch allseitig bewundert.
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    Für Diderot ist der Fortschritt der Civilisation gekennzeichnet durch den Grad der Einsicht, durch die Verstandesthätigkeit; nur das entendement, das Intellekt ist das Wertvolle im Menschen.
    Wie Diderots Begriff des Schönen und Guten nur auf dem Verstände beruht, so achtet er im Menschen nur die Thätigkeit des Verstandes, und der Fortschritt in der Entwicklung des Menschen beruht auf der Beherrschung, auf dem Zurückdrängen des Gefühls, des tierischen Elements in der Menschenseele.
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    Für Diderot ist der Fortschritt der Civilisation gekennzeichnet durch den Grad der Einsicht, durch die Verstandesthätigkeit; nur das entendement, das Intellekt ist das Wertvolle im Menschen.
    Er sieht allerdings nicht primär - wie Rousseau - im wissenschaftlichen und kulturellen Fortschritt die Ursachen für den moralischen Verfall der Gesellschaft und teilt darum auch nicht dessen Schlußfolgerungen für eine Erneuerung der Gesellschaft auf der Grundlage einer Einschränkung der Produktion und der Einführung egalitärer Besitzverhältnisse, Der Enzyklopädist begeistert sich an der Fülle der Früchte der Zivilisation, an den materiellen und geistigen Werten, die durch den von der Bourgeoisie betriebenen Austausch die Gesellschaft immer mehr überfluten.
    Die zivilisatorische Leistung, die bewunderswerten produktiven Kräfte, die Menschen entfaltet haben, lassen Diderot, den Verfasser des Artikels, nicht die moralische Fragwürdigkeit des Menschen vergessen: »la bassesse ou l’atrocité des actions par lesquelles s’avilit souvent ce roi de la nature«.
    Konsequenterweise führt der Verfasser im zweiten Teil des Artikels eine Reihe politischer oder ökonomischer Maßnahmen an, um das Glück des Individuums mit dem Wohlergehen der Nation zu verbinden: Steigerung der Bevölkerungszahl; Fleiß und Arbeitskraft würden durch die politische und kommerzielle Freiheit gefördert; Förderung der Volksgesundheit; staatliche Arbeitsbeschaffung; Steigerung der landwirtschaftlichen Produktivität durch steuerliche Entlastung und entsprechende Belastung des Dienstleistungsgewerbes; ein möglichst gleichmäßig zu verteilendes Sozialprodukt.
    Diderot betrachtet den Menschen in seinem Artikel für die Encyclopédie als soziales und historisches Wesen: einmal unter dem Aspekt seiner überindividuellen und Generationen übergreifenden zivilisatorischen Tätigkeit; zum anderen unter dem Aspekt seiner gruppenspezifischen Funktionen im Rahmen des Gesellschaftssystems des 18.
    Damit radikalisiert Diderot die Moralistik des 17. Jhs., die das Verhalten des Einzelnen in einer spezifischen Gruppensituation [8] untersucht hat, ohne die Berufstätigkeit, die gesellschaftlich vermittelte Reproduktion des Lebens zu berücksichtigen; er erweitert die Perspektive auf die Geschichte der Zivilisation und auf die sozialpsychologischen Probleme eines von unterschiedlichen Gruppeninteressen getragenen Gemeinwesens.
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    Suzanne ist eine Abstraktion, eine Schöpfung der spekulativen Psychologie Diderots, und diese ist wiederum eine Konsequenz seines Naturalismus.
    Sainte-Christine, die Ausbreitung der sexuellen Verirrungen unter der Oberin von Saint-Eutrope zeigen, dass Diderot als einer der ersten eine Ahnung von dem hatte, was man heutzutage die „Psychologie der Massen“ nennt, die schon in der Romantik, aber zuerst bei den Naturalisten, insbesondere Zola, zum vollen Ausdruck gelangt ist. 27) Ich brauche wohl das vortreffliche Portrait, das Diderot von dieser Oberin entwirft, nicht zu citieren. 29) Die Religieuse ist allerdings erst 1796 erschienen.
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    Dieses Verhalten ist psychologisch unerklärlich und nur deshalb von Diderot so dargestellt, weil es sich für ihn darum handelt, die Schattenseiten des klösterlichen Lebens in möglichst düsterem Lichte zu schildern. Von dem Augenblick, da die Verfolgungen beginnen, spielt Suzanne eine mehr passive Rolle, die Darstellung der klösterlichen Zustände, das Sittengemälde, wird zur Hauptsache und wird der Mode der damaligen entsprechend mit — allerdings kurzen — Digressionen philosophischen Inhalts gewürzt; nur da tritt Suzanne mehr hervor, wo es sich um die Zurücknahme ihrer Gelübde handelt. Vollends unerklärlich und unwahrscheinlich wird Suzannes Verhalten in der Lasterhöhle von Saint-Eutrope.
    Vor allem sind zu erwähnen die Szenen, in denen die Gesamtstimmung der Mehrzahl der Schwestern der einzelnen Klöster unter dem Einfluss der Oberinnen zum Ausdruck kommt; die heisse Inbrunst unter der Mme de Moni, die erbitterte Verfolgung der Sœur Sainte-Suzanne unter der Oberin Sr. Sainte-Christine, die Ausbreitung der sexuellen Verirrungen unter der Oberin von Saint-Eutrope zeigen, dass Diderot als einer der ersten eine Ahnung von dem hatte, was man heutzutage die „Psychologie der Massen“ nennt, die schon in der Romantik, aber zuerst bei den Naturalisten, insbesondere Zola, zum vollen Ausdruck gelangt ist. 27) Ich brauche wohl das vortreffliche Portrait, das Diderot von dieser Oberin entwirft, nicht zu citieren. 29) Die Religieuse ist allerdings erst 1796 erschienen.
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    Welchen Charakter hat Diderot in Suzanne darstellen wollen? Den, den er sich infolge seines Naturalismus als dem Ideal des Weibes entsprechend vorstellte. Das junge Mädchen empfindet eine instinktive Sehnsucht nach dem Umgang mit dem Manne;
    Darum ist Diderots Darstellung von solcher plastischen Anschaulichkeit. Die wohlbeleibte, lebhafte, unstäto Frau mit glänzenden, unruhigen Augen weist typische Erscheinungen der moral insanity auf: die Unfähigkeit, konsequent einen Ideengang einzubalten, die Nichtbeobachtung allgemein üblicher Anstandsregeln, die Unbeständigkeit in der Behandlung ihrer Umgebung — natürlich von dem Objekte ihrer Leidenschaft abgesehen — alle diese Züge treten in höchst charakteristischer Weise auf.27) Nicht minder wahr ist die entstehende Liebe zu der neu angekommenen Nonne und als Gegenstück die Eifersucht der früheren Geliebten, die entstehende Abneigung der Oberin gegen diese, die Qualen des unwiderstehlichen, perversen Sexualtriebs, die Anbetung und Verherrlichung der geliebten Person, die stetig sich steigernde Unruhe wegen der nicht befriedigten Leidenschaft, die Steigerung der Qualen bis zur vollständigen geistigen Umnachtung haben in der französischen Litteratur die bewusste Darstellung der psychopathischen Fälle eröffnet.28 29) Diderot ist hier der direkte Vorgänger Maupassants und P.
    Indem Diderot dem Beispiel des Tristr am Shandy von Laurence Sterne folgt, unterbricht er häufig die Erzählung, um sich unmittelbar an den Leser zu wenden und die Handlungen zu glossieren und zu kommentieren. In der ungekünstelten Erzählung Jacques’ über seine Liebesabenteuer finden sich viele Anklänge an den offenherzigen Humor eines Rabelais.
    Diderot stellt mit der Vielzahl einzelner Geschichten, die den Grundbestand des Romans bilden, verschiedene moralisch-gesellschaftliche Komplexe dar: Erwähnung verdienen hier besonders die im bäuerlichen Milieu spielende Liebesgeschichte Jacques’, das entscheidend von aristokratischen Interessen geprägte Liebeserlebnis des Herrn, vor allem aber auch die Erzählung von der Liebe und der Rache der Madame de la Pommeraye, die auf Grund ihrer inneren Geschlossenheit und literarischen Qualität einen ganz besonderen Platz einnimmt.
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    Die Einsamkeit des Klosterlebens, die Nichtbefriedigung des Sexualtriebs 'muss nach ihm je nach dem Temperament des Individuums in verschiedener Weise seine schädlichen Folgen ausüben; Heuchelei, Schwärmerei, Fanatismus und Hang zu sexuellen Verirrungen sind die hauptsächlichsten krankhaften Gemütszustände, die von Diderot als die Folge des unnatürlichen Lebens der Nonnen angesehen werden, und danach hat er seine Typen geschaffen.
    Auf diesem Boden gedeihen Heuchelei, Betrug, Aberglaube, Neid, Bosheit und Tyrannei und machen das Zusammenleben unerträglich. Ihren besonderen Charakter erhält diese flammende Anklageschrift gegen das widernatürliche Klosterleben durch die Individualisierung in der Gestalt der Nonne. Suzanne ist das Opfer der gesellschaftlichen Verhältnisse und Anschauungen.
    Die Verurteilung der Heuchelei, Unmenschlichkeit und Grausamkeit im Kloster fußt auf Diderots antiklerikaler Haltung.
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    Die Einsamkeit des Klosterlebens, die Nichtbefriedigung des Sexualtriebs 'muss nach ihm je nach dem Temperament des Individuums in verschiedener Weise seine schädlichen Folgen ausüben; Heuchelei, Schwärmerei, Fanatismus und Hang zu sexuellen Verirrungen sind die hauptsächlichsten krankhaften Gemütszustände, die von Diderot als die Folge des unnatürlichen Lebens der Nonnen angesehen werden, und danach hat er seine Typen geschaffen.
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    Die Einsamkeit des Klosterlebens, die Nichtbefriedigung des Sexualtriebs 'muss nach ihm je nach dem Temperament des Individuums in verschiedener Weise seine schädlichen Folgen ausüben; Heuchelei, Schwärmerei, Fanatismus und Hang zu sexuellen Verirrungen sind die hauptsächlichsten krankhaften Gemütszustände, die von Diderot als die Folge des unnatürlichen Lebens der Nonnen angesehen werden, und danach hat er seine Typen geschaffen.
    Darum ist Diderots Darstellung von solcher plastischen Anschaulichkeit. Die wohlbeleibte, lebhafte, unstäto Frau mit glänzenden, unruhigen Augen weist typische Erscheinungen der moral insanity auf: die Unfähigkeit, konsequent einen Ideengang einzubalten, die Nichtbeobachtung allgemein üblicher Anstandsregeln, die Unbeständigkeit in der Behandlung ihrer Umgebung — natürlich von dem Objekte ihrer Leidenschaft abgesehen — alle diese Züge treten in höchst charakteristischer Weise auf.27) Nicht minder wahr ist die entstehende Liebe zu der neu angekommenen Nonne und als Gegenstück die Eifersucht der früheren Geliebten, die entstehende Abneigung der Oberin gegen diese, die Qualen des unwiderstehlichen, perversen Sexualtriebs, die Anbetung und Verherrlichung der geliebten Person, die stetig sich steigernde Unruhe wegen der nicht befriedigten Leidenschaft, die Steigerung der Qualen bis zur vollständigen geistigen Umnachtung haben in der französischen Litteratur die bewusste Darstellung der psychopathischen Fälle eröffnet.28 29) Diderot ist hier der direkte Vorgänger Maupassants und P.
    Die wohlbeleibte, lebhafte, unstäto Frau mit glänzenden, unruhigen Augen weist typische Erscheinungen der moral insanity auf: die Unfähigkeit, konsequent einen Ideengang einzubalten, die Nichtbeobachtung allgemein üblicher Anstandsregeln, die Unbeständigkeit in der Behandlung ihrer Umgebung — natürlich von dem Objekte ihrer Leidenschaft abgesehen — alle diese Züge treten in höchst charakteristischer Weise auf. Nicht minder wahr ist die entstehende Liebe zu der neu angekommenen Nonne und als Gegenstück die Eifersucht der früheren Geliebten, die entstehende Abneigung der Oberin gegen diese, die Qualen des unwiderstehlichen, perversen Sexualtriebs, die Anbetung und Verherrlichung der geliebten Person, die stetig sich steigernde Unruhe wegen der nicht befriedigten Leidenschaft, die Steigerung der Qualen bis zur vollständigen geistigen Umnachtung haben in der französischen Litteratur die bewusste Darstellung der psychopathischen Fälle eröffnet. Diderot ist hier der direkte Vorgänger Maupassants und P. Louys’, die beide, wenngleich von verschiedenem Standpunkte aus, ähnliche sexuelle Verirrungen zum Gegenstand litterarischer Darstellungen gemacht haben.
    Sainte-Christine, die Ausbreitung der sexuellen Verirrungen unter der Oberin von Saint-Eutrope zeigen, dass Diderot als einer der ersten eine Ahnung von dem hatte, was man heutzutage die „Psychologie der Massen“ nennt, die schon in der Romantik, aber zuerst bei den Naturalisten, insbesondere Zola, zum vollen Ausdruck gelangt ist. 27) Ich brauche wohl das vortreffliche Portrait, das Diderot von dieser Oberin entwirft, nicht zu citieren. 29) Die Religieuse ist allerdings erst 1796 erschienen.
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    Darum ist Diderots Darstellung von solcher plastischen Anschaulichkeit. Die wohlbeleibte, lebhafte, unstäto Frau mit glänzenden, unruhigen Augen weist typische Erscheinungen der moral insanity auf: die Unfähigkeit, konsequent einen Ideengang einzubalten, die Nichtbeobachtung allgemein üblicher Anstandsregeln, die Unbeständigkeit in der Behandlung ihrer Umgebung — natürlich von dem Objekte ihrer Leidenschaft abgesehen — alle diese Züge treten in höchst charakteristischer Weise auf.27) Nicht minder wahr ist die entstehende Liebe zu der neu angekommenen Nonne und als Gegenstück die Eifersucht der früheren Geliebten, die entstehende Abneigung der Oberin gegen diese, die Qualen des unwiderstehlichen, perversen Sexualtriebs, die Anbetung und Verherrlichung der geliebten Person, die stetig sich steigernde Unruhe wegen der nicht befriedigten Leidenschaft, die Steigerung der Qualen bis zur vollständigen geistigen Umnachtung haben in der französischen Litteratur die bewusste Darstellung der psychopathischen Fälle eröffnet.28 29) Diderot ist hier der direkte Vorgänger Maupassants und P.
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    Ihre ideologischen und künstlerischen Kulminationspunkte werden wir bei Rousseau und Diderot finden. Diese Wende ist vor allem dadurch gekennzeichnet, daß jetzt die Romane und Erzählungen zielgerichtet die Propagierung einer vorgestellten bürgerlichen Moral übernehmen.
    Damit gelangt das einfache Volk in seinen Gesichtskreis, mit dessen aktiver Lebenseinstellung, dessen Sehnsüchten und Bestrebungen sich um diese Zeit eine breite demokratisch gesinnte Schicht des mittleren Bürgertums, als dessen Sprecher Diderot auftritt, noch zu identifizieren vermag. Literarisch zur Geltung kommt diese neue soziale Perspektive insbesondere in Diderots Erzählung Les deux amis de Bourbonne (geschrieben 1770; „Die beiden Freunde aus Bourbonne“) und in Jacques le fataliste et son maître (geschrieben Anfang der siebziger Jahre; „Jacques der Fatalist und sein Herr“).
    Unter den Bedingungen der bestehenden Klassenherrschaft kann nur die unterdrückte Klasse den Sinn des menschlichen Lebens hochhalten.“80 Der Frage nach den moralischen und produktiven Kräften, die dem Volke, den einfachen Menschen eigen sind und die für eine Erneuerung der Gesellschaft im bürgerlichen Sinne aktiviert werden müssen, geht Diderot weiter in seinem Roman Jacques le Fataliste nach.
    Zwischen traditioneller Tragödie und Komödie, die weder in der Handlung noch im Figurenpersonal dem bürgerlichen Publikum Rechnung tragen, siedelt Diderot das genre sérieux an, das die soziale und familiäre Situation und den Beruf („condition") von bürgerlichen Figuren sowie deren Pflichten, Tugenden und familiäre Konflikte behandeln soll.
    Die bürgerliche Ästhetik und der tournant des Lumières in der zweiten Jahrhunderthälfte Mit den Bemühungen Diderots, Merciers und Beaumarchais’ um ein bürgerliches Drama erlebt die klassische Dramaturgie in der zweiten Jahrhunderthälfte ihre endgültige Infragestellung.
    Dem Aufstieg des Bürgertunis Rechnung tragend, ist Diderot der erste, der diese Gesellschaftsschicht zum Protagonisten der Tragödie erhebt: In den dramentheoretischen „Entretiens sur Le fils naturel“ (1757) und dem erwähnten „Discours sur la poésie dramatique“ (1758) definiert Diderot das in Prosa abgefaßte „genre sérieux“, dessen „intrigue simple, domestique, et voisine de la vie-réelle“ nicht mehr Könige und Helden der Antike oder der Mythologie zeigt, sondern den „père de famille“, den „commerçant“ oder den „citoyen“.
    Im Bereich des Theaters spielt Diderot zusammen mit Beaumarchais (1732-1799) und Mercier (1740-1814) eine entscheidende Rolle bei der Etablierung einer neuen dramatischen Gattung, dem drame bourgeois oder auch genre sérieux, das der im Laufe des Jahrhunderts beständig gewachsenen Bedeutung des Bürgertums Rechnung trägt und damit zugleich die für die klassische Tragödie verbindliche Ständeklausel überwindet.
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    In seinem Supplément au voyage de Bougainville (1772; „Nachtrag zu Bougainvilles Reise“) schildert er das glückliche Leben eines noch im Naturzustand befindlichen Volkes auf Tahiti, das nur Gemeineigentum kennt.
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    Mit dieser kommunistischen Utopie will er jedoch letztlich nicht die Rückkehr zu einer primitiven Gesellschaftsstufe und den Verzicht auf zivilisatorischen Fortschritt als Forderung stellen, wohl aber deutlich ins Bewußtsein heben, wo die Gebrechen der eigenen Gesellschaft liegen, um gegen sie angehen zu können.
    Vielleicht hängt damit die Tatsache zusammen, daß die “großen” Aufklärer mit Ausnahme von Diderot (Supplément au voyage de Bougainville) die Utopie kaum gepflegt und sie allenfalls zuweilen in ihre Werke inkorporiert haben, wie Montesquieu die historische Gesellschaftstheorie der “Histoire des Troglodytes” in die Lettres persanes von 1721 (Briefe XI-XIV) oder Voltaire die im Kontext der Erzählung fragwürdige Utopie von Eldorado in seinem Candide von 1759 (Kap.
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    In seinen erzählerischen Werken schafft er sich geeignete literarische Mittel, um sich seine Probleme - die die Probleme der französischen Gesellschaft seiner Zeit sind - voll bewußt zu machen, sie zu verdichten, zu gestalten.
    Wenige Jahre später hat die Französische Revolution erwiesen, wie sehr die gesellschaftlichen Widersprüche, die Diderot gerade in seinem letzten Roman so scharf ins Licht rückte, zur Lösung drängten.
    Wenngleich die Romane Diderots - wie bereits bemerkt - erst nach der Revolution veröffentlicht wurden und damit keinen Einfluß mehr auf die aufklärerische Bewußtseinsbildung einer breiten Leserschaft auszuüben vermochten, so sind sie doch nicht weniger als die Werke Marmontels, Rétifs oder Rousseaus Ausdruck und Produkt der sozialen und ideologischen Prozesse in der vorrevolutionären Phase. Ihr Gegenstand sind die gleichen gesellschaftlichen Widersprüche wie in jenen Werken, nur zeichnet sich hier die Methode ihrer Behandlung und die Perspektive ihrer Überwindung durch qualitativ neue Momente aus.
    Damit radikalisiert Diderot die Moralistik des 17. Jhs., die das Verhalten des Einzelnen in einer spezifischen Gruppensituation [8] untersucht hat, ohne die Berufstätigkeit, die gesellschaftlich vermittelte Reproduktion des Lebens zu berücksichtigen; er erweitert die Perspektive auf die Geschichte der Zivilisation und auf die sozialpsychologischen Probleme eines von unterschiedlichen Gruppeninteressen getragenen Gemeinwesens.
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    Diderot ist Feuer und Flamme, er schreibt den Roman fast in einem Zuge, im Zustand der Begeisterung. Der Bericht der Nonne offenbart die traurigen Erlebnisse eines jungen Mädchens, das von ihren Eltern gegen ihren Willen ins Kloster gesperrt wurde und durch die dort herrschenden Verhältnisse grausame Leiden zu erdulden hatte.
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    Auf diesem Boden gedeihen Heuchelei, Betrug, Aberglaube, Neid, Bosheit und Tyrannei und machen das Zusammenleben unerträglich. Ihren besonderen Charakter erhält diese flammende Anklageschrift gegen das widernatürliche Klosterleben durch die Individualisierung in der Gestalt der Nonne. Suzanne ist das Opfer der gesellschaftlichen Verhältnisse und Anschauungen.
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    Auf diesem Boden gedeihen Heuchelei, Betrug, Aberglaube, Neid, Bosheit und Tyrannei und machen das Zusammenleben unerträglich. Ihren besonderen Charakter erhält diese flammende Anklageschrift gegen das widernatürliche Klosterleben durch die Individualisierung in der Gestalt der Nonne. Suzanne ist das Opfer der gesellschaftlichen Verhältnisse und Anschauungen.
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    Wenn Suzanne im Kloster nicht resigniert und völlig zugrunde geht, so ist dies ihrer eisernen Willenskraft und Aktivität, ihrem unbeugsamen Charakter und ausgeprägten Rechtsempfinden zuzuschreiben, dank deren sie sich schließlich bis zur offenen Rebellion zu steigern vermag. Ein besonderer Kunstgriff Diderots besteht darin, die Nonne bestimmte Begebenheiten so schildern zu lassen, daß ihre Bedeutung dem Leser unmißverständlich klar wird, obgleich sie selbst bei ihrer noch geringen Lebenserfahrung deren Sinn gar nicht durchschaut.
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    Wenn Suzanne im Kloster nicht resigniert und völlig zugrunde geht, so ist dies ihrer eisernen Willenskraft und Aktivität, ihrem unbeugsamen Charakter und ausgeprägten Rechtsempfinden zuzuschreiben, dank deren sie sich schließlich bis zur offenen Rebellion zu steigern vermag. Ein besonderer Kunstgriff Diderots besteht darin, die Nonne bestimmte Begebenheiten so schildern zu lassen, daß ihre Bedeutung dem Leser unmißverständlich klar wird, obgleich sie selbst bei ihrer noch geringen Lebenserfahrung deren Sinn gar nicht durchschaut.
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    Nur aus der vielfach bewiesenen naiven Einfalt und Ahnungslosigkeit Suzannes wird für den Leser auch verständlich und glaubhaft, daß ihr bis zuletzt keine Zweifel an der Wahrheit des christlichen Gottesglaubens kommen. Diderot hat es verstanden, die in der ursprünglichen fingierten Korrespondenz mit Croismare angelegte Scheinauthentizität auch in der erweiterten Fassung seines Romans durchzuhalten und bis in die detaillierte Darlegung der Gefühle, Reflexionen und Interpretationen der Nonne hinein ein Höchstmaß an psychologischer Glaubwürdigkeit zu erzielen.
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    Diderot hat es verstanden, die in der ursprünglichen fingierten Korrespondenz mit Croismare angelegte Scheinauthentizität auch in der erweiterten Fassung seines Romans durchzuhalten und bis in die detaillierte Darlegung der Gefühle, Reflexionen und Interpretationen der Nonne hinein ein Höchstmaß an psychologischer Glaubwürdigkeit zu erzielen.
    In diesen später unter dem Titel Salons bekannten neun Berichten (1759-1781) spricht sich Diderot für eine emotionale Wirkung der Kunst aus: Wie die Literatur soll die Malerei Tugend und Moral verbreiten und den Betrachter rühren.
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    Diderot hat es verstanden, die in der ursprünglichen fingierten Korrespondenz mit Croismare angelegte Scheinauthentizität auch in der erweiterten Fassung seines Romans durchzuhalten und bis in die detaillierte Darlegung der Gefühle, Reflexionen und Interpretationen der Nonne hinein ein Höchstmaß an psychologischer Glaubwürdigkeit zu erzielen.
    Romane Bedeutung ¿es bijoux indiscrets La religieuse Kommentar Le neveu de Rameau Diderots Romane, die er bis zu seinem Tod mehrmals überarbeitet, entziehen sich einer eindeutigen Klassifizierung. Vom englischen empfindsamen Roman Richardsons geprägt, weisen sie mit der Parodie traditioneller Romanformen, eingeschobenen romantheoretischen Reflexionen unter dem Einfluss von Sternes Life and Opinions ofTristram Shandy (1760-1767) und innovativen Erzählverfahren auf moderne Romanformen voraus. 1748 erscheint der libertinistische und pseudo-orientalische Roman Les bijoux indiscrets: Mittels eines Zauberrings gelingt es dem Sultan, allen Damen seines Hofes deren erotische Geheimnisse zu entlocken.
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    In dieser Satire (wie Diderot selbst sein Werk nennt) auf Erscheinungsformen der in Auflösung begriffenen Feudalgesellschaft ist es dem Autor gelungen, die gesellschaftlichen Widersprüche und Probleme in einer Tiefe auszuloten, die für seine Zeit ungewöhnliche Einsichten in die Dialektik des gesellschaftlichen Entwicklungsprozesses und seiner ideologischen Erscheinungsformen vermittelt.
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    Sagen sie dasselbe von dem Köhler, und der Köhlerin und den anderen Personen dieser Erzählung, und ziehen Sie daraus den Schluß, daß es schwerlich anderswo vollständige und feste Freundschaften als zwischen Menschen geben kann, die nichts besitzen.“79 Diderot orientiert hier auf menschliche Werte, die in der etablierten Gesellschaft mit ihren ständischen Konventionen, ihren Besitzunterschieden und den daraus resultierenden unnatürlichen zwischenmenschlichen Beziehungen, in denen der Schein vor dem Sein rangiert, völlig verschüttet sind.
    Diderots letztes Theaterstück ist die Sitten- und Charakterkomödie Est-il bon? Est-il méchant? (1781). Die Hauptfigur, M. Hardouin, löst auf höchst originelle Weise die Probleme seiner Freunde.
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    Indem Diderot dem Beispiel des Tristr am Shandy von Laurence Sterne folgt, unterbricht er häufig die Erzählung, um sich unmittelbar an den Leser zu wenden und die Handlungen zu glossieren und zu kommentieren. In der ungekünstelten Erzählung Jacques’ über seine Liebesabenteuer finden sich viele Anklänge an den offenherzigen Humor eines Rabelais.
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    Diderot stellt mit der Vielzahl einzelner Geschichten, die den Grundbestand des Romans bilden, verschiedene moralisch-gesellschaftliche Komplexe dar: Erwähnung verdienen hier besonders die im bäuerlichen Milieu spielende Liebesgeschichte Jacques’, das entscheidend von aristokratischen Interessen geprägte Liebeserlebnis des Herrn, vor allem aber auch die Erzählung von der Liebe und der Rache der Madame de la Pommeraye, die auf Grund ihrer inneren Geschlossenheit und literarischen Qualität einen ganz besonderen Platz einnimmt.
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    Diderot stellt mit der Vielzahl einzelner Geschichten, die den Grundbestand des Romans bilden, verschiedene moralisch-gesellschaftliche Komplexe dar: Erwähnung verdienen hier besonders die im bäuerlichen Milieu spielende Liebesgeschichte Jacques’, das entscheidend von aristokratischen Interessen geprägte Liebeserlebnis des Herrn, vor allem aber auch die Erzählung von der Liebe und der Rache der Madame de la Pommeraye, die auf Grund ihrer inneren Geschlossenheit und literarischen Qualität einen ganz besonderen Platz einnimmt.
    Aber Diderot macht einen weiteren, unvorhersehbaren Schritt, eine erneute Kehrtwendung, die auch die rächende Planung der Marquise zerstört.
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    In Anlehnung an seine früheren theoretischen Erörterungen (Eloge de Richardson; theoretischer Anhang zu Les deux amis de Bourbonne)85 will er auch hier historisches Geschehen gestalten, was bei ihm nicht etwas Geschichtliches bedeutet, sondern vielmehr konkrete, tatsächliche Begebenheiten.
    Diderot betrachtet den Menschen in seinem Artikel für die Encyclopédie als soziales und historisches Wesen: einmal unter dem Aspekt seiner überindividuellen und Generationen übergreifenden zivilisatorischen Tätigkeit; zum anderen unter dem Aspekt seiner gruppenspezifischen Funktionen im Rahmen des Gesellschaftssystems des 18. Jhs. in Frankreich. Der Mensch ist als Mitglied der Gemeinschaft Produzent und als Individuum Produkt der Geschichte.
    Diderot selbst verfasst über 1000 Artikel zu den unterschiedlichsten Themengebieten (Philosophie, Literatur, Geschichte, Moral).
    Neben seinen Aktivitäten als Herausgeber der Enzyklopädie und Publizist verfolgt Diderot seine philosophischen Interessen, auch in seinen (teilweise Johann Jakob Bruckers Philosophiegeschichte entlehnten) philosophiehistorischen Beiträgen zur Encyclopedie.
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    Tieck und auch in wesentlich knapperer Form hatte Denis Diderot die Relativität von Empfindsamkeit und Libertinage in einer Erzählung verdeutlicht: es handelt sich um die berühmte Geschichte der Marquise de la Pommeraye, die als einzige halbwegs zusammenhängende eingeschobene Erzählung in Jacques Je fataliste (entstanden ab 1771, teilweise veröffentlicht ab 1778) publiziert ^rde.
    Zu einem Zeitpunkt, als die berühmtesten Werke, deren Thema gerade der unversöhnliche Konflikt zwischen Libertinage und Empfindsamkeit ist, zum Teil noch nicht erschienen waren, sieht Diderot die Begrenztheit sich absolut setzender Systeme.
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    Tieck und auch in wesentlich knapperer Form hatte Denis Diderot die Relativität von Empfindsamkeit und Libertinage in einer Erzählung verdeutlicht: es handelt sich um die berühmte Geschichte der Marquise de la Pommeraye, die als einzige halbwegs zusammenhängende eingeschobene Erzählung in Jacques Je fataliste (entstanden ab 1771, teilweise veröffentlicht ab 1778) publiziert ^rde. Der Liebeskampf zwischen Mme de la Pommeraye und dem Marquis des Arcis ist in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert.
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    Die zivilisatorische Leistung, die bewunderswerten produktiven Kräfte, die Menschen entfaltet haben, lassen Diderot, den Verfasser des Artikels, nicht die moralische Fragwürdigkeit des Menschen vergessen: »la bassesse ou l’atrocité des actions par lesquelles s’avilit souvent ce roi de la nature«. Die Untersuchung menschlicher Handlungsmotivationen ist allerdings auch auf die Vermittlung zwischen natürlichen, instinktiven Anlagen des Menschen und seinen gesellschaftlichen Aufgaben gerichtet. Die praktische Anwendung des moralistischen, wir sagen heute: psychologischen Wissens darf man sich als erzieherische Manipulation oder als Sozialisation vorstellen. Die christliche Anthropologie, das Normensystem, das die Religion dem Menschen vorgibt, haben etwas mit dem Glückszustand außerhalb von Zeit und Geschichte zu tun. Der Aufklärer hat dagegen eine Vermittlung zwischen den individuellen Handlungsmotivationen und dem diesseitigen gesellschaftlichen Zustand im Sinn: La philosophie doit étudier les motifs naturels des actions de l'homme pour trouver des moyens, du même genre, de le rendre meilleur et plus heureux pendant cette vie passagère. Wir bemerken in dieser Skizze die Verbindung der psychologisch moralistischen Analyse mit der Untersuchung des politischen und ökonomischen Verhaltens der Menschen, die in diesem Zusammenhang als Vielzahl, als Menge erscheinen, die nach sozialen Kriterien aufgegliedert werden kann.
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    Konsequenterweise führt der Verfasser im zweiten Teil des Artikels eine Reihe politischer oder ökonomischer Maßnahmen an, um das Glück des Individuums mit dem Wohlergehen der Nation zu verbinden: Steigerung der Bevölkerungszahl; Fleiß und Arbeitskraft würden durch die politische und kommerzielle Freiheit gefördert; Förderung der Volksgesundheit; staatliche Arbeitsbeschaffung; Steigerung der landwirtschaftlichen Produktivität durch steuerliche Entlastung und entsprechende Belastung des Dienstleistungsgewerbes; ein möglichst gleichmäßig zu verteilendes Sozialprodukt.
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    Konsequenterweise führt der Verfasser im zweiten Teil des Artikels eine Reihe politischer oder ökonomischer Maßnahmen an, um das Glück des Individuums mit dem Wohlergehen der Nation zu verbinden: Steigerung der Bevölkerungszahl; Fleiß und Arbeitskraft würden durch die politische und kommerzielle Freiheit gefördert; Förderung der Volksgesundheit; staatliche Arbeitsbeschaffung; Steigerung der landwirtschaftlichen Produktivität durch steuerliche Entlastung und entsprechende Belastung des Dienstleistungsgewerbes; ein möglichst gleichmäßig zu verteilendes Sozialprodukt.
    Damit radikalisiert Diderot die Moralistik des 17. Jhs., die das Verhalten des Einzelnen in einer spezifischen Gruppensituation untersucht hat, ohne die Berufstätigkeit, die gesellschaftlich vermittelte Reproduktion des Lebens zu berücksichtigen; er erweitert die Perspektive auf die Geschichte der Zivilisation und auf die sozialpsychologischen Probleme eines von unterschiedlichen Gruppeninteressen getragenen Gemeinwesens. Gleichzeitig berührt er die bis heute brisante Frage des sozialen und geschichtlichen Determinismus oder die Notwendigkeit, Freiheit als geschichtlich relativen sozialpolitischen Begriff und nicht als natürliche Mitgift, als Geburtsadel des Menschen – » L’homme est ne libre, et partout il est dans les fers«. (Rousseau) – zu verstehen.
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    Zwischen traditioneller Tragödie und Komödie, die weder in der Handlung noch im Figurenpersonal dem bürgerlichen Publikum Rechnung tragen, siedelt Diderot das genre sérieux an, das die soziale und familiäre Situation und den Beruf („condition") von bürgerlichen Figuren sowie deren Pflichten, Tugenden und familiäre Konflikte behandeln soll.
    Der um 1760 entstandene und 1796 postum veröffentlichte Roman La religieuse geht auf eine Plaisanterie von Mme d'Epinay, Diderot und Grimm zurück, die den abwesenden Freund Crois-mare veranlassen wollten, sich zu ihnen zu gesellen: Diderot schrieb dazu einen von einem tatsächlichen Fall inspirierten Brief, in dem die fiktive Nonne Suzanne Simonin dem Marquis de Croismare ihre Lebensgeschichte erzählt und um seine Hilfe bittet. Als uneheliche Tochter einer angesehenen Dame wurde sie von ihren Eltern nacheinander in drei Klöster gesperrt.
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    Diderots letztes Theaterstück ist die Sitten- und Charakterkomödie Est-il bon?
    Auf Grund der theoretischen Auseinandersetzung mit der als überholt empfundenen klassischen Tragödie und der herkömmlichen Komödie gelten Diderot, Beaumarchais und Mercier als Begründer des drame bourgeois. Als „genre sérieux" siedeln sie es zwischen Tragödie und Komödie an.
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    Romane Bedeutung ¿es bijoux indiscrets La religieuse Kommentar Le neveu de Rameau Diderots Romane, die er bis zu seinem Tod mehrmals überarbeitet, entziehen sich einer eindeutigen Klassifizierung. Vom englischen empfindsamen Roman Richardsons geprägt, weisen sie mit der Parodie traditioneller Romanformen, eingeschobenen romantheoretischen Reflexionen unter dem Einfluss von Sternes Life and Opinions ofTristram Shandy (1760-1767) und innovativen Erzählverfahren auf moderne Romanformen voraus. 1748 erscheint der libertinistische und pseudo-orientalische Roman Les bijoux indiscrets: Mittels eines Zauberrings gelingt es dem Sultan, allen Damen seines Hofes deren erotische Geheimnisse zu entlocken.
    Kommentar Die häufigen Unterbrechungen des Erzählvorgangs durch AbSchweifungen und Einschübe, die Parodie des Abenteuer-, Reise» und Pikaro-Romans und die Einmischungen des Erzählers belegen, inwieweit Diderot auf den modernen Roman vorausweist.
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    Neben der satirischen Betrachtung der zeitgenössischen Gesellschaft übt Diderot auch Kritik am traditionellen Roman und am Theater, dessen gekünstelte und unnatürliche Bühnenpraxis ihm missfällt.
    Diderot verfasst Le neveu de Rameau, satire seconde um 1762. Der Roman beinhaltet einen philosophisch-satirischen Dialog zwischen einer dem Neffen des berühmten Komponisten Rameau nachempfundenen Gestalt und einer Figur, die sich als „Moi" ausgibt.
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    Neben der satirischen Betrachtung der zeitgenössischen Gesellschaft übt Diderot auch Kritik am traditionellen Roman und am Theater, dessen gekünstelte und unnatürliche Bühnenpraxis ihm missfällt.
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    Der um 1760 entstandene und 1796 postum veröffentlichte Roman La religieuse geht auf eine Plaisanterie von Mme d'Epinay, Diderot und Grimm zurück, die den abwesenden Freund Crois-mare veranlassen wollten, sich zu ihnen zu gesellen: Diderot schrieb dazu einen von einem tatsächlichen Fall inspirierten Brief, in dem die fiktive Nonne Suzanne Simonin dem Marquis de Croismare ihre Lebensgeschichte erzählt und um seine Hilfe bittet. Als uneheliche Tochter einer angesehenen Dame wurde sie von ihren Eltern nacheinander in drei Klöster gesperrt. Dort war sie das Opfer von Quälereien, Grausamkeiten und sexuellen Perversionen.
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    Der um 1760 entstandene und 1796 postum veröffentlichte Roman La religieuse geht auf eine Plaisanterie von Mme d'Epinay, Diderot und Grimm zurück, die den abwesenden Freund Crois-mare veranlassen wollten, sich zu ihnen zu gesellen: Diderot schrieb dazu einen von einem tatsächlichen Fall inspirierten Brief, in dem die fiktive Nonne Suzanne Simonin dem Marquis de Croismare ihre Lebensgeschichte erzählt und um seine Hilfe bittet. Als uneheliche Tochter einer angesehenen Dame wurde sie von ihren Eltern nacheinander in drei Klöster gesperrt. Dort war sie das Opfer von Quälereien, Grausamkeiten und sexuellen Perversionen. Erst spät gelingt es ihr zu flüchten.
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    Schließlich entfaltet Diderot auf dem Ritt durch Frankreich ein breites Spektrum sozialer Unterschiede.
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    All die beschriebenen Veränderungen der neuen, natürlichen Schauspielweise führt der Sohn des Direktors der Comédie-Italienne, François Riccoboni, in seiner schauspieltheoretischen Schrift L'art du théâtre (1750) aus und gibt damit , den entscheidenden Anstoß für Diderots Reformvorschläge.
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    Neben der satirischen Betrachtung der zeitgenössischen Gesellschaft übt Diderot auch Kritik am traditionellen Roman und am Theater, dessen gekünstelte und unnatürliche Bühnenpraxis ihm missfällt.
    Zusätzlich zu seiner Herausgebertätigkeit für die „Encyclopédie“, für die er selbst über tausend Artikel schreibt, verfaßt Diderot fundamentale dramentheoretische Abhandlungen zur Reform der Schauspielkunst und zum bürgerlichen Trauerspiel (/'Art. 1 14), das er selbst in seinen Theaterstücken umzusetzen versucht, ferner bedeutende kunsttheoretische und philosophische Schriften sowie ein erzähl-theoretisch innovatives Romanoeuvre, das etwa durch dialogische Erzählstrukturen oder Einmischungen des Erzählers bereits auf den modernen Roman vorausweist, thematisch aber der Gesellschaftskritik der Aufklärung verpflichtet bleibt („Ec neveu de Rameau“, um 1761/62 begonnen; Jacques le fataliste et son maître“, um 1771-73 verfaßt).
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    Diderot befaßt sich mit der Kategorie des Geschmacks im Artikel „Beau“ der „Encyclopédie“ und in seinen neun „Salons“, jenen zwischen 1759 und 1781 für Grimms „Correspondance littéraire“ verfaßten kunstkritischen Berichten über die Kunstausstellungen im Louvre.
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    Seit Mitte der 1750er Jahre arbeitet Diderot auch an der von Friedrich Melchior Grimm und Jakob Heinrich Meister herausgegebenen Zeitschrift Correspondance litteraire mit, die an europäischen Fürstenhöfen zirkuliert und die europäischen Führungseliten mit Nachrichten aus Paris versorgt.
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    In diesem anthropologisch-physiologischen Zusammenhang (Diderot, Elements de Physiologie, 1774) wird der Sinnesapparat des Menschen in seiner welterschließenden Funktion (vgl. das traditionsreiche Statuengleichnis bei Diderot und in Condillacs Traite des sensa-tions, 1754) ebenso thematisiert wie das Potenzial der Sinneswahrnehmung und deren mögliche Defizite (Spekulation über mögliche weitere als die fünf Sinne des Menschen, Untersuchungen an Blinden und Taubstummen), die Hierarchie der Sinne wie auch Traum und Wahnsinn als alternative Formen der Welterschließung.
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    In diesem anthropologisch-physiologischen Zusammenhang (Diderot, Elements de Physiologie, 1774) wird der Sinnesapparat des Menschen in seiner welterschließenden Funktion (vgl. das traditionsreiche Statuengleichnis bei Diderot und in Condillacs Traite des sensa-tions, 1754) ebenso thematisiert wie das Potenzial der Sinneswahrnehmung und deren mögliche Defizite (Spekulation über mögliche weitere als die fünf Sinne des Menschen, Untersuchungen an Blinden und Taubstummen), die Hierarchie der Sinne wie auch Traum und Wahnsinn als alternative Formen der Welterschließung.
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    Das >monstre< hat einen festen Platz im Werk Diderots, in seiner Ästhetik ebenso wie in seiner Moralphilosophie (>monstre moral<).
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    Diderot verdankt das Humoristische, die erzählerische Ironie dieses Werkes zu einem nicht unerheblichen Teil den genannten Vorlagen, treibt seine Erzählhaltung aber zu erstaunlicher Virtuosität.
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    Von Voltaire als „la canaille de la littérature“ diffamiert, wird dieser Typus des Schriftstellers doch von Voltaire selbst („Le pauvre diable“, 1760) und von Diderot („Le neveu de Rameau“, um 1761/62 begonnen) zur literarischen Figur erhoben.
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    Auch Diderots Bijoux indiscrets (1748), in denen das Motiv vom sprechenden “bijou” der Frau als Mittel zur Persiflage zeitgenössischer Sitten und Ideologien eingesetzt wird, gehören in die Nähe des Crébillonschen Romans.
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    Die folgenden fast 30 Jahre widmet Diderot der Encyclopédie sowie seinem breit gefächerten literarischen, philosophischen und kunsttheoretischen Werk.
    Diderot selbst verfasst über 1000 Artikel zu den unterschiedlichsten Themengebieten (Philosophie, Literatur, Geschichte, Moral).
    Bedeutungsvoller ward Diderot für ihn. Den religiösen Skeptizismus neben politischem Indifferentismus, die naturwissenschaftliche Grundrichtung alles Philosophierens, das Verständnis für die Umwandlung der überlebten klassischen Tragödie und Komödie Frankreichs in die Tragisches mit Komischem vermischende „bürgerliche Tragödie“, deren Hauptschöpfer Diderot selbst war, die gerechte Würdigung der englischen Litteratur des XVIII. Jahrhunderts, die schon Gottsched, der Nachahmer Addison’s, angebahnt hatte, diese und manche andere Eigenheiten, welche für die Korrespondenz massgebend wurden, verdankt Grimm den Einwirkungen seines intimen Freundes.
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    Trotz dieser richtigen Einsicht hat Diderot sich niemals zu dem Standpunkt der Kunst als Selbstzweck emporheben können; wie das Ethische sich bei Diderot auf das Intellektuelle reduziert, so ist eben auch bei ihm das ästhetische Geniessen Sache des Verstandes.10) Für Diderot beruht das Schöne nicht in der durch ein Kunstwerk ausgelösten Empfindung oder Stimmung, sondern die Lustempfindung beruht ausschliesslich in den durch das Kunstwerk ausgelösten Ideen.
    Für Diderot ist der Fortschritt der Civilisation gekennzeichnet durch den Grad der Einsicht, durch die Verstandesthätigkeit; nur das entendement, das Intellekt ist das Wertvolle im Menschen.
    Wie Diderots Begriff des Schönen und Guten nur auf dem Verstände beruht, so achtet er im Menschen nur die Thätigkeit des Verstandes, und der Fortschritt in der Entwicklung des Menschen beruht auf der Beherrschung, auf dem Zurückdrängen des Gefühls, des tierischen Elements in der Menschenseele.
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    Daß die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Erfindung in der Briefliteratur nicht streng gezogen werden können, ist eine der Quellen für das Fiktionsspiel vieler Briefromane; es kann aber auch, wie die Vorgeschichte von Diderots 'La Religieuse’ zeigt, die Ursache für seine Entstehung sein.
    Durch die Präsentation des Dialogs zweier fiktiver Personen gelingt es Diderot, in besonders eindringlicher Weise eine authentisch anmutende Gesprächssituation zu schaffen, die dem Leser den Eindruck von Unmittelbarkeit vermittelt.
    Die identifikatorische Wirkung dieser Romane beruht vor allem, so Diderot, darauf, dass sie nicht in einer Märchenwelt angesiedelt sind, sondern in einer uns vertrauten Wirklichkeit:
    Es lässt sich zeigen, dass die Opposition Fiktion vs. Wahrheit in vielfacher Weise im Text infrage gestellt wird, etwa wenn sich die Stimme des Erzählers mit der des Autors Diderot vermischt und dieser Anekdoten aus seinem Leben erzählt, zum Beispiel die Geschichte des »poète de Pondichéry«, oder wenn das Ende des Romans mit einer Ansammlung jener haarsträubenden Zufälle aufwartet, die charakteristisch sind für den Bereich der Abenteuerromane, oder aber wenn sich die Handlung von Jacques le fataliste als Zitatmontage erweist — man denke insbesondere an die zahlreichen intertextuellen Bezugnahmen auf Cervantes’ Don Quijote und auf Sternes Tristram Shandy.
    Der Ich-Erzähler (Moi) signalisiert seine Identität mit dem realen Diderot unverkennbar, indem er sich als Herausgeber der Encyclopédie ausgibt;
    In ihren Dialogen (»Entretiens«) geht es um das konkrete Drama und die Prinzipien der Dorvalschen Dramenpoetik und damit um Diderots ›genre sérieux‹, das Dorval als Diderots Alter Ego gegen die Einwände des Erzählers zu rechtfertigen sucht. Für den Schluss des Dramas existieren zwei Varianten: ein komödienhaft glücklicher und ein tragischer Ausgang. Diese Dopplung spiegelt die Zwitterhaftigkeit des ›genre sérieux‹ als Mischgattung zwischen Komödie und Tragödie; zugleich wird der Anspruch des Dramas auf Authentizität als reale Lebensgeschichte suspendiert.
    Wahr zu sein, war Diderots Hauptstreben.
    Wahr zu sein, war Diderots Hauptstreben. Wahrheit ist aber nach seiner Ansicht nur durch die Nachahmung der Natur zu erreichen.
    Um Anschaulichkeit zu erzielen und den Eindruck der Wahrheit zu machen, muss der Dichter allerlei kleine Züge ersinnen, die den Eindruck des Geschauten machen, die Erzählung beleben und den Leser interessieren.
    Solche satirische Darstellungen hält er für nützlich, wenn sie wahr sind.
    Darum ist Diderots Darstellung von solcher plastischen Anschaulichkeit.
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    Daß sich Briefromane als »charakterisierende und dialogirte Erzählungen« vielfach dramatischer Techniken und Mittel bedienen, um den Spielraum des Erzählens über die Grenzen des >bloß Epischen< hinaus zu erweitern, haben zeitgenössische Autoren und Kritiker immer wieder betont: viele Briefe der 'Clarissa’ seien »written in the dialogue or dramatic way«, die Liebenden in der 'Nouvelle Héloise’ böten »un spectacle véritablement nouveau«; Blanckenburg charakterisiert die dramatischen Eigenschaften 'Werthers', der den »Vorzug... [habe], uns die That selbst zu zeigen (an Statt, daß wir in dem erzehlenden Dichter nur die Beschreibung davon hören,...)«, und Goethe spricht von den »Romanen in Briefen« als »völlig dramatisch«. Die szenische und dialogische Darstellungsweise im Briefroman spiegelt eine Tendenz »im Gang der Poesie«, in der »alles zum Drama, zur Darstellung des vollkommen Gegenwärtigen sich hindrängt«. Nicht nur in der weitverbreiteten Neigung zu philosophischen oder pädagogischen Dialogen (z.B. in den Moralischen Wochenschriften, Totengesprächen, theoretischen Abhandlungen), sondern auch in den Erzählformen läßt sich diese Entwicklung bis hin zum Dialogroman Diderots und Wielands oder J. J.Engels und A.G. Meißners beobachten.
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    Die szenische und dialogische Darstellungsweise im Briefroman spiegelt eine Tendenz »im Gang der Poesie«, in der »alles zum Drama, zur Darstellung des vollkommen Gegenwärtigen sich hindrängt«. Nicht nur in der weitverbreiteten Neigung zu philosophischen oder pädagogischen Dialogen (z.B. in den Moralischen Wochenschriften, Totengesprächen, theoretischen Abhandlungen), sondern auch in den Erzählformen läßt sich diese Entwicklung bis hin zum Dialogroman Diderots und Wielands oder J. J.Engels und A.G. Meißners beobachten.
    Dies gilt für Sprache insgesamt, wird aber von der poetischen Sprache besonders deutlich gemacht.
    Diderots erstes Drama erscheint 1757 unter dem Titel Le fils naturel ou Les épreuves de la vertu, comédie en cinq actes, et en prose, avec l’histoire véritable de la pièce. Die »histoire véritable« umfasst die Rahmenerzählung sowie die Entretiens sur Le fils naturel unter dem Titel Dorval et moi. In dem mehrteiligen Text geht es um die Poetik des bürgerlichen Trauerspiels, zugleich aber auch um Fiktionalität als solche.
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    Diderots “inspirer aux hommes l’amour de la vertu, l’horreur du vice” (Entretiens avec Dorval), das der Marquis de Sade pervertieren wird, geschieht nicht ohne die humanisierende, solidarisierende Komponente des zum großen Teil durchaus noch “rationalen” Gefühls.
    Diderots Romane, die er bis zu seinem Tod mehrmals überarbeitet, entziehen sich einer eindeutigen Klassifizierung. Vom englischen empfindsamen Roman Richardsons geprägt, weisen sie mit der Parodie traditioneller Romanformen, eingeschobenen romantheoretischen Reflexionen unter dem Einfluss von Sternes Life and Opinions of Tristram Shandy (1760-1767) und innovativen Erzählverfahren auf moderne Romanformen voraus.
    Die so entfachte Rührung nützt er jedoch nicht zur Propagierung positiver Wertvorstellungen, sondern wendet sie in einer Art Umkehrverfahren gegen jene Figuren, die die eigentlichen Urheber des Unglücks seiner Protagonistin sind.
    Vor Diderot gab es noch keine so ergreifende und trotz aller Tendenz nicht unwahre Darstellung des klösterlichen Lebens.
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    Diderots Romane, die er bis zu seinem Tod mehrmals überarbeitet, entziehen sich einer eindeutigen Klassifizierung. Vom englischen empfindsamen Roman Richardsons geprägt, weisen sie mit der Parodie traditioneller Romanformen, eingeschobenen romantheoretischen Reflexionen unter dem Einfluss von Sternes Life and Opinions of Tristram Shandy (1760-1767) und innovativen Erzählverfahren auf moderne Romanformen voraus.
    Die häufigen Unterbrechungen des Erzählvorgangs durch Abschweifungen und Einschübe, die Parodie des Abenteuer-, Reise- und Pikaro-Romans und die Einmischungen des Erzählers belegen, inwieweit Diderot auf den modernen Roman vorausweist.
    Mit Sterne ist Diderot persönlich bekannt, und am Schluss von Jacques le fataliste kommt ein plötzlich eingesetzter Herausgeber ironisch-ungeniert auf den Vorwurf zu sprechen, der Text plagiiere dessen aktuellen Roman;
    Wahr zu sein, war Diderots Hauptstreben. Wahrheit ist aber nach seiner Ansicht nur durch die Nachahmung der Natur zu erreichen.
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    Man sieht, dass Diderot hier auf die Ebene des Vergleichs, des Metaphorischen ausweicht, um eine Lücke seines Systems zu schließen.
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    Zugleich ist die poetische Sprachverwendung äußerst fruchtbar, was die Bereitstellung von sinnlich konkreten Anknüpfungsmöglichkeiten für weitere Kommunikationsakte betrifft.
    Zum Kunstgriff der Verschleierung persuasiv-eloquenter Autorintention hinter einer fiktiven Figur mit Erzählerfunktion greift ja dann Diderot selbst in La Religieuse und hofft so – nicht zu Unrecht – die Artifizialität der Merkmalsstruktur seiner Protagonistin hinter der durchgängig wirksamen Betroffenheit ihres Erzählens, die ihrerseits ja wieder betroffen macht, zu kaschieren.
    Diderot betont die genuine Dialogizität seines Denkens und deutet damit an, wie die in seinem Werk mehrfach auftretende Konstellation des Zwiegesprächs zwischen einem Ich-Erzähler und einer weiteren Figur aufzufassen ist.
    In philosophischen Schriften kommt der Dialogform eine außerordentlich große Bedeutung zu; die Grenze zwischen Fiktion und philosophischer Theorie löst sich hier tendenziell auf (Diderot, Le rêve de d’Alembert, 1769; Sade, La philosophie dans le boudoir, 1795).
    In diesen Kontext gehören vor allem dialogische Erzähltexte des ethischen Pluralisten Diderot, insbesondere Le neveu de Rameau, aber auch die in Jacques le fataliste eingebetteten, ethisch oft in einen unauflösbaren Widerspruch mündenden Erzählungen, die ›contes moraux‹ und ihr Pendant, die ›contes immoraux‹, und vor allem das Werk des Marquis de Sade, eine gewaltige und gewalttätige Verkehrung aufklärerischer Moral, die die literarischen Neuerungen der Aufklärung subversiv instrumentalisiert.
    Diderots glänzende Sprache hebt uns allerdings einigermassen über diesen Mangel weg;
    Die >magische< Kraft der Metapher wird sehr schön in ihrer Verwendung bei Diderot erkennbar.
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    Es lässt sich zeigen, dass die Opposition Fiktion vs. Wahrheit in vielfacher Weise im Text infrage gestellt wird, etwa wenn sich die Stimme des Erzählers mit der des Autors Diderot vermischt und dieser Anekdoten aus seinem Leben erzählt, zum Beispiel die Geschichte des »poète de Pondichéry«, oder wenn das Ende des Romans mit einer Ansammlung jener haarsträubenden Zufälle aufwartet, die charakteristisch sind für den Bereich der Abenteuerromane, oder aber wenn sich die Handlung von Jacques le fataliste als Zitatmontage erweist — man denke insbesondere an die zahlreichen intertextuellen Bezugnahmen auf Cervantes’ Don Quijote und auf Sternes Tristram Shandy.
    Diderots erstes Drama erscheint 1757 unter dem Titel Le fils naturel ou Les épreuves de la vertu, comédie en cinq actes, et en prose, avec l’histoire véritable de la pièce. Die »histoire véritable« umfasst die Rahmenerzählung sowie die Entretiens sur Le fils naturel unter dem Titel Dorval et moi. In dem mehrteiligen Text geht es um die Poetik des bürgerlichen Trauerspiels, zugleich aber auch um Fiktionalität als solche. Faktizität und Fiktionalität werden in einem Wechselspiel von Illusionsbildung und Illusionsdurchbrechung gegeneinander ausgespielt.
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    Zum Kunstgriff der Verschleierung persuasiv-eloquenter Autorintention hinter einer fiktiven Figur mit Erzählerfunktion greift ja dann Diderot selbst in La Religieuse und hofft so – nicht zu Unrecht – die Artifizialität der Merkmalsstruktur seiner Protagonistin hinter der durchgängig wirksamen Betroffenheit ihres Erzählens, die ihrerseits ja wieder betroffen macht, zu kaschieren.
    Diderot verdankt das Humoristische, die erzählerische Ironie dieses Werkes zu einem nicht unerheblichen Teil den genannten Vorlagen, treibt seine Erzählhaltung aber zu erstaunlicher Virtuosität.
    Die großen Autoren der Aufklärung, Diderot und Voltaire — vor ihnen bereits Montesquieu mit seiner Histoire véritable, die, schon früh konzipiert, erst 1754 in endgültiger Fassung vorlag — bemächtigen sich der Gattung des conte, um ihn zu einem Instrument ihrer kämpferischen Absichten zu machen.
    Diderot und insbesondere Voltaire bemächtigen sich dann des conte, um aus ihm ein Instrument geistigen Kampfes zu machen.
    Besonders charakteristisch ist die Abhandlung „Sur l'inconséquence du jugement public", in der er als Erzähler einen Dialog mit einer anderen Person fingiert, um durch Zwischenfragen, Einwände u. dergl. die Erzählung lebendiger zu machen.
    Um Anschaulichkeit zu erzielen und den Eindruck der Wahrheit zu machen, muss der Dichter allerlei kleine Züge ersinnen, die den Eindruck des Geschauten machen, die Erzählung beleben und den Leser interessieren.
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    Mit Sterne ist Diderot persönlich bekannt, und am Schluss von Jacques le fataliste kommt ein plötzlich eingesetzter Herausgeber ironisch-ungeniert auf den Vorwurf zu sprechen, der Text plagiiere dessen aktuellen Roman;
    Diderot verdankt das Humoristische, die erzählerische Ironie dieses Werkes zu einem nicht unerheblichen Teil den genannten Vorlagen, treibt seine Erzählhaltung aber zu erstaunlicher Virtuosität.
    Entscheidende Impulse zu einem selbstbezüglichen, experimentellen und humoristischen Erzählen gehen im 18. Jh. von England aus (Henry Fielding) und gipfeln in Laurence Sternes Tristram Shandy (1759–1767) und Diderots ironisch darauf bezogenem Roman Jacques le fataliste et son maître.
    In Rameaus Neffe geisselt er ja die Verkommenheit und Sittenlosigkeit seiner Zeit.
    Solche satirische Darstellungen hält er für nützlich, wenn sie wahr sind.
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    er hat sich schroff in Gegensatz zu La Mettries Hedonismus gestellt.
    Darum vermeidet er thunlichst Schilderungen. Er hat recht; Es fehlt an farbenvoller Anschaulichkeit in der Schilderung der Natur, während andererseits da und dort Lichteffekte recht wirkungsvoll geschildert sind;
    Dieses Verhalten ist psychologisch unerklärlich und nur deshalb von Diderot so dargestellt, weil es sich für ihn darum handelt, die Schattenseiten des klösterlichen Lebens in möglichst düsterem Lichte zu schildern.
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    Daß die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Erfindung in der Briefliteratur nicht streng gezogen werden können, ist eine der Quellen für das Fiktionsspiel vieler Briefromane; es kann aber auch, wie die Vorgeschichte von Diderots 'La Religieuse’ zeigt, die Ursache für seine Entstehung sein.
    In ihren Dialogen (»Entretiens«) geht es um das konkrete Drama und die Prinzipien der Dorvalschen Dramenpoetik und damit um Diderots ›genre sérieux‹, das Dorval als Diderots Alter Ego gegen die Einwände des Erzählers zu rechtfertigen sucht. Für den Schluss des Dramas existieren zwei Varianten: ein komödienhaft glücklicher und ein tragischer Ausgang.
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    Der Roman Lucile, ou les Progrès de la vertu gehört zu dem im 18. Jahrhundert aufgebrochenen und auch wieder versiegten Strom von Werken, die die Tugend zum Hauptvorwurf haben und sie unmißverständlich bereits im Titel herausstellen, von Richardsons Pamela, or Virtue Rewarded über Diderots Fils naturel, ou les Epreuves de la vertu hin zu Sades Justine, ou les Malheurs de la vertu.
    Ihre ideologischen und künstlerischen Kulminationspunkte werden wir bei Rousseau und Diderot finden. Diese Wende ist vor allem dadurch gekennzeichnet, daß jetzt die Romane und Erzählungen zielgerichtet die Propagierung einer vorgestellten bürgerlichen Moral übernehmen.
    Die Moral existiert nach Diderot schon vor dem gesetzlichen Status der Gesellschaft:
    Diderot hat es verstanden, die in der ursprünglichen fingierten Korrespondenz mit Croismare angelegte Scheinauthentizität auch in der erweiterten Fassung seines Romans durchzuhalten und bis in die detaillierte Darlegung der Gefühle, Reflexionen und Interpretationen der Nonne hinein ein Höchstmaß an psychologischer Glaubwürdigkeit zu erzielen. Nicht zuletzt durch diese hervorragende künstlerische Leistung erlangt die von Empfindsamkeit geprägte integre Moralität Suzannes jene Überzeugungskraft, die dem Roman seine Attraktivität und der Heldin Sympathie und Mitgefühl der Leserschaft bis in unsere Gegenwart gesichert hat.
    Die im Eloge de Richardson formulierten Erkenntnisse über die an eine wirklichkeitsbezogene Kunst zu stellenden Anforderung finden Anwendung auch in Diderots folgendem Dialogroman Le Neveu de Rameau, wenngleich er hier von dem noch in La Religieuse befolgten traditionellen Romankonzept grundsätzlich abweicht. Dies zeigt sich am augenfälligsten darin, daß der Held des Romans kein moralisches Exempel setzt wie etwa die Hauptgestalten bei Richardson oder auch Diderots Nonne, sondern vielmehr durch ein moralisch zu verurteilendes Subjekt verkörpert wird.
    Denn daß die alle menschlichen Werte negierende Haltung des Neffen zu verurteilen und dem Philosophen bei allen Unzulänglichkeiten seiner Anschauungen in seiner moralischen Zielstellung zu folgen ist, daran läßt Diderot keinen Zweifel.
    Diderot stellt mit der Vielzahl einzelner Geschichten, die den Grundbestand des Romans bilden, verschiedene moralisch-gesellschaftliche Komplexe dar:
    Mit der Hervorkehrung der Widersprüchlichkeit der verschiedenen sozialen, moralischen und philosophischen Standpunkte und Anschauungen relativiert Diderot im Roman zugleich den Erzählerstandpunkt und die Standpunkte der handelnden Personen.
    Diderot gelingt der Schritt vom traditionellen Konzept der spätaufklärerischen Romanliteratur mit ihrem ausgeprägten moralisierenden Charakter – wie es noch seinen Erzählwerken La Religieuse und Les deux amis de Bourbonne zugrunde lag – zu einer dialektischen Gestaltungsweise im Neveu de Rameau und im Jacques, wo die aufklärerische Moral nicht mehr exempelhaft vorgetragen, sondern im Für und Wider von Handlungen und Dialogen gleichsam aus der Betrachtung der Wirklichkeit gewonnen wird.
    Der aufklärerischen und moralisch-didaktischen Intention entsprechen auch die contes philosophiques Voltaires, die contes moraux Marmontels und die Dialogerzählungen Diderots, die jeweils fundamentale Neuerungen im Literatursystem der Aufklärung darstellen.
    Die zivilisatorische Leistung, die bewunderswerten produktiven Kräfte, die Menschen entfaltet haben, ·lassen Diderot, den Verfasser des Artikels, nicht die moralische Fragwürdigkeit des Menschen vergessen:
    Zur Debatte steht auch die Alternative zwischen einer einheitlichen, immer und überall geltenden Vernunftmoral und einem ethischen Pluralismus, demzufolge Moral von zeitlich und lokal begrenzter Gültigkeit ist (so die Position La Mettries und Diderots) und der zum radikalen ethischen Relativismus und Immoralismus im Werk des Marquis de Sade führt.
    In ihr lässt sich, entlastet von tatsächlichen Konsequenzen, ästhetisch inszenieren und ausprobieren, was moralisch und politisch (nicht) wünschenswert und was überhaupt moralisch relevant ist. In diesen Kontext gehören vor allem dialogische Erzähltexte des ethischen Pluralisten Diderot, insbesondere Le neveu de Rameau, aber auch die in Jacques le fataliste eingebetteten, ethisch oft in einen unauflösbaren Widerspruch mündenden Erzählungen, die ›contes moraux‹ und ihr Pendant, die ›contes immoraux‹, und vor allem das Werk des Marquis de Sade, eine gewaltige und gewalttätige Verkehrung aufklärerischer Moral, die die literarischen Neuerungen der Aufklärung subversiv instrumentalisiert.
    Zwischen traditioneller Tragödie und Komödie, die weder in der Handlung noch im Figurenpersonal dem bürgerlichen Publikum Rechnung tragen, siedelt Diderot das genre sérieux an, das die soziale und familiäre Situation und den Beruf („condition“) von bürgerlichen Figuren sowie deren Pflichten, Tugenden und familiäre Konflikte behandeln soll.
    In seinen dramentheoretischen Ausführungen schließt Beaumarchais sich Diderot an. Durch die Darstellung von „malheurs domestiques“ auf der Bühne soll das Publikum zu tugendhaftem Verhalten angehalten werden.
    Im Bereich des Theaters spielt Diderot zusammen mit Beaumarchais (1732-1799) und Mercier (1740-1814) eine entscheidende Rolle bei der Etablierung einer neuen dramatischen Gattung, dem drame bourgeois oder auch genre sérieux, das der im Laufe des Jahrhunderts beständig gewachsenen Bedeutung des Bürgertums Rechnung trägt und damit zugleich die für die klassische Tragödie verbindliche Ständeklausel überwindet.
    Unter dem Einfluss von Haus und Schule hat er wohl in seiner Jugend an die Lehren der katholischen Kirche geglaubt; die Erkenntnis ist aber jedenfalls bald in ihm aufgegaitgen, dass sein Temperament unverträglich war mit dem starren Glauben an Dogmen, die er mit der Vernunft nicht erfassen konnte.
    Charakteristisch für ihn aber ist, dass er stets im wesentlichen seine ursprünglichen Anschauungen von der Moral beibehielt, nachdem konsequenterweise seine materialistische oder pantheistische Weltanschauung die Beseitigung dieser Begriffe hätte erwarten lassen.
    Diderot hat also immer an der altruistischen Moral festgehalten, und es ist vollkommen richtig, wenn er einmal sagt, dass das Moialisieren sein Steckenpferd sei (VI. 315).
    denn die Unterscheidung zwischen gut und böse ist für Diderot nur Sache des Verstandes, durchaus nicht Herzenssache.
    So schwungvolle Tiraden er auch zur Verteidigung der moralischen Grundsätze geschrieben hat, die Begeisterung, die aus ihnen spricht, ist in Bezug auf ihre Wirkung wohl überlegt, und die Wirkung solcher rhetorischen Ergüsse wird durch die Erwägung abgeschwächt, dass Diderot in den von ihm der breiten Öffentlichkeit nicht übergebenen Schriften in ganz anderen Worten von der Tugend spricht als in den Schriften, die zur geheimen Verbreitung unter Gleichgesinnte bestimmt waren;
    Diderot selbst hat sich seiner Wahrheitsliebe und seiner reinen Sitten gerühmt;
    Die moralischen Anschauungen Diderots sind die Folge seiner Ansichten über die Gesellschaft, seine moralischen Postulate sind Forderungen, die seine Ideen ihm eingeben, d. h. Forderungen des Intellekts;
    Die moralische Tendenz schliesst bei Diderot die Darstellung des Hässlichen nicht aus.
    In Rameaus Neffe geisselt er ja die Verkommenheit und Sittenlosigkeit seiner Zeit.
    Allerdings hält er die Unsittlichkeit in den bildenden Künsten für gefährlicher als in der redenden Kunst, weil sie unmittelbarer wirken;
    So sind für Diderot wahr, gut und schön identisch.
    Aber Diderot fehlt die Kraft der tragischen Empfindung; die moralische Reflexion tritt zu sehr hervor;
    Die beiden BeispielGeschichten, aus denen Ceci n’est pas un conte besteht, lassen klarer erkennen, worauf es Diderot ankommt. Die Erzählung muß im Bereich der Wirklichkeit bleiben und ein akutes menschliches Problem behandeln, das jeden Leser unmittelbar berührt, ihn zur Stellungnahme zwingt und eine moralische Wirkung auf ihn ausübt.
    Schon Diderots Übersetzung von Shaftesburys Inquiry concerning virtue and merit, die 1745 erscheint, dokumentiert sein lebhaftes Interesse an Fragen der Moralphilosophie, das ihn bis in sein Spätwerk, die Auseinandersetzung mit Helvétius und mit Seneca (1778/1782), begleitet. Es mündet in einen expliziten moralischen Pluralismus ein, demzufolge Moral historisch, regional und soziologisch zu unterscheiden und ›experimentell‹ zu erforschen ist, eine Linie, die von David Hume (An enquiry concerning the principle of morals, 1751, besonders der Anhang »A Dialogue« unter Anspielung auf Montesquieus Lettres persanes) über La Mettrie und Diderot bis zu Sade führt.
    Im Kontext seines moralischen Pluralismus, der ihn in seinem Supplément au voyage de Bougainville (postum 1796) sogar das Inzestverbot relativieren lässt, fordert er die Differenzierung unterschiedlicher Norm- und Moralsysteme und explizit auch eine »morale propre aux artistes«, eine (Ausnahme-)Moral für den Künstler.
    In diesen geht es zumeist um moralische Dilemmata, die in Übereinstimmung mit Diderots pluralistischer Ethik überraschend, offen oder widersprüchlich-unentschieden enden.
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    Diderot lehnt Rousseaus Ideal einer Gesellschaft von Kleinproduzenten ab, die der Entfaltung der unternehmerischen Initiative, dem ökonomischen Fortschritt keinen Raum läßt.
    Daß zukunftsweisende Publikationen der Aufklärung in der Tat in diesen Jahren entstanden oder erschienen sind, gibt D’Alembert für das 18. Jahrhundert recht: 1748: Voltaires Zadig, Montesquieus Esprit des lois, Diderots Bijoux indiscrets, Mablys Droit public de l’Europe fondé sur les traités; 1749: 1. Band von Buffons Histoire naturelle, Condillacs Traité des systèmes; 1750: Rousseaus erster Discours; 1751: Voltaires Siècle de Louis XIV usw.
    All die beschriebenen Veränderungen der neuen, natürlichen Schauspielweise führt der Sohn des Direktors der Comédie-Italienne, François Riccoboni, in seiner schauspieltheoretischen Schrift L'art du théâtre (1750) aus und gibt damit , den entscheidenden Anstoß für Diderots Reformvorschläge.
    Zusätzlich zu seiner Herausgebertätigkeit für die „Encyclopédie“, für die er selbst über tausend Artikel schreibt, verfaßt Diderot fundamentale dramentheoretische Abhandlungen zur Reform der Schauspielkunst und zum bürgerlichen Trauerspiel (Art. 114), das er selbst in seinen Theaterstücken umzusetzen versucht, ferner bedeutende kunsttheoretische und philosophische Schriften sowie ein erzähl-theoretisch innovatives Romanœuvre, das etwa durch dialogische Erzählstrukturen oder Einmischungen des Erzählers bereits auf den modernen Roman vorausweist, thematisch aber der Gesellschaftskritik der Aufklärung verpflichtet bleibt („Le neveu de Rameau“, um 1761/62 begonnen; „Jacques le fataliste et son maître“, um 1771-73 verfaßt).
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    Das Bestreben zu einer realistischen Erfassung der Wirklichkeit, wie es im Roman Die Nonne überzeugend zum Ausdruck kommt, steht deutlich im Zeichen von Erkenntnissen, die Diderot bei dem englischen Romancier Richardson gewonnen hat.
    In Anlehnung an seine früheren theoretischen Erörterungen (Eloge de Richardson; theoretischer Anhang zu Les deux amis de Bourbonne) will er auch hier historisches Geschehen gestalten, was bei ihm nicht etwas Geschichtliches bedeutet, sondern vielmehr konkrete, tatsächliche Begebenheiten.
    Die beiden BeispielGeschichten, aus denen Ceci n’est pas un conte besteht, lassen klarer erkennen, worauf es Diderot ankommt. Die Erzählung muß im Bereich der Wirklichkeit bleiben und ein akutes menschliches Problem behandeln, das jeden Leser unmittelbar berührt, ihn zur Stellungnahme zwingt und eine moralische Wirkung auf ihn ausübt.
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    Diese zu finden aber überläßt Diderot dem Leser, nachdem er die Problematik mit Argumenten und Gegenargumenten genügend erhellt und zugleich auch die Richtung für die Lösung gewiesen hat.
    Mit der Hervorkehrung der Widersprüchlichkeit der verschiedenen sozialen, moralischen und philosophischen Standpunkte und Anschauungen relativiert Diderot im Roman zugleich den Erzählerstandpunkt und die Standpunkte der handelnden Personen.
    Der aufklärerischen und moralisch-didaktischen Intention entsprechen auch die contes philosophiques Voltaires, die contes moraux Marmontels und die Dialogerzählungen Diderots, die jeweils fundamentale Neuerungen im Literatursystem der Aufklärung darstellen.
    Feenmärchen wie La Morlières Angola (1746) und Diderots Bijoux indiscrets (1748; „Die geschwätzigen Kleinode“) zeigen, bis zu welchem Grade im Rahmen dieser Gattung die aufklärerische Polemik gegen die bestehenden Verhältnisse getrieben werden konnte.
    Doch von der Régence an ist die Aufklärung, von Fontenelle, Bayle und anderen vorbereitet, nicht mehr aufruhalten, sowenig sie auch – und zwar von Anfang an – als eine einheitliche Bewegung mit gleichen und gleichbleibenden Zielen zu gelten hat Allein im religionsphilosophischen Bereich fallen eklatante Unterschiede etwa zwischen Atheisten wie dem Curé Meslier, Materialisten wie Diderot und La Mettrie, Deisten wie Voltaire und Vertretern der Gefühlsreligion wie Rousseau auf.
    Für ihn galt Voltaire, den wir als den eigentlichen Propheten der Aufklärung betrachten, als ein auf halbem Wege stehen gebliebener, weil er in der Philosophie sich dem Materialismus Diderot’s entgegenstellte, Kunst und Dichtung für unvergänglichere Güter hielt, als die exakte Naturwissenschaft, und vor allem, weil er, in seinen für die Öffentlichkeit bestimmten Schriften wenigstens, sich zum Deismus bekannte.
    Allerdings darf Diderot’s indirekte und direkte Mitwirkung nicht unterschätzt werden. Nicht nur die vielgerühmten Kunstkritiken der Salons und einige andere längere Artikel sind dessen Werk, auch in der Besprechung mancher naturwissenschaftlicher und philosophischer Arbeiten, die dem Dilettantismus Grimm’s ferner lagen, wird man die Beisteuer des stets hilfsbereiten Freundes erkennen.
    An die Frühaufklärung, die eine bemerkenswerte Romanproduktion in Gang setzt und wichtige ästhetisch-poetologische Neuansätze und subversive politische Entwürfe wie das Testament des Abbé Meslier (1729; Teiledition durch Voltaire 1762) hervorbringt, schließt sich ab den 1740er Jahren die Hochaufklärung an mit ihrer Radikalisierung der ›Lumières‹ im französischen Materialismus (La Mettrie), der die Phänomene der Welt auf die Gesetzmäßigkeiten der Materie zurückführt, mit der philosophischen Ausprägung eines genuin französischen Sensualismus (Condillac), der Erfahrungen auf individuelle Sinneseindrücke zurückführt, mit der Naturgeschichte Buffons, dem politiktheoretischen Hauptwerk Montesquieus und dem literarischen und philosophischen Frühwerk Diderots.
    In die Hochaufklärung fallen zentrale Schriften Diderots, Rousseaus, Turgots, d’Alemberts, Helvétius’ und so bedeutende Einzelwerke wie Voltaires Candide (1759).
    Vor allem ist es aber die „Encyclopédie“, die unter der Leitung von Diderot und d’Alembert ab 1750 erscheint und zum Symbol der Aufklärung wird.
    Auch Diderot (1713-1784) gehört zu den führenden Aufklärern.
    Diderots philosophische Ansichten haben sich von der ersten Zeit seines öffentlichen Auftretens bis zur Zeit der Abfassung des Reve d’Alembert mit seinen beiden Fortsetzungen von Grund aus geändert.
    In Bezug auf die Ethik nimmt er unter den Aufklärern eine besondere Stellung ein;
    Der Streit, ob Diderots Roman La Religieuse als anti-religieux aufzufassen ist, ob er so gelesen wurde oder gemeint war, wird schon lange geführt.
    Man sieht an diesem Zitat von Diderot sehr deutlich, dass alle menschlichen Kenntnisse (»connoissances«) auf ein einheitliches Prinzip zurückgeführt werden, nämlich das Prinzip der Sinneswahrnehmung. Sinneseindrücke erregen die Wahrnehmungstätigkeit (»perceptions«) des Verstandes (»entendement«). Dieser verarbeitet die Wahrnehmungen mittels dreier Vermögen (»facultés«): Gedächtnis/Erinnerung (»Mémoire«), Vernunft (»Raison«) und Einbildungskraft (»Imagination«). Aus diesen drei Vermögen lassen sich die drei Haupttätigkeiten des »systême des connoissances humaines« ableiten: Geschichtsschreibung, Philosophie und Poesie.
    Im Folgenden soll die aus dieser Wechselwirkung resultierende Begegnung von Literatur und Wissenschaft (beziehungsweise Philosophie) anhand zweier zentraler Autoren des französischen 18. Jahrhunderts beispielhaft etwas genauer untersucht werden: Jean-Jacques Rousseau und Denis Diderot.
    Schon Diderots Übersetzung von Shaftesburys Inquiry concerning virtue and merit, die 1745 erscheint, dokumentiert sein lebhaftes Interesse an Fragen der Moralphilosophie, das ihn bis in sein Spätwerk, die Auseinandersetzung mit Helvétius und mit Seneca (1778/1782), begleitet.
    Diderots Philosophie ist geprägt vom Sensualismus, Materialismus und Skeptizismus sowie dem neuen Vitalismus in der zeitgenössischen Naturforschung, der als Grundlage allen Lebens eine Lebenskraft (›vis vitalis‹) annimmt.
    Diderot aber wird im Laufe der 1770er Jahre, wie andere Vertreter der Spätaufklärung, zu einem entschiedenen Gegner gerade auch des aufgeklärten Absolutismus.
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    Indem Diderot in diesem gesellschaftskritischen Werk die Abhängigkeit des Herrn von seinem Knecht einprägsam demonstriert, enthüllt er im weiteren Sinne die Unproduktivität und Funktionslosigkeit der herrschenden Klasse.
    Diderot befaßt sich mit der Kategorie des Geschmacks im Artikel „Beau“ der „Encyclopédie“ und in seinen neun „Salons“, jenen zwischen 1759 und 1781 für Grimms „Correspondance littéraire“ verfaßten kunstkritischen Berichten über die Kunstausstellungen im Louvre.
    Allerdings darf Diderot’s indirekte und direkte Mitwirkung nicht unterschätzt werden. Nicht nur die vielgerühmten Kunstkritiken der Salons und einige andere längere Artikel sind dessen Werk, auch in der Besprechung mancher naturwissenschaftlicher und philosophischer Arbeiten, die dem Dilettantismus Grimm’s ferner lagen, wird man die Beisteuer des stets hilfsbereiten Freundes erkennen.
    Der empfindungsvolle Nachruf an Diderot und der ebenso kalte Abschied von d’Alembert und Rousseau verrät doch Grimm’s Feder, und wenn Diderot nach wie vor die Kunstkritiken schrieb, was zu bezweifeln kein hinreichender Grund vorliegt, so dürfen wir in Grimm wohl den unausgesetzt thätigen Musikreferenten suchen.
    Deren radikale Form, der Pyrrhonismus, bildet eine der Hauptlinien aufklärerischer Philosophie zwischen Bayle und Hume und spielt für das Entstehen moderner Wissenschaft (z. B. als Historischer Pyrrhonismus für die Geschichtswissenschaft bei Nicolas Fréret), in der Religionskritik und auch in literarischen Bearbeitungen erkenntnistheoretischer und ethischer Fragen (deutlich z. B. bei Diderot) eine erhebliche Rolle.
    Wie schwierig das Überleben, wie entwürdigend die Abhängigkeiten sein können, bezeugt Diderots Le neveu de Rameau (entstanden vermutlich zwischen 1762 und 1773).
    Durch seine Arbeit als Kunstkritiker macht er die Bekanntschaft der Maler Chardin, Vernet und Greuze sowie des Bildhauers Falconet.
    Neben der satirischen Betrachtung der zeitgenössischen Gesellschaft übt Diderot auch Kritik am traditionellen Roman und am Theater, dessen gekünstelte und unnatürliche Bühnenpraxis ihm missfällt.
    Zusätzlich zu seiner Herausgebertätigkeit für die „Encyclopédie“, für die er selbst über tausend Artikel schreibt, verfaßt Diderot fundamentale dramentheoretische Abhandlungen zur Reform der Schauspielkunst und zum bürgerlichen Trauerspiel (Art. 114), das er selbst in seinen Theaterstücken umzusetzen versucht, ferner bedeutende kunsttheoretische und philosophische Schriften sowie ein erzähl-theoretisch innovatives Romanœuvre, das etwa durch dialogische Erzählstrukturen oder Einmischungen des Erzählers bereits auf den modernen Roman vorausweist, thematisch aber der Gesellschaftskritik der Aufklärung verpflichtet bleibt („Le neveu de Rameau“, um 1761/62 begonnen; „Jacques le fataliste et son maître“, um 1771-73 verfaßt).
    aber der Eindruck der Willkürlichkeit des Dichters bleibt um so mehr vorwiegend, als man aus der Verteidigungsschrift der Nonne nur allzu oft das Plaidoyer des Philosophen Diderot gegen die Klöster heraushört.
    Das Cölibat, die durch Gelübde erzwungene Ehelosigkeit, und das Klosterleben verurteilt und bekämpft er in entschiedener Weise.
    Dass Diderot nicht nur eine klosterfeindliche, sondern auch eine politische und sociale Tendenz verfolgte, hat Assezat schon gesagt (V. 209 Anm.).
    Dieses Verhalten ist psychologisch unerklärlich und nur deshalb von Diderot so dargestellt, weil es sich für ihn darum handelt, die Schattenseiten des klösterlichen Lebens in möglichst düsterem Lichte zu schildern.
    Aber Diderot fehlt die Kraft der tragischen Empfindung; die moralische Reflexion tritt zu sehr hervor; Man kann höchstens sagen, dass in der Religieuse der Keim zum socialen Roman liegt;
    Die großen Autoren der Aufklärung, Diderot und Voltaire — vor ihnen bereits Montesquieu mit seiner Histoire véritable, die, schon früh konzipiert, erst 1754 in endgültiger Fassung vorlag — bemächtigen sich der Gattung des conte, um ihn zu einem Instrument ihrer kämpferischen Absichten zu machen.
    Diderot und insbesondere Voltaire bemächtigen sich dann des conte, um aus ihm ein Instrument geistigen Kampfes zu machen.
    Muß man, wenn letzteres richtig ist, weiter folgern und annehmen, der Roman vertrete das Ideal des gläubigen Menschen, da sich seine Protagonistin trotz widriger Umstände ihre Gläubigkeit bewahrt, so wie sich in Richardsons Pamela, or Virtue Rewarded, von Diderot gerade zur Abfassungszeit seines Romans sehr bewundert, die Heldin ihre arg bedrohte Tugend bewahrt?
    Die so entfachte Rührung nützt er jedoch nicht zur Propagierung positiver Wertvorstellungen, sondern wendet sie in einer Art Umkehrverfahren gegen jene Figuren, die die eigentlichen Urheber des Unglücks seiner Protagonistin sind.
    Diderots Text greift Mißstände an, ohne Gegenvorschläge zu machen.
    Auch Jacques fungiert streckenweise als außenstehender, freilich nicht immer sehr verläßlicher Beobachter, und in La Religieuse schließlich setzt Diderot nicht eine, sondern viele Beobachterfiguren ein. In diesem Roman lassen sich in der Tat nahezu alle Nebenfiguren diesem Typus zuordnen. Die verschiedenen Priester, die als Beichtväter auftreten, auch der grand vicaire, der als eine Art Untersuchungsrichter in Longchamp die Vorwürfe gegenüber Suzanne beurteilen muß, gehören dazu. Père Lemoine, der Suzanne von Anbeginn vor den sündhaften Annäherungen der Oberin von Sain-te-Eutrope warnt, spielt so eine äußerst wichtige Rolle bei der Beurteilung dieser Frau. Denn gerade das Geschehen in Sainte-Eutrope beurteilt die Erzählerin selbst ja besonders naiv, schildert sie doch lange Zeit das Verhalten der Oberin als harmlose, wenn auch nicht ganz verständliche Eigenheit einer etwas unausgeglichenen Klosterfrau: Elle me tint cent propos doux, et me fit mille caresses qui m’embarrassèrent un peu, je ne sais pas pourquoi, car je n’y entendais rien ni elle non plus; à présent même que j’y réfléchis, qu’aurions-nous pu y entendre? Cependant j’en parlai à mon directeur, qui traita cette familiarité, qui paraissait innocente et qui me le parait encore, d’un ton fort sérieux, et me défendit gravement de m’y prêter davantage. Elle me baisa le cou, les épaules, les bras; elle loua mon embonpoint et ma taille, et me mit au lit; (S. 333). Die wiederholten Mahnungen des Beichtvaters stellen sicher, daß weder die fortwährende Blindheit Suzannes, noch die Beschwichtigungen der Oberin selbst den Leser in seiner Beurteilung schwanken lassen. Die Tatsache, daß es sich bei einer ganzen Reihe dieser Beobachterfiguren selbst um Kirchenleute handelt, macht ihre Kritik an den geschilderten Zuständen um so glaubwürdiger und läßt sie dem Leser als absolut verläßliche Interpretationshilfen erscheinen.
    Insofern richtet sich Diderots Roman nicht nur gegen individuelle Verfehlungen einzelner Klosterfrauen, sondern gegen die Institution des Klosters als solcher. Mit dem Angriff auf die Institution gerät zweifelsohne auch die Kirche, die solchermaßen organisiertes Gruppenleben ideologisch rechtfertigt und durch ihre unmittelbaren Vertreter, die Priester, auch institutionell an sie bindet, ins Schußfeld der Kritik.
    Sein Freund Diderot verbüßte 1749 wegen religionskritischer Äußerungen in seiner Lettre sur les aveugles eine Haftstrafe in Vincennes.
    Daraus resultiert die Strukturlosigkeit der Gattung, welche zum Beispiel in folgendem Zitat aus Diderots Jacques le fataliste angesprochen wird:
    Wir haben gesehen, dass Diderots Kritik am herkömmlichen Roman auf dessen Entfernung von der Alltagswirklichkeit, auf seiner Märchenhaftigkeit und Unwahrscheinlichkeit beruht.
    In den 1740er Jahren macht Diderot Bekanntschaft mit den Materialisten La Mettrie und d’Holbach, dann auch mit Helvétius, dessen erfolgreiche Werke, De l’esprit (1758) und De l’homme (1773), er kritisch kommentieren wird, mit Rousseau, mit dem auch er sich entzweit, mit Jean le Rond d’Alembert und dem Baron Friedrich Melchior Grimm; nicht zu vergessen seine zahlreichen weiblichen Bekanntschaften, mit der intellektuellen Julie de l’Espinasse, Freundin d’Alemberts, und Sophie Volland, mit der ihn eine langjährige Liebschaft verbindet.
    Bis 1781 verfasst er zahlreiche Kunstkritiken zur zeitgenössischen Malerei für die Correspondance littéraire (Salons), die an europäischen Fürstenhöfen als Orientierungshilfe beim Erwerb von Kunstwerken dienen.
    Mit Sterne ist Diderot persönlich bekannt, und am Schluss von Jacques le fataliste kommt ein plötzlich eingesetzter Herausgeber ironisch-ungeniert auf den Vorwurf zu sprechen, der Text plagiiere dessen aktuellen Roman;
    Diderot aber wird im Laufe der 1770er Jahre, wie andere Vertreter der Spätaufklärung, zu einem entschiedenen Gegner gerade auch des aufgeklärten Absolutismus.
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    Originalität, die erst in der zweiten Jahrhunderthälfte die negative Konnotierung verliert – bis dahin galten Abweichungen vom Gegenstand der Nachahmung als lächerlich oder unverständlich – und dichterische Freiheit sowie die aus beiden resultierende Aufwertung des Schriftstellers als Genie, wie sie etwa Diderot in seinem „Discours sur la poésie dramatique“ (1758) und vor allem in „Le neveu de Rameau“ (um 1761/62 begonnen) propagiert, stehen in diametralem Gegensatz zur Regelbefolgung und zur Geschmacksdefinition der Klassik.
    Feenmärchen wie La Morlières Angola (1746) und Diderots Bijoux indiscrets (1748; „Die geschwätzigen Kleinode“) zeigen, bis zu welchem Grade im Rahmen dieser Gattung die aufklärerische Polemik gegen die bestehenden Verhältnisse getrieben werden konnte.
    Die zivilisatorische Leistung, die bewunderswerten produktiven Kräfte, die Menschen entfaltet haben, ·lassen Diderot, den Verfasser des Artikels, nicht die moralische Fragwürdigkeit des Menschen vergessen: »la bassesse ou l’atrocité des actions par lesquelles s’avilit souvent ce roi de la nature«. Die Untersuchung menschlicher Handlungsmotivationen ist allerdings auch auf die Vermittlung zwischen natürlichen, instinktiven Anlagen des Menschen und seinen gesellschaftlichen Aufgaben gerichtet. Die praktische Anwendung des moralistischen, wir sagen heute: psychologischen Wissens darf man sich als erzieherische Manipulation oder als Sozialisation vorstellen.
    Diderots Romane, die er bis zu seinem Tod mehrmals überarbeitet, entziehen sich einer eindeutigen Klassifizierung. Vom englischen empfindsamen Roman Richardsons geprägt, weisen sie mit der Parodie traditioneller Romanformen, eingeschobenen romantheoretischen Reflexionen unter dem Einfluss von Sternes Life and Opinions of Tristram Shandy (1760-1767) und innovativen Erzählverfahren auf moderne Romanformen voraus.
    Im Prospectus (1750) skizziert Diderot die Zielsetzung der Encyclopédie. Die Verbreitung des Wissens soll den Fortschritt des menschlichen Geistes fördern.
    All die beschriebenen Veränderungen der neuen, natürlichen Schauspielweise führt der Sohn des Direktors der Comédie-Italienne, François Riccoboni, in seiner schauspieltheoretischen Schrift L'art du théâtre (1750) aus und gibt damit , den entscheidenden Anstoß für Diderots Reformvorschläge.
    Mercier strebt wie Diderot eine Erneuerung des Theaters an, die er mit seinen Dramen zu verwirklichen hofft.
    Zusätzlich zu seiner Herausgebertätigkeit für die „Encyclopédie“, für die er selbst über tausend Artikel schreibt, verfaßt Diderot fundamentale dramentheoretische Abhandlungen zur Reform der Schauspielkunst und zum bürgerlichen Trauerspiel (Art. 114), das er selbst in seinen Theaterstücken umzusetzen versucht, ferner bedeutende kunsttheoretische und philosophische Schriften sowie ein erzähl-theoretisch innovatives Romanœuvre, das etwa durch dialogische Erzählstrukturen oder Einmischungen des Erzählers bereits auf den modernen Roman vorausweist, thematisch aber der Gesellschaftskritik der Aufklärung verpflichtet bleibt („Le neveu de Rameau“, um 1761/62 begonnen; „Jacques le fataliste et son maître“, um 1771-73 verfaßt).
    Diderot war Mitherausgeber der das Wissen der damaligen Zeit systematisch erfassenden Encyclopédie, zu der er auch hunderte von Artikeln beisteuerte,
    Während die großen Autoren des 17. Jahrhunderts (etwa Descartes oder Leibniz) ihr Wissen vornehmlich unter ihresgleichen publik machten und daher teilweise noch auf Lateinisch schrieben, wollen ihre Nachfolger im 18. Jahrhundert (Montesquieu, Voltaire, Diderot, Rousseau) das Wissen allgemein verfügbar machen.
    Belehrung und Erziehung kann sich nun allerdings der Möglichkeiten des Romans durchaus bedienen, wie Diderot am Beispiel des von ihm bewunderten englischen Romanciers Richardson zeigt.
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    Konsequenterweise führt der Verfasser im zweiten Teil des Artikels eine Reihe politischer oder ökonomischer Maßnahmen an, um das Glück des Individuums mit dem Wohlergehen der Nation zu verbinden: Steigerung der Bevölkerungszahl; Fleiß und Arbeitskraft würden durch die politische und kommerzielle Freiheit gefördert; Förderung der Volksgesundheit; staatliche Arbeitsbeschaffung; Steigerung der landwirtschaftlichen Produktivität durch steuerliche Entlastung und entsprechende Belastung des Dienstleistungsgewerbes; ein möglichst gleichmäßig zu verteilendes Sozialprodukt.
    Wie schwierig das Überleben, wie entwürdigend die Abhängigkeiten sein können, bezeugt Diderots Le neveu de Rameau (entstanden vermutlich zwischen 1762 und 1773). Das schriftstellerische Proletariat des 18. Jh.s betreibt, häufig unter dem Deckmantel der Pornographie, politische Subversion.
    Dies gilt umso mehr für die pornographische Literatur der Epoche, die die wirkungsästhetische Poetik des Sensualismus umstandslos umsetzt und sich teilweise auch mit politisch-subversiven Inhalten verbindet, z. B. in Thérèse philosophe (1748, dem Marquis d’Argens zugeschrieben), Le sopha. Conte moral (1742) von Crébillon fils mit Anklängen an Tausendundeine Nacht, Les bijoux indiscrets (1748) von Denis Diderot und Le rideau levé ou L’éducation de Laure (1788) von Mirabeau fils.
    In ihr lässt sich, entlastet von tatsächlichen Konsequenzen, ästhetisch inszenieren und ausprobieren, was moralisch und politisch (nicht) wünschenswert und was überhaupt moralisch relevant ist. In diesen Kontext gehören vor allem dialogische Erzähltexte des ethischen Pluralisten Diderot, insbesondere Le neveu de Rameau, aber auch die in Jacques le fataliste eingebetteten, ethisch oft in einen unauflösbaren Widerspruch mündenden Erzählungen, die ›contes moraux‹ und ihr Pendant, die ›contes immoraux‹, und vor allem das Werk des Marquis de Sade, eine gewaltige und gewalttätige Verkehrung aufklärerischer Moral, die die literarischen Neuerungen der Aufklärung subversiv instrumentalisiert.
    Im Bereich des Theaters spielt Diderot zusammen mit Beaumarchais (1732-1799) und Mercier (1740-1814) eine entscheidende Rolle bei der Etablierung einer neuen dramatischen Gattung, dem drame bourgeois oder auch genre sérieux, das der im Laufe des Jahrhunderts beständig gewachsenen Bedeutung des Bürgertums Rechnung trägt und damit zugleich die für die klassische Tragödie verbindliche Ständeklausel überwindet.
    Dass Diderot nicht nur eine klosterfeindliche, sondern auch eine politische und sociale Tendenz verfolgte, hat Assezat schon gesagt (V. 209 Anm.).
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    Auch Diderots Bijoux indiscrets (1748), in denen das Motiv vom sprechenden “bijou” der Frau als Mittel zur Persiflage zeitgenössischer Sitten und Ideologien eingesetzt wird, gehören in die Nähe des Crébillonschen Romans.
    Zu einem Zeitpunkt, als die berühmtesten Werke, deren Thema gerade der unversöhnliche Konflikt zwischen Libertinage und Empfindsamkeit ist, zum Teil noch nicht erschienen waren, sieht Diderot die Begrenztheit sich absolut setzender Systeme. Mit beiden Denkmodellen bestens vertraut, ja selbst zwischen ihnen hin und her gerissen, ringt er sich zu einer ironischen Position durch und ist damit, wie überhaupt mit Jacques le fataliste, seinen Zeitgenossen weit voraus.
    Neben der satirischen Betrachtung der zeitgenössischen Gesellschaft übt Diderot auch Kritik am traditionellen Roman und am Theater, dessen gekünstelte und unnatürliche Bühnenpraxis ihm missfällt.
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    Besonders engagiert zeigen sich hier Diderot und, vor allem für die Bühnenautoren, Beaumarchais.
    Freilich bedurfte es der Kunst eines Richardson, so der begeisterte Diderot, um die artifizielle Konstruiertheit dieser „contrastes d’interêts et d’humeurs“, das, was er anderswo die lügnerische „éloquence“ der moralischen Persuasionsstrategie nannte, hinter dem „charme de l’ouvrage“ zu verbergen.
    Diderot war Mitherausgeber der das Wissen der damaligen Zeit systematisch erfassenden Encyclopédie, zu der er auch hunderte von Artikeln beisteuerte, er schrieb Dramen und dramentheoretische Texte (Le fils naturel, Le père de famille, Entretiens sur le fils naturel), Romane oder romanartige Texte (Les bijoux indiscrets, La religieuse, Le neveu de Rameau, Jacques le fataliste et son maître), philosophische und kulturvergleichende Texte (Lettre sur les aveugles, Supplément au voyage de Bougainville) und vieles mehr.
    Diderots (1713—1784) Entretien entre d'Alembert et Diderot entstand vermutlich im Jahr 1769, wurde aber — nach einer anonymen Teilveröffentlichung in der Correspondance littéraire (1782) — vollständig erstmals 1830 veröffentlicht. Es handelt sich um einen der gedanklich kühnsten und brisantesten Texte des Autors, in dem atheistische Argumente diskutiert werden — dies war vermutlich auch der Grund dafür, dass der Text zu Lebzeiten des Autors nicht unter seinem Namen veröffentlicht wurde.
    Nicht nur in seinen Dialogen inszeniert Diderot eine Begegnung von wissenschaftlich-philosophischer mit poetischer Rede, sondern auch in seinem Roman Jacques le fataliste, der nun zu betrachten ist.
    Man sieht, dass Diderots Einstellung zum Roman ambivalent ist.
    Es lässt sich zeigen, dass die Opposition Fiktion vs. Wahrheit in vielfacher Weise im Text infrage gestellt wird, etwa wenn sich die Stimme des Erzählers mit der des Autors Diderot vermischt und dieser Anekdoten aus seinem Leben erzählt, zum Beispiel die Geschichte des »poète de Pondichéry«, oder wenn das Ende des Romans mit einer Ansammlung jener haarsträubenden Zufälle aufwartet, die charakteristisch sind für den Bereich der Abenteuerromane, oder aber wenn sich die Handlung von Jacques le fataliste als Zitatmontage erweist — man denke insbesondere an die zahlreichen intertextuellen Bezugnahmen auf Cervantes’ Don Quijote und auf Sternes Tristram Shandy.
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    In diesen später unter dem Titel Salons bekannten neun Berichten (1759-1781) spricht sich Diderot für eine emotionale Wirkung der Kunst aus:
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    Damit wird erneut deutlich, daß es Diderot in La Religieuse um eine möglichst weitgehende Annäherung der fiktiven Welt seines Romans an die reale Welt der Rezipienten geht.