RÉTIF DE LA BRETONNE, Nicolas-Edme (Q850): Difference between revisions
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(Added reference to claim: topic interest (P47): family (Q2907), Adding references Bauer_Funke_1998b Rétif ist Gast in den mondänen Salons und wird von Beaumarchais und Mercier protegiert. Er führt ein Bohème-Leben und schreckt nicht davor zurück, Szenen aus seinem Liebes- und Familienleben in seinen Werken preiszugeben.) |
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Revision as of 12:31, 1 September 2023
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Language | Label | Description | Also known as |
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English | RÉTIF DE LA BRETONNE, Nicolas-Edme |
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Statements
RÉTIF DE LA BRETONNE, Nicolas-Edme (français)
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Vielfach wird in der Tradition des spanischen Picaro-Romans (Schelmenromans) die turbulente Geschichte vom hindernisreichen sozialen Aufstieg und dem schmerzhaften, aber erfolgreichen Lernen eines gewitzten Protagonisten erzählt, häufig in einem historischen Kontext und ebenso häufig mit stark erotischen Akzenten, die den frei-zügig-libertinen Roman vorbereiten. Prototypen sind Alain-Rene Lesage, Histoire de Gil Blas de Santillane (1715-1735), Pierre Carlet de Marivaux, Le paysan par-venu (1734/1735) und dessen Gegenstück, Nicolas Edme Retif de La Bretonnes Le paysan perverti (1775).
Und, wie ich es sagte, ist die Unterrichtung durch die Geschichte die wirksamste Art, die Menschen zu unterrichten ..13 Rétifs Romane Le paysan perverti ou les dangers de la ville (1776; „Der verdorbene Bauer oder die Gefahren der Stadt“) und La paysanne pervertie (1776; „Die verdorbene Bäuerin“) sind eindrucksvolle Beispiele dafür, wie im spätaufklärerischen Roman die Gestalten und deren Konflikte bereits im realen geschichtlichen Prozeß der Auflösung der ständischen Ordnung und der Formierung des Bürgertums verankert sind.
Rétifs Helden wandeln sich von guten, tugendhaften zu bösen, lasterhaften Menschen, und zwar auf Grund eines sozialen, die Ständeordnung untergrabenden Vorgangs: der Versetzung des Bauern vom Land in die Stadt, aus der ländlichen Einfalt in den alle überkommenen Werte zerstörenden bürgerlichen Verkehr.
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Vielfach wird in der Tradition des spanischen Picaro-Romans (Schelmenromans) die turbulente Geschichte vom hindernisreichen sozialen Aufstieg und dem schmerzhaften, aber erfolgreichen Lernen eines gewitzten Protagonisten erzählt, häufig in einem historischen Kontext und ebenso häufig mit stark erotischen Akzenten, die den frei-zügig-libertinen Roman vorbereiten. Prototypen sind Alain-Rene Lesage, Histoire de Gil Blas de Santillane (1715-1735), Pierre Carlet de Marivaux, Le paysan par-venu (1734/1735) und dessen Gegenstück, Nicolas Edme Retif de La Bretonnes Le paysan perverti (1775).
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Vielfach wird in der Tradition des spanischen Picaro-Romans (Schelmenromans) die turbulente Geschichte vom hindernisreichen sozialen Aufstieg und dem schmerzhaften, aber erfolgreichen Lernen eines gewitzten Protagonisten erzählt, häufig in einem historischen Kontext und ebenso häufig mit stark erotischen Akzenten, die den frei-zügig-libertinen Roman vorbereiten. Prototypen sind Alain-Rene Lesage, Histoire de Gil Blas de Santillane (1715-1735), Pierre Carlet de Marivaux, Le paysan par-venu (1734/1735) und dessen Gegenstück, Nicolas Edme Retif de La Bretonnes Le paysan perverti (1775).
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Vielfach wird in der Tradition des spanischen Picaro-Romans (Schelmenromans) die turbulente Geschichte vom hindernisreichen sozialen Aufstieg und dem schmerzhaften, aber erfolgreichen Lernen eines gewitzten Protagonisten erzählt, häufig in einem historischen Kontext und ebenso häufig mit stark erotischen Akzenten, die den frei-zügig-libertinen Roman vorbereiten. Prototypen sind Alain-Rene Lesage, Histoire de Gil Blas de Santillane (1715-1735), Pierre Carlet de Marivaux, Le paysan par-venu (1734/1735) und dessen Gegenstück, Nicolas Edme Retif de La Bretonnes Le paysan perverti (1775).
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In Retifs Sittengeschichte spielt, wie später auch bei Balzac, der Gegensatz von Stadt und Land eine große Rolle.
Rétifs Helden wandeln sich von guten, tugendhaften zu bösen, lasterhaften Menschen, und zwar auf Grund eines sozialen, die Ständeordnung untergrabenden Vorgangs: der Versetzung des Bauern vom Land in die Stadt, aus der ländlichen Einfalt in den alle überkommenen Werte zerstörenden bürgerlichen Verkehr.
Vielmehr führt er vor Augen, wie sich unter der Einwirkung des städtischen Milieus die Menschen innerlich verändern und allmählich dem Laster verfallen.
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In Retifs Sittengeschichte spielt, wie später auch bei Balzac, der Gegensatz von Stadt und Land eine große Rolle.
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Der Realismus des Erzählers und Novellisten Retif de La Bretonne nimmt in mancher Hinsicht die soziologisch orientierte Narrativik des 19.
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Jh.s vorweg, Merciers Tableau de Paris (1781-1788; Fortsetzung 1799/1800), ergänzt durch Retif de La Bretonnes Les nuits de Paris ou Le spectateur nocturne (ab 1788), ist ein Vorläufer der Paris-Literatur, die im 19.
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Dies ist nicht minder zu beachten, wenn - wie in den Romanen von Rétif de la Bretonne - eine ausgeprägte moralistische Zielstellung mit ganz anderen Mitteln und auf eine ganz andere Weise verfolgt wird. Bei ihm steht nicht die Gestaltung idealer Gesellschaftsbeziehungen im Vordergrund, sondern die abschrekende Schilderung von Laster, Unglück und menschlichem Leid.
Rétif stellt sich hier die Aufgabe, auf die sittliche Besserung der Gesellschaft hinzuwirken, indem er die Liebe zur Tugend weckt und Entsetzen vor dem Laster einflößt.
Vielmehr führt er vor Augen, wie sich unter der Einwirkung des städtischen Milieus die Menschen innerlich verändern und allmählich dem Laster verfallen.
Bleiben wir in unseren Dörfern und versuchen wir nicht, aus der glücklichen Unkenntnis über die Freuden der großen Städte herauszutreten .. .“14 Das Ende der beiden Bauernkinder gestaltet Rétif mit „extremen“ Mitteln, er will - wie der in derselben Zeit blühende Schauerroman - „Entsetzen erregen“, um damit eine entsprechende moralische Wirkung zu erzielen : Der junge Mann ersticht fünf oder sechs Polizisten, die ihn festnehmen wollen, er wird in das Bagno gebracht, bereut und flieht, aber die Reue erlöst ihn nicht: auf der Flucht wird er von einer Schlange gebissen, man muß ihm einen Arm abnehmen, er verliert ein Auge, dann das andere, wird ein Wrack, das zwar von seiner ehemaligen Wohltäterin noch geheiratet, aber schon am Hochzeitstag von einem Wagen zermalmt wird; das junge Mädchen liebt einen Rohling, wird mißhandelt und krank, auch sie wird durch die Reue nicht erlöst: sie verfault bei lebendigem Leibe, „um alle, die sich dem Laster ergeben, zu entsetzen, damit sie nicht auf eine späte Reue vertrauen“.15 Faszinieren die Romane von Rétif de la Bretonne die Zeitgenossen vor allem durch ihre drastischen Schilderungen moralischer Korrumpierung, abscheulicher Laster und menschlichen Elends als Folge der Abkehr von der „Natürlichkeit“ des Landlebens, so wird schließlich diesen Darstellungen mit dem utopisch-sentimentalen Roman Paul et Virginie (1788) von Bernardin de Saint-Pierre am Vorabend der Revolution ein positives Gegenbild an die Seite gestellt, das an hinreißendem Pathos nichts zu wünschen übrigläßt.
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Dies ist nicht minder zu beachten, wenn - wie in den Romanen von Rétif de la Bretonne - eine ausgeprägte moralistische Zielstellung mit ganz anderen Mitteln und auf eine ganz andere Weise verfolgt wird. Bei ihm steht nicht die Gestaltung idealer Gesellschaftsbeziehungen im Vordergrund, sondern die abschrekende Schilderung von Laster, Unglück und menschlichem Leid.
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Dies ist nicht minder zu beachten, wenn - wie in den Romanen von Rétif de la Bretonne - eine ausgeprägte moralistische Zielstellung mit ganz anderen Mitteln und auf eine ganz andere Weise verfolgt wird. Bei ihm steht nicht die Gestaltung idealer Gesellschaftsbeziehungen im Vordergrund, sondern die abschrekende Schilderung von Laster, Unglück und menschlichem Leid.
Bleiben wir in unseren Dörfern und versuchen wir nicht, aus der glücklichen Unkenntnis über die Freuden der großen Städte herauszutreten .. .“14 Das Ende der beiden Bauernkinder gestaltet Rétif mit „extremen“ Mitteln, er will - wie der in derselben Zeit blühende Schauerroman - „Entsetzen erregen“, um damit eine entsprechende moralische Wirkung zu erzielen : Der junge Mann ersticht fünf oder sechs Polizisten, die ihn festnehmen wollen, er wird in das Bagno gebracht, bereut und flieht, aber die Reue erlöst ihn nicht: auf der Flucht wird er von einer Schlange gebissen, man muß ihm einen Arm abnehmen, er verliert ein Auge, dann das andere, wird ein Wrack, das zwar von seiner ehemaligen Wohltäterin noch geheiratet, aber schon am Hochzeitstag von einem Wagen zermalmt wird; das junge Mädchen liebt einen Rohling, wird mißhandelt und krank, auch sie wird durch die Reue nicht erlöst: sie verfault bei lebendigem Leibe, „um alle, die sich dem Laster ergeben, zu entsetzen, damit sie nicht auf eine späte Reue vertrauen“.15 Faszinieren die Romane von Rétif de la Bretonne die Zeitgenossen vor allem durch ihre drastischen Schilderungen moralischer Korrumpierung, abscheulicher Laster und menschlichen Elends als Folge der Abkehr von der „Natürlichkeit“ des Landlebens, so wird schließlich diesen Darstellungen mit dem utopisch-sentimentalen Roman Paul et Virginie (1788) von Bernardin de Saint-Pierre am Vorabend der Revolution ein positives Gegenbild an die Seite gestellt, das an hinreißendem Pathos nichts zu wünschen übrigläßt.
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Dies ist nicht minder zu beachten, wenn - wie in den Romanen von Rétif de la Bretonne - eine ausgeprägte moralistische Zielstellung mit ganz anderen Mitteln und auf eine ganz andere Weise verfolgt wird. Bei ihm steht nicht die Gestaltung idealer Gesellschaftsbeziehungen im Vordergrund, sondern die abschrekende Schilderung von Laster, Unglück und menschlichem Leid. Gemäß seinen von Rousseau übernommenen Anschauungen erblickte er im Kapitalisierungsprozeß, wie er sich in den Städten vollzog, die Wurzel aller gesellschaftlichen Übel.
Rétif de la Bretonne, seiner Herkunft nach burgundischer Bauer, hatte seine Kenntnisse über die bäuerlichen Sitten wie auch über die Lebensweise der unteren Schichten der Pariser Bevölkerung aus der Erfahrung bezogen.
Und, wie ich es sagte, ist die Unterrichtung durch die Geschichte die wirksamste Art, die Menschen zu unterrichten ..13 Rétifs Romane Le paysan perverti ou les dangers de la ville (1776; „Der verdorbene Bauer oder die Gefahren der Stadt“) und La paysanne pervertie (1776; „Die verdorbene Bäuerin“) sind eindrucksvolle Beispiele dafür, wie im spätaufklärerischen Roman die Gestalten und deren Konflikte bereits im realen geschichtlichen Prozeß der Auflösung der ständischen Ordnung und der Formierung des Bürgertums verankert sind.
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Einzige Alternative dazu schien ihm die Rückkehr zur Natürlichkeit und Einfachheit ländlicher Sitten, zu präkapitalistischen Verhältnissen. Die Entdeckung des Volkes in seinen Werken, die im Hinblick auf die Herausbildung einer realistischen Romankunst gewiß hoch zu bewerten ist, steht damit jedoch im Zeichen einer falschen historischen Perspektive. Darum kann auch hier der Begriff „Realismus“ nur unter Vorbehalt Anwendung finden.
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Als Schüler und überzeugter Anhänger Rousseaus teilt er mit diesem neben dem weltanschaulichen Standpunkt auch die plebejisch-demokratische Gesinnung, die in seinen Werken in mannigfaltiger Weise ihren Niederschlag findet.
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Ich werde nie eine Täuschung vorbringen können.“12 Seine Erkenntnis, daß die individuellen Schicksale von äußeren Ereignissen, von gesellschaftlichen Faktoren bestimmt werden, ist eine der Voraussetzungen dafür, daß Rétif in seinen Werken den sozialen Details besondere Aufmerksamkeit schenkt.
Zu seinen besten Werken zählen moralische und soziale Reformprojekte wie Le Thesmographe, Le Pornographe, La Découverte australe („Die australische Entdeckung“), autobiographische Werke, vor allem La vie de mon père („Das Leben meines Vaters“), Monsieur Nicolas, ou le coeur humain dévoilé (1696/97 ; "Monsieur Nicolas oder das entschleierte menschliche Herz“) und Romane wie Le Ménage parisien („Der Pariser Haushalt“) oder Le Paysan perverti („Der verdorbene Bauer“).
Die von Rétif erstrebte dokumentarische Treue in den Details verleiht seinem literarischen Werk den Rang eines Zeitgemäldes der französischen Gesellschaft des späten 18.
Wenngleich die Romane Diderots - wie bereits bemerkt - erst nach der Revolution veröffentlicht wurden und damit keinen Einfluß mehr auf die aufklärerische Bewußtseinsbildung einer breiten Leserschaft auszuüben vermochten, so sind sie doch nicht weniger als die Werke Marmontels, Rétifs oder Rousseaus Ausdruck und Produkt der sozialen und ideologischen Prozesse in der vorrevolutionären Phase. Ihr Gegenstand sind die gleichen gesellschaftlichen Widersprüche wie in jenen Werken, nur zeichnet sich hier die Methode ihrer Behandlung und die Perspektive ihrer Überwindung durch qualitativ neue Momente aus.
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Ich werde nie eine Täuschung vorbringen können.“12 Seine Erkenntnis, daß die individuellen Schicksale von äußeren Ereignissen, von gesellschaftlichen Faktoren bestimmt werden, ist eine der Voraussetzungen dafür, daß Rétif in seinen Werken den sozialen Details besondere Aufmerksamkeit schenkt. In seinen Nuits de Paris (1788 bis 1794; „Nächte von Paris“), von denen er erwartet, daß sie einst, anno 2093, von den Franzosen als wichtigstes Quellenwerk der „Zeit vom Ende der Könige“ gelesen werden, finden wir Aufzeichnungen aus Kneipen und Billardstuben, Selbstgespräche und Dialoge von Betrunkenen, erfahren wir von seltsamen Berufen und Beschäftigungen, von Wiederverkäufern von Theaterkarten, Sammlern verlorengegangener Gegenstände usw. Bisweilen finden wir bei Rétif einfach „Verschiedenes“, wie in der Zeitung: so wenn er berichtet, daß gerade eine Frau aus einem Fenster gestürzt, ein alter Mann von einem Wagen überfahren worden ist, dessen Kutscher flüchtig ist, daß ein Apotheker durch fahrlässige Aushändigung einer verkehrten Rezeptur einen Patienten umgebracht hat u. ä.
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Zu seinen besten Werken zählen moralische und soziale Reformprojekte wie Le Thesmographe, Le Pornographe, La Découverte australe („Die australische Entdeckung“), autobiographische Werke, vor allem La vie de mon père („Das Leben meines Vaters“), Monsieur Nicolas, ou le coeur humain dévoilé (1696/97 ; "Monsieur Nicolas oder das entschleierte menschliche Herz“) und Romane wie Le Ménage parisien („Der Pariser Haushalt“) oder Le Paysan perverti („Der verdorbene Bauer“).
Rétif stellt sich hier die Aufgabe, auf die sittliche Besserung der Gesellschaft hinzuwirken, indem er die Liebe zur Tugend weckt und Entsetzen vor dem Laster einflößt.
In dieser Hinsicht wurde er von seinen Zeitgenossen kritisiert, nicht aber hinsichtlich seiner moralischen Zielsetzung.
Bleiben wir in unseren Dörfern und versuchen wir nicht, aus der glücklichen Unkenntnis über die Freuden der großen Städte herauszutreten .. .“14 Das Ende der beiden Bauernkinder gestaltet Rétif mit „extremen“ Mitteln, er will - wie der in derselben Zeit blühende Schauerroman - „Entsetzen erregen“, um damit eine entsprechende moralische Wirkung zu erzielen : Der junge Mann ersticht fünf oder sechs Polizisten, die ihn festnehmen wollen, er wird in das Bagno gebracht, bereut und flieht, aber die Reue erlöst ihn nicht: auf der Flucht wird er von einer Schlange gebissen, man muß ihm einen Arm abnehmen, er verliert ein Auge, dann das andere, wird ein Wrack, das zwar von seiner ehemaligen Wohltäterin noch geheiratet, aber schon am Hochzeitstag von einem Wagen zermalmt wird; das junge Mädchen liebt einen Rohling, wird mißhandelt und krank, auch sie wird durch die Reue nicht erlöst: sie verfault bei lebendigem Leibe, „um alle, die sich dem Laster ergeben, zu entsetzen, damit sie nicht auf eine späte Reue vertrauen“.15 Faszinieren die Romane von Rétif de la Bretonne die Zeitgenossen vor allem durch ihre drastischen Schilderungen moralischer Korrumpierung, abscheulicher Laster und menschlichen Elends als Folge der Abkehr von der „Natürlichkeit“ des Landlebens, so wird schließlich diesen Darstellungen mit dem utopisch-sentimentalen Roman Paul et Virginie (1788) von Bernardin de Saint-Pierre am Vorabend der Revolution ein positives Gegenbild an die Seite gestellt, das an hinreißendem Pathos nichts zu wünschen übrigläßt.
Wie bisher am Beispiel von Marmontel, Rétif de la Bretonne und Bernardin de Saint-Pierre gezeigt wurde, stellt sich der Roman der Spätaufklärung vor allem die didaktische Aufgabe der moralischen Unterweisung, deren Inhalt durch die aufklärerische Zielstellung, das heißt die Ablösung der feudalen Ständeordnung durch die bürgerliche Gesellschaft, bestimmt wird.
Wie die Werke Rétifs zeigen, konnte jedoch der Roman auch unter dem moralisierenden Aspekt auf diesem letzteren Gebiet neue Positionen erobern und in Bereiche eindringen, die der Literatur bis dahin verschlossen waren.
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Zu seinen besten Werken zählen moralische und soziale Reformprojekte wie Le Thesmographe, Le Pornographe, La Découverte australe („Die australische Entdeckung“), autobiographische Werke, vor allem La vie de mon père („Das Leben meines Vaters“), Monsieur Nicolas, ou le coeur humain dévoilé (1696/97 ; "Monsieur Nicolas oder das entschleierte menschliche Herz“) und Romane wie Le Ménage parisien („Der Pariser Haushalt“) oder Le Paysan perverti („Der verdorbene Bauer“).
Ebenso wie seine Autobiographien romaneske Züge tragen, finden sich auch in seinen Romanen viele autobiographische Momente. Rétif stellt sich hier die Aufgabe, auf die sittliche Besserung der Gesellschaft hinzuwirken, indem er die Liebe zur Tugend weckt und Entsetzen vor dem Laster einflößt.
Neben einer Fülle von Romanen verfasst er etwa 20 Theaterstücke, zahllose Erzählungen und seine Autobiografie Monsieur Nicolas (s.
1 reference
Rétifs Helden wandeln sich von guten, tugendhaften zu bösen, lasterhaften Menschen, und zwar auf Grund eines sozialen, die Ständeordnung untergrabenden Vorgangs: der Versetzung des Bauern vom Land in die Stadt, aus der ländlichen Einfalt in den alle überkommenen Werte zerstörenden bürgerlichen Verkehr.
1 reference
Bleiben wir in unseren Dörfern und versuchen wir nicht, aus der glücklichen Unkenntnis über die Freuden der großen Städte herauszutreten .. .“14 Das Ende der beiden Bauernkinder gestaltet Rétif mit „extremen“ Mitteln, er will - wie der in derselben Zeit blühende Schauerroman - „Entsetzen erregen“, um damit eine entsprechende moralische Wirkung zu erzielen : Der junge Mann ersticht fünf oder sechs Polizisten, die ihn festnehmen wollen, er wird in das Bagno gebracht, bereut und flieht, aber die Reue erlöst ihn nicht: auf der Flucht wird er von einer Schlange gebissen, man muß ihm einen Arm abnehmen, er verliert ein Auge, dann das andere, wird ein Wrack, das zwar von seiner ehemaligen Wohltäterin noch geheiratet, aber schon am Hochzeitstag von einem Wagen zermalmt wird; das junge Mädchen liebt einen Rohling, wird mißhandelt und krank, auch sie wird durch die Reue nicht erlöst: sie verfault bei lebendigem Leibe, „um alle, die sich dem Laster ergeben, zu entsetzen, damit sie nicht auf eine späte Reue vertrauen“.15 Faszinieren die Romane von Rétif de la Bretonne die Zeitgenossen vor allem durch ihre drastischen Schilderungen moralischer Korrumpierung, abscheulicher Laster und menschlichen Elends als Folge der Abkehr von der „Natürlichkeit“ des Landlebens, so wird schließlich diesen Darstellungen mit dem utopisch-sentimentalen Roman Paul et Virginie (1788) von Bernardin de Saint-Pierre am Vorabend der Revolution ein positives Gegenbild an die Seite gestellt, das an hinreißendem Pathos nichts zu wünschen übrigläßt.
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Wie bisher am Beispiel von Marmontel, Rétif de la Bretonne und Bernardin de Saint-Pierre gezeigt wurde, stellt sich der Roman der Spätaufklärung vor allem die didaktische Aufgabe der moralischen Unterweisung, deren Inhalt durch die aufklärerische Zielstellung, das heißt die Ablösung der feudalen Ständeordnung durch die bürgerliche Gesellschaft, bestimmt wird.
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Wenngleich die Romane Diderots - wie bereits bemerkt - erst nach der Revolution veröffentlicht wurden und damit keinen Einfluß mehr auf die aufklärerische Bewußtseinsbildung einer breiten Leserschaft auszuüben vermochten, so sind sie doch nicht weniger als die Werke Marmontels, Rétifs oder Rousseaus Ausdruck und Produkt der sozialen und ideologischen Prozesse in der vorrevolutionären Phase. Ihr Gegenstand sind die gleichen gesellschaftlichen Widersprüche wie in jenen Werken, nur zeichnet sich hier die Methode ihrer Behandlung und die Perspektive ihrer Überwindung durch qualitativ neue Momente aus.
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Ideale der Aufklärung erfahren auch im utopischen Roman ihre Ausgestaltung. Die Reise in die Zukunft bei Mercier (L'an 2440. Literatur Barguillet (1981), Behrens (1994), Cook (1992), Coulel (1967-68), Hudde (1977), May (1963), Mylne (1965), Versini (1979).
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Rêve s'il en fût jamais, 1771) oder die Entdeckung einer unbekannten Insel bei Rétif de la Bretonne (La découverte australe, 1781) erlauben es, neue Staatsformen zu entwerfen.
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Rétif ist Gast in den mondänen Salons und wird von Beaumarchais und Mercier protegiert. Er führt ein Bohème-Leben und schreckt nicht davor zurück, Szenen aus seinem Liebes- und Familienleben in seinen Werken preiszugeben.
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Rétif ist Gast in den mondänen Salons und wird von Beaumarchais und Mercier protegiert. Er führt ein Bohème-Leben und schreckt nicht davor zurück, Szenen aus seinem Liebes- und Familienleben in seinen Werken preiszugeben.