Paul et Virginie (Q3971)

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Paul et Virginie
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    Einer der bedeutendsten rousseauistischen Romane ist Bernardin de Saint-Pierres Paul et Virginie (1788), dessen Verfasser sein Vorbild an Sendungsbewußtsein weit übertrifft, darüber hinaus die Rousseausche Lehre erheblich simplifiziert. Doch weniger die eindeutige Zuweisung der Schuld an die Gesellschaft und der Unschuld an die Natur ist für den Erfolg dieses Romans entscheidend als vielmehr die auf die Romantik weisende narrative Inszenierung der Natur.
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    Einer der bedeutendsten rousseauistischen Romane ist Bernardin de Saint-Pierres Paul et Virginie (1788), dessen Verfasser sein Vorbild an Sendungsbewußtsein weit übertrifft, darüber hinaus die Rousseausche Lehre erheblich simplifiziert. Doch weniger die eindeutige Zuweisung der Schuld an die Gesellschaft und der Unschuld an die Natur ist für den Erfolg dieses Romans entscheidend als vielmehr die auf die Romantik weisende narrative Inszenierung der Natur.
    Eine unglückliche Liebesgeschichte gibt Anlass, große Gefühle sowie Leidenschaften und pathetische Liebesszenen zu schildern. Diese finden sich sowohl in Briefromanen, z. B. bei Crébillon fils, Mme Riccoboni, Rousseau, Mme de Genlis und Mme de Charrière, als auch in dem auktorial erzählten Roman Paul et Virginie (1788) von Bernardin de Saint-Pierre.
    Der überwältigende Erfolg des Romans bestätigt, daß mit dieser sentimentalen Geschichte voller privater Verwicklungen eine gesellschaftliche Aussage verbunden ist, die das Leserpublikum am Vorabend der Revolution in ihren Bann zu ziehen vermochte.
    Mittels der die ganze Geschichte durchwaltenden Sentimentalität wird die Unverbindlichkeit des utopischen Modells aufgehoben und der Leser vor allem gefühlsmäßig am Geschehen beteiligt.
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    Einer der bedeutendsten rousseauistischen Romane ist Bernardin de Saint-Pierres Paul et Virginie (1788), dessen Verfasser sein Vorbild an Sendungsbewußtsein weit übertrifft, darüber hinaus die Rousseausche Lehre erheblich simplifiziert. Doch weniger die eindeutige Zuweisung der Schuld an die Gesellschaft und der Unschuld an die Natur ist für den Erfolg dieses Romans entscheidend als vielmehr die auf die Romantik weisende narrative Inszenierung der Natur.
    1788
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    amours adolescentes; sensibilite, vertu, nature, exotisme (français)
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    Der letzte Band enthält den Roman Paul et Virginie (1788), der großen Anklang beim Publikum findet. Die Geschichte dient dem Autor dazu, seine in den ersten drei Bänden entworfenen Theorien zu veranschaulichen. Die Handlung spielt im exotischen Ambiente der Ile de France (Mauritius), die Bernardin de Saint-Pierre aus eigener Anschauung kennt. Die Liebesge-schichte zwischen den unschuldig-naiven Naturkindern Paul und Virginie entspricht der idyllischen Natur, die sie umgibt.
    Dieser Roman soll ein „Bild der Natur“ geben, das heißt, die Güte und Schönheit eines von den verheerenden Folgen der fortgeschrittenen bürgerlichen Zivilisation verschonten, unentwickelten bürgerlichen Lebens schildern.
    Die von Bernardin gezeichneten Handlungs- und Stimmungsbilder werden durch poetische Naturschilderungen ergänzt und vertieft, wie es sie bis dahin nicht gegeben hatte. Neben dem humanistischen Anliegen und der Gefühlstiefe dieses Romans machen nicht zuletzt sie dessen literarischen Wert aus.
    Einer der bedeutendsten rousseauistischen Romane ist Bernardin de Saint-Pierres Paul et Virginie (1788), dessen Verfasser sein Vorbild an Sendungsbewußtsein weit übertrifft, darüber hinaus die Rousseausche Lehre erheblich simplifiziert. Doch weniger die eindeutige Zuweisung der Schuld an die Gesellschaft und der Unschuld an die Natur ist für den Erfolg dieses Romans entscheidend als vielmehr die auf die Romantik weisende narrative Inszenierung der Natur.
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    Bleiben wir in unseren Dörfern und versuchen wir nicht, aus der glücklichen Unkenntnis über die Freuden der großen Städte herauszutreten .. .“14 Das Ende der beiden Bauernkinder gestaltet Rétif mit „extremen“ Mitteln, er will - wie der in derselben Zeit blühende Schauerroman - „Entsetzen erregen“, um damit eine entsprechende moralische Wirkung zu erzielen : Der junge Mann ersticht fünf oder sechs Polizisten, die ihn festnehmen wollen, er wird in das Bagno gebracht, bereut und flieht, aber die Reue erlöst ihn nicht: auf der Flucht wird er von einer Schlange gebissen, man muß ihm einen Arm abnehmen, er verliert ein Auge, dann das andere, wird ein Wrack, das zwar von seiner ehemaligen Wohltäterin noch geheiratet, aber schon am Hochzeitstag von einem Wagen zermalmt wird; das junge Mädchen liebt einen Rohling, wird mißhandelt und krank, auch sie wird durch die Reue nicht erlöst: sie verfault bei lebendigem Leibe, „um alle, die sich dem Laster ergeben, zu entsetzen, damit sie nicht auf eine späte Reue vertrauen“.15 Faszinieren die Romane von Rétif de la Bretonne die Zeitgenossen vor allem durch ihre drastischen Schilderungen moralischer Korrumpierung, abscheulicher Laster und menschlichen Elends als Folge der Abkehr von der „Natürlichkeit“ des Landlebens, so wird schließlich diesen Darstellungen mit dem utopisch-sentimentalen Roman Paul et Virginie (1788) von Bernardin de Saint-Pierre am Vorabend der Revolution ein positives Gegenbild an die Seite gestellt, das an hinreißendem Pathos nichts zu wünschen übrigläßt. Dieser Roman soll ein „Bild der Natur“ geben, das heißt, die Güte und Schönheit eines von den verheerenden Folgen der fortgeschrittenen bürgerlichen Zivilisation verschonten, unentwickelten bürgerlichen Lebens schildern. Bernardin wählt als Schauplatz der Handlung – dem Vorbild der Robinsonaden folgend – eine ferne, exotische Insel im Indischen Ozean.
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    Eine unglückliche Liebesgeschichte gibt Anlass, große Gefühle sowie Leidenschaften und pathetische Liebesszenen zu schildern. Diese finden sich sowohl in Briefromanen, z. Die Verlegung einer leidenschaftlichen und tragischen Liebeshandlung in Schlossruinen und Kellergewölbe soll im genre sombre (auch roman noir) einen besonderen Nervenkitzel beim Publikum erzeugen.
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    Eine unglückliche Liebesgeschichte gibt Anlass, große Gefühle sowie Leidenschaften und pathetische Liebesszenen zu schildern. Diese finden sich sowohl in Briefromanen, z. Die Verlegung einer leidenschaftlichen und tragischen Liebeshandlung in Schlossruinen und Kellergewölbe soll im genre sombre (auch roman noir) einen besonderen Nervenkitzel beim Publikum erzeugen.
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    Eine unglückliche Liebesgeschichte gibt Anlass, große Gefühle sowie Leidenschaften und pathetische Liebesszenen zu schildern. Diese finden sich sowohl in Briefromanen, z. Die Verlegung einer leidenschaftlichen und tragischen Liebeshandlung in Schlossruinen und Kellergewölbe soll im genre sombre (auch roman noir) einen besonderen Nervenkitzel beim Publikum erzeugen.
    Der letzte Band enthält den Roman Paul et Virginie (1788), der großen Anklang beim Publikum findet. Die Geschichte dient dem Autor dazu, seine in den ersten drei Bänden entworfenen Theorien zu veranschaulichen. Die Handlung spielt im exotischen Ambiente der Ile de France (Mauritius), die Bernardin de Saint-Pierre aus eigener Anschauung kennt. Die Liebesge-schichte zwischen den unschuldig-naiven Naturkindern Paul und Virginie entspricht der idyllischen Natur, die sie umgibt.
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    Neben dem sentimentalen Roman, den Mme Riccoboni („Lettres de Mistriss Fanni Butlerd“, 1757) und Mme de Charricre („Ca-liste“, 1787) sowie schließlich Rousseaus Freund Bernardin de Saint-Pierre mit „Paul et Virginie“ (1788) tradieren, kontrastiert Choderlos de Laclos (1741-1803) in seinem polyphonen Briefroman „Les liaisons dangereuses“ (1782) die Korruption und Verworfenheit der adligen Vertreter des libertinage de mœurs mit der Empfindsamkeit der tugendhaften Frauenfiguren.
    Durch diese unvermutete Konfrontation von bukolischer Landschaft und europäischen Denkgewohnheiten erhält der Roman seinen besonderen Akzent, wird die pastorale Idylle, wie sie im Frankreich des 18. Jahrhunderts durch Berquin und Florian zu neuem Leben erweckt worden war, mit der Realität verbunden und zu einem Instrument gesellschaftlicher Selbsterkenntnis umfunktioniert. Dabei wird jedoch primär nicht das intellektuelle Interesse des Lesers, sondern sein Gefühl angesprochen. Mittels der die ganze Geschichte durchwaltenden Sentimentalität wird die Unverbindlichkeit des utopischen Modells aufgehoben und der Leser vor allem gefühlsmäßig am Geschehen beteiligt.
    Neben dem humanistischen Anliegen und der Gefühlstiefe dieses Romans machen nicht zuletzt sie dessen literarischen Wert aus.
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    Dieser Roman soll ein „Bild der Natur“ geben, das heißt, die Güte und Schönheit eines von den verheerenden Folgen der fortgeschrittenen bürgerlichen Zivilisation verschonten, unentwickelten bürgerlichen Lebens schildern.
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    Bleiben wir in unseren Dörfern und versuchen wir nicht, aus der glücklichen Unkenntnis über die Freuden der großen Städte herauszutreten .. .“14 Das Ende der beiden Bauernkinder gestaltet Rétif mit „extremen“ Mitteln, er will - wie der in derselben Zeit blühende Schauerroman - „Entsetzen erregen“, um damit eine entsprechende moralische Wirkung zu erzielen : Der junge Mann ersticht fünf oder sechs Polizisten, die ihn festnehmen wollen, er wird in das Bagno gebracht, bereut und flieht, aber die Reue erlöst ihn nicht: auf der Flucht wird er von einer Schlange gebissen, man muß ihm einen Arm abnehmen, er verliert ein Auge, dann das andere, wird ein Wrack, das zwar von seiner ehemaligen Wohltäterin noch geheiratet, aber schon am Hochzeitstag von einem Wagen zermalmt wird; das junge Mädchen liebt einen Rohling, wird mißhandelt und krank, auch sie wird durch die Reue nicht erlöst: sie verfault bei lebendigem Leibe, „um alle, die sich dem Laster ergeben, zu entsetzen, damit sie nicht auf eine späte Reue vertrauen“.15 Faszinieren die Romane von Rétif de la Bretonne die Zeitgenossen vor allem durch ihre drastischen Schilderungen moralischer Korrumpierung, abscheulicher Laster und menschlichen Elends als Folge der Abkehr von der „Natürlichkeit“ des Landlebens, so wird schließlich diesen Darstellungen mit dem utopisch-sentimentalen Roman Paul et Virginie (1788) von Bernardin de Saint-Pierre am Vorabend der Revolution ein positives Gegenbild an die Seite gestellt, das an hinreißendem Pathos nichts zu wünschen übrigläßt. Dieser Roman soll ein „Bild der Natur“ geben, das heißt, die Güte und Schönheit eines von den verheerenden Folgen der fortgeschrittenen bürgerlichen Zivilisation verschonten, unentwickelten bürgerlichen Lebens schildern. Bernardin wählt als Schauplatz der Handlung – dem Vorbild der Robinsonaden folgend – eine ferne, exotische Insel im Indischen Ozean.
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    Bleiben wir in unseren Dörfern und versuchen wir nicht, aus der glücklichen Unkenntnis über die Freuden der großen Städte herauszutreten .. .“14 Das Ende der beiden Bauernkinder gestaltet Rétif mit „extremen“ Mitteln, er will - wie der in derselben Zeit blühende Schauerroman - „Entsetzen erregen“, um damit eine entsprechende moralische Wirkung zu erzielen : Der junge Mann ersticht fünf oder sechs Polizisten, die ihn festnehmen wollen, er wird in das Bagno gebracht, bereut und flieht, aber die Reue erlöst ihn nicht: auf der Flucht wird er von einer Schlange gebissen, man muß ihm einen Arm abnehmen, er verliert ein Auge, dann das andere, wird ein Wrack, das zwar von seiner ehemaligen Wohltäterin noch geheiratet, aber schon am Hochzeitstag von einem Wagen zermalmt wird; das junge Mädchen liebt einen Rohling, wird mißhandelt und krank, auch sie wird durch die Reue nicht erlöst: sie verfault bei lebendigem Leibe, „um alle, die sich dem Laster ergeben, zu entsetzen, damit sie nicht auf eine späte Reue vertrauen“.15 Faszinieren die Romane von Rétif de la Bretonne die Zeitgenossen vor allem durch ihre drastischen Schilderungen moralischer Korrumpierung, abscheulicher Laster und menschlichen Elends als Folge der Abkehr von der „Natürlichkeit“ des Landlebens, so wird schließlich diesen Darstellungen mit dem utopisch-sentimentalen Roman Paul et Virginie (1788) von Bernardin de Saint-Pierre am Vorabend der Revolution ein positives Gegenbild an die Seite gestellt, das an hinreißendem Pathos nichts zu wünschen übrigläßt. Dieser Roman soll ein „Bild der Natur“ geben, das heißt, die Güte und Schönheit eines von den verheerenden Folgen der fortgeschrittenen bürgerlichen Zivilisation verschonten, unentwickelten bürgerlichen Lebens schildern. Bernardin wählt als Schauplatz der Handlung - dem Vorbild der Robinsonaden folgend -eine ferne, exotische Insel im Indischen Ozean. Zwei Französinnen mit ihren beiden eingeborenen Dienern suchen dort Zuflucht.
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    Nur auf ihre eigenen Kräfte und auf die ihrer Diener angewiesen, müssen sie nun den Unterhalt für sich und ihre beiden eben geborenen Kinder, Paul und Virginie, aus einem kleinen Stück Land selbst erwirtschaften. Die beiden Kinder wachsen in einer Atmosphäre natürlicher Harmonie und Eintracht auf.
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    Der überwältigende Erfolg des Romans bestätigt, daß mit dieser sentimentalen Geschichte voller privater Verwicklungen eine gesellschaftliche Aussage verbunden ist, die das Leserpublikum am Vorabend der Revolution in ihren Bann zu ziehen vermochte.
    Es heißt dort: „Dieser idyllische Roman tat große Wirkung . .. kurz vor der Revolution geschrieben, ruht das Interesse seiner Verwicklung auf den schmerzlichen Mißverhältnissen, die in den neuesten Staaten zwischen Natur und Gesetz, Gefühl und Herkommen, Bestreben und Vorurteilen so bang und so beängstigend sind und es mehr noch waren.“16 Die im Grunde realitätsferne Idylle erhält somit als utopischer Entwurf unter den gegebenen Verhältnissen revolutionäre Sprengkraft. Von Rousseaus Ideen ausgehend, vergegenständlicht sie ausschnittartig das Wunschbild einer von gesellschaftlichen Konventionen und Vorurteilen befreiten Gesellschaft.
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    Es heißt dort: „Dieser idyllische Roman tat große Wirkung . .. kurz vor der Revolution geschrieben, ruht das Interesse seiner Verwicklung auf den schmerzlichen Mißverhältnissen, die in den neuesten Staaten zwischen Natur und Gesetz, Gefühl und Herkommen, Bestreben und Vorurteilen so bang und so beängstigend sind und es mehr noch waren.“16 Die im Grunde realitätsferne Idylle erhält somit als utopischer Entwurf unter den gegebenen Verhältnissen revolutionäre Sprengkraft.
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    Es heißt dort: „Dieser idyllische Roman tat große Wirkung . .. kurz vor der Revolution geschrieben, ruht das Interesse seiner Verwicklung auf den schmerzlichen Mißverhältnissen, die in den neuesten Staaten zwischen Natur und Gesetz, Gefühl und Herkommen, Bestreben und Vorurteilen so bang und so beängstigend sind und es mehr noch waren.“16 Die im Grunde realitätsferne Idylle erhält somit als utopischer Entwurf unter den gegebenen Verhältnissen revolutionäre Sprengkraft. Von Rousseaus Ideen ausgehend, vergegenständlicht sie ausschnittartig das Wunschbild einer von gesellschaftlichen Konventionen und Vorurteilen befreiten Gesellschaft.
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    Indem sich Bernardin an dieses Mitgefühl der Leser wendet, bei ihnen Rührung hervorruft und Mitleid mit dem tragischen Geschick seiner Helden erzeugt, will er seine Leser geneigt machen, ihre eigene Existenz von Grund auf zu überprüfen, ihrem egoistischen Wesen abzuschwören und sich ihrer moralischen Kräfte bewußt zu werden. Die von Bernardin gezeichneten Handlungs- und Stimmungsbilder werden durch poetische Naturschilderungen ergänzt und vertieft, wie es sie bis dahin nicht gegeben hatte. Wie bisher am Beispiel von Marmontel, Rétif de la Bretonne und Bernardin de Saint-Pierre gezeigt wurde, stellt sich der Roman der Spätaufklärung vor allem die didaktische Aufgabe der moralischen Unterweisung, deren Inhalt durch die aufklärerische Zielstellung, das heißt die Ablösung der feudalen Ständeordnung durch die bürgerliche Gesellschaft, bestimmt wird.
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    Neben dem humanistischen Anliegen und der Gefühlstiefe dieses Romans machen nicht zuletzt sie dessen literarischen Wert aus.
    Wie man aus den letzten vier Büchern des Romans entnehmen kann, ist Julies ganzes Denken und Wirken nicht auf die Befriedigung individueller Bedürfnisse, sondern auf die praktische Realisierung humaner Ziele gerichtet, die ihrem Inhalt nach mit der im Roman geschilderten idealen Lebensweise der Walliser in Einklang stehen.
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    Julies hohes moralisches Bewußtsein, das sie in ihrer gesamten Tätigkeit im Dienste und zum Wohle ihrer Familie und der Allgemeinheit unter Beweis gestellt hat, bietet in den Augen Wolmars die hinreichende Gewähr, daß die Begegnung mit Saint-Preux sie nicht in erneute Versuchungen führen wird. Vielmehr verspricht er sich davon das Entstehen einer geläuterten Freundschaft, die allen Beteiligten neue Glückserlebnisse zu bereiten vermag. In der damit einsetzenden Spannung zwischen Pflicht und Neigung, Tugend und Verlangen entwickeln Julie und Saint-Preux ein Übermaß an gesteigerten sittlichen Empfindungen und Gefühlen, die einerseits den Idealforderungen Rousseaus im Hinblick auf eine erneuerte Gesellschaft Ausdruck verleihen, andererseits aber auch die ganze unlösbare Problematik solcher Art erzwungener Verhaltensweisen, die die Unterdrückung des natürlichen Gefühlslebens verlangt, erkennen lassen. In dem fortwährenden hoffnungslosen Kampf widerstreitender Empfindungen verzehrt sich Julie, wenngleich sie es lange Zeit sich selbst gegenüber nicht eingestehen will. Ihr frühzeitiger Tod bedeutet letztlich eine Erlösung für sie. Dennoch hat Julies Verzicht auf Liebeserfüllung und ihr Eingehen auf die Forderungen des Vaters nichts mit passivem Gehorsam und Zurücknahme zu tun. Ihre Entscheidung ist ein aktives Bekenntnis. Wenn Rousseau seinen Roman daher damit abschließt, daß Julie - nachdem sie ihr Kind, das zu ertrinken drohte, gerettet hat - angesichts des Todes einerseits erneut ihre Liebe zu Saint-Prcux beteuert und sogar die Hoffnung ausspricht, mit ihm einmal vereint zu sein, andererseits sich aber auch zu dem von ihr beschrittenen Weg bekennt, so ist dies keineswegs paradox.
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    Einer der bedeutendsten rousseauistischen Romane ist Bernardin de Saint-Pierres Paul et Virginie (1788), dessen Verfasser sein Vorbild an Sendungsbewußtsein weit übertrifft, darüber hinaus die Rousseausche Lehre erheblich simplifiziert. Doch weniger die eindeutige Zuweisung der Schuld an die Gesellschaft und der Unschuld an die Natur ist für den Erfolg dieses Romans entscheidend als vielmehr die auf die Romantik weisende narrative Inszenierung der Natur.
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    So veröffentlicht etwa Jean-Pierre Claris de Florian 1783 einen Pastoralroman, Galatee - im Anschluss an Cervantes und auch Bernardin de SaintPierre greift mit Paul et Virginie (1788), einer »espece de pastorale«, bukolische Motive auf. Zugleich aber gerät der geschlossene frühneuzeitliche ästhetische Code der Bukolik im Verlaufe des 18.
    madame de la Tour, Marguerite, Paul, Virginie (français)
    Cadre Ire personne, avec recit principal 3e personne (français)
    Paris, imprimerie de Monsieur, P.F. Didot Je jeune, Mequignonl'aine (français)
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